Hallo Peter,
es muss ja auch kein täglicher Konsum vorliegen, um eine Therapie zu machen. Es reicht doch, dass es eine für Dich und Deine Beziehung belastende Situation ist, wenn Du gelegentlich trinks, aber dabei die Kontrolle verlierst. Wird schlicht und ergreifend Kontrollverlust genannt.
Wie schon geschrieben habe ich die letzten Wochen auch sehr viel geweint. Und das auch überall, wenn es mich überkam. Auf der Straße, im Bus, am Arbeitsplatz.
Mir ist dabei egal was andere denken. Ob ich für ein Weichei oder Heulsuse gehalten werde.
Weinen hilft enorm Druck abzubauen.
In den ersten beiden Tagen, als es bei mir gar nicht mehr ging, bin ich zum Krisendienst gegangen und habe mich da ausgeheult. Da sin geschulte Leute die zuhören und auch reden. Tipps geben.
Ich bin dann auch zu meinem Hausarzt gegangen und habe mir etwas zum schlafen verschreiben lassen. Das habe ich aber nur zwei oder drei Nächte genommen, weil morgens die Birne irgendwie matschig war.
Mein Arzt hat mich zu einer psychiatrischen Praxis überwiesen, weil ich starke Suizidgedanken hatte. Ich hatte und habe nicht vor mir etwas anzutun. Dazu ist mir mein Leben zu kostbar.
Aber ich habe trotzdem die Gedanken bis hin zum Wunsch gehabt. Das hat mir Angst gemacht und deshalb bin ich zum Arzt um mir Hilfe zu holen.
Von der Psychiaterin habe ich weitere Medikamente bekommen. Antidepressiva. Zwei verschiedene. Eins für den Tag und eins zur Nacht.
Das für den Tag habe ich auch nur zwei Tage probiert.
Ging garnicht. Ich habe, bedingt durch einen Burnout vor sechs Jahren, durchaus Erfahrung mit Antidepressiva. Damals konnte ich mich darauf einlassen, weil meine Umgebung (Wohnung, Partnerschaft etc.) stabil war.
Dieses Mal ging es nicht. Ich nehme nur das zur Nacht und davon auch nur halb soviel wie verordnet.
Dann habe ich mit einer Psychotherapie begonnen.
Zwischendurch war ich auch noch zwei Mal beim Krisendienst.
Diese ganze Hilfe ist verfügbar und ich werde sie solange in Anspruch nehmen wie ich sie brauche.
In den letzten Tagen bin ich etwas stabiler. Hab kaum noch geweint.
Die Trauer ist immer noch da. Aber die Verzweifelung lässt langsam nach. Dafür macht sich jetzt Enttäuschung und Wut in mir breit.
Auch keine schönen Gefühle, aber für mich im Moment besser auszuhalten als diese elende Verzweifelung.
Aber zwischendurch knicke ich immer wieder ein und fange wieder an zu weinen. Aber das lasse ich dann zu.
Bloß nicht unterdrücken. Was raus muss soll auch raus.
Ich bin gleich zu Anfang ausgezogen. Hab erst zwei Wochen bei Freunden gewohnt und habe mir dann ein Zimmer in einer WG gemietet.
Ab nächsten Monat habe ich dann eine kleine Wohnung.
Ich wäre auch lieber bei meiner Ex in unserem Haus.
Aber da würde ich noch weniger Abstand bekommen.
Und ich merke, dass der Abstand wichtig ist, um eben auch die Gefühle wie Wut und Enttäuschung zu fühlen.
Wäre ich ständig bei ihr und würde dann noch mitbekommen, wie sie weg fährt um ihren neuen zu treffen, das würde mich wahnsinnig machen. Dann könnte es durchaus sein, dass ich doch irgendwann keine Kraft mehr hätte und ich aussteigen würde um mir den Schmerz zu nehmen.
Also Abstand, viel Hilfe suchen zum reden und Therapie sind im Moment meine Mittel um damit fertig zu werden.
Und ich weiß, dass ich noch einige Zeit brauchen werde.
Viele Grüße und viel Kraft für die kommende Zeit
Det
07.07.2012 20:43 •
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