Hallo Thilde, Hallo Mangoon!
Ich glaube auch, man kann zu dem Thema Psychotherapie unterschiedliche Meinungen haben.
Für mich erscheint es im Moment der richtige Weg zu sein, den ich einschlagen sollte.
Nicht weil es in ist. Ich würde es keinem erzählen, dass ich wegen Liebeskummer zum Therapeuten renne, finde es also eher wieder einmal peinlich meine Schwächen zu zeigen, wo doch jeder gerade von mir erwarten würde, dass ich das ganze Thema längst abgehakt habe! Und auch das erscheint mir an mir neurotisch.
Ich erwarte auch nicht, dass sich meine Ablösungs- und Trennungsprobleme durch den Therapeuten in Luft auflösen, sondern erhoffe mir einen Seelen-Profi, der mich anleiten kann, wie ich mich am besten selbst erkenne, wie ich mein eigenes Leben wieder schrittweise in den Griff bekommen kann (denn ich hänge noch viel zu kraftlos umher, obwohl ich schon x-mal die Erfahrung machte, dass mir Aktivität effektiv hilft und theoretisch genau weiß, wo ich nun hin will...), ohne den Schmerz dabei zu verdrängen und der mir vor allem dabei hilft, mehr Selbstwertgefühl aufzubauen. Echtes Selbstwertgefühl, keine Härte nach außen und totalen inneren Zweifeln. Ich bin bereit, viel dafür zu tun, aktiv diesen Weg zu gehen. Brauche nur eine Anleitung, die ich mir vom Therapeuten erhoffe. Er soll mich lenken, ich gehe...Versteht Ihr, wie ich es meine?
Ich meine nicht, liebe Thilde, dass je ein Therapeut zu seinem Klienten direkt sagen würde, Du hattest diese oder jene schlechte Kindheitserfahrungen, also bist Du jetzt eben so und so. Nein, das glaube ich nicht. Sie helfen Dir aber ganz sicher, Dinge an Dir zu erkennen, die Du so noch nie an Dir selbst erkennen konntest. So stelle ich es mir eben vor.
Ferner läßt sich ein gewisser Einfluss der Kindheit auf unsere Beziehungsmuster gar nicht verleugnen. Ist es nicht die Erfahrung mit Beziehungen, außer denen die man selbst erlebte, zwischen Vater und Mutter, die man als Kind erlebte, die einen so dermaßen prägt? Ich stelle doch immer wieder an mir fest, dass ich stets die Rolle meiner Mutter in meinen Beziehungen nachspiele, auch wenn mir das gar nicht passt! Auch in meinem Leben, versuche ich stets meine dominante Mutter nachzuahmen. Das was sie mir als Ideal einbläute und was ich durch sie als Frau-Sein erlebte -wie Frau eben zu sein hat - läßt mich nur zeitweise los. Das ist doch beängstigend, oder? Gerade weil diese Verhaltensweisen oftmals für Probleme sorgen! Ich erkenne das aber auch nicht nur an mir. Viele meiner Freundinnen nehmen ähnliche Rollen innerhalb ihrer Beziehungen ein, wie ihre Mütter. Entweder sie ahmen die fürsorgliche Mutter nach, die selbst nie etwas von ihrem Leben hatte oder die dominante Frau, die ihren Mann im Griff hat etc. Ich kann diese Muster ganz deutlich in meinem nähren Umfeld erkennen. Ist doch auch logisch, woher sollen wir denn sonst wissen, wie wir uns zu verhalten haben, als Mann oder als Frau? Das zeigen uns doch unsere Eltern in aller erster Linie.
Ich gebe Mangoon recht, dass unsere Gesellschaft uns geradezu dazu auffordert, in Krisensituationen stark, hart und Herr der Lage zu sein. Du hast doch nicht einmal mehr das Recht, monatelang wie eine Trauerweide durch die Lande zu ziehen, weil Du eben in einer Krise steckst. Wenn ich zur Zeit nur das Gesicht verziehe, kommen schon tolle Kommentare: Immer noch wegen dem?, Lass Dich nicht so hängen!, das wird schon wieder. Bla, bla eben. Keiner ist doch mehr bereit nach 4 Monaten überhaupt noch dieses Thema gründlich mit mir durchzugehen - außer hier im Forum. Sobald ich meinen Ex auch nur erwähne, kommen Kommentare wie Vergiss ihn doch endlich!, Siehst Du, Du redest immer noch von ihm, weil Du nicht über ihn hinweg kommst usw. Ich mache damit auch niemandem einen Vorwurf. Sicher meinen es viele nur gut mit mir. Andererseits empfinde ich schon den Druck, dass man von mir erwartet, bereits total mit meiner Beziehung abgeschlossen zu haben. Und ich beuge mich diesem auch. Bin besonders happy und gut drauf für die Außenwelt, damit ich mir diese sinnlosen Kommentare erspare. Hier im Forum kann ich ja mein Innenleben adäquat ausleben.
Ich lebe förmlich zwischen äußerer Fassade (und fühle mich inzwischen auch recht gut dabei) und meiner Innenwelt. Und möchte eben Hilfe in Anspruch nehmen, um einen Weg für mich zu finden, wie ich mit all dem besser umgehen könnte und ich würde auch vieles dafür tun, um aus erlernten Verhaltensmustern auszubrechen. Nur um mein Leben besser leben zu können und nah an mir zu sein, statt an Erwartungen von Außen und erlernten Idealen. Allein werde ich das kaum schaffen! Zu groß ist die Macht, dieser Einflüsse. So empfinde ich es im Moment.
Thilde, Du hast erkannt, dass man Theorie nicht immer in die Praxis umsetzen kann. Und genau das ist es: Ich habe viel erkannt, viel schmerzhaft erfahren, viel gelernt, nur mit der praktischen Umsetzung des Ganzen in mein tägliches Leben im Hier und Jetzt habe ich einfach große Schwierigkeiten. Vielleicht hat ja so ein Seelenheiler doch Lösungen für mich parat, die mir dabei helfen, die praktische Seite nach all der Theorie zu beschreiten!
Wenn ich natürlich erwarte, der Seelenklempner regelt das alles für mich, kann ich mir den Weg auf die Couch sicherlich ersparen!
Ich werde Euch bald berichten können, ob es mir etwas bringt oder nicht mit der Therapie, denn ich habe am kommenden Montag ein Erstgespräch. Bei einer Frau Therapeutin natürlich ;D !
Lieber Manta,
dass Du Dich bemühst Deinen eigenen Weg zu gehen, obwohl Du manchmal immer noch in Gedanken an Deiner Ex hängst, ist doch bereits ein gewaltiger Schritt. Ich gehe nur theoretisch, Du praktisch. Das ist doch eine ganze Menge. Wenn ich das schaffe, bin ich zufrieden. Mein eigenes Leben wieder aktiv leben, trotz der Vergangenheit...
Viele liebe Grüße an Euch alle und danke für Eure Beiträge!
Ariane