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Hingabe und einfach mal fallen lassen aber wie?

A
Zitat von Sohnemann:
Was ist eigentlich das Gegenteil von Hingabe.


Angst, Kontrollzwang, detaillierte Erwartungen, gedanklich ständig in der Zukunft sein

28.04.2019 18:55 • #16


M
Wenn es nicht um Perfektion geht, scheint Autonomie der stärkste Treiber zu sein. Allerdings verbunden mit einem ausgeprägten Kontrollbedürfnis, was ja auch anstrengend ist. All das scheint mir eine Technik zu sein, um jemanden auf Distanz zu halten, denn wer sich fallen lässt, kann auch hart aufschlagen. Du sagst, man mag Dich weil Du so unkompliziert bist. Das mag auch so erscheinen, aber ist es nicht eher eine gut organisierte Fassade von jemandem, der eigentlich einfach nur im Arm gehalten werden möchte? Du sagst, Du wünscht Dir einen Mann der den Hammer auch mal in die Hand nimmt, die Führung übernimmt. Dann aber hast Du einen depressiven Freund, also eher jemanden, der Halt braucht und nicht welchen geben kann.
Hältst Du Dich für jemanden, der Nähe gut zulassen und auch Schwäche zeigen kann? Kannst Du gut entspannen, ohne mit irgendwas abgelenkt zu sein?

28.04.2019 18:57 • x 3 #17


A


Hingabe und einfach mal fallen lassen aber wie?

x 3


phanero
@arjuni
Zitat von arjuni:
Du sprichst nur von Leistung! So wie Du Dich oben beschreibst, was Du alles kannst, was der Partner können soll und für Dich machen soll etc. : Leistung, Leistung, Leistung.


Es war deine Wortwahl und ich habe sie aufgegriffen. In meinem Ausgangspost kommt das Wort Leistung nicht vor und es war auch nie so gemeint. Ich betrachte das Wort schlicht als Begriff für etwas, das man macht. Daher meine Beispiele, die sind ja nun auch eher unsportlich. Ich hab ja auch gesagt, dass ich das gut selbst kann

Darum geht es also nicht, ich möchte nicht bedient werden und wünsche mir sicher nicht den perfekten Butler. Ich gehe einfach davon aus, dass sich Partner in einer guten Beziehung gerne kleine Gefälligkeiten erweisen. Das können Taten, aber auch einfach nur Worte sein.

Das Geben fällt mir nicht schwer, da könnte ich noch weit längere Listen schreiben. Muss ich das wirklich extra erwähnen? Oh, ja, muss ich! Ihr kennt mich ja nicht...

Zitat von Gretchen:
Im weitesten Sinne könnte aber die Hingabe schon passen- nämlich einen kontrollverlust erstmal teilweise auszuhalten um den anderen machen zu lassen muss man ja Verantwortung abgeben und sich dem hingeben/ anvertrauen.

Nachtrag: ich würd die wünsche eher als Wunsch nach Bindung interpretieren als Wunsch nach Butler. Sowas wie stilles verstehen oder so?


Ja, das ist exakt was ich gemeint habe. Danke für die schöne Formulierung! Wenn ich es selbst so klar sehen könnte, hätte ich diesen Thread hier anders aufgezogen ^^

Zitat von leilani1801:
Dann solltest du es vielleicht mal mit ner Frau probieren?

Wird gemacht, hab nächste Woche ein Date mit einer Frau - kein Witz!

28.04.2019 19:08 • x 1 #18


S
Zitat von arjuni:

Angst, Kontrollzwang, detaillierte Erwartungen, gedanklich ständig in der Zukunft sein


Äh ne, klingt jetzt nicht so toll für mich.
Es ging mir eher um die Frage, welche Dynamik gegeben sein muss, das ich einer oder wenn sogar beide hingeben können?

Also wenn sich bei mir mal eine Dame hingegeben hat, hatte ich nie Angst. Ich hatte nichts von dem was du schreibst

28.04.2019 19:13 • x 1 #19


phanero
Zitat von mitsubi:
Wenn es nicht um Perfektion geht, scheint Autonomie der stärkste Treiber zu sein. Allerdings verbunden mit einem ausgeprägten Kontrollbedürfnis, was ja auch anstrengend ist. All das scheint mir eine Technik zu sein, um jemanden auf Distanz zu halten, denn wer sich fallen lässt, kann auch hart aufschlagen. Du sagst, man mag Dich weil Du so unkompliziert bist. Das mag auch so erscheinen, aber ist es nicht eher eine gut organisierte Fassade von jemandem, der eigentlich einfach nur im Arm gehalten werden möchte? Du sagst, Du wünscht Dir einen Mann der den Hammer auch mal in die Hand nimmt, die Führung übernimmt. Dann aber hast Du einen depressiven Freund, also eher jemanden, der Halt braucht und nicht welchen geben kann.
Hältst Du Dich für jemanden, der Nähe gut zulassen und auch Schwäche zeigen kann? Kannst Du gut entspannen, ohne mit irgendwas abgelenkt zu sein?


@mitsubi Als ich das gelesen habe, liefen mir echt die Tränen!

Das ist wirklich zutreffend. Ich muss noch ein paar Graustufen in die Skala der seelischen Abgründe einfügen, denn ich bin weder Kontrollfreak noch habe ich irgendwelche Angstzustände. Aber Tendenzen dazu gibt es vielleicht bzw. gab es mal.

Ich werde nervös, wenn Dinge nicht nach Plan laufen, auch wenn es nicht mein Plan ist. Nein, ich kann mich kaum entspannen, ohne dabei noch irgendwas zu tun. Und wahrscheinlich hab ich einfach nur eine gut organisierte Fassade, denn dahinter bin ich trotzdem manchmal sehr erschöpft und sehne mich nach Ruhe...

In meinem anderen Thread habe ich es schonmal geschrieben: Ich will endlich wieder allein in meiner Hängematte liegen und nichts denken oder tun dabei. Ich konnte es mal, vielleicht kann ich es bald wieder. Noch kämpfe ich sehr mit dem Allein-Sein.

Mein Ex war der erste überhaupt, in dessen Armen ich einschlafen konnte, bei ihm habe ich manchmal diese Ruhe gefunden. Aber die kam fast Hand in Hand mit seinem depressiven Ruhebedürfnis. Bei mir selbst aber finde ich die Ruhe nicht
Grundsätzlich war Nähe für mich aber nie ein Problem, im Gegenteil, ich hab sie sehr gern.

Meine Beziehungen war immer eher lang, die kürzeste war 1 Jahr, die längste 10.
Folglich hatte ich auch nicht viele Partner, aber tatsächlich habe ich mehr Halt gegeben als bekommen, immer schon. Das war exakt das, worauf ich initial hinauswollte. Von dienern kann jetzt aber wirklich nicht mehr die Rede sein.

Hart aufgeschlagen bin ich damit schon zum zweiten Mal... Ich würde mich gerne bessern, aber woher das Vertrauen nehmen, wie zulassen?

28.04.2019 19:47 • x 1 #20


Gretchen
Ich würd mir überlegen wie meine Vorbilder solche Dinge (Kontrolle, vertrauen usw) so geregelt hatten. Wer hatte die Hosen an?
Wer hat die Picknick Decke getragen und warum?
Wie fand derjenige das?

28.04.2019 19:58 • x 1 #21


M
Es ist oft so, dass man mit Kontrollbedürfnis den engstirnigen Kontrollfreak assoziiert. Lass mich ein anderes Wort wählen, dann weißt Du eher was ich meine: Sicherheit.
Hast Du die Fäden in der Hand, kannst Du entscheiden was, wann, wie gemacht wird, hat das etwas mit Kontrolle zu tun und eben mit Sicherheit. Darum brauchst Du auch Pläne, Du möchtest wissen was auf Dich zukommt. Das ist nun gar nichts schlimmes, solange es im gesunden Rahmen ist. Bei Dir scheint das aber in Unruhe und Unbehagen umzuschlagen, als ob etwas passieren könnte, was Du nicht im Griff hast. Dir ist die innere Balance abhanden gekommen, vielleicht hast Du sie aber auch nie gehabt. Wie Du schon erkannt hast, mündet wohl alles im Vertrauen. Vertrauen in andere, dass sie Dich nicht enttäuschen. Vertrauen in Dich, dass Du das Unbekannte aushalten kannst.
Das alles wird irgendwo herkommen. Hast Du Dich früher viel um jemanden kümmern müssen? Gab es Situationen, die Du mit Schwäche und Hilflosigkeit verknüpfst - oder Personen?
Nähe bedeutet auch, verletzbar sein zu können. Kannst Du das wirklich? Wenn Du immer die Starke gegeben hast, aber andere nie die Möglichkeit bekamen Dir mal die starke Schulter zu bieten, dann ist das eine sehr subtile und natürlich unbewusste Distanzierungstechnik. Ich glaube, echte Nähe und Vertrauen entsteht nur, wenn man sich mit seiner verletzlichen Seite zeigen kann.
All das muss man wohl lernen und wird sicher dauern. Jedoch erscheint mir der Umweg über die Bewusstwerdung unumgänglich, also, warum man etwas tut. Du schützt Dich mit Deiner Stärke, Deiner Autonomie. Wovor?

28.04.2019 20:04 • x 4 #22


Y
@phanero

ich kenne diese Beziehungsthematik, nur dass ich auf der anderen Seite bin.

Zitat:
In einer Partnerschaft kann es aber nur schwer zulassen, dass diese Leistung überhaupt erbracht wird. Ich nehme es einfach vorweg... von wegen Handlungstyp, genau. Wer soll er mich denn zurfrieden machen, wenn er gar keine Chance bekommt? Es ist eher meine Ungeduld und Unruhe, die mich Handeln lässt, nicht der Hang zur Perfektion.


für mich hat Hingabe viel mit dem geschehen lassen können zu tun. Die Zügel loslassen und darauf vertrauen können, dass es auch ohne die eigene Kontrolle läuft.
Ich schildere Dir mal, wie ich es oft aus meiner Perspektive empfand. Und das auch in ganz ganz alltäglichen banalen Situationen. Dieses einfach etwas vorweg nehmen, empfand ich oft wie ein über vieles, was geschehen könnte hinweggehen mit Blick auf ein Ziel, das als das richtige angesehen wird. Also eine Art Tunnelblick.
Es ist als liefe man zusammen durch den Wald und statt die Atmosphäre, die Umgebung wahrzunehmen, statt sich selbst, den Partner wahrzunehmen uvm. hastet man mit Lageplan und eingefahrenen Fühlern durch den Wald auf sein Ziel hin, das man sich vorher natürlich schon gesteckt hat. Man glaubt, etwas, das geschehen sollte vorweg zu nehmen, übergeht dabei aber vieles, das sich ergeben würde, das auch vorhanden ist. In meiner Wahrnehmung sogar oft das wesentliche, denn man ist nicht im Wald, um nach 2 Std Fußmarsch mit starrem Blick auf sein Ziel irgendwann Punkt x erreicht zu haben

Vielleicht hat es damit zu tun, sich verletzbar zu machen, wenn man die Kontrolle abgibt, so wie mitsubi schreibt.
Vielleicht ist es aber auch die Angst, einfach nur mal zu fühlen.

28.04.2019 21:14 • x 3 #23


baba
Du hast viele Ähnlichkeiten wie ich. Ich nenn es die Frau die alles unter Kontrolle hat. Eine richtige Power Women. Sich gehen lassen fällt schwer, Dinge anzunehmen auch. Mir hilft ein psychologe dabei alles zu verstehen. Wartum. Bei mir wurde vieles in der Kindheit geprägt.

29.04.2019 01:14 • x 2 #24


F
Zitat von baba:
Du hast viele Ähnlichkeiten wie ich. Ich nenn es die Frau die alles unter Kontrolle hat. Eine richtige Power Women. Sich gehen lassen fällt schwer, Dinge anzunehmen auch. Mir hilft ein psychologe dabei alles zu verstehen.


Es gibt viele dieser Art aber was sagt ein Psychologe, kann man dagegen tun?
Wie soll man das lernen können gegenzusteuern?

29.04.2019 17:01 • x 1 #25


baba
Lernen damit umzugehen. Loszulassen, Perfektion zu reduzieren. Immer wieder zu lernen.

29.04.2019 17:09 • x 1 #26


S
Eine Frau, die sich in der Situation einfach mal hingeben kann ist ja was ganz was tolles.
Aber ich denke auch einen Mann zu finden, der da verantwortungsvoll mit umgeht und überhaupt das handeln kann, ist auch nicht so leicht.

29.04.2019 17:48 • x 1 #27


A
@Sohnemann

Ich denke, das ist der casus Knacksus.
Eine Frau, die sich hingibt, dem Manne.
Ein Mann der dies ganz natürlich händelt und wie Du so schön schreibst - verantwortungsvoll mit dieser Hingabe umgeht, sie überhaupt erkennt.

Danke Sohnemann, das hast Du meines Erachtens nach sehr schön auf den Punkt gebracht.
Ich finds auch richtig gut, dass Du hiermit
Zitat von Sohnemann:
Eine Frau, die sich in der Situation einfach mal hingeben kann ist ja was ganz was tolles.

Deine Wertschätzung für diese Frauen aussprichst.

****************************

Zitat von Fahrenheit:
Wie soll man das lernen können gegenzusteuern?


Es ist gar nicht soooo schwer.
Das ist eine Entscheidung es zu tun.
Es einfach zu tun.
Loslassen, die Verantwortung für den Moment abgeben, an den Moment oder an ein Gegenüber und schauen was passiert.
Das Wissen im Hintergrund , man könnte jederzeit handeln oder eingreifen reicht vollkommen aus.

29.04.2019 17:58 • #28


A
Für mich bedeutet Hingabe ein ganz allgemeines Grundvertrauen. Gläubige würden vielleicht sagen Gottvertrauen. Ich bin nicht gläubig und nenne es ein Vertrauen in das Leben.

Dass alles schon seinen Sinn hat, was passiert.
Dass ich akzeptieren kann, dass es eben so ist, wie es ist.
Dass ich mir nicht den Kopf zerbrechen muss, was in der Zukunft sein wird.
Sondern dass ich den Moment bewusst erlebe. Mich dem Leben hingebe mit allen Sinnen und bewusst wahrnehme, was in diesem Moment passiert.

Dass ich nicht alles ändern will, sondern die Dinge problemlos so hinnehmen kann, wie sie sind.
Dass ich die anderen Menschen so sein lasse, wie sie sind.
Dass ich nicht alles bewerte. Analysiere. Zerdenke.
Die Fähigkeit loszulassen. Die Dinge einfach mal geschehen zu lassen.

Das heißt nicht, dass ich total passiv bin und überhaupt keine Initiative mehr ergreife. Aber eine Initiative aus dem Moment und der Intuition heraus.

Ist schwer zu beschreiben, aber das Beispiel von @YsaTyto mit dem Waldspaziergang fand ich ganz vorzüglich!

Es gibt sicher sehr viele Wege, diese Hingabe zu üben. Da muss wohl jeder irgendwie seinen eigenen Weg finden.

29.04.2019 18:06 • x 5 #29


F
Zitat von arjuni:
Für mich bedeutet Hingabe ein ganz allgemeines Grundvertrauen. Gläubige würden vielleicht sagen Gottvertrauen. Ich bin nicht gläubig und nenne es ein Vertrauen in das Leben.
Absolut nachvollziehbar und mit Sicherheit richtig, wenn dieses Grundvertrauen aber massiv gestört ist bzw zerstört wurde, dann wird es eben auch mit der Hingabe schwierig. Die TE schildert ja hier eher ein ungesundes Maß an Kontrollbedürfnis

Dass alles schon seinen Sinn hat, was passiert.
Dass ich akzeptieren kann, dass es eben so ist, wie es ist.
Dass ich mir nicht den Kopf zerbrechen muss, was in der Zukunft sein wird.
Sondern dass ich den Moment bewusst erlebe. Mich dem Leben hingebe mit allen Sinnen und bewusst wahrnehme, was in diesem Moment passiert.

Dass ich nicht alles ändern will, sondern die Dinge problemlos so hinnehmen kann, wie sie sind.
Dass ich die anderen Menschen so sein lasse, wie sie sind.
Dass ich nicht alles bewerte. Analysiere. Zerdenke.
Die Fähigkeit loszulassen. Die Dinge einfach mal geschehen zu lassen.
Auch richtig, die TE schildert aber Tendenzen zu (früheren) Angstzuständen und aktueller körperlicher Reaktionen wie Unruhe, Nervosität, Anspannung und Unbehagen? Das muss man erstmal aushalten können...

Das heißt nicht, dass ich total passiv bin und überhaupt keine Initiative mehr ergreife. Aber eine Initiative aus dem Moment und der Intuition heraus.

Ist schwer zu beschreiben, aber das Beispiel von mit dem Waldspaziergang fand ich ganz vorzüglich!

Es gibt sicher sehr viele Wege, diese Hingabe zu üben. Da muss wohl jeder irgendwie seinen eigenen Weg finden.

29.04.2019 18:35 • #30


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