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Ich bin einfach kein Familienmensch

K
Also, in letzter Zeit steht es nicht so gut um meine mentale Gesundheit. Ich glaube ich bin leicht depressiv. Das ist der Grund, warum ich meine derzeitigen Emotionen hinterfrage.

Einer der Hauptpunkte ist, dass ich niemanden finde, der auch nur annähernd so denkt, wie ich. Es ist so extrem frustrierend und erzeugt ein so starkes Gefühl der Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit. Während ihr, wenn ihr das lest, bis hierher vielleicht etwas Mitgefühl für mich empfindet, habe ich irgendwie das Gefühl, dass dieses Mitgefühl mit den nachfolgenden Zeilen schwinden und es sich in Ablehnung wanden wird.

Meine Familie war nie sehr liebevoll. Ich habe keine heile Familie erlebt. Meine Mutter und mein Vater haben sich getrennt, davor gab es viel Geschrei, Trauer, Therapie und den ganzen schei.. Ich habe letztens gehört, dass Menschen so gerne Kinder bekommen, weil sie durch sie sich noch einmal jung fühlen und ihre Kindheit erneut erleben können. Dieses Gefühl erzeugt wirklichen Ekel in mir. Ich bin so froh dass ich diesen nicht-selbstbestimmten Lebensabschnitt hinter mir habe. Das Mobbing in der Schule, die Hilflosigkeit, das Elend die Zeit einfach irgendwie überstehen zu müssen. Wenn ich daran denke, mein Kind in die Schule schicken zu müssen, wird mir echt übel. Wenn ich daran denke, dass das Kind auch die ganzen Erfahrungen machen muss, den Liebeskummer etragen, die harte Realität kennenlernen muss und ich ihm dabei zur Seite stehen muss. Nein, das habe ich einmal hinter mir, das möchte ich nicht noch einmal durchmachen müssen.

Ich weiß nicht genau, ob es an meiner Vergangenheit liegt, aber ich mag keine Familien. Ich mag nicht diese heile Welt. Der Traum vom Eigenheim. Die bedingungslose Liebe. Diese Konzepte finde ich so absolut abstoßend. In letzter Zeit sind familiäre Themen wieder aktuell geworden, weil meine Schwester weg zieht und mein Vater jetzt alleine bleibt. Dann fällt mir die Aufgabe zu, ihn regelmäßig zu besuchen. Ich teile absolut 0 gemeinsame Interessen mit meinem Vater, aber er fragt jetzt schon, wie oft ich ihn besuchen kommen werde. Allein dieser Gedanke stresst mich total und gibt mir ein schlechtes Gewissen. Ich frage mich, ob ich so ein egoistischer Mist-Sohn bin, dass ich es für zu viel halte, meinen eigenen Vater ab und zu besuchen zu fahren. Das setzt mich total unter Druck aber innerlich sträubt sich so Vieles in mir. Ich bin absolut überzeugt, dass er mich überhaupt nicht mag, aber er mag auch andere Menschen nicht und er hat Langeweile, deshalb muss ihn halt irgendjemand besuchen kommen und dieser Jemand bin dann zufällig ich. Nicht, weil er sich über unsere Gespräche freut, sondern, weil es eine Ablenkung von seinem eintönigen Alltag ist. Und dann höre ich noch, wie andere Leute sagen, wie wichtig es ist, seine Eltern regelmäßig zu besuchen das hält die wirklich am Leben. Toll. Also bin ich sozusagen dann für den Tod von meinem Vater verantwortlich?

Ich habe einen so starken Drang, einfach alles hinter mir zu lassen. Weit weg zu ziehen, dass ich meine Familie nur noch einmal im Jahr sehen muss, dann hätten alle Verständnis dafür ja gut, er ist so weit weg, er kann uns nicht öfter besuchen kommen.

Während ich so extrem gegen Familie bin, geht meine Schwester ins andere Extrem. Sie versucht ihrem Kind alles zu geben, was sie nie hatte. Das heißt aber auch, dass sie einen Onkel für ihr Kind möchte, der das Kind abgöttisch liebt und nicht genug von ihm bekommen kann. Ich schaffe es schon, mich mal ein Wochenende mit dem Kind zu beschäftigen und ich bin wirklich stolz auf mich, dass ich es schaffe und es doch für ganz unterhaltsam halte, allerdings habe ich dann auch wieder genug davon. Das ist meiner Schwester aber nicht genug. Wann kommst du uns wieder besuchen? Willst du nicht Zeit mit deinem Neffen verbringen?

Während es für ALLE Menschen in meiner Umgebung das Non-Plus-Ultra zu sein scheint, Zeit mit ihrer Familie zu verbringen, kann ich dem nicht viel abgewinnen. Für mich beinhaltet das immer viel Stress, mich verbiegen, nur auf die Gefühle der anderen Leute achten, meine eigenen Interessen zurückstecken. Ich habe Angst zu egozentrisch zu leben, aber ich kann einfach nicht sehen, dass es anderen Menschen genauso schwer fällt, famliäre Dinge zu unternehmen, wie mir. Und das Schlimme ist, dass ich bisher niemanden getroffen habe, der das ähnlich sieht.

Auf der Arbeit zeigen alle stolz ihre Kinderfotos und reden darüber, wie groß ihre Kinder schon geworden sind. Wie soll ich meinen Platz in dieser Welt finden? Wenn es um Liebe geht, ich habe null komma null Lust auf eine Beziehung. Ich mag Dates. Einfach neue Leute kennen, eine schöne Zeit haben und das war´s. So gestalte ich zurzeit mein Leben. Es hat irgendwie kein langfristiges Ziel und ich frage mich, ob ich dauerhaft so glücklich sein werde, aber, wenn ich meinen Gefühlen folge, weiß ich nicht, was ich sonst machen sollte.

Habt ihr einen Tipp für mich? Kann mich jemand verstehen? Sollte ich mir einen Ruck geben und mehr Zeit mit der Familie verbringen? Ist es eine Pflicht, die man erfüllen sollte? Oder empfindet ihr Freude und Erfüllung, wenn ihr etwas mit eurer Famlie unternehmt?

10.02.2025 18:39 • x 1 #1


E
Ja ich verstehe dich - auch wenn ich anders empfinde. Ich brauche zwar meine Lieben, aber auch viel Zeit für mich allein.

Wichtig ist, gestalte dein Leben so, wie es für dich passt. Das allein zählt.
Zitat von Kibo:
Meine Mutter und mein Vater haben sich getrennt, davor gab es viel Geschrei, Trauer, Therapie und den ganzen schei..

Wie alt warst du da? Klingt schlimm und hat dich offenbar sehr gestresst und verletzt. Vielleicht magst du das aufarbeiten. Vielleicht auch mit deinem Vater? Könnt ihr sprechen?

Was ist mit deiner Mutter?

Wichtig ist: Du bist nicht falsch.

10.02.2025 18:45 • x 2 #2


A


Ich bin einfach kein Familienmensch

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I
Puh, man kann nur Liebe geben wenn man sich selbst lieben kann oder es lernt. Was als Nächstenliebe gilt, einfach nur ein Überschuß an Selbstliebe ist, die man mit lieben Menschen teilen mag. Ohne Eigenliebe die mit Selbstachtung, Selbstbewusstsein, eigener Würde usw. verbunden ist, da sind solche teils toxischen Beziehungen schlicht nicht möglich und auch nicht machbar. Kann man als Mensch mit eben wenig von der genannten Eigenliebe gar nicht geben/leisten, man verbrennt dabei und sich nackig da div. Angriffen gegen gut gepanzerte Einheiten stellen, da verliert man definitiv. Ist wie mit Pferden gegen Panzer kämpfen zu wollen, mit einem Messer zu einer Schießerei zu kommen usw. Du da definitiv erstmal einen eigenen Panzer benötigst bevor Du Dich da in irgendeine Schlacht wirfst ! Und vor der eigenen Familie mit Kind und Kegel, da definitiv noch Stärkung benötigst. Ich glaube nicht das Du Familie generell ablehnst es aber eher als Bedrohung (siehe eigene emotionale Kraft) empfindest aber es Dir sicher wünschst. Aber Du weißt ja auch wie es nicht sein sollte und könntest zb. genau das Gegenteil tun und glaub mir, es würde sich lohnen

10.02.2025 18:52 • x 1 #3


Julia1990
Zitat von Kibo:
Auf der Arbeit zeigen alle stolz ihre Kinderfotos und reden darüber, wie groß ihre Kinder schon geworden sind. Wie soll ich meinen Platz in dieser Welt finden? Wenn es um Liebe geht, ich habe null komma null Lust auf eine Beziehung. Ich mag Dates. Einfach neue Leute kennen, eine schöne Zeit haben und das war´s. So gestalte ich zurzeit mein Leben. Es hat irgendwie kein langfristiges Ziel und ich frage mich, ob ich dauerhaft so glücklich sein werde, aber, wenn ich meinen Gefühlen folge, weiß ich nicht, was ich sonst machen sollte.


Hallo erstmal,

ich kann mich in Teilen deines Textes wiedererkennen.

Kinder wollte ich auch noch nie, das wusste ich schon mit 14 Jahren ganz genau.
Auch konnte ich mit diesem typischen Familienleben nie viel anfangen.

Das du Dates magst, kann ich verstehen, so geht es mir auch. Aber alles was darüber hinaus geht, empfinde ich auch als sehr schwierig.
Lange Zeit hatte ich die Sehnsucht nach dieser einen Beziehung. Das, was man eben selber nicht hat, wünscht man sich umso sehr. Nur leider schaut man dann mit einem sehr verklärten Gesicht darauf.

Man muss sich nur mal so im Forum die Geschichten durchlesen, um zu wissen, dass das was immer als heile Welt verkauft wird, nicht immer so heil ist.

Und mal unabhängig davon, glaube ich sehr stark daran, dass nicht jeder Mensch in das Muster gepresst werden kann. Nicht jeder will diesen Lebensweg gehen.

Wenn man dazu noch ein Umfeld hat, was dieses Leben lebt, wird es immer schwieriger auch sich selber mit seinem anderen Leben zu akzeptieren. Man denkt zuletzt, man ist die einzige Person die irgendwie komplett queer läuft.

Was mir geholfen hat ist wirklich zu 100% zu akzeptieren, wie ich bin. Und irgendwann bin ich fast nur noch Menschen über den Weg gelaufen, die eine ähnliche Lebenseinstellung haben.

Seit dem komme ich mir auch nicht mehr so komisch vor, sondern empfinde es als total normal.

Date so viel zu willst, lerne neue Leute kennen, mach einfach worauf du Bock hast und genieße deine Freiheit. Dann wirst du bestimmt Menschen kennenlernen die genauso ticken.

Denk immer wieder daran, dass wir in der heutigen Zeit die Entscheidung haben, die Wege zu gehen, die wir gehen wollen und nicht mehr gezwungen werden den Traum vom Haus, Hund und Hof zu leben.

Mach was draus und gestalte dein Leben nach deinen Vorstellungen.

Und diese depressive Phase kommt dann gerne als Begleiterscheinung mit dazu, weil man sich komisch fühlt und irgendwie seinen Platz in dieser Welt nicht findet.

Ich kannte meinen schon relativ früh, aber fühlte mich trotzdem Fremd weil alle in meinem (alten) Umfeld anders leben wollten.

Das ist heute nicht mehr so.

10.02.2025 18:53 • x 10 #4


W
Na ja, in die Familie wird man halt hineingeboren.
Die muss man dann halt nehmen wie sie sind.
In Einzelfällen kann ich aber schon verstehen wenn sich Menschen von der Familie distanzieren.

10.02.2025 19:21 • x 2 #5


I
Zitat von Worrior:
Na ja, in die Familie wird man halt hineingeboren. Die muss man dann halt nehmen wie sie sind. In Einzelfällen kann ich aber schon verstehen wenn sich Menschen von der Familie distanzieren.

Ja man kann sie sich nicht aussuchen die Familie, ist leider ab und zu so und da geht auch der Eigenschutz und das eigene Leben/Überleben vor. Dies auch normal ist. Aber trotzdem eine Familie gründen kann, man weiß ja was falsch oder richtig ist durch eigene, teils schmerzhafte, Erfahrung. Aber nun so absolut da was abzulehen und sich selbst im Leben zu beschränken, dies sicher nicht sein muss.

10.02.2025 19:27 • x 1 #6


A
Lieber Kibo,


ich musste so schmunzeln bei deinen Beitrag . Danke dafür. Ich hatte jetzt so das Bedürfnis mit dir Zeit zu verbringen, weil du gute Gedanken hast. Das wäre sicherlich ein gutes Gespräch.

Ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht, habe mich aber eher wie deine Schwester entwickelt und sehr egoistisch meine eigene Familie erschaffen. Manchmal wünschte ich ich, ich wäre damals reifer gewesen und hätte mir mehr Gedanken wie du gemacht. Heute lebe ich damit ,das meine Kinder leiden ,wegen Mobbing in der Schule, der Vater der +500 weggezogen ist und und und. Wie gerne würde man diesen Schmerz ihnen nehmen.

Ich finde deine Gedanken gut und ich habe so das Gefühl du hast das grosse Ganze verstanden. Die Soziologie verstanden und für dich Familie und alles durchdacht und als nicht erstrebenswert abgelegt. Und daran ist nichts verkehrt. Mein eigener Partner hat sich ebenfalls wie du gegen eigene Kinder entschieden. Aus dem gleichen Gründen wie du. Erst mit meinen Kindern und mir ändert sich es gerade nach drei Beziehungsjahren, indem er neue Erfahrungen macht. Es kann sich also ändern , muss es aber nicht.

Was die Familie betrifft kann ich deine Sorgen voll verstehen und sage dir mein Mantra: ich bin nicht verantwortlich für meine Familienmitglieder.NEIN!

Du hast nicht gebeten auf diese Welt zu kommen, du hast nicht die liebevolle Familie erhalten, die du verdient hättest du daher bist du jemandem etwas schuldig!

Aber du bist ein Mensch und du hast für dich selbst Werte, wünsche.... erarbeitet und diese solltest du ausleben und einen mildem Blick auf die Menschen werfen, die dir unrecht getan haben.

Ich löse es für mich wie folgt: Mein Vater ist selbst von seiner Familie traumatisiert , hat Schläge ertragen und sie am mich weitergegeben. Er hat organisiert, das ich als Kindergartenkind von Nikolaus in den Sack gesteckt würde und weggetragen würde ( Trauma weihnachten) er hat mich mit der Latzhose an die Garderobe gegangen aus Spass und erst ohne weinen gerettet.

Du liest diese schmerzhaften Erinnerungen und er hat sich nie entschuldigt. Er lebt jetzt im Norden Deutschlands und wir haben nur wenig Kontakt, aber ich habe gelernt ihm zu verzeihen. Er hat sein bestes gegeben als traumatisierter, überforderter Vater. Und ich habe ihn für mich selbst verziehen, weil ich mich so wohler fühle. Ich werde wie es mir passt ihn später pflegen . Nett aber unemotional. Mehr will ich nicht geben.

Und du entscheidest was du geben möchtest. Den du musst nichts geben außer . Und wenn du dich wohl damit fühlst ihn 1 mal im Monat zu besuchen , dann ist es so gut für dich. Wenns jede Woche ist auch gut. Achte einfach auf dich und wie du dich selbst gut fühlst. Das darfst du dir selbst erlauben.

Deine Schwester behandelt dich auch nicht gut. Sie wollte Kinder und hat sich dafür entschieden. Aber du nicht und deshalb musst du kein perfekter Onkel sein. Du bestimmt wie du deine Rolle als Onkel ausleben möchtest. Also überlege wie du das haben möchtest. du darfst ganz offen sagen das du deine Schwester und Neffen lieb hast , aber das du dich mit dem Erwartungen überfordert fühlst und anbieten es in deinem Rahmen zu machen. Biete ihr doch jeden Dienstag eine/ zwei Spielestunde/ Sommer Radtour/ oder so an.
Mein Partner hat auch so Familie schätzen gelernt, Indem ich ihn ermutigt habe ,seine Interessen, Hobbys mit den Kids in seinem Tempo zu machen.

Stell dir Mal vor , das du zb gerne lego baust. Dann mach das mit dem Kind und wenn das Kind nach 20 min aufhört, dann war's das halt. Aber du gibst dem Kind etwas von dir, die Erinnerung das es mit den Onkel immer lego gebaut hat. Und diese Erinnerung bleibt das ganze Leben. Du verstehst jetzt bestimmt das du nicht viel machen musst. Sei einfach du selbst und achte milde auf deine Grenzen.

10.02.2025 19:36 • x 2 #7


Waterfall
Zitat von Kibo:
Sollte ich mir einen Ruck geben und mehr Zeit mit der Familie verbringen?

Wenn du dich aktuell arg unwohl fühlst und es als erzwungen empfindest, dann nein. Ich halte es für wichtig, die eigenen Grenzen zu wahren. Insbesondere in Bezug auf die Besuche beim Vater. Mit deiner Schwester und Neffen scheinst du besser klarzukommen und da du die Beschäftigung mit dem Kleinen als unterhaltsam definierst, umso schöner. Dennoch sollte die Frequenz auch dort für dich passen.

Wenn dich deine Vergangenheit oft belastet und dich im Hier und Jetzt bremst - kann ein Loslassen dieser negativ behafteten Situationen sehr heilsam sein.

Und es gibt genug Menschen, die kinderlos und lieber allein leben - Gleichgesinnte zu finden ist da bestimmt eine gute Lösung, um sich nicht unnötig als Sonderling wahrzunehmen.

Zitat von Kibo:
Wenn es um Liebe geht, ich habe null komma null Lust auf eine Beziehung. Ich mag Dates. Einfach neue Leute kennen, eine schöne Zeit haben und das war´s.


Ich habe letztens von @Blanca einen Thread zum Single-Thema gelesen - vielleicht ist er für dich inspirierend.

Du wirst im Leben immerwieder auf Leute im Umfeld stoßen, die mit deinen Ansichten und Werten nicht konform gehen, du bist völlig in Ordnung. Und es ist ein Lern- und Abgrenzungsprozess - je besser du für dich einstehen kannst, desto leichter wird es.

Zitat von Kibo:
Ich habe einen so starken Drang, einfach alles hinter mir zu lassen. Weit weg zu ziehen

was hält dich von diesem Gedanken ab? Wie stehst du denn zum allein reisen?

10.02.2025 20:01 • x 1 #8


M
Zitat von Kibo:
Sollte ich mir einen Ruck geben und mehr Zeit mit der Familie verbringen? Ist es eine Pflicht, die man erfüllen sollte?



Ja!
Ansonsten musst Du leben und sterben wie ein einsamer Wolf,
und das ist zum Ende hin,
wenn man alt, krank und gebrechlich ist,
wahrlich kein Zuckerschlecken.
Noch bist Du jung und hoffentlich gesund,
aber auch Deine Zeit wird kommen,
wo die Gesundheit plötzlich n i c h t mehr selbstverständlich ist
und Du auf andere Menschen angewiesen bist.
Deine Neffe könnte Dich im Altersheim besuchen
und Dich im Rollstuhl durch die Gegend schieben,
während Deine Schwester vielleicht schon tot ist
und nicht mehr zu Dir kommen kann.
Als ich so jung war wie Du dachte ich auch noch,
ich könnte Bäume ausreißen und die Weltherrschaft an mich reißen!
Aber das bleibt nicht so.
Nichts ist für immer! Du musst auch an Deine Zukunft und das Alter denken!

10.02.2025 20:28 • x 2 #9


Pippa
Zitat von Kibo:
Ich mag nicht diese heile Welt. Der Traum vom Eigenheim. Die bedingungslose Liebe.

Zitat von Kibo:
Wenn es um Liebe geht, ich habe null komma null Lust auf eine Beziehung.


Gut wäre, wenn Du das Deiner Kollegin aus Deinem anderen Thema vor dem ersten Date sagst.

10.02.2025 20:46 • x 3 #10


Zwou
Naja, für mich war die Entscheidung zu Familie trotz allem Mist mit geschiedenen Eltern etc. daran gebunden, dass ich a) Geschwister gehabt zu haben sehr wichtig fand und b) irgendwann meinte, dass das Leben nunmal seinen Sinn in seinem Fortbestand hat.

Die Ablehnung gegen krankhafte Muster oder traditionelle Vorstellungen heißt ja nicht zwangsläufig, dass Familie eine schlechte Sache ist. Es ist völlig ok, das alles nicht zu wollen oder umgekehrt.

Aber allem voran würde ich mir da die Frage nach Selbstakzeptanz und Zufriedenheit mit einem selbst stellen, um überhaupt offen für Liebe im familiären Sinne zu sein. Persönlich möchte ich die Erfahrung nicht missen, Vater zu sein, aber wenn die Baustellen davor noch so offen sind, wäre ich auch nicht offen dafür.

Und auch was deine Schwester betrifft, nein, Du musst den Druck von außen nicht ertragen und auch nicht der super Onkel sein. Entweder findest Du es schön, übernimmst Entscheidung und Verantwortung für Deine Entscheidung und machst es dann einfach, oder Du lässt es bleiben. Maximal empathisch ist es dann noch, es Deiner Schwester so gut wie möglich zu erklären nach dem Motto: Ich weiß Du gehst diesen Weg, aber ich gehe einen anderen. Bitte akzeptiere das. Es ist nicht böse gemeint, aber kostet mich einfach Kraft, die ich nicht investieren kann oder möchte.

Für mich ist das Leben ohne Weitergabe des Lebens, egal ob direkt über Kinder oder indirekt über Nachlass im geistigen Sinne, irgendwie sinnbefreit, aber auch das kann man handhaben wie man will. Ich wünsche Dir, dass Du Deine Antworten und die Stärke, diese vor anderen zu vertreten, haben wirst

10.02.2025 20:48 • x 1 #11


Cucumber38
Zitat von Kibo:
Dann fällt mir die Aufgabe zu, ihn regelmäßig zu besuchen. Ich teile absolut 0 gemeinsame Interessen mit meinem Vater, aber er fragt jetzt schon, wie oft ich ihn besuchen kommen werde. Allein dieser Gedanke stresst mich total und gibt mir ein schlechtes Gewissen. Ich frage mich, ob ich so ein egoistischer Mist-Sohn bin, dass ich es für zu viel halte, meinen eigenen Vater ab und zu besuchen zu fahren. Das setzt mich total unter Druck aber innerlich sträubt sich so Vieles in mir.

Ich kann dich so gut verstehen. Ich fühle mich genauso schlecht, wenn ich meine Eltern besuchen fahren muss, habe aber auch ein schlechtes Gewissen, wenn ich es nicht tue.

Natürlich ist da in meiner Kindheit allerhand passiert, dass ich so empfinde. Meine Einstellung stößt vielerseits auf Unverständnis, weil viele sich gar nicht ausmalen können, wie krank ein Elternhaus sein kann.

Achte bitte auf DICH!
Es ist einfach niemand dazu verpflichtet, den Kontakt zu seinen Eltern zu pflegen. Höre auf dein Bauchgefühl und mache nur, was dir gut tut!

Ich würde dir auch nahelegen, mal über eine Therapie nachzudenken, um aufzuarbeiten, was dir passiert ist.

10.02.2025 20:55 • x 2 #12


Z
Zitat von Kibo:
Wie soll ich meinen Platz in dieser Welt finden?

Zieh weit weg in eine anonyme Großstadt. Dann bist du deine Verwandten los und triffst auf viele Gleichgesinnte.
Führe ein egozentrisches, glückliches Leben.

Später im Altersheim machst du mit den Gleichgesinnten Party. Sitztanz, verbotene Substanzen rauchen heimlich im Keller.
Bei der Weihnachtsfeier sich ins Koma trinken.
Ab und an mit dem Seniorenbus einen Ausflug. Im Rollstuhl wirst du geschoben von der attraktiven Pflegehelferin.

Dein Zimmernachbar im Altersheim langweilt sich derweil mit dem Besuch seiner erwachsenen Kinder, die nur darauf warten, dass er endlich abkratzt, damit sie wenigstens das bißchen Restgeld erben können.

Vertrau auf das Leben. Das wird schon.

10.02.2025 21:14 • x 5 #13


Winza
@Kibo
Zitat von Kibo:
aber ich mag keine Familien.

Ich auch nicht.
Früher fand ich es toll und wollte dazugehören.
Mit der Zeit und entsprechenden negativen Erfahrungen hat sich das geändert.
Die Alten sind verstorben, zu meinen Cousinen will ich keinen Kontakt, es gibt nur noch meine Mutter.

Zitat von Kibo:
Also bin ich sozusagen dann für den Tod von meinem Vater verantwortlich?

Nein.
Wenn er sich langweilt gibt es Tagespflege oder Betreuung zu Hause.
Das muss nicht alles von Dir geleistet werden.

Zitat von Kibo:
Ich habe einen so starken Drang, einfach alles hinter mir zu lassen. Weit weg zu ziehen, dass ich meine Familie nur noch einmal im Jahr sehen muss,

Verstehe ich.
Zitat von Kibo:
Das ist meiner Schwester aber nicht genug. Wann kommst du uns wieder besuchen? Willst du nicht Zeit mit deinem Neffen verbringen?

Warum bedrängt sie dich?

Zitat von Kibo:
Während es für ALLE Menschen in meiner Umgebung das Non-Plus-Ultra zu sein scheint, Zeit mit ihrer Familie zu verbringen, kann ich dem nicht viel abgewinnen. Für mich beinhaltet das immer viel Stress, mich verbiegen, nur auf die Gefühle der anderen Leute achten, meine eigenen Interessen zurückstecken.

Verstehe ich.

10.02.2025 21:17 • #14


M
Zitat von Zaungast:
Sitztanz, verbotene Substanzen rauchen heimlich im Keller





Zitat von Zaungast:
Im Rollstuhl wirst du geschoben von der attraktiven Pflegehelferin.


oder vom attraktiven Pfleger!

10.02.2025 21:20 • x 2 #15


A


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