Hilflosigkeit nach Ende meiner Kurzzeitbeziehung

Heute Abend sah ich beim Einkauf im örtlichen Lebensmittelgeschäft einen Mann meines Alters auf dem Parkplatz, wie dieser seiner Partnerin beim Einstieg in sein Cabrio half, indem er ihr charmant die Tür des Wagens aufhielt, bis diese sicher Platz genommen hatte.

Jene Beobachtung erinnerte mich an die eine oder andere Begebenheit, welche ich mit meiner Kurzzeitbeziehung erlebte. Auch ich hielt ihr stets unauffällig etwaige Fahrzeug- und Haustüren auf, sobald wir gemeinsam das Haus verließen. Ich lieh mir sogar im Sommer für einen Ausflug ein altes, gepflegtes Cabrio von einem Geschäftspartner, um das sonnige Wetter bei offenem Verdeck mit meiner damaligen Freundin genießen zu können. An manchen Tagen reagierte meine Kurzzeitbeziehung jedoch abwertend und verbot mir mitunter mein zuvorkommendes Verhalten, da wir mit diesem in der Öffentlichkeit hätten auffallen können. Das war damals äußerst verletzend, schließlich habe ich durch mein Handeln lediglich aufmerksam sein wollen.

Nichtsdestotrotz musste ich heute Abend schmunzeln, als der Herr seiner Partnerin auf dem Parkplatz des Lebensmittelgeschäftes die Tür mit einem breiten Grinsen aufhielt. Sie nahm seine Geste lächelnd und ohne Widerstand an. Scheinbar existieren auf dieser Erde doch noch Frauen, die traditionelles Verhalten von Männern wohlwollend entgegennehmen. Ich denke, ich werde mir mittelfristig ein eigenes Cabrio für die Sommermonate zulegen.

Zitat von Lillilli:

Der Therapeut hat eine falsche Prognose gestellt, was passieren kann, offensichtlich geht es dir wieder schlechter. In welche Therapierichtung war er ausgebildet?

Mein Therapeut, den ich bis Dezember 2023 aufsuchte, ist Psychotherapeut. Die Fachrichtung ist mir nicht bekannt und wohl leider auch nicht online recherchierbar.

Eine Fehldiagnose möchte ich nicht unterstellen. Die endgültige Entscheidung, die Therapie nicht zu verlängern und somit zu beenden, traf letztendlich ich.

Zitat von Lillilli:

Nachdem es bei dir ja nicht nur um Trennungsschmerz geht, sondern um Einsamkeit generell, wundert es mich nicht, wenn du noch mehr an Unterstützung brauchst.

Ich benötige, so meine ich, keinen Therapeuten, um soziale Kontakte aufzubauen, sondern einen Freund, der mich an schlechten Tagen unterstützt, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Doch in diesem Punkt offenbart sich die Problematik: ohne (privates) soziales Umfeld, keine Freunde - ein klassisches Henne-Ei-Problem.

Zitat von Bücherfreundin:

Was meinst du mit seit jeher?

In dem konkreten Fall seit meiner Kurzzeitbeziehung, unterbewusst jedoch wohl für die gesamten Abweisungen, welche ich in meinem Leben erfahren habe.

Zitat von Bücherfreundin:

Das Thema hatten wir hier vor 8 Monaten doch auch schon. Hast du denn vor dahingehend etwas zu ändern?]

Ich evaluiere derzeit meine Optionen und habe auch bereits erste Versuche in diese Richtung aktiv unternommen. Bisher war ich allerdings noch nicht abschließend erfolgreich. Ich habe zwar 20 Jahre Mannschaftssport betrieben, doch dieses Kapitel ist, trotz weiterhin guter Kontakte, für mich beendet, weshalb ich weiterhin auf der Suche bin.

Hallo @Nik 92......................,
habe deinen Thread vor kurzen komplett durch Zufall gelesen.
Danke , dass ich 2 Stunden komplett abgelenkt gewesen war und Du deine Geschichte hier zum Besten gegeben hast.
Du bist sehr erfolgreich im Beruf und denke auch sehr privilegiert.
Bei mir alles drunter und drüber, obwohl ich weiß wie es ist , wenn man kein Geld hat oder wenn man Geld mit einem sehr hohen 5 stelligen Betrag auf dem Konto hat.

Du hast was kurzes, aber dafür sehr intensives erlebt, da du glaubtest , es würde auf gegenseitigkeit beruhen.
Leider ist dieses oft nicht der Fall.
Du warst ein Rebound gewesen , aber mit guten Eigenschaften.
Schuld trägst Du keine, du warst zu gut. Kein Verbrechen , aber sei froh dass du an einer geraten bist die nicht noch unterirdischer Unterwegs gewesen war.
Wenn man auf sowas trifft und wieder auf sowas paar mal herein fällt. Ja, da verlässt einem im innern was und da hilft auch keine Therapie . Nur Tabletten um zu funktionieren.
Ich denke aber, dass Du solche Frauen kennst und diese auch leicht haben könntest.

Ich hatte in meiner Jugend einen sehr guten Freund. Eigentlich 2. Einer zog weg und der andere schuldete mir Geld.
Heute habe ich nach einer langen Zeit in einer komplett anderen Gegend wieder einen Freund gefunden, aber er ist Ausländer.
Kurde, obwohl ich nichts gegen seine Nationalität habe. Er weiß auch, dass ich die kurdischen Frauen schätze, die gegen den IS mit der AK47 2015/ 2016 in die Hand nahmen, um gegen diesen Kalifat Staat zu kämpfen, wo viele Männer aus Angst nach Deutschland gingen um gegen den IS nicht zu kämpfen. Mein Freund kam später und er interessierte sich für die Pflege. Ich lernte ihn in einem Pflegeheim an und wir wurden Freunde.
Nur sind Ausländer gerne unter sich. Aber für ihn bin ich ein guter Deutscher, da ich nicht alle Muslime verteufel wie viele andere, aber er selber es mit dem Glauben nicht so ernst nimmt und ich Heide bin oder immer zu ihm sage , dass ich an den altgermanischen Götterglaube glaube. An Odin! Dann lachen wir.

Zitat von AMS2:

Du warst ein Rebound gewesen , aber mit guten Eigenschaften.
Schuld trägst Du keine, du warst zu gut.

Durch mein Verhalten stellte ich meine persönlichen Bedürfnisse, wenn auch nur temporär, unter die meiner Kurzzeitbeziehung. Zu gut gewesen zu sein, war demnach aus der Retroperspektive mein größter Irrtum. Zumindest habe ich den selben Fehler, ein Jahr nach der Trennung von meiner Kurzzeitbeziehung, bei meiner ebenfalls bereits vergebenen Verehrerin vom Afterwork, nicht wiederholt. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten konnte ich mich schlussendlich erfolgreich von ihren Annäherungsversuchen abgrenzen.

Zitat von Lillilli:

Wie haben diese Versuche ausgesehen?

Zum Beispiel besuchte ich zum ersten Mal im vergangenen Jahr das Oktoberfest in der nächstgrößeren Stadt, war Gast auf örtlichen Volksfesten in meiner Heimat mit vorherigem Vorglühen bei Geschäftspartnern, nahm an Afterworkevents sowie geselligen Weintastings teil, spielte Bowling und mit Nachbarn Minigolf. Immerhin ein Anfang.

Nachdem ich den gesamten heutigen Tag gedankenverloren im Bett verbracht hatte, bin ich abends entgegen meinen ursprünglichen Planungen dann doch aufgestanden, um aus dem Gedankenkarussell auszubrechen. Ich fuhr mit meinem Wagen in meine Heimat und rief von unterwegs einen Bekannten an, um diesen zu fragen, ob Interesse an einem gemeinsamen Abendessen mit meiner Person bestehen würde. Nach kurzer Überlegung sagte dieser schließlich zu, ließ sich von mir zu Hause abholen, sodass wir einen entspannten Männerabend im Restaurant verbringen konnten.

Das war die richtige Entscheidung gewesen. Währenddessen ist mir allerdings bewusst geworden, dass ich, mit wenigen Ausnahmen, eigentlich nie wirklich gelebt, sondern lediglich funktioniert habe. Ich könnte schreien.

Zitat von Lillilli:

Ja und interessiert dich jemand von diesen Personen?

Insbesondere meine Kurzzeitbeziehung lag mir sehr am Herzen, wie am Verlauf dieses Themas zu erkennen ist.

Für meine Verehrerin hatte ich hingegen etwas mehr als Sympathie empfunden. Unter anderen Umständen hätte ich diese sicher gedatet.

Zitat von Nik92:

Das war die richtige Entscheidung gewesen. Währenddessen ist mir allerdings bewusst geworden, dass ich, mit wenigen Ausnahmen, eigentlich nie wirklich gelebt, sondern lediglich funktioniert habe.

Ich finde es gut, dass du dich sozusagen aufgerafft hast. Hast du solche Phasen noch häufiger, in denen du einfach im Bett bleibst?

Dass dir das bewusst geworden ist, ist doch erstmal nichts schlechtes. Denn nur dadurch hast du auch die Möglichkeit, für die Zukunft etwas daran zu ändern. Außerdem bist du erst 31, nicht 81. Da bleibt noch viel Zeit zum leben übrig

Zitat von Nik92:

Ich könnte schreien

Schon mal gemacht?
Du könntest z.B. in den Wald fahren, suchst dir vielleicht einen Baum aus und schreist dir deinen ganzen Frust von der Seele. Wird nie jemand erfahren und soll ziemlich befreiend sein.

Zitat von Nik92:

Für meine Verehrerin hatte ich hingegen etwas mehr als Sympathie empfunden. Unter anderen Umständen hätte ich diese sicher gedatet.

Die Frage ist, wärst du unter anderen Umständen (sprich: sie wäre emotional verfügbar gewesen) auch an ihr interessiert gewesen?

Zitat von Lillilli:

Der Bekannte, mit dem du essen warst, was interessiert dich oder was taugt dir an ihm?

In meiner Wahrnehmung ähneln sich unsere persönlichen Ansichten und Erfahrungen überdurchschnittlich.

Von Beginn an, wir haben uns erst vor etwas weniger als einem halben Jahr kennenlernt, war eine gewisse Verbundenheit unter Männern zu spüren. Wir befinden uns intellektuell auf einer Ebene, können uns offen über unser Privatleben austauschen und erkundigen uns regelmäßig nach dem anderen fernmündlich. Des Weiteren besuchen wir mitunter die selben geschäftlichen Veranstaltungen.

Eine Freundschaft ist zwar noch in weiter Ferne, allerdings schließe ich von meiner Seite zumindest nicht kategorisch aus, mich langfristig mit meinem Bekannten anzufreunden.

Zitat von Bücherfreundin:

IHast du solche Phasen noch häufiger, in denen du einfach im Bett bleibst?

Am Wochenende erlebe ich Phasen dieser Art tatsächlich häufiger. Manchmal bin ich zu erschöpft, aktiv etwas zu unternehmen, oder bin zum wiederholten Male im Gedankenkarussell gefangen. Unter der Woche besitze ich in dieser Richtung jedoch keine Schwierigkeiten, allerdings bin ich in dieser Zeit auch beruflich tätig.

Zitat von Bücherfreundin:

Schon mal gemacht?
Du könntest z.B. in den Wald fahren, suchst dir vielleicht einen Baum aus und schreist dir deinen ganzen Frust von der Seele. Wird nie jemand erfahren und soll ziemlich befreiend sein.

Dahingehend konnte ich mich nicht überwinden, wenngleich ich diese Option bereits in Erwägung gezogen habe. Vermutlich benötige ich noch etwas Zeit, um meiner Wut freien Lauf lassen zu können.

Zitat von Bücherfreundin:

Die Frage ist, wärst du unter anderen Umständen (sprich: sie wäre emotional verfügbar gewesen) auch an ihr interessiert gewesen?

Sofern meine Verehrerin emotional verfügbar gewesen wäre, hätte ich meinem Interesse vermutlich nachgegeben, zumal von Beginn an eine gewisse Spannung zwischen uns existierte, welche allerdings auch den zuvor beschriebenen Umständen geschuldet sein konnte.

Nach meinem Empfinden war sie attraktiv und zum Zeitpunkt des Kennenlernens etwa 24 Jahre alt. Darüber hinaus besaßen wir ähnliche Ziele und traditionelle Wertvorstellungen im Leben, verfügten über eine recht ähnliche Lebensgeschichte, schienen den selben Drang nach Intimität zu verspüren und wünschten uns beide, eines Tages eine eigene Familie zu gründen. Allerdings war meine Verehrerin vom Afterwork, wie bereits meine damalige Kurzzeitbeziehung, seit mehreren Jahren vergeben. Das Ende der Geschichte schien für mich daher vorprogrammiert, weshalb ich ihre Annäherungsversuche nicht erwiderte. Ein Warmwechsel erfolgte schlussendlich nicht.

Übrigens ist meine Verehrerin, trotz zahlreicher Ankündigungen, bis heute nicht getrennt und befindet sich weiterhin in einer Beziehung mit ihrem langjährigen Partner.