Ich bin einfach zu träge

Zitat von Robert98:

Hallo zusammen, meine Partnerin und ich haben die letzten Jahre eine Fernbeziehung geführt, da sich beruflich gegenwertig keine andere Option ergeben hat. Ursprünglich stand ich dem ganzen sehr skeptisch gegenüber, aber sie hat mich einfach komplett umgehauen und so habe ich mich darauf eingelassen. Machen wir uns ...

Ich kenne eure Situation nicht, aber ich kenne Fernbeziehungen. Ich habe dies zuletzt selber relativ lange gelebt. Sie im Norden, ich im Süden des Landes. Regelmäßig ist man alle 2-3 Wochen hin- und hergeflogen. Dass das ins Geld geht ist völlig klar und das man da eben auch auf den Preis schaut ist in Ordnung und richtig. Frauen neigen halt oft zu einer verträumten Vorstellung, das der Mann sofort in den Flieger springt, egal wann wie und wo, dann bei Regen mit dem Mietwagen durch die Nacht fährt und dem Blumenstrauß um 2 Uhr morgens vor der Tür steht...

Die Realität bei Fernbeziehungen meiner Erfahrung nach ist jedoch eine andere. Das gemeinsame Leben reduziert sich auf Wochenenden oder Urlaube. Der Alltag fehlt. Man ist also geneigt alles was einem die Woche in den Sinn kommt in diese wenigen Tage zu packen, Streit, Lust, Liebe... alles muss rein.
Auf dem Weg dahin ist das Wir aber oft nur ein paar Nachrichten oder Videocalls, jeder denkt und lebt so vor sich hin und mit diesen Stimmungen trifft man wieder aufeinander.

Nein, ich finde nicht dass du träge bist. Du gehst immer auf sie zu.

Möglicherweise fehlt einem von euch eine Perspektive? Eine Zukunft - eine gemeinsame? Ihr sprecht wohl viel über Gefühle, wie es euch geht aber so richtig greifbar scheint weiter nichts zu sein?

Fernbeziehungen haben meiner Meinung nach alle eins gemeinsam wenn sie funktionieren sollen - die Lücke ist zu schließen. Seid ihr dazu bereit, war dies je schon ein konkretes Thema? Wer zieht zu wem, vor allem WANN?

Schöner Beitrag @Deceived_m !

@Deceived_m vielen Dank.

Klar braucht es eine Perspektive. Die hatten wir, dann haben sich neue Chancen ergeben und da sie das immer schon wollte, habe ich ihr gut zugeredet. Es ist befristet und doch ist halt einfach ungewiss, wie es danach genau weiter geht. Ja wir wollen zusammenziehen oder wollten es zumindest. Ich bin die letzten Wochen nochmal tief in mich gegangen und habe alle Optionen durchgespielt, die sich irgendwie realisieren lassen. Auch das habe ich ganz offen kommuniziert, ich bin bereit viele Opfer zu bringen, aber dann will ich mir nicht irgendwann anhören müssen, dass ich irgendetwas nicht bieten kann, weil ich für eine der Optionen beruflich kürzer getreten bin.

Zitat:

Frauen neigen halt oft zu einer verträumten Vorstellung

Oh das passt schon ganz gut. Dann bisst du auf einmal der kalte Realist. Aber das Leben ist eben kein Ponyhof.

Zitat:

Ihr sprecht wohl viel über Gefühle, wie es euch geht aber so richtig greifbar scheint weiter nichts zu sein?

Grundsätzlich habe ich absolut Verständnis dafür, dass sie sich schwer tut, nach allem was war. Aber die Signale an mich sind teils so unterschiedlich. Wenn dann mal wieder Funkstille ist, beginne ich alles zu hinterfragen, jede Nachricht aus tausenden Blickwinkeln zu betrachten und neu zu interpretieren. Früher hätte ich da oft impulsiv reagiert, inzwischen ist mir klar, dass ich uns damit keinen Gefallen tue. Richtig ist aber auch, diese Ungewissheit, so sehr sie auch zu erklären ist, zerreißt mich gelegentlich.

Kleines Update: Den Absprung habe ich bisher nicht geschafft. Es ist weiter alles in der Schwebe und ich merke wie mir die Kraft ausgeht. Kommunikation ist und bleibt ein Desaster, ich hoffe ich kann mich fangen.

Zitat von Robert98:

Kleines Update: Den Absprung habe ich bisher nicht geschafft. Es ist weiter alles in der Schwebe und ich merke wie mir die Kraft ausgeht. Kommunikation ist und bleibt ein Desaster, ich hoffe ich kann mich fangen.

Hallo,

es scheint als würde dir diese Beziehung regelmäßig mehr Energie nehmen als bringen.
Was derzeit da ist, ist ganz viel Hoffnung. Allerdings entscheidet offenbar sie darüber ob du glücklich bist.
Diesen Umstand solltest du ändern.
Erwäge eine Zeit auf Abstand zu gehen, nach vielen schlechten Gedanken wirst du plötzlich recht klar sehen.
Ist wie mit dem Heftpflaster beim abziehen
Hey es ist fast Wochenende, du solltest guter Laune sein - nicht hier!
Viele Grüße

@Deceived_m
Nochmals Danke. Regelmäßig würde ich eigentlich nicht sagen. In den letzten Wochen definitive, wobei es da ja auch keine richtige Beziehung ist. Ach Freunde treffen und alles ist toll, aber richtig ablenken kann ich mich eigentlich nur mit Arbeit. Die Überstunden häufen sich so langsam.

@Anika41 Ja Spielball passt ganz gut und dir auch nochmal Danke! Prinzessin passt auch etwas, bis zu einem gewissen Rahmen gehe ich aber auch das noch mit.

Jetzt das eigentliche... sie hat sich entschieden was sie will und möchte sich mit mir treffen. Ich bin gespannt wo sie meint das wir uns treffen und für den Fall das sie noch eine Chance sieht, bin ich ganz besonders gespannt, wie sie damit umgeht, dass sich bei mir inzwischen viel mehr Fragen ergeben. Ich werde euch über den Ausgang dann irgendwann berichten können.

So wie angekündigt nun ein Update.
Wir haben uns nocheinmal getroffen und ausgesprochen.
Ausgangspunkt jetzt war: Wir hatten uns schon mehrfach getroffen und sie überlegte, ob sie uns noch eine Chance geben möchte. Ich hatte meine Position schon recht deutlich gemacht, wobei ich anfing zu zweifeln, je länger sie nachdachte, da unsere Kommunikation einfach grauenvoll war.
Das Treffen nun schlug sie vor und wie sollte es anders sein, bei Ihr bzw. besser gesagt in ihrer Stadt. Auf eine erneute Fahrt für ein paar Stunden hatte ich wenig Lust und sich zumindest auf halber Strecke zu treffen wäre mir deutlich lieber gewesen. Insbesondere da sich die Kommunikation in keiner Weise gebessert hatte.
Ich habe mir also Urlaub genommen, das Motorrad gepackt und mir vorgenommen danach ein bisschen Motorradurlaub zu machen. Die Region ist schließlich reizvoll und die Anfahrt hätte somit so oder so ihr Gutes.
Zu meiner großen Überraschung verlief unser Gespräch richtig gut und wir hatten beide ordentlich reflektiert. Es würde einige Baustellen geben, aber wir sehen Wege für uns beide. Zu meinem Urlaub mit Motorrad kam es jedoch nicht. Stattdessen wurde mir mitgeteilt, dass man sich nach der Information umgehend freigenommen habe und etwas geplant habe. Etwas überrascht und leicht überrumpelt, befand ich mich auf den Weg in einen gemeinsamen Urlaub. Ganze zwei Wochen, in denen wir uns so verdammt nah gekommen sind. Ein ganz komisches Gefühl, nach allem was vorgefallen ist… unbeschreiblich, nah wie nie zuvor und so viel aufmerksamer. Ich kann das alles garnicht alles verschriftlichen, aber es fühlt sich alles genial an. Ja ich hatte zwischendurch Momente, wo auch bei mir unschöne Erinnerungen hoch kamen, aber wir können super drüber sprechen. Das klingt vermutlich alles total absurd für viele hier, weil es wohl in jeder gesunden Beziehung so sein sollte, aber es wirkt wie ein neues Level, auf dem ich noch nie war. Ich hoffe das wir uns das alles bewahren können und uns so unsere gemeinsame Zukunft schmieden, für die es natürlich ganz neue Pläne und Perspektiven gibt.
Ich möchte euch allen noch einmal für die Beiträge danken.

Zitat von Robert98:

befand ich mich auf den Weg in einen gemeinsamen Urlaub. Ganze zwei Wochen, in denen wir uns so verdammt nah gekommen sind

Urlaub - kein Alltag ist.
Der Alltag war euer Problem

@Heffalump Danke. War nach dem Urlaub auch noch lange bei ihr, kommt dem Alltag näher, aber solange wir ne Fernbeziehung führen … ist der Alltag halbwegs unspektakuläre.

Ich will Deine Freude nicht dämpfen @Robert98 .
Aber ich sehe das genauso wie @Heffalump .
Urlaub ist wie ein ein paar Stunden Aufenthalt in Disneyland.
Alltag ist wie 4 Stunden Stau bei Hitze auf der Autobahn.
Ich kann Dir nur immer wieder dringend eine Art Probewohnen mit ihr empfehlen !
Minimum ein halbes Jahr lang - erst dann weißt und begreifst Du,
womit Du es hier zu tun hast !

Zitat von Robert98:

aber solange wir ne Fernbeziehung führen

wenn du denkst, und ich bin da bei Multiversum, zusammen zu ziehen, dann *ne Art Probewohnen, wobei ich dir raten würde, Ihr Alle zusammen in eine neue Wohnung, weil da die Vorzeichen andere sind, als wenn du zu ihr ziehst.
Wenn sie mal wieder eskaliert, dir dann an den Kopf werfen könnte, ist ja meine Wohnung, kannst ja gehen..

Solche Aussagen extrem unfair sind - und man kann dem wenig entgegen setzen.

@Heffalump Danke.
Naja was meinst du denn?
Fakt ist doch, solange wir so wohnen, wie es aktuell ist, kann keiner vernünftig sagen, wie es im Alltag sein wird. Was sich ändern muss, damit wir bei der aktuellen Entfernung klar kommen, haben wir für uns geklärt. Ein Zeitraum wann wir zusammenziehen wollen ist auch wieder definiert.
@Multiversum Auch dir nochmal vielen Dank. Probewohnen hört sich grundsätzlich gut an. Ist aktuell halt leider einfach nicht umsetzbar. Etwas Zeit müssen wir da noch überstehen. Ob’s dann unbedingt neue Wohnungen sein müssen.. mal sehen.

Zitat von Robert98:

Ob’s dann unbedingt neue Wohnungen sein müssen.. mal sehen.

du - vergibst hier ne Chance, die du nicht hättest, wenn du in ihren Wohnung ziehen würdest.

Es würde ihr bestimmt Sicherheit vermitteln, wenn ihr gemeinsam im Mietvertag stehen würdet. Und eine gemeinsame Wohnung füllt sich auch mit vielen gemeinsamen Erinnerungen, Erlebnissen und Bilder, Deko usw.

Es gäbe ihr viel mehr, als dir gerade bewusst

@Heffalump naja noch steht ja auch nicht fest, wo wir letztlich zusammen ziehen. Inwiefern Beziehungen grundsätzlich zum scheitern verurteilt sind, wenn beide über Wohneigentum verfügen, sei dann mal in den Raum gestellt oder muss dann auch immer neu gekauft werden?