Es freut mich, wenn mein Beitrag für Dich hilfreich war. Also habe ich doch nicht für nix geschrieben. Und wenn, wäre es mir auch egal.
Haha, Deine Einfälle gefallen mir! Sie sind natürlich teilweise unrealistisch (wer lernt schon freiwillig finnisch?), aber als Laienschauspielerin würdest Du mit Deiner inneren Lebendigkeit bestimmt gut passen. Probier so was ruhig aus, habe den Mut dazu und schau was passiert. Manchmal hilft es ungemein, eine Stellschraube im Leben neu zu setzen und Dein Leben sieht anders aus.
Ja, ja, die Piratenschiffe können einen schon mal reizen. Dürfen sie auch, aber man sollte beizeiten wieder abdrehen, da es doch nur Piratenschiffe sind und bleiben. Schauen ist aber erlaubt!
Nach dem Ende meiner Affäre fühlte ich mich innerlich leer. Und natürlich war ich enttäuscht über den Ausgang der Affäre und fühlte mich weggeworfen.Und natürlich fehlte mir so entsetzlich viel, nicht nur das Eine, sondern auch viele andere Dinge wie Gespräche. Es passte so vieles mit dem AM und manche Ähnlichkeiten waren durchaus frappierend. Doch im Kern war der Apfel faul. Z.B, weil ich neidisch war. Auf seine Art zu leben. Ich hatte beständig das Gefühl, dass ich im Grund genommen austauschbar für ihn bin. Ob da jetzt eine Tulpe oder eine Iris oder eben eine Begonie in seinem Leben war, war eigentlich egal für ihn. Er blieb nämlich autark, er lebte sein Leben auch bestens ohne mich und ich hatte auch sehr wenig Anteil an seinem tollen Leben. Ich war schon während der Affäre der Zaungast, der ihm beim Leben zusah.
Und als er weg war, konnte ich ihm auch nicht mehr dabei zuschauen, sondern war ausgesondert. Nach immenser Traurigkeit kam eine immense Wut auf ihn, aber eigentlich vor allem auf mich selbst, weil ich einfach nicht der Lage war, mit mir selbst zufrieden zu sein und meinem Leben neue Aspekte abzugewinnen.
Die Affäre hatte mir auf Zeit das gegeben, was ich vermisste. Das fehlte dann lange Zeit und war ersatzlos weg.
Aber ich bin auch ein trotziger Mensch und sagte mir, jetzt erst recht. Wie Du liebe ich Kino und Theater, aber mein Mann hat daran null Interesse und Freundinnen, die mich begleiteten, hatte ich nicht.
Und so ging ich einfach mal allein ins Theater, holte mir in der Pause mein Glas Sekt und schaute mir die Leute an.Und hinterher merkte ich , dass das doch toll ist. Ich kann mich ganz auf das Stück einlassen, keiner stört mich, redet mich an, will ein Statement von mir oder erzählt mir in der Pause über die Darmcholiken seines Kanarienvogels.
Ich machte das immer wieder und merkte, für manche Dinge brauchst Du niemanden. Dann stand ein Kongress in Berlin an. Ich als Provinzpflanze hatte Befürchtungen vor der großen Stadt. Und außerdem lief ich Gefahr, ihn dort zu sehen. Lange überlegte ich, zauderte und dann buchte ich. Mein Bauch sagte mir: Du machst das jetzt!
Und oh Wunder, es lief alles wunderbar. Ich blieb nach dem Kongress noch zwei Tage länger und unternahm was. Und keine Sekunde fühlte ich mich einsam und verlassen. Ich war allein und das war gut so.
Hin und wieder fahre ich auf ein paar Tage nach Berlin. Das ist die Stadt, die mein damals instabiles Leben in ein anderes Fahrwasser brachte. Dafür kann Berlin nichts, denn ich war es ja, die den Aufenthalt gestaltete.Aber dennoch ist es eine Art Fluchtpunkt geblieben. Mein Mann hasst übrigens Großstädte, insbesondere Berlin, das er zwar nicht kennt, aber trotzdem!
Zum Lachen, denn seine Vorurteile sind manchmal unumstößlich. Sein Problem, nicht meines.
Beruflich änderte sich auch was. Ich übernahm, obwohl immer von inneren Versagensängsten geplagt, Zusatzaufgaben, die mir zwar nicht mehr Geld einbrachten, aber mein Selbstbewusstsein entscheidend stärkten. Ich merkte, ich hatte mir selbst immer im Weg gestanden und war nicht schlechter als Andere.
Irgendwie wurde ich im Lauf der Jahre zu einem anderen Menschen. Ich weiß, dass ich für mein Leben selbst verantwortlich bin und dass es meine Aufgabe ist, dem Leben neue Richtungen zu geben, wenn die alten Wege nicht mehr passen. Es liegt an mir, nicht an meinem Mann und schon gar nicht an einer Affäre.
Beruflich neue Herausforderungen anzunehmen, gerade wenn man keine Kinder hat wie ich auch, kann auch sehr heilsam sein.
Dein Mann ist goldrichtig für Dich. Du bist der lebendigere Teil und brauchst daher mehr Abwechslung. Er mit seinem Gleichmaß ist für die Stabilität zuständig. Ich denke, Ihr profitiert gegenseitig voneinander, denn was ihm fehlt, der Pfeffer im A, bringst Du in die Beziehung und was Dir abgeht, das liefert er. Solch ein Team, bei dem jeder von der gegenseitigen Verschiedenheit profitiert, kann durchaus belebend sein.
Von toten Fischen unter Deck habe ich auch die Nase voll. Obwohl so ein feuriger Pirat manchmal schon Wünsche aufkommen lässt. Aber was war meine Affäre eigentlich? Ein feuriger Pirat? Nö, im Grund genommen ein von Selbstzweifeln und Lebensunlust geplagter Langweiler, der auch nie recht wusste, was er eigentlich will. Da ist mein Mann viel spannender, aber das hatte ich übersehen. Der ist so wohltuend stabil, dass ich dort innere Ruhe finde.
Wenn Dein Mann die Affäre als erledigt betrachtet, dann bohre da nicht weiter nach. Vielleicht ist es einfacher für ihn, nicht alles zu wissen. Die Affäre bleibt für ihn damit gesichtslos und vermutlich kann er deswegen leichter damit umgehen. Und wenn er keinen Redebedarf hat, respektiere das und dränge ihm nichts auf, was er nicht wissen will. Vermutlich weiß er ohnehin, wie und warum es dazu kam. Sonst wäre er nicht so darüber hinweg gegangen.
Mein Mann wusste von der Affäre, aber er wollte nichts wissen von diesem Anderen. Der blieb für ihn alters-, gesichts- und namenlos. Aber ich glaube, er wusste mehr als ich. Er wusste, dass es auch an ihm lag, dass ich mich woanders umsah und etwas suchte und er wusste, dass ich meine Zeit brauchen würde, bis ich wieder zurück fand. Er hat damals eine innere Größe und auch eine unumstößliche LIebe zu mir bewiesen.
Manche sehen das anders, aber die Wege, die Paare gehen, können nicht gleich sein, denn es gibt keine Patentrezepte, die für jede Beziehung passen.
Du hast im Betreff gefragt: Muss ich es bereuen?
Nein, Du musst es nicht bereuen, Du solltest Dir nur eingestehen, dass es ein Irrweg war, den man blind und blöd einschlägt, wenn man mit sich selbst nichts mehr anfangen kann. Das ist Dir ohnehin klar geworden.
Verirrungen sind menschlich, aber meist korrigierbar.
Es ist nichts umsonst im Leben, auch nicht eine Affäre. In doppelter Hinsicht, denn man zahlt dafür, aber man kann auch davon profitieren, weil sie ein Weckruf sein kann.
Verbeulte Schiffe kann man wieder ausbeulen, aber wie neu werden sie nicht mehr. Hauptsache, sie sind noch fahrtüchtig.
Begonie
08.01.2020 15:30 •
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