Liebe Bazinga,
nochmals vielen Dank für deine Worte und Erklärungen. Ich habe hier auch schon viel nachgelesen und im Internet ebenso. Es ist immer so unbegreiflich, wenn man manche Fälle liest. Rational ist vieles gar nicht erklärbar!
Ich frage mich meist, was wohl in den Menschen vorgeht, die uns sowas antun oder auch andere Mitmenschen, wie in meinem Fall die Frau meines Ex, mit in den Abgrund ziehen. Sie war stets psychisch labil und hatte angeblich einen Selbstmordversuch in der Zeit als wir zusammen waren.
Ich denke, damit hängt viel zusammen. Er veränderte sich ja Mitte letzten Jahres bereits, im Urlaub meinte er stets, dass es irgendwie anders sei als zu Beginn und das würde nicht an mir liegen...SIE würde ihn nicht loslassen, gedanklich. Das bekam ich immer wieder zu hören. Auch in glücklichen Phasen kam dann das zur Sprache, dass er nie frei sein kann, solange sie lebt.
Es ist wohl eine Art Abhängigkeit. Die beiden haben keine Kinder, das kann es also nicht sein.
Er meinte immer, sie war mir mal sehr ähnlich, als er sie damals vor gut 30 Jahren kennen lernte. Im Laufe der Jahre habe sie sich dann so verändert, alles gipfelte dann darin, dass er sie ja verlassen hat wegen mir. Es gab nur noch Streit und Eskalation.
Er meinte immer, er wollte keine Kinder mit ihr, da sie nicht in der Lage sei, welche zu erziehen. Schlimm ist, dass ich letztes Jahr im Februar sogar schwanger von ihm war. Ich erlitt jedoch eine Fehlgeburt in der 7. Woche. Sein Kommentar war: Seine Frau hätte das nicht verkraftet, wenn ich ein Kind bekommen hätte...tja, da hätte ich schon damals alle Alarmglocken schrillen hören müssen. Anstatt mich zu trösten und mir beizustehen, dachte er an sie!
Ein Bekannter meinte (er ist Psychologe), dass eine Abhängigkeit sich auf vielerlei Dinge stützen kann. Es muss nicht mal Liebe oder körperliche Anziehung sein, Gewohnheit, das alte Leben, die Tagesabläufe und vieles mehr führen auch dazu, dass er wohl zurückgehen wollte. Bei mir hätte er ein neues Leben aufbauen müssen. Und einen alten Baum verpflanzt man eben nicht mehr gerne,...
Gestern sah ich ihn beim Sport wieder. Ich gab zum ersten Mal meinen Kampfsportkurs, da hatte ich neulich die Ausbildung absolviert. Ich boxte mit jedem als Gegner, auch mit ihm und es machte ihm sichtlich Spaß, danach lobte er mich auch noch und machte Scherze. Er war mal wieder richtig gelöst, so wie damals zu Beginn der Beziehung.
An sich müsste er doch merken, dass ich ihm eigentlich gut tat und wir vieles gemeinsam hatten. Doch eben nicht die alte Wohnung und die gewohnte Lebensweise. Hier musste er sich umstellen und das hat wohl überwogen und seine Entscheidung maßgeblich beeinflusst.
Ich versuche nach und nach zu reflektieren und mich in ihn auch hinein zu versetzen. Es fällt schwer, denn wenn man Bilanz zieht, dann war unsere Beziehung nichts Falsches. Im Gegenteil, es war nicht eine belanglose Affäre, sondern es begann schon mit ernstem Hintergrund und mit Bedacht. Und dann musste es so schlecht enden.
Vor allem das Abrupte macht mich fertig. Er plante wohl schon länger zurück zu gehen, seine Kleidungsstücke nahmen in unserem gemeinsamen Schrank auch plötzlich ab. Er sagte damals, er hätte einiges entsorgt, aber nun vermute ich, er brachte es nach und nach zurück in seine Wohnung. Aber wenn ich sowas schon weiß, dann rede ich doch offen mit dem Menschen, mit dem ich 18 Monate Tag und Nacht teilte?!
Aber es gibt leider doch einige feige Leute und die können eben nicht offen sprechen.
Ich beweine somit die schöne Zeit, die ich dank ihm erleben durfte, trauere unseren gemeinsamen Momenten nach. Ich hebe ihn an sich nicht mal auf einen Sockel, sehe auch seine negativen Seiten, aber ich weine auch um seine Feigheit, den mangelnden Mut, dass er nicht für uns kämpfte, so wie er es am Anfang tat! Dass er den leichten Weg wählte, wo dieser ihm wohl nicht mal das Glück so bereit hält. Man weiß es nicht, es kann auch sein, dass es die Erfüllung ist, aber wenn man sieht, wie er abbaut, denke ich das nicht. Jeder sagt das schon zu ihm...
Er meinte mal, wenn er 10 Jahre jünger gewesen wäre, dann hätte er mehr Kraft gehabt das alles durchzuziehen. Aber das Alter ist meines Erachtens relativ. Auch die Angst, dass er immer mehr abbaut. Seine Frau ist nur 2 Jahre jünger, ich 15! Ich habe noch viel Kraft und vieles vor mir, aber er geht auf die 60 zu und merkt, wie sein Körper längst nicht mehr so mithält. Dennoch kann man immer Kompromisse finden. Ich gehe doch nicht nur aus Altersgründen wieder zu einer Person zurück, da sie mit mir verfällt, um es mal hart zu sagen!
Im Gegenteil, man kann von einem jüngeren Partner profitieren, erhält mehr Lebensfreude zurück. Das war es ja, was ihn am Anfang so glücklich machte. Dass er Dinge erlebte, die er sein Leben lang noch nie gesehen oder erlebt hat!
Doch anscheinend war all die Liebe, die ich ihm entgegenbrachte und alles andere nicht genug! Das zu erkennen, ist so schrecklich!
Aber ich versuche, weiter zu kämpfen für mich und weiter zu machen. Übel ist, dass ich stets irgendwo in mir die Hoffnung hege, dass er mal aufwacht und doch zurückkommt, doch ich weiß, dass er das nicht tun wird...ob es besser wäre, kann ich nicht sagen. Also, ob ein zweiter Versuch gelingen würde.
Ich denke, anfangs würde es klappen, doch dann würden sich die gleichen Probleme wieder einschleichen oder was meint ihr?!
Nun gestalte ich eben meinen Alltag so gut es geht, nur die Wochenenden bleiben noch sehr schlimm. Bald sind auch Ferien und alles alleine machen zu müssen, selbst die paar Tage Urlaub, macht mich jetzt schon enorm traurig. Ich kann es nicht mehr genießen und denke immer, wie schön es war, ihn an meiner Seite gehabt zu haben. Man war nicht mehr allein, sondern als Team unterwegs.
Was sagte neulich eine Freundin? Ich hätte mich erst gar nicht auf ihn einlassen sollen - Finger weg von Verheirateten! Ich war so siegessicher, hatte gewonnen, er war bei mir, hatte sich für mich entschieden! Und nun das harte Erwachen und genau das Gegenteil!
1000 Selbstzweifel und Vorwürfe schwirren in meinem Kopf herum, das sollte ich nicht machen, aber es ist einfach so...meine Tage gestalten sich meist gleich. Arbeiten, ablenken, Sport, ablenken, abends einsam und nachdenken, aufwachen und nachdenken...
Ich wünschte, der Teufelskreis würde enden!