Hallo ihr Lieben, ich melde mich endlich wieder bei euch, macht euch keine Sorgen, mir geht es gut!
Er ist erst später gegangen.
Als ich ihm sagte, dass er gehen soll, fing er plötzlich an zu sprechen, nachdem er schon fast die Wohnung verlassen hatte. Ich dachte mir, dass ich ihn einfach mal reden lasse, wenn er es denn schon tut.
Wir haben uns ein wenig unterhalten, ganz ruhig, allerdings scheint ihm alles egal zu sein.
Das Kind will er nicht mehr, er glaubt nicht, dass er es schaffen würde, er fühlt sich nicht bereit, er sagte mir, dass es ein falscher Zeitpunkt sei, er würde es lieber später haben wollen, damit alles besser laufen kann. Er hätte sich zwar sehr gefreut, aber nur mir zuliebe nichts von seinen Zweifeln und Sorgen erzählt, weil meine Entscheidung sofort festgestanden hätte.
Er könnte sich nicht mit dem Gedanken anfreunden, er wüsste nichtmal mehr, wie sein Leben weitergehen soll, er hätte im Moment keine Hoffnung mehr und große Ängste.
Seine Familie sei nun weg, würde ihn hassen, er hätte nun niemanden mehr und sei alleine.
Er hätte sich für mich entschieden, sonst hätte er seiner Familie nicht davon berichtet, er würde bei mir bleiben, ob mit oder ohne Kind, aber mit Kind sei er nie wieder der Alte, er würde uns niemals glücklich machen können, das Kind hätte es nicht gut bei ihm.
Im Moment scheint es ihm auch egal zu sein, dass er mich an seiner Seite hat, für ihn ist unsere Beziehung anscheinend nichts besonderes mehr, nichts mehr, womit er glücklich werden könnte, er sagte mir, er würde um gar nichts mehr kämpfen.
Zudem will er jetzt sein Studium schmeißen, darauf hätte er auch keine Lust mehr, er hätte heute normalerweise da sein müssen, er sei die letzten Tage auch nicht zu wichtigen Terminen gegangen, weil er keinen Kopf mehr dafür hätte, er meinte, dass er nun einige Monate wiederholen müsste, alles sei umsonst gewesen, er könnte es auch nicht mehr vernünftig finanzieren, da seine Familie ihn nun nicht mehr unterstützt.
Sie haben ihm immer Geld geschickt, wenn ihm etwas fehlte. Er arbeitet allerdings nebenbei noch im Krankenhaus, verdient dort gar nicht so schlecht, bald wäre er auch mit dem Studium fertig gewesen, es hätte nicht mehr lange gedauert.
Ich weiß gar nicht, ob ich euch bereits davon erzählte.
Es wäre alles zu viel für ihn, zu plötzlich und ungeplant, sein ganzes Leben wäre nun kaputt. Seine Familie, wahrscheinlich noch seine Karriere und unsere Beziehung, er sei nicht sauer auf mich, sondern auf sich selbst, weil er keine Kraft hätte, weil er enttäuscht von sich selbst sei.
Ich hatte ihn gefragt, was seine Eltern noch gesagt haben, er meinte nur, dass sie ihn weiterhin beleidigen, ihm Stress machen und ihn verstoßen, er meinte, dass sie nurnoch Terror machen würden, sie würden ihm den Tod wünschen, sie würden ihm sagen, dass er ein Fehler gewesen sei, dass sie auch ihn lieber abgetrieben hätten, dass sie auch über mich sehr schlimm schimpfen würden. Er sei sauer auf sie, trotzdem würde er sie zu sehr lieben, es sei alles nicht einfach.
Viele Nachrichten hatte er mir dann auch gezeigt und übersetzt, auch Sprachnachrichten spielte er ab, das war nur ein rumgebrülle von mehreren Personen gleichzeitig, seine Eltern waren zu hören, aber auch noch andere Familienmitglieder.
Ich fragte ihn noch, ob er denn gar kein schlechtes Gewissen hätte, wenn ich unser Kind abtreiben würde. Das war natürlich nur eine Frage.
Ein schlechtes Gewissen hätte er angeblich, aber ihn würde der Gedanke beruhigen, dass wir es später besser machen könnten, er würde nur das Beste für sein Kind wollen, er würde die Emotionen ausblenden und nur an die Vor und Nachteile denken, er würde es rational sehen.
Wir sehen uns vielleicht am Freitag nochmal, er sagte mir, dass wir am Freitag in Ruhe reden können, allerdings würde er bei seiner Meinung bleiben. Ich hatte nämlich zuvor darum gebeten, dass wir nochmal ganz vernünftig miteinander sprechen, dass wir uns Zeit geben.
Ich soll mir überlegen, ob ich nochmal reden will, es sei alles nurnoch meine Entscheidung, er könnte eh nichts mehr tun.
Naja, wenn er bei seiner Meinung bleibt, dann bringt es doch nichts mehr?
Was hätte ich davon, wenn er zwar bei mir bleibt, aber dennoch nicht wirklich da ist, es gar nicht wirklich sein will? So wie er jetzt zu mir ist, so halte ich das nicht aus, damit könnte ich nicht leben.
Ich will, dass es so wird wie vorher, aber eben mit Kind, ich will eine schöne und glückliche Familie.
Angst vor ihm habe ich normalerweise nicht, aber mir war und ist doch etwas mulmig. Vor allem gestern wurde mir ganz anders, sein Verhalten war schon ziemlich beängstigend, deshalb wollte ich auch, dass er geht, dass er meine Wohnung verlässt.
Er hat mir aber noch nie etwas getan, so schätze ich ihn auch eigentlich nicht ein.
Jetzt weiß ich nicht, was ich tun soll.
Mich Freitag treffen und mit ihm reden? Aber über was denn noch? Es steht doch alles fest.
Mit ihm schluss machen, obwohl er sagt, dass er bei mir bleibt? Da kommen mir die Fragen, ob es nicht irgendwann doch besser und ganz anders aussehen würde, ob es nicht doch klappen würde.
Ich frage mich, könnte ich ihm überhaupt verzeihen, all seine Worte zu mir und dem Kind? Will ich so einen Mann überhaupt noch? Bleibt er nur, damit er jemanden hat, zu dem er gehen kann? Verlässt mich dann vielleicht, wenn er eine andere findet, ohne Kind? Das ist gerade echt schwierig für mich. Ich finde es im Moment kompliziert und sehr hoffnungslos, egal wie ich denke, alles ist falsch, alles endet so, wie ich es nie wollte.
Erst freute er sich auf unser Kind, jetzt überhaupt nicht mehr, nun findet er plötzlich so viele Gründe, das ist doch alles super auffällig, so kurz nach dem Gespräch mit seinen Eltern.
Naja, so sieht es gerade aus, überhaupt nicht gut also. Ich habe seit gestern mittag nichts gegessen, ich kriege einfach nichts herunter, ich fühle mich ganz schlecht.
Ich danke euch allen so sehr, ihr seid so toll und mir eine große Hilfe, ihr gebt mir gerade so viel Kraft. Es ist so lieb, dass ihr euch Sorgen macht, dass ihr mich unterstützt, Dankeschön!