Hallo,
ich selbst befinde mich seit 2 Jahren in einer Beziehung mit einer sehr lieben, aber auch sehr schwierigen Person. Anfangs war die Beziehung ein Traum, wir waren über alles verliebt und obwohl es von Beginn an ab und zu Streit gab, haben wir doch viel mehr schöne Zeiten als schlechte erlebt. Eine der Schwierigkeiten, die sich anfangs ergaben, war, dass sie meinte, ich würde andere Dinge vor sie stellen. Beispielsweise musste ich eine große Abschlussarbeit schreiben. Sie wollte aber nicht, dass ich abends noch daran arbeite (obwohl ich es hätte tun müssen). Sie hat mir vorgeworfen, mir wäre die Arbeit wichtiger als sie (dabei habe ich echt viel Zeit mit ihr verbracht und die Arbeit schleifen lassen). Außerdem hatte sie stets davor Angst, krank zu werden und zu sein, und konnte nicht alleine sein. Daneben gab es noch ein paar Ticks, beispielsweise hatte sie Angst vor Schmutz und Bakterien, weshalb sie jeden Tag duschen und Wäsche waschen musste. Das war aber alles noch im Rahmen.
Wir sind direkt zusammengezogen (weil es durch die Umstände praktisch war). Mit der Zeit fing es an, dass sie mir von ihren Problemen erzählt hat und davon, dass ich diese für sie lösen sollte. Ich hatte Mitleid mit ihr und versucht, ihr zu helfen wie ich konnte. Es war aber nie genug. Nach 8 Monaten sind wir berufsbedingt in eine neue Stadt gezogen. Die Wohnung wurde nach ihren Wünschen eingerichtet. Sie meinte immer, ich sollte bitte auch etwas dazu beitragen, jedoch hatte sie ihre eigenen Vorstellungen und wir hatten eh zur Zeit des Umzugs fast durchgehend Streit und meine Vorstellungen wurden größtenteils ignoriert.
Auch nach dem Umzug hatten wir häufiger Streit, aber auch sehr schöne Zeiten. Dazu muss ich sagen, dass ich ein Kind habe, das damals 5 Jahre alt war und alle zwei Wochen über das Wochenende zu uns kam. Besonders an und vor solchen Wochenenden mehrte sich unser Streit extrem. Wir hatten sinnlose Diskussionen bis in die Nacht hinein. Sie hat mich immer noch (und immer mehr) für ihre Probleme verantwortlich gemacht, indem sie darüber gejammert hat und mir dann klar gemacht hat, ich müsse ihr helfen. Ich würde doch wollen, dass sie glücklich ist, also muss ich ihr helfen!
Mit ihrem ersten Job hatte sie kein Glück, da die Sauberkeit nicht so ernst genommen wurde wie es für sie nötig war. Sie hat irgendwann gekündigt, noch bevor sie einen anderen Job hatte, da sie es nicht mehr aushielt. Ihre Probleme (Angst vor Schmutz) sind bis dahin schon schlimmer geworden, nahmen jetzt aber nochmal extrem zu. Sie hat Angst vor Menschen bekommen; sie fing an, zu glauben, andere Menschen wollten sie umbringen. Sie hat viele neugekaufte Taschen nach einem mal Tragen weggeschmissen, weil sie sich sicher war, Opfer eines biologischen Terrorangriffs geworden zu sein. Außerdem Klamotten. Sie konnte nicht mehr einkaufen gehen und am Ende traute sie sich nicht mehr aus der Tür. Alles, was von draußen kam, musste direkt abgeputzt werden, geduscht und in die Waschmaschine kommen. Und dennoch hatte sie unheimlich viel Angst. Die Herkunft jeden kleinsten Flecks musste geklärt werden. Ich hab die Flecken mit bloßem Auge teils kaum gesehen, aber sie hat einfach alles gesehen.
Sie war sich ihrer Krankheit bewusst, war wohl auch schon vor uns mal in Therapie. Da sie da aber irgendwann meinte, es ginge ihr besser, hatte sie damit aufgehört. Ich hab sie dann dazu überredet, nochmals in Therapie zu gehen. Sie war nicht begistert davon, meinte, sie hätte die Kraft dazu nicht, und sie bräuchte jemanden, der das für sie regelt, so dass sie einfach nur zum Therapeuten gehen kann und mit dem reden kann. Nach langer Diskussion hat sie sich eine Therapeutin gesucht. Da man aber zu lange warten musste, hat sie das privat bezahlt, bis es finanziell nicht mehr ging. Die Therapeutin hat ihr aber wohl gesagt, dass sie ihr wahrscheinlich nicht helfen könnte.
Gebracht hat es nicht viel. Corona hat ihre Phobien nochmals viel schlimmer gemacht. Nach nochmaligen vielen Gesprächen hat sie eine Therapeutin angeschrieben, bei der sie bislang auch schon ein paar mal war. Die Diagnose lautet auf zwanghafte Paranoja und Hypochondrie mit Zwangshandlungen. Wir sind mittlerweile aus der Großstadt ausgezogen. Ihre Probleme haben sich nicht groß gebessert, immerhin traut sie sich wieder aus dem Haus raus.
Ich versuche, sie so sehr wie möglich zu unterstützen. Gut läuft es trotzdem nicht zwischen uns. Wir haben kaum noch schöne Momente. Sie kontrolliert alles. Sie sagt mir, was ich anfassen darf, wo ich hingehen darf, wann ich mir die Hände waschen muss. Wann ich mich umziehen muss, weil ich mit der Kleidung angeblich an eine 'kontaminierte' Stelle gestoßen bin (von denen ich aber im Vorfeld nie weiß, wo diese sind). Wäsche darf ich selbst nicht mehr machen. Die Wohnung putzen soll ich am Besten alleine, weil sie sich das nicht zutraut. Besonders, wenn mein Kind kommt, ist es problematisch. Es gibt eine Reihe an Sachen, die er nicht darf, und ich kann ihm nicht erklären, warum das so ist. Zum Beispiel sich aufs Sofa setzen, wenn wir zuvor draußen waren, oder ohne Hausschuhe rumlaufen. Oder einige seiner Spielsachen nicht anfassen. Sie hätte am liebsten, dass ich ihn täglich dusche. Da gab es schon echt schlimme Vorfälle...
Das sind ihre Phobien, die sie hat. Aber das ist nicht alles. Sie sucht Sicherheit bei mir, was ja irgendwie schön ist. Aber sie macht sich dabei extrem abhängig von mir. Sie isst nichts, wenn ich keinen Hunger habe. Sie fährt nicht zu einer Freundin oder zu ihren Eltern, wenn ich nicht dabei sein kann. Sie sagt mir immer wieder, dass ich mich um ihre Probleme kümmern muss, dass ich sie glücklich machen muss. Wenn ich nicht glücklich bin, wirft sie mir das vor und sagt, ich solle gefälligst glücklich sein und es auch so meinen. Sonst wäre sie schlecht gelaunt. Sie hasst es, nicht der Mittelpunkt zu sein. In allen Streitgesprächen lenkt sie das Gespräch immer auf sich. Auch, wenn ich sagen soll, was mich bedrückt, lenkt sie alles im nächsten Satz auf sich und ihre Probleme. Sind wir mit meinem Kind zusammen, so hat sie das Gefühl, nicht genug Aufmerksamkeit zu bekommen. Sie stellt mich öfters über Umwege vor die Wahl zwischen Kind und Beziehung. Sie hält mich gerne mal bis halb drei wach, obwohl ich um halb sieben wieder aufstehen muss, um unter irgendeinem Vorwand eine riesige Diskussion anzufangen. Jede Art von Stress, und wenn er noch so klein ist, führt dazu, dass sie Momente hat, in denen sie nicht mehr klarkommt. Nach unseren Streits, die meist so 2 bis 3 Stunden gehen, bleibe ich völlig deprimiert übrig, während sie von einem auf den anderen Moment damit abschließt und, wie ausgewechselt, wieder total gut gelaunt ist. Dann wirft sie mir vor, dass es mir nicht so gut geht wie ihr.
Sie ist generell sehr emotional und bezieht direkt alles gegen sich. Ich muss immer genau aufpassen, was ich sage, weil sie es immer so versteht, dass ich was Negatives gegen sie meinen könnte, und das geht ihr dann sehr sehr nahe. Aber auch in Alltagssituationen hat sie ein sehr theatralisches Verhalten. Wenn sie sich irgendwo nur leicht stößt, beispielsweise beim Sport, wenn sie leicht gegen eine Wand kommt mit der Hand, kommt ein lauter Schrei, gefolgt von einem übertrieben insziniertem Schmerzempfinden und eine Zur-Schau-Stellung, während der sie sich ihre Hand noch eine Zeit lang anschaut und immer wieder darauf aufmerksam macht, wie schlimm doch der kleine Zusammenstoß war und dass sie deshalb jetzt Defizite bei der weiteren Ausführung des Sports habe.
Sie ist sehr manipulativ und sie weiß das auch. Wir hatten einmal eine Diskussion bis tief in die Nacht, in der sie viel weinte, meinte, wir müssten Schluss machen, und ich könne ihr all das nicht geben, was sie braucht, um glücklich zu sein. Als ich meinte, sie solle mit der Manipulation aufhören und sei für eine glückliche Basis vor allem auch selbst verantwortlich, war sie plötzlich ganz ernst und erzählte mir, dass ich Recht habe, dass sie manipulativ ist, dass das noch niemand wirklich durchschaut hatte, und dass sie bislang in ihrem Leben immer so weit manipuliert hat, dass sie stets bekam, was sie wollte. Sie hat mir dann viele Beispiele aus ihrem Leben erzählt.
So geht es nun schon seit 2 Jahren. Mittlerweile stoße ich sehr an meine Grenzen. Vor ein paar Wochen hat mich einfach alles wütend gemacht, jetzt werde ich so langsam einfach depressiv. Ich bekomme Bauchschmerzen und Übelkeit, wenn ich daran denke, dass mein Kind bald wieder zu uns kommt. Trotz aller Liebe ist es einfach eine große Anspannung für uns alle. Ich merke auch, dass mein Kind nicht mehr so gerne bei uns ist wie früher noch, und auch das macht mir Sorgen.
Ich habe mit ihr gesprochen, wir sprechen viel über ihre Probleme. Sie wollte wissen, was mich bedrückt, und ich habe es ihr erzählt. Es kam eine Mischung aus Verständnis und Vorwürfen. Sie meinte dann zu mir, ich sollte mir unbedingt einen Therapeuten suchen, und dass es auch für sie schwer sei.
Ich weiß, dass das alles schwer für sie ist, und ich hab ihr auch immer wieder gesagt, dass ich ihr keinen Vorwurf mache, weil sie nichts dafür kann. Sie versucht auch wirklich, sich zu bessern. Ich liebe sie und sie ist ein wunderbarer Mensch. Aber wir haben mittlerweile keine schönen Zeiten mehr. Jedes Wochenende mit meinem Kind (mittlerweile 3-Wochen-Rythmus) ist unschön und unter Spannung. Ich merke, wie ich daran kaputtgehe. Was mir Sorgen macht, ist auch, dass ich denke, dass wir uns nicht gut tun. Besonders mit meinem Kind ist es schwer, da sie unter extremen Stress ist in diesen Situationen. Es ist einfach alles von Angst geprägt und ich weiß nicht, was ich noch tun soll. Es tut mir so leid für sie und ich will sie nicht verlassen. Ich kann aber auch nicht so weiterleben.
Es ist noch nicht offiziell als histionische PS festgestellt worden, aber es kommt doch von ihrem Verhalten sehr nah da ran. Aber egal, wie es heißt, es ist auf jeden Fall sehr schwer, damit zu leben. Für uns beide.
12.10.2020 15:06 •
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