Hallo Elisabeth,
ich kenne auch Menschen, die ähnlich wie Du über Therapie denken oder sie gar komplett ablehnen, weil sie ja nur was für schwache wäre. Wenn nahe stehende Menschen das einem immer wieder sagen, kann es einen so prägen, dass man später - hat man sich nun für eine Therapie entschieden - sie nicht mehr richtig annehmen kann und obwohl sie hilfreich wäre, sich selbst dabei behindert, weil diese Überzeugung - Therapie muss ja nicht immer sein - einem auch wieder ein schlechtes Gefühl gibt. Man sollte sehr vorsichtig sein mit solchen Aussagen.
Wie man mit Problemen umgeht, ist sehr verschieden und es ist völlig in Ordnung, sich wegen Liebeskummer Hilfe zu holen. Es ist überhaupt nichts banales, sondern mit großen seelischen Schmerzen verbunden und ob man alleine damit klar kommt, hängt wieder davon ab, wie der Mensch aufgestellt ist, was er vorher (von frühester Kindheit an) erlebt hat und weiteren Faktoren.
Ich kann auch nicht erkennen, dass in den Schulen Kinder heutzutage in Watte gepackt werden würden. Ich würde es eher so nennen - Kinder werden zum Glück zunehmend mit mehr Respekt behandelt.
Man kann sich im Leben auch wegen Kleinigkeiten überfordert fühlen und das ist möglicherweise ein Zeichen dafür, dass der Mensch sonst sehr viel schafft und leistet (sich sehr anstrengt) und diese Kleinigkeiten bringen das Fass zum Überlaufen, weil man eben doch über seine Grenzen hinaus gelebt hat.
Ich habe viel Erfahrung mit Therapie und empfinde sie als harte Arbeit, die aber oft der einzige Weg aus dem Schlamassel ist. Alles, was dabei hochkommt auszuhalten ist überhaupt nicht einfach. Man wird in der Therapie auch mit eigenen Schwächen und Fehlern konfrontiert und nicht nur bemitleidet. Gute Therapeuten entlassen aber einen nicht völlig aufgewühlt nach Hause, sondern geben auch gute Tipps mit auf den Weg, wie man mit den Gefühlen umgehen kann.
Ich denke mir auch oft - ich bin mitlleren Alters - wie kann das sein, dass ich nicht mit meinen Gefühlen klar komme, wegen Banalitäten so aus der Bahn geworfen werde, wo andere anscheinend so tapfer durchs Leben schreiten. Das ist aber Quatsch!
Wenn jemand sich über längere Zeit schlecht fühlt, egal ob man nun irgendeine Diagnose bekommen hat oder nicht, darf er sich Hilfe holen soviel er möchte. Eine Diagnose der Depression sollte auch nicht als Berechtigung dafür dienen, in Therapie zu gehen. Das darf man auch ohne, dass man eine Depression vom Hausarzt hat sich bescheinigen lassen, nämlich immer dann, wenn einem danach ist und man es wünscht. Die finanzielle Seite lasse ich jetzt aussen vor.
21.07.2016 10:08 •
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