@tigerente
ich hatte gerade die idee, ob es für dich nicht noch einen anderen weg geben könnte mit der momentanen situation (sicher schwer umzusetzen aber gut für deine selbstachtung) nämlich dass du dich wirklich ganz konsequent distanzierst - auch im kontakt mit ihr - das heisst: du ziehst dich zurück und vermeidest gespräche und auseinandersetzungen. du musst dich jetzt schützen, dir geht es nicht gut mit der situation und musst ihr da auch nichts vorspielen, nicht so tun, als wärst du so cool, aber auch nicht zu ihr kommen damit und von ihr trost erwarten, denn das ist wie sich das messer ins eigene fleisch rammen.
und vor allem: du stehst jetzt für sie auch nicht mehr zur verfügung. dann muss sie eben selber schauen wie sie das mit dem fahrrad hinkriegt oder steht halt ohne fahrrad da - sie muss ja auch die konsequenzen spüren.
wenn sie merkt, dass da eine tür bei dir zu geht, wird sie wahrscheinlich wieder daran rütteln aber dann solltest du konsequent bleiben (kannst ja insgeheim ruhig ein wenig genießen dass du ihr scheinbar doch nicht so egal bist) kannst ja sagen: tut mir leid, mir geht es nicht gut und ich muss mich auch schützen. wenn du mit mir eine beziehung willst, bin ich für dich da. aber jetzt muss ich mich um mich kümmern.
versuche du aus diesem spiel auszusteigen - für dich.
du weisst - wir wissen alle - dass wir selbst auch dringend diesen abstand benötigen, um überhaupt wieder klar zu blicken, was wir wirklich wollen, ob die beziehung für uns überhaupt noch so stimmt, wieviel von unserem schmerz wirklich liebe und wieviel abhängigkeit ist.
es ist wirklich so, dass der abstand einem eine ganz andere perspektive ermöglicht.
ich spüre das jetzt so langsam bei mir - auch wenn es immer noch diesen teil in mir gibt, der alles nur nicht den abstand von ihm will!
ja, um ganz ehrlich zu sein, ich merke sogar, dass ich mich in gewisser weise sogar fast nochmal (und nochmal...) freiwillig auf den boden schmeisse und leide, weil ich auch einen widerstand dagegen habe, wirklich die dinge anzugehen die bei mir im argen liegen und die ich mir anschauen muss - und wirklich die verantwortung für mein leben zu übernehmen...
ja. es hat sich wieder etwas verändert, ein bischen verschoben bei mir.
mir wird bewusst, dass ich durch den schmerzhaften schock des verlassen-werdens in einen ganz intensiven prozess mit mir selbst hineingeworfen wurde, der alle ungelösten themen und wunden punkte bei mir auf den plan gerufen hat (und zwar alle gleichzeitig und alle höchst alarmiert - kannst dir also vorstellen was da los ist ) womit ich natürlich erst mal total überfordert bin, aber ich fange auch an die riesen chance für mich zu sehen - freiwillig hätte ich mir das auch nicht angeschaut...!
bin ihm also ansatzweise fast schon wieder dankbar , denn ich weiss, ich werde weitergehen und in mir ist ganz viel in bewegung gekommen, manchmal kommen mir auch erkenntnisse für die ich dankbar bin (und zu denen man nur durch tiefen schmerz gelangen kann - ich weiß das, weil ich nicht zum ersten mal große entwicklungsschritte durch schmerzhafte erfahrungen mache)
am ende gewinnt man mehr innere unabhängigkeit und stärke von der man nie geglaubt hätte, dass sie in einem steckt.
am anfang ist es aber das gefühlte gegenteil - ich weiß - das totale ausgeliefert sein, einfach unerträglich schmerzhaft...
hallo sanni!
schön dass du wieder da bist und hier schreibst
ich wünsche dir auch einen friedlichen 1. advent
die advents-botschaft ist ja, dass es in all dem scheinbaren dunkel
ein licht gibt, das wir vielleicht übersehen haben,
das uns etwas erhellen will
ich wünsche uns jedenfalls allen so einen lichtblick!
liebe belladonna
willkommen im forum - schön, dass du dich jetzt auch sichtbar einmischst
das ist ja das schöne hier, dass jeder irgendwie dazugehört, der mitliest
ja, es ist auch körperlich ein wahnsinnig anstrengender prozess
ich friere hier auch so (ohne ihn) esse und trinke oft den ganzen tag nichts und kann nicht mehr richtig schlafen
letzte nacht hatte ich einen alptraum, der meine gefühlslage perfekt wiedergespiegelt hat (im stich gelassen worden und ich bekomme nichts mehr auf die reihe...)
ich habe auch viel angst
aber angst ist nicht unbedingt schlecht, sie ist nämlich immer vorhanden, wenn wir in etwas neues gehen (jetzt zwangsweise...)
ich will euch hier ein bischen hoffnung machen - hoffe das kommt rüber - denn ich stehe heute tatsächlich schon woanders als vor 2 wochen,
merke wie etwas in mir auf hochtouren arbeitet und versuche, mich für diese wertvollen erkenntnisse zu öffnen, die in dieser erfahrung liegen.
selten lernt man so viel über sich und das leben (und was wirklich zählt) wie in solchen krisenzeiten.
es ist schwer nicht auf die andere seite zu kippen, nicht zu der überzeugung zu gelangen, dass ich nie mehr vertrauen kann (was eh nicht meine stärke ist) usw.
es geht für uns verlassene wirklich in erster linie darum, wie kriegen wir diesen ABSTAND, damit wir für uns wieder klar sehen können, was da wirklich los ist, was überhaupt das problem ist und wo wir vielleicht selbst blind waren - und das ist eben das schwere.
es ist wie ein Dro., wirklich (habe sogar irgendwo gelesen, dass es körperlich die selben biochemischen prozesse sind!) und so muss man es auch durchziehen.
mit der person noch zusammenwohnen zu müsssen ist natürlich schwer weil es die wahrscheinlichkeit von rückfällen erhöht.
aber bei mir war es ja umgekehrt: wg. fernbeziehung von einem tag auf den anderen von 100 auf null, keine möglichkeit ihn zu sehen, meine 2. heimat (seine stadt) plötzlich ausgelöscht aus meinem leben - das war auch hart!
ich habe auch ein paar mal wieder bei tag 1 anfangen müssen (nach verzweifelten anrufen...) aber zu erleben, dass es mich letztlich zurückwirft hat auch seinen teil zu der unausweichlichen entwicklung beigetragen...
sorry so ein langer text
aber hier von der seele zu schreiben hilft mir immer wieder
alles liebe für alle hier