Hallo,
ich habe ein Problem, mit dem ich selbst nicht mehr fertig werde. Ich bitte Sie euch deshalb um Hilfe.
Ich wurde vor 3 Wochen verlassen und komme seit dem mit mir selbst nicht mehr klar. Die Hintergründe der Trennnung und meiner jetzigen Niedergeschlagenheit sind sehr komplex, ich versuche sie dennoch so kurz wie möglich zu fassen:
Mit meinem Exfreund war ich über 4 Jahre zusammen. Wir hatten eine sehr, sehr innige Beziehung. Wie jede andere auch hatten wir unsere Höhen und Tiefen, vor allem aber waren wir beste Freunde. Wir konnten über einfach alles miteinander reden. Wir standen uns in schlimmsten Krisensituationen gegenseitig bei. Da wir sehr ähnliche Fächer studieren, haben wir nächtelang miteinander gelernt und uns gegenseitig durch schwere Prüfungen geholfen. Haben zusammen viel Unsinn gemacht und viel gelacht oder gemeinsam geweint. Es gab niemanden der uns besser verstehen konnte, als wir einander. Diese Beziehung war von Anfang an das, was ich mir unter einer „perfekten“ vorgestellt habe. Und nein, ich idealisiere nicht aus Liebeskummer, so habe ich wirklich während der ganzen vier Jahre empfunden. Bei ihm habe ich mich eben angekommen gefühlt. Der einzige Haken an dieser Sache waren seine Eltern. Sie leben im Ausland und sind sehr konservative und sture Menschen. Sie waren von Anfang an gegen unsere Beziehung weil ich einer anderen Konfession angehöre als sie und haben immer mit allen mitteln versucht ihn von mir zu trennen. Da er schon immer sehr stark an seiner Familie hing, machte mir diese Situation Sorgen. Ich habe ihn vielleicht 1000 mal gefragt, ob er mich für seine Eltern verlassen würde. Er verneinte natürlich immer. Er sagte jedes mal, wie sehr er mich liebte und ohne mich gar nicht mehr leben könne. Ich solle mir keine Sorgen machen, sagte er. Vier Jahre lang lieferte er sich den Kampf mit seiner Familie. Irgendwann sah er dann ein, dass sie niemals einwilligen würden und hörte auf mit ihnen zu diskutieren. Er machte mir einen Antrag. Für uns war schon lange klar, dass wir heiraten wollten. Er sagte, dass seine Eltern zwar durchdrehen würden, aber irgendwann akzeptieren müssten, dass er mit mir glücklich werden wolle.
Also planten wir eine riesige Verlobungsfeier, mieteten einen Saal, luden viele Leute ein, buchten einen Urlaub usw. Ich fuhr ca. 1,5 Wochen vor der geplanten Feier für eine Woche zu meinen Eltern um mich mit ihnen um die Vorbereitungen zu kümmern. Da fing er an sich von Tag zu Tag weniger bei mir zu melden, was mir schon sehr seltsam vorkam, aber er begründete das mit Unistress und ich hakte nicht weiter nach. Als alles mögliche schon arrangiert war und ich gerade gemeinsam mit meinen Eltern unterwegs war um mein Verlobungskleid abzuholen, rief er meinen Vater (!) an. Er sagte ihm, dass er die Verlobung absagt und mich verlassen muss, weil seine Eltern ihm ein Ultimatum stellten und er gemerkt habe, dass er auf seine Familie nicht verzichten kann. Eiskalt brach er danach den Kontakt zu mir ab, räumte seine Sachen noch während ich bei meinen Eltern war aus meiner Wohnung und verschwand aus meinem Leben.
Seit dem weiß ich selbst nichts mehr mit mir anzufangen. Ich habe diesen Mann fast unmittelbar nachdem ich mein Elternhaus verlassen und zum studieren in diese Stadt gezogen bin, kennengelernt. Alles mögliche habe ich mit ihm zusammen gesehen, gelernt, erlebt. Er war meine einzige Ansprechperson wenn es um Sachen ging, die mich beschäftigten. Ich habe täglich für ihn gekocht, weil er das so geliebt hat. Wenn ich shoppen war, ging ich nie aus einem Laden ohne vorher in der Herrenabteilung vorbeizuschauen, weil ich es mochte ihn einzukleiden. Ich habe verlernt bzw. nie wirklich gelernt, wie es ist ohne ihn zu leben.
Mein Studium gefiel irgendwann im Laufe meines ersten Studienjahres nicht mehr, ich spielte oft mit dem Gedanken es abzubrechen. Er brachte mich immer davon ab, indem er mir immer sagte, wie gut ich doch darin wäre und es vielleicht bereuen würde und mir vorschwärmte, wie toll es doch wäre, wenn wir später als Ehepaar eine Gemeinschaftspraxis haben könnten, das gab mir immer die Motivation weiterzumachen. Die ist jetzt auch verflogen. Ich habe keinen einzigen Traum oder Plan, in den er nicht involviert war.
Seit drei Wochen, wage ich keinen Schritt mehr in meine Küche. Ich esse kaum. Ich sehe kaum noch in den Spiegel. Ich weine mich jede Nacht in den Schlaf und wache morgens mit einer Beklemmung in der Brust wieder auf. Ich mag nicht mehr aufstehen, hoffe immer nur, dass der Tag schnell vorüber geht, weil ich es nicht ertragen kann wach zu sein. Ich merke dass meine Stimmung meinen Kommilitonen auf die Nerven geht, sie distanzieren sich immer mehr von mir, und ich mich von ihnen. Ich habe die Freude an allem verloren. Ich lese nicht mehr, mache keinen Sport und gehe nicht aus, weil ich alles was ich tue mit ihm verbinde.
Einerseits weiß ich, dass ich ihm das was er mir angetan hat niemals verzeihen könnte. Andererseits vermisse ich ihn bei jedem Atemzug. Ich nahm mir vor ihn nie wieder anzurufen. Tat es eine Woche nach der Trennung doch zweimal. Erst nach mehreren Versuchen und SMSen nahm er ab. Ich weinte, stellte Fragen, machte ihm Vorwürfe. Er war eiskalt, so habe ich ihn noch nie erlebt. Ich bereue es angerufen zu haben.
Ich hatte vorher schon Beziehungen, wurde auch schon mal verlassen, habe aber noch nie so gelitten. Ich hatte auch noch nie so starke Gefühle für jemanden. Ich war mir so sicher, dass wir für einander bestimmt waren. Jetzt ist mein Selbstvertrauen im Keller. Ich fühle mich wertlos, leicht zu verzichten und einfach zu ersetzen.
Nach drei Wochen habe ich gehofft wenigstens eine kleine Besserung zu spüren- Fehlanzeige. Ich bin mittlerweile am verzweifeln, weil ich noch nie vorher in so einer Situation war und auch nicht weiß wie ich da wieder rauskommen soll.
Ich hoffe, dass ihr mir da helfen könnt.
Ich danke im Voraus
Mira
08.06.2014 21:41 •
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