Hallo liebe Gemeinde,
vor fast 3 Monaten hat mich mein Lebensmensch verlassen. Von einem Tag auf den anderen, von höchstem Glück mit geplanter Hochzeit und Auswanderung in die tiefste und schwerste Krise, die mir mein Leben bisher beschert hat. Ich war immer ehrlich, immer treu. Bis zur letzten Minute dieses tiefen Sturzes habe ich nichts geahnt.
Ich richte mich mit diesen Zeilen an all diejenigen, die gerade frisch verlassen wurden, es nicht fassen können und die Hoffnung noch so hell lodert wie das Feuer. Die es nicht begreifen können, nicht mehr geliebt zu werden von jemanden, der vor kurzer Zeit noch so vertraut und nah war.
Ich bin ein Mensch, der viel nachdenkt, plant, analysiert. In meinem grenzenlos tiefen, dunklen Loch, in das ich von einem Augenblick auf den anderen stürzte, sah ich keinen Ausweg außer dem des Wieder-Zusammenkommens. Es MUSS klappen – all seinen Beteuerungen zum Trotz, dass er mich weder lieben noch vermissen würde. Das es nie wieder was werden würde. Nie wieder.
Phase 1:
Die Verzweiflung einer Verlassenen
Jegliche Art von Stolz oder Selbstachtung über Bord werfend rief ich ihn an, bettelte am Telefon, und wurde doch kalt abgewiesen. Ich schrieb SMS und WhatsApp-Nachrichten: Verzweifelte, fordernde, jämmerliche, drohende. Als würde ich nach dem passenden Schalter, dem passenden Knopf suchen, der nur gedrückt werden muss und BAMM, er besinnt sich. Ich probierte alle durch. Mehrmals. Analysierte im Kopf, ob ich auch wirklich jede Art der Annäherung versucht habe. Schrieb einen Brief, in dem ich alle Schuld auf mich lud und Versprechungen machte. Wenn ich ihm in der Stadt begegnete, bettelte ich um eine weitere Chance.
Nichts blieb übrig von der Frau, von der ich dachte ich wäre sie mal gewesen: Stolz, unabhängig, würdevoll.
Das Loch in dem ich saß bettete ich mir weich mit wundervollen Erinnerungen, schmiegte mich immer tiefer in diesen Schlamm aus schönen Momenten und liebevollen Worten.
Essen? Schlafen? Leben? Ohne mich. Ich verbrachte jeden Tag mit Warten und Hoffen, ich war wie ein Mensch, der am Bahnhof am Gleis steht und sieht, dass der Zug in 10 min ankommen würde – da lohnt es sich nicht, noch schnell einen Kaffee zu holen, ein Brötchen oder eine Zeitschrift zu kaufen. Es lohnt sich nicht, etwas zu tun, denn gleich, gleich MUSS doch der Moment kommen, die Wende, das Happy End.
Phase 2:
Er muss sich doch besinnen – Phantasie und Wirklichkeit
Nichts von meinen anfänglichen Verzweiflungstaten funktionierte… langsam wieder zu Bewusstsein kommend blickte ich mich um in meinem dunklen Loch. Die schlammigen Wände waren perfekt, um mit dem Finger Pläne rein zu zeichnen.
Es formierten sich die wundervollsten Phantasien vom erneuten Zusammenkommen. Meine bisherigen Versuche waren plump und verzweifelt, kein Stoff für einen Liebesfilm.
Im Film zählt die große Geste.
Eine Erinnerung. Ein Moment. Romantisch. Bedeutungsvoll.
In meinem Kopf formten sich Ideen, ich träumte davon, dass er sich besinnt und plötzlich auftaucht.
Nachts.
Vor meinem Arbeitsplatz.
An einem unserer Orte.
Er dann auf die Knie sinkt, mich ansieht und seine Liebe gesteht. Er hatte sich nur verirrt, aber dieser eine Moment, den ICH konstruieren kann, hat ihn wieder zurück auf den Weg gebracht.
Ich machte mich daran, diesen Moment zu erschaffen. Aus dem traurigen Stückchen Elend machte ich wieder eine begehrenswerte Frau. Kaufte neue Kleider, neues Make Up. Er sollte mich nicht heulend und aufgequollen irgendwo sehen, sondern schön und aufrecht.
Ja, das würde der Moment werden!
Ich lief Straßen entlang, die er auch aufsuchen könnte. Ging an Orte, die wir mochten.
Nein nein, das dauerte alles irgendwie zu lange… immer stockte mein Atem, wenn ein Auto vorbeikam das seinem ähnlich sah, irgendwo ein Fahrrad angeschlossen war das wie seins gelb war. Wenn irgendwo ein Mann seiner Statur auftauchte.
Aber er war es nicht. Kein einziges mal. Und mein Herz schnürte sich zusammen, denn mit jeder Woche die verging würde er mich weniger wollen, so schien mir.
Neuer Plan, neues Glück.
Noch an Heilig Abend schwor er mir ewige Liebe und Treue und schenkte mir eine wunderschöne Tasche, die ich mir so gewünscht hatte. Wenn der Anblick dieser ihn nicht an diesen tollen Tag voller Romantik erinnern könnte… was dann?
Ich packte noch einige seiner Sachen in die Tasche und stellte sie ihm vor die Tür, schickte eine Nachricht, dass seine Sachen da stehen und er sie reinholen sollte.
Ich selbst ging, es sollte ein Moment aus dem Film werden: Er sieht die Tasche, erinnert sich, sein Herz öffnet sich und er schreibt mir:
Er: „Du liebtest doch diese Tasche, wieso?“
Ich: „Ich will nur eine Sache, und zwar dich…“
Er: „Ich liebe dich auch… es tut mir leid“
Ich starrte aufs Handy, in Facebook, aufs Telefon. Es passierte nichts. Nichts.
Weiter drehten sich die Gedanken. Hatte ich ihn damit beleidigt? Denkt er, ich liebe ihn nicht mehr und gebe deswegen die Tasche zurück? Panik kroch hoch.
Da sein Geburtstag anstand, machte ich einen nächsten Plan. Ich schickte ihm per Post ein Geschenk – etwas kleines, aber sehr persönliches. Schrieb meine Geburtstagswünsche an Ihn nicht auf eine Karte sondern direkt auf die Packung, sodass er jeden Tag meine Handschrift sehen würde, wenn er das Geschenk benutzt.
Ich wartete. An seinem Geburtstag schickte ich ihm direkt nachts um 00:01 Wünsche per SMS. Es kam ein „danke“ zurück. Ok, soweit so gut. Er müsste sein Geschenk bekommen.
Ich wartete. Malte es mir schon aus.
Er per SMS: „Danke für das Geschenk… ich vermisse dich“ Diese Nachricht wünschte ich mir.
Sein Geburtstag verging. Ok, vielleicht hatte die Post Verspätung. Und die nächsten Tage vergingen, einer nach dem anderen… nichts geschah. Kein Danke. Keine SMS. Nichts.
Zeitgleich hörte er auch auf, Fotos bei Facebook zu liken, die ich von seinem Welpen hoch lud. Den Welpen, den er sich vor Monat vor der Trennung noch gekauft hatte. Den er hier bei mir gelassen hatte.
Wieder das Gefühl der Panik. Hat er mich blockiert? Sieht er nicht mehr was ich schreibe? Meine Gedanken drehten sich permanent im Kreis. Ich fing an, Facebook vollzuposten.
Bilder vom Hund. Nichts.
Bilder von mir. Nichts.
Hatte er mich nun ganz vergessen? Ich war wie besessen, fing an Aktivitäten zu machen, die wir immer gemeinsam gemacht hatten und die er so mochte, von denen er nicht genug kriegen konnte. Ich ging klettern, feiern, besuchte Veranstaltungen, die ihm gefallen könnten. Ging in Restaurants essen, die wir liebten. Ich postete wie beiläufig davon Fotos. Sah auf allen gut aus, glücklich, unter Menschen.
Und jedes Mal dachte ich: Ok, gleich kommt sie, die erlösende SMS oder Nachricht.
Er: „Du gehst ohne mich in unseren Laden? “
Er: „Hast du etwa einen neuen Kletterpartner? Vermisse dich…“
Er: „Siehst toll aus auf den Fotos… ich war ein Idiot. Sorry“
Es passierte nichts.
Phase 3:
Der Abschied
Ich sitze in meinem Loch und starre auf die Pläne, die ich an die Wand gemalt habe. 1,2,3,10, 1000 Pläne, die sich alle so gut anhörten. Die Wände sind ganz trocken geworden, wenn ich versuche mit dem Finger einen neuen Plan zu malen brechen Brocken heraus.
Aber da unten im Schlamm, da sind die schönen Erinnerungen. Ich bücke mich und merke, dass der Schlamm ganz trocken ist. Nur noch wenig weiche, warme Stellen, in die ich meine Hände noch tauchen kann.
Wohin kann ich noch schauen? Wohin kann ich mich noch wenden? Nach oben? Ist da Licht? Habe ich die Kraft mich hochzuziehen? Alles außerhalb vom Loch ist nur sehr verschwommen.
Ich sitze vor Facebook… keine Ideen mehr, keine Pläne, mit welcher Masche, welchem Foto ich Interesse wecken könnte. Ich bin müde geworden.
Ich klicke sein Profil an. Ich beende unsere Freundschaft. Alle meine Beiträge stelle ich auf Privat um, nur eine Sache lasse ich öffentlich:
ein Lied.
„Lebenslänglich“ von Falscher Hase.
Unser Lieblingslied, was wir immer und immer wieder gehört haben auf den vielen Reisen.
Es ist ein Abschied. Und auch dieser wird ihm egal sein, wenn er es überhaupt sehen wird… mein Profil je wieder anklickt.
Es ist ein Abschied für mich. Von einem Mann, den ich dachte, dass es ihn gibt. Einem Mann der mich liebt. Leb wohl.
Es tut mir leid, liebe Mitleidenden, dass es keine Geschichte mit „Happy End“ ist. Es ist eine Geschichte, bei der das „Bad End“ sich zieht. Viel zu lange schon.
Es ist die Geschichte eines selbstgemachten Elends aus Hoffnung, Kampf, Anstrengungen, Selbstmitleid und dem Verlust von jeglicher Selbstachtung.
Ich weiß wie schwer es ist, aber: Ihr müsst aufwachen. Wenn die Liebe weg ist, wird keine Geste, kein Flehen und kein großer Plan Liebe wiederherstellen können. Aber es wird Schmerz mehren, Leid verzehnfachen und euch auffressen. Löscht die Nummer, löscht ihn aus Facebook, aus WhatsApp. Am besten noch heute.
Wenn ihr füreinander bestimmt wart, dann wird er/sie wiederkommen. Unabhängig, ob ihr Facebook gelöscht habt, die Nummern weggeschmissen, die Erinnerungen verbannt habt. Wenn es wahre Liebe ist, findet euer Partner euch auch im tiefsten Loch und im dunkelsten Wald.
Gibt es nun doch eine Sonnenseite?
Ein Ex-Freund von mir, von dem ich mich vor vielen, vielen Jahren getrennt habe, aber immer wieder Kontakt da war, hat sich in der Zeit als Stütze erwiesen. Wir haben gespielt, gelacht, sind zusammen weggegangen. Kurze Momente der Freude, in dem ich nicht ganz so tief in meinem Loch begraben war. Wir fahren demnächst zusammen in den Urlaub.
Ob es was wird? Ich weiß es nicht. Mein Herz ist immer noch gebrochen. Aber es gibt Menschen um einen herum, die auch ihr vielleicht gar nicht wahrnehmen könnt momentan. Man erkennt nur so wenig durch diesen Schleier aus Trauer. Nehmt aber diese Menschen an und denkt an sie. Jeder Moment, an dem eure Gedanken nicht um den EX, was er gerade tut oder denkt kreisen ist ein Moment des Sieges über die Trauer.
Ich habe hier im Forum 2 tolle Mädels kennen gelernt, mit denen ich mich ausgetauscht habe in der schweren Phase. Die Tipps, die ich hier weitergebe, wurden mir immer und immer wieder gesagt. Man will es nicht annehmen. Man WILL hoffen.
Hört einfach auf.
Es wird kommen wie es kommen soll, Liebe und Gefühle kann man nicht im anderen erzwingen. Man kann nur in sich selbst investieren und daran wachsen.
Am Ende gewinnt die Liebe. Und wenn es die zu euch selbst ist.
12.05.2015 13:30 •
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