Ich bin betrogen worden und fühle mich beschissen

Dir ist der Supergau schlechthin passiert. Auch ich, ziemlich hart im Nehmen, fühlte mich wie ein Zombie und lief irgendwie nebenher. Als ob ich meinen eigenen Film passiv erleben würde. Manchmal konnte ich es kaum glauben und dachte, dass ich doch bald aus diesem schlechten Traum aufwachen würde. Ich funktionierte recht bald wieder (mehr aber auch nicht), schmiss meinen Mann (erst mal) raus und beschäftigte mich mit dem Thema Scheidung (was das Kind und die Finanzen betrifft) - was ich übrigens als notwendig erachte, zumindest mal die Trennung aussprechen - und es folgte unglaubliche Rettungsversuche und Beteuerungen seinerseits. Er war unglaublich verzweifelt und am Boden - wortwörtlich zu verstehen. Einmal brach er weinend zusammen und er ging ständig auf die Knie und flehte mich an. Soweit so gut! Das war das mindeste, was er tun konnte. Dann verlangte ich seine Version der Geschichte, ehrlich, ungeschönt, aber OHNE Details, vom Anfang bis zum Ende, wenn er jemals überhaupt wieder den Hauch einer Chance haben will. Da fing es dann schon an. Er druckste rum. Irgendwann kam dann mehr, ich ließ wieder mit mir reden und gab ihm schließlich eine Chance. Aber er war aufgrund des ersten Geeiers auf Bewährung. Sehr sehr lange. Und ich hatte immer wieder das Gefühl, dass er nur so viel tut, wie er muss, damit er seine Komfortzone nicht verlassen muss. Ich vertraute ihm zwar langsam wieder, verzieh ihm auch, reflektierte viel, aber nur, weil ich wusste, was ich im Fall der Fälle zu tun hatte und es auch durchziehen würde.
Wenn ich heute zurückblicke - wir sind mittlerweile getrennt - weiß ich, dass es das Ende war, aber nicht wegen der Affäre an sich, sondern wegen seines Umgangs damit. Zuviel Rumgeeier, Verdrängung, seine eigene Haut retten. Viele Situationen waren unbefriedigend für mich, weil er einfach versuchte bestmöglich aus der Nummer rauszukommen, so wenig wie möglich das ganze Thema zu machen und sich seiner Verantwortung nicht zu stellen. Und das hatte nichts damit zu tun, dass er zu Kreuze kriechen sollte. Ich habe es ihm nie aufs Brot geschmiert. Ich wollte einfach seine aufrichtige Hilfe, wenn es mir schlecht ging. Aber es ging irgendwann nur noch um sein Befinden, seine Scham und um unsere Zukunft, ums nach vorne schauen und die Vergangenheit ruhen zu lassen. Das machte mich unterschwellig immer wütend. Ich hatte immer ein komisches Gefühl. Ein Gefühl, dass er nicht begriffen hat, was er tatsächlich getan hatte und dass es vor allem jetzt an ihm lag. Dass er nicht bereit war wirklich zu reflektieren, dass wir früher oder später oder er wieder am selben Punkt angelangen würden. Ich fragte mich oft, ob ich es bin oder sein Leben (Kind, Haus, Geld, Freunde usw.) in dem ich eben auch eine Rolle spielen musste, weil er es irgendwann so entschieden hatte. Er liebte mich sicher, aber nicht auf diese Weise, wie ich geliebt werden will. Er liebte mich nicht allein meinetwillen, sondern das was ich ihm gab. Und ich hatte wahrscheinlich letztendlich Recht.

Was ich Dir sagen will...! Du weißt was jetzt wirklich nötig ist, und Du kannst sie hundertmal unendlich lieben. Sie muss bereit sein alles dafür zu tun. Tut sie das nicht, spürst Du das. Und sie spürt Deine Skepsis auch. Und ihr werdet wieder an einen Punkt gelangen, der eure Ehe auf die Probe stellt. Dann wird es vermutlich vorbei sein.
Ihre ersten Reaktionen - da muss ich meinen Vorschreibern recht geben - wirken nicht besonders aufrichtig, bereuend oder mitfühlend. Höre auf Dein Bauchgefühl! Dass sie plötzlich zurückrudert, nachdem sie telefoniert hat, kommt Dir ja schon selbst komisch vor. Das ist herauszulesen. Vermutlich zu recht. Du darfst jetzt traurig und wütend und verletzt sein. Du musst auch keine Entscheidung aktuell treffen. Du wirst es irgendwann wissen. Ich denke auch, dass man das überwinden kann, auch wenn ich selbst kein Happy End erleben durfte. Aber es gehören eben zwei dazu. Und Deine Liebe zu ihr oder Deine Bereitschaft ihr zu verzeihen und wieder zu vertrauen reicht eben nicht aus!

Zitat von Bobby38:

auch wenn sie mir manchmal vorwirft, dass ich sie als Hauptschuldige sehe

Ähm, das ist sie schliesslich auch!

Es mag zwar sein, dass ihr beide an der Schieflage der Beziehung beteiligt ward, aber über einen längeren Zeitraum eine Affäre zu führen, war ihre alleinige Entscheidung.
Das sollte man schon sauber trennen.
Es ist völlig in Ordnung, dass Du wütend und enttäuscht bist.

Also hör auf, Dir da irgendwelche Schuldanteile einreden zu lassen.

Du hast richtig erkannt, dass sie noch nicht wirklich wieder an eurer Beziehung arbeiten kann, solange sie emotional noch bei dem AM hängt. Du hingegen willst wahrscheinlich alles auf links krempeln und besser machen. Leider kommt das bei ihr noch nicht wirklich an, weswegen bei Dir Frust aufkommen dürfte.
Halt Dich daher am besten diesbezüglich noch zurück und kümmere Dich um Dich selber.