Hallo Jay S,
ich habe Deinen Thread gelesen und war sehr beeindruckt von Alenas erster Antwort an Dich. Lies sie vielleicht noch mal, da steckt viel drin.
Zitat:Ich verstehe auch nicht wie das passieren konnte, war bisher ein selbstbewusster, fröhlicher junger mann....
Mir geht's aber ähnlich, ich weiß gar nicht mehr was mir spaß macht... Habe leidenschaftlich gerne gekocht, und Fußball gespielt und hatte immer bekannte mit denen ich was machen konnte. Alles weg, ich hab mich komplett isoliert, ich zwinge mich schon alleine auf irgendwelche feste. Ich hab auch in der Beziehung alles komplett ignoriert was ich will... Ich hab mich selbst verloren, und meine prinzipien gleich mit.
Du siehst, es war nicht immer so. Für mich liest es sich so, als seist Du immer tiefer und tiefer in diese Geschichte, in Deinen Kampf um ihre Liebe hineingerutscht. Je unerfüllender es wurde, desto mehr hast Du investiert. Du hast diese Liebe zu Deiner Lebensaufgabe gemacht, hast Dich festgebissen. Nun ist es kein Wunder, dass Du Dich erstmal Leer fühlst, auf nichts anderes mehr Lust hast. Das ist unweigerlich die Folge Deiner Fixierung. Jeder von uns hat Zeiten, in denen er sich selbst ein wenig übergeht und an einem Projekt arbeitet. Wir widmen uns die ersten Mpnate nur unserem Kind, wir lernen wie verrückt für Prüfungen und wenn diese Phase vorbei ist, sind wir erschöpft, ausgelaugt...aber meistens zufrieden weil die Ergebnisse positive sind. Das Kind quiekt vergnügt und ist wohlauf, die Prüfungen sind bestanden. Dieses Erfolgserlebnis hast Du nicht. Du hast Dich bis zur Selbstaufgabe an diesem Projekt Liebe festgebissen, ohne Erfolg, ohne Erlösung. Es ist natürlich schwer zu akzeptieren, dass man nach dieser Verausgabung vor einem Scherbenhaufen steht. Kein Haus ist gebaut, kein Werk geschafft, kein Kind quiekt.
Einstein sagt dazu: Wahnsinn ist, immer das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten
Ich lese heraus, dass Du von ihrer Einsicht, Veränderung, Wertschätzung Dir gegenüber erlöst, erkannt werden möchtest. Dafür gibst Du alles, gibst Dich auf.
Manchmal aber müssen wir akzeptieren, von einem geliebten Menschen nicht anerkannt, geliebt zu werden. Loslassen lieber Jay. Die Idee loslassen, dass sie endlich erkennt.
Sie hat Dir so viel Unrecht getan. Wenn Du Dich dann mal endlich abgrenzt, zuweilen auch Deine berechtigte Wut spürst, wird sie krank und zwingt Dich somit in die Rolle desjenigen, der seine Wut, Enttäuschung, seine Forderungen an eine Beziehung aufgibt, um wieder für sie zu sorgen. Denn was geschieht, wenn Du nicht für sie sorgst (Krankenhaus)? Du hast wahrscheinlich Schuldgefühle, lässt sie Dir einreden. Somit machst Du Dich von ihrem Urteil abhängig. Du hast im Moment allen Grund, stinksauer auf sie zu sein. Drei Männer kämen als Vater in Frage! Dafür sollte sie sich schämen, sollte fühlen, was sie Dir antut...Tut sie aber nicht, wird sie offensichtlich nie tun. Du nimmst Dich selbst und Deine eigenen Gefühle offenbar nicht ernst genug. Switchst zwischen Deinen Gefühlen, Deinem Gerechtigkeitsgefühl umd Deinen Bedürfnissen und ihren Vorderungen. Ihr befindet euch da in einer ganz ungesunden Dynamik, die sich gegenseitig bedingt und anfeuert. Denn Du signalisierst ihr unentwegt, dass Du ihr Spiel mitspielst. Da hilft nur eines- Grenzen setzen, für Dich einstehen. Es ist wie mit Kindern. Sie reagieren auf Taten, weniger auf Worte. Es ist verdammt schwer, sein eingefahrenes Verhalten zu ändern, wenn Du das aber nicht tust, bleibt alles beim alten. Wenn Du konsequent bleibst, erst dann ist sie gezwungen, Dich ernst zu nehmen und weil sie wie ein egoistisches Kind agiert, wird sie erstmal den Druck erhöhen: Dir Schuldgefühle einreden etc. Diesem Druck solltest Du lernen standzuhalten, DICH selbst ernst nehmen. Das tust Du nämlich nicht.
Ich will Dir ein Beispiel nennen: meine Mutter leidet unter Borderline. Nicht selten hat sie mir das Leben zur Hölle gemacht und ich- damit aufgewachsen spielte mit, IHR Spiel. Wenn ich versuchte, Grenzen zu setzen, mich selbst ernst zu nehmen, geriet sie in Rage. Ich bekam Schuldgefühle, wollte ihre Liebe nicht verlieren...Teufelskreislauf! Einsicht bei ihr? Selbsthinterfragung? Nichts da. Es spitzte sich zu...Wir hatten einen heftigen Streit, sie verhielt sich wie eine egoistische Furie...Vorwürfe...Aggressionen (wie ein Kind das tobt und schreit ich will will will meinen Willen durchsetzen!). So. Ich antwortete nicht mehr, erstmals übrigens, packte meine 7 Sachen, verließ die Stadt. Kein Kontakt mehr. Es folgten Briefe, Anrufe...Ich sei ein egoistisches Schw***, ich würde sie zerstören...Ich kämpfte mit Schuldgefühlen, blieb aber hartnäckig. ICH musste meine Verhaltensmuster ändern, da sie es NICHT tat und ohne Druck nie getan hätte. Und derweil hatte auch ich viel zu lernen...Ich begab mich in Therapie, lernte mich abzugrenzen, frei von ihrem Urteil zu werden, meinen tiefen Schuldgefühlen nachzugehen. Das war MEIN Part. Der Rest war ihre Sache. Erstmals began ich zu fühlen, wie verstrickt wir waren und ich fühlte genauso eine Trennung von Du und ich. Eine gesunde Trennung, die mir vormals unbekannt war. Mir geht es gut, auch wenn es Dir schlecht geht und das darf sosein. Ich darf glücklich sein. Deine Schuldzuweisungen haben nichts mit mir zu tun. Es ist Deines usw.
Und nach Monaten traf ich sie wieder, sagte NICHTS zu alledem, ruhte in mir, fühlte mich richtig, denn ich nahm mich ernst, ich war nicht mehr im Wir.
Sie entschuldigte sich unter Tränen und fortan änderte sich unsere Beziehung grundlegend. Wenn sie mich mal wieder in ihre Verstrickungen hineinziehen wollte, grenzte ich mich ab denn es sind ihre Verstrickungen.
Ich hoffe, Du verstehst, was ich Dir mitteilen will. Du solltest lernen die Grenze zwischen ich und du fühlen zu lernen. Bei Deinen Gefühlen zu bleiben auch wenn Widerstand von außen kommt. Nimm den Widerstand als Pobe, inwieweit Du bei Dir bleiben kannst. Die Früchte ernstest Du mit Sicherheit nicht sofort denn Früchte müssen reifen.
Alle Veränderung beginnt bei uns selbst.
Alles Gute!