Heute ist es genau 1 Jahr her.

E
Wie viele Steine
geschluckt
werden müssen
als Strafe
für Glück
und wie tief
man graben muss
bis der Acker
Milch gibt und Honig.
Erich Fried

Hallo ihr alle da draußen,
der Beitrag von Das Verzeihen, oder die Zeit danach hat mir letztlich den Anstoß gegeben, diesen Beitrag im Forum zu schreiben. In deinem Beitrag, , klang viel Verbitterung durch. Und die Verbitterung ist es, die es uns so schwer macht, mit der Vergangenheit abzuschließen und voller Kraft und Optimismus in die Zukunft zu blicken.

Heute Mittag um 13.30 habe ich innegehalten, denn vor genau einem Jahr hat mich die Liebe meines Lebens um genau diese Uhrzeit verlassen. Für immer. Unwiderruflich. Plötzlich, konsequent, es war ein schneller glatter Schnitt.

Wenn ich das letzte Jahr Revue passieren lasse, bin ich sehr unschlüssig, ob die Trennung gut oder eben schlecht für mich und mein Leben war. Das ich jetzt ohne ihn weiterleben muss, das habe ich akzeptiert. Ich kann damit umgehen, dass er nicht mehr zu Hause ist und auch nie wieder zurückkommen wird. Mein Leben läuft wieder glatt, ich habe es mir neu eingerichtet, ohne ihn. Mein job macht mir wieder Spaß, ich schaffe es, den Alltag zu bewältigen, bin wieder viel unterwegs, treffe Freunde, lerne neue Menschen kennen, erlebe viel und es fehlt mir nichts. Äußerlich. Ich bin nie alleine und es gibt Menschen, die mich lieben, denen ich wichtig bin und die tief und innig mit mir verbunden sind. Ich genieße manchmal die Freiheiten eines Singlelebens, ich verliebe mich immer wieder neu und zwei Menschen haben sich in diesem Jahr bis zur Oberkante in mich verliebt. Und ich genieße es, Bestätigung und Zuneigung zu erhalten, ich freue mich sogar schon wieder, wenn ich morgens erwache und das Wetter schön ist. Das ist die eine Seite.

Die andere Seite ist die, dass es immer und immer wieder diese Momente gibt, wo alles aufbricht, all die Wunden fangen wieder an zu bluten und dann tut es furchtbar weh. Die Sehnsucht in mir wird dann unerträglich, mein Herz zerspringt und dann laufen die Tränen. Aber ich lasse dies Emotionen zu, ich fühle mich angenehm erschöpft nach dem weinen. Schlimm ist es für mich immer noch, abends ohne ihn ins Bett zu gehen, ihn nachts nicht mehr neben mir atmen zu hören oder am Wochenende morgens aufzuwachen und er liegt nicht neben mir. Keine Runde kuscheln oder streicheln.
Und immer wieder die Fragen, wie es ihm gehen mag, was er jetzt wohl gerade macht, ob er noch manchmal an mich denkt, ob er jetzt glücklich ist oder ob er es bereits bereut hat, sich von mir zu trennen. Antworten darauf werde ich nie erhalten. Aber das schützt mich auch. Mir hat mal jemand gesagt, wenn man einen Menschen tief und innig liebt, dann möchte man, dass er glücklich ist. In diesem Sinne wünsche ich ihm dass er es geschafft hat und jetzt ein neues zufriedenes Leben führt.

Was nach einem Jahr bleibt, ist die Erkenntnis, dass ich immer noch nicht durch bin mit der Trennung, dass ich, trotz allem was gewesen ist, nie aufgehört habe ihn zu lieben und dass er die Liebe meines Lebens war. Ganz sicher. Jede neue Beziehung wird zweitklassig sein. Entschuldigt bitte dieses unfaire Wort.

Ich weiß nicht, wie lange es noch dauern wird, vielleicht werde ich niemals mit unseren gemeinsamen und wunderschönen 6 Jahren abgeschlossen haben. Vielleicht, vielleicht, vielleicht...

Ich wünsche uns allen, dass das neue Jahr anders und vor allem mit weniger Verlusten verlaufen wird. Vielleicht wünsche ich mir sogar, dass unsere Expartner zurückkommen werden, eines Tages klingelt es an der Tür und sie/er steht davor. Wer sich dies wünscht, dem wünsche ich die Erfüllung von ganzem Herzen. Ich würde sofort meine Arme öffnen und ihn hereinbitten. Ich würde vergeben und verzeihen.

Das Leben geht immer weiter, ob wir es wollen oder nicht. Ob mit oder ohne die Liebe des Lebens, es geht immer weiter.

Suche in den Leiden die Bedeutung,
die sie für dein geistiges Gedeihen haben,
und die Bitterkeit deiner
Leiden wird vergessen.
Leo Tolstoi

In diesem Sinne alles Gute für den Rest eures Lebens

Lukas

13.01.2002 21:04 • #1


E
Kurz und bündig: danke Lukas! Danke für diese schöne, wunderschöne Worte! Bei mir ist noch alles so frisch, und - meine Überzeugung nach - noch nicht so definitiv, noch nicht so kategorisch. Dennoch erleide ich all die beschriebene Gefühlen tief in mir, lebhaft, schmerzhaft und quälend...
Es muß wohl so sein, wenn man aufrichtig liebt...

15.01.2002 16:12 • #2


A


Heute ist es genau 1 Jahr her.

x 3


E
15.01. ...genau heute ist es bei mir ein jahr her, die entgültige trennung...jährt sich. ein bewegtes jahr ist vorbei...

hallo lukas,  :D
ich freue mich wieder von dir zu hören, wir sind unbekannterweise ein stück des schweren weges gemeinsam gegangen ... haben und mut, trost und  halt gegeben. ich freue mich das wir die schwerste  zeit  überstanden haben. eine zeit der tiefen verzweiflung.
auch bin auch ich schon lange nicht mehr verzweifelt, versuche mein leben zu leben. aber : ...mit der trennung bin auch ich noch nicht in jeder hinsicht durch.
ja, es geht mir besser, schaffe den alltag allein, gehe ein neues leben an und es ist schön...und trotz allem kommen noch emotionen in der form von traurigkeit.
vielleicht vermehrt durch die sentimentale zeit, den jahreswechsel und dem traurigen anlass ; der jährung der trennung. es brechen die alte wunden immer wieder auf ...da geht es mir wie dir und den meisten hier.
ich wünsche ihm von herzen das beste und es schmerzt noch immer.

verzeihen:
der film der herr der ringe - die gefährten, hat genau  MEINEN wunden punkt getroffen..
wir waren gefährten, ... wortstamm gefahr, dass heißt: ...sich bei gefahr beizustehen und blind dem anderen vertrauen können.
der  verlust eines langjährigen gefährten :
.... dass ist,  was ich immer noch ab und an betrauere.
dieser verrat durch diesen gefährten:
...dass ist es, was noch immer so sehr schmerzt.
ich lasse ihn in frieden und den besten wünschen ziehen,
aber verzeihen  in dem sinne wieder eine partnerschaft oder freundschaft mit ihm zu haben; dass kann ich nicht.
jeder hat das recht auf sein leben und wenn die liebe verlischt oder eine neue liebe kommt; ist eine trennung unausweichlich. ich akzeptiere das IST. auch wenn es schmerzthaft war, ich habe es akzeptiert.
das WIE .... hat mich am meisten verletzt, obwohl eine trennung ganz ohne verletzungen oder enttäuschungen  sicher nicht geht.
unsere trennung aber lief mit soviel unaufrichtigkeit, lügen, täuschungen und verletzungen ab ...von dem menschen dem ich am meisten vertraut habe (...ich hatte mich ihm anvertraut und das  19 jahre lang). das WIE  kann ich nicht verzeihen.
ich habe ihn um hilfe gebeten ...in  form von aufrichtigkeit, offenheit, ehrlichkeit. ...vergebens.
mir ist von fremden menschen so viel hilfe zuteil geworden in dieser zeit; aber nicht von meinem ehemaligen gefährten ... das ist MEINE wunde.

partnerschaft ...ja, partnerschaftlich ist unsere trennung leider auch nicht verlaufen. es war nicht der klare, konsequente, entgültige und ehrliche schnitt.
beides ist für verlassen schlimm. diese inkonsequenz hat mir allerdings sehr zu schaffen gemacht, ich habe über ein jahr lang vor der endgültigen trennung zwischen den welten gelebt ... wußte nicht in welche richtung ich mich noch orientieren sollte, dabei hätte meine tochter mich gerade da so sehr gebraucht. ich habe mich teilweise sehr irrational verhalten, das war nicht mehr ich.

was hat mir das letzte jahr an erkenntnis gebracht :

meinen anteil am scheitern der beziehung erkennen...  
verantwortung nicht bei anderen zu suchen, sondern für mich und meine gefühle selbst verantwortlich sein.
die schuld das scheitern der beziehung nicht auf andere zu verlagern. ja, das habe ich anfangs getan, im zorn auf die person die in unsere beziehung eingebrochen ist, um damit sein verhalten zu entschuldigen und den verrat leugnen zukönnen, um damit die realität auszublenden.
nichts als selbstverständlich hinnehmen (ursula hat das für sehr schön beschrieben, dem kann ich mir nur anschließen) und alles als geschenk betrachten und dafür dankbar sein..., wir haben beide leider vieles als selbstverständlich angesehen.
dankbarkeit für den gelungenen teil unseres gemeinsamen lebens, wir haben unsere tochter soviele jahre gemeinsam begleiten können.
sie jetzt in ihr eigenes leben begleiten... tja, ich weiß nicht ob für unser großes kind dieses gefühl ....gemeinsam von beiden begleitet zu werden ...aufkommen wird.  
ich wünsche es mir für mich und vor allem für sie.
habe oft nicht die kraft und schütze mich noch immer durch distanz. je länger die trennung her ist, desto mehr...
mit dem verlust umgehen zu lernen, da ist nicht mehr der langjährige gefährte und keine zweisamen rückblicke auf die gemeinsame vergangenheit. ein lebensabschnitt ist zu ende gegangen, familien weggebrochen, freunde verlorengegangen...
mut zum leben aufzubauen, mut wieder in kleinen schritten vertrauen zu schenken...
was liegt vor noch mir:
diese tiefe wunde der verletztheit, die immer und immer wieder aufreißt und mich dadurch immer noch an ihn bindet ...die gilt es für mich zu heilen und ich weiß noch nicht wie und ob ich es schaffe ?
das wird meine größte aufgabe, um wirklich frei und unbeschwert zu sein.
ja, das leben geht weiter...es ist schön.  
unsere hausaufgaben werden wir wohl alle auf irgendeine weise machen müssen ...sonst sendet uns das leben eine weitere aufgabe, bis wir gelernt haben was wir lernen sollen.

jetzt habe ich doch mehr geschrieben als ich wollte,  
lukas ich wünsche dir das beste ...und freue mich, das es dir doch so gut geht.

es gab einige im forum die der tiefsten verzweiflung abgetaucht sind ..., ob sie es wohl geschafft haben ...? ??
... ich wünsche es mir sehr und manchmal denke ich an sie.
das leben geht weiter und es bedarf unseren mut, unserer hoffnung, unserer selbstliebe ... dann schaffen wir es auch.

alles gute  
AndreaR  (Verliererin)

...bis zum zweijährigen'  ;)

15.01.2002 19:38 • #3


E
Liebe Andrea,
ich habe mich sehr gefreut, wieder von dir zu hören. Ja, es ist schon seltsam, da geht man gemeinsam durch die dunkelsten Tage und kennt sich eigentlich garnicht, also zumindest haben wir uns noch nie gesehen.
Ich war heute bei meiner Psychotherapeutin. Eine sehr fruchtbare Sitzung ist es gewesen. Mir ist vieles klar und deutlich geworden. Die Anatomie unserer sechsjährigen Beziehung wurde seziert.
Letztlich bleibt trotz aller Erfahrungen, Gespräche und Gedanken eine Frage, die für mich unbeantwortbar ist:

Wieso ist es möglich, dass man sich so abgrundtief in einen Menschen verliebt und deshalb zerbricht, wenn man von diesem Menschen verlassen wird. Oder anders gefragt: Ist es nicht die schlimmste Erfahrung für einen Menschen, wenn die am meisten geliebte Person einem die Lebe entzieht und ihm signalisiert, dass er nicht mehr liebenswert ist? Kann diese schlimmste Erfahrung wirklich traumatisieren? Und ist es dieses Trauma, dass es uns beinahe unmöglich macht, die Vergangenheit hinter uns zu lassen? Und was muss passieren, in und mit uns, damit wir es schaffen, dieses Trauma zu verarbeiten.

Wenn ich an den Mittag des 14. Januar 2001 denke, dann beschreibt der folgende Gedanke von Novalis sehr genau, was in meinem Kopf vorging:
Es ist Abend um mich geworden
während ich noch in das Morgenrot hineinsah.

Liebe Grüße

Lukas

16.01.2002 20:33 • #4


E
hallo lukas!

will mich nur begrenzt deiner anschauung anschließen - meine trennung ist erst ca. ein halbes jahr her, jedoch HOFFE ich noch die liebe des lebens finden zu können. ich glaube ganz fest daran, und kann mir nicht vorstellen, dass ich in einem halben jahr die selben gedanken haben werde, die ich zum heutigen tag habe. meine vernunft aber sagt mir, dass es so sein wird. womit ich schon beim träumen bin - ich finde es extrem wichtig, dass es träume gibt! das was mich am meisten ärgert ist folgendes - jeder, wenn du mit ihr/ihm redest denkt eigentlich genauso, jedoch wenn es dann ans eingemachte geht, handeln die meisten genau andersrum! WARUM??? warum muß das denn so sein??? können wir nicht alle gemeinsam glücklich sein??? fragen über fragen die sich mir und mit sicherheit auch allen anderen stellen.
kennst du das buch von paulo choello der krieger des lichts?
anyway, ich hoffe für mich und all die anderen verzweifelten dass es nicht soooo lange dauern wird, wobei ich auch im gleichem atemzuge sagen möchte, es kommt auch auf die dauer und intensität der beziehung an wie lange man braucht, um darüber hinweg zu kommen. aber ist es nicht im leben immer so, dass was man haben kann bzw. man hat, ist bis zu einem gewissen maß uninteressant, und das wonach man sich verzehrt () bekommt man nur sehr schwer bzw. oft gar nicht.

conclusio: ich freu mich, dass es dir trotz allem wieder so gut geht, wenn mich dein tiefschlag ehrlich gesagt auch etwas erschüttert, obwohl es der wahrheit entspricht!

lieben gruß
martin

20.01.2002 18:28 • #5


E
Hallo Martin,

nenne mich ruhig desillusioniert, aber ich bin es. Ich bin so froh, dass das Wochenende fast hinter mir liegt und ich mich ab morgen wieder mit Arbeit ablenken kann.
Am Samstag habe ich mich mit einem Freund getroffen. Wir haben uns im September kennengelernt und er hat sich in mich verliebt. Wir haben seitdem fast jedes Wochenende miteinander verbracht. Und je öfter wir uns sahen, desto mehr Vergleiche zog ich zwischen ihm und meinem Exfreund. Und je mehr ich verglich, desto mehr entfernte ich mich emotional von ihm, denn mir wurde klar, dass er meinen Exfreund niemals ersetzen könnte. Gestern war es unser letztes Treffen. Ich habe einen Schlussstrich gezogen. Ich konnte mich einfach nicht auf diese neue Liebe einlassen.

Den Rest des Wochenendes habe ich damit verbracht, mich in Selbstmitleid zu baden und immer wieder die alten Bilder unserer sechsjährigen Beziehung an mir vorbeiziehen zu lassen.

Jetzt ist es Sonntag, und ich frage mich, wie ich eigentlich den Rest meines Lebens verbringen soll - ohne ihn.

Eine Antwort finde ich nicht. Ich spüre nur in jeder Faser meines Körpers, dass ich ihn unglaublich vermisse. Jeder Atemzug schmerzt, aber vielleicht ist dass auch wieder nur eine vorübergehende Phase. In der Hoffnung darauf und dass die Welt morgen wieder anders aussieht alles Gute

Lukas

20.01.2002 20:18 • #6


E
Lieber Lukas,

es tut mir leid, dass es Dir dieses Wochenende schlecht ging. Ich hoffe für Dich dass es nur eine kurze Phase war und dass die kommende Woche schön wird.
Ich kann Dich so gut verstehen. Ich wurde vor ca 10 Monaten verlassen und es gibt Tage wo ich mich frage, wann wird dieser Schmerz endlich mal vorbei sein. Klar ich leide nicht mehr wie am Anfang nach der Trennung und es gibt auch Tage wo es mir gut geht und wo ich glücklich bin. Aber es gibt leider auch Tage wo ich nur heulen und nur an ihn denken kann. Heute war z.B. so ein Tag:-((
Ich bleibe trotzdem hoffnungsvoll, dass es uns irgendwann (vielleicht brauchen wir nur länger als andere Leute) gut gehen wird und dass wir endlich mal an unsere Exs denken werden, ohne Bauchschmerzen zu bekommen.

Ich wünsche Dir alles Gute.
Mimi

20.01.2002 21:38 • #7


E
Hallo liebe Leidensgenossinnen und -genossen,

es ist immer dieses extreme auf und ab, diese Berg- und Talfahrt, diese extremen Gefühlsschwankungen, die mich so unsicher werden lassen.

Gestern Nacht bin ich um 2 Uhr wach geworden und ich habe mich wie der einsamste Mensch der Welt gefühlt. Ich lag in meinem Bett und konnte nicht wieder einschlafen. In meinem Kopf ratterte die Gedankenmaschine. Ich habe mich einfach gefragt, wen ich eigentlich habe, wer zu meinen Freunden zählt, an wen ich mich wenden kann, wer mnich liebt und wie lange es dauern wird, bis ich wieder ein Menschen neben mir liegt, den ich wirklich liebe und der mir das Gefühl von Nähe und Wärme und Geborgenheit gibt.

Heute morgen ging es mir immer schlechter, aber im Betrieb war dann viel Hektik und ich verlor all diese dunklen Gedanken. Arbeit kann wahrlich eine Therapie sein!

Zum Feierabend hin unterhielt ich mich mit einem Kollegen und dann hatten wir die Idee, gemeinsam essen zu gehen. Wir haben 5 Stunden in einem Lokal gesessen und das Gespräch war wunderbar und intensiv. Und je länger wir redeten, desto intensiver wurden die Blicke und als wir uns verabschiedeten, schwebte ich auf Wolke 7. Ich glaube, dass ich mich bis zur Oberkante in ihn verliebt habe. Es geht mir jetzt unglaublich gut, euphorisch fast, es ist schön, sich nach all den dunklen Tagen wieder zu verlieben.
Jedenfalls werde ich heute bestimmt besser schlafen können. Das Leben kann so wunderschön sein und ich finde, DASS WIR ALLE EIN RECHT AUF GLÜCK HABEN. ES STEHT UNS ZU!

In diesem Sinne wünsche ich euch allen einen wunderschönen Abend, trotz allem was war und noch kommen wird.

Lukas

21.01.2002 21:17 • #8


E
lieber lukas,

ich habe mich durch dein trennungsposting gekämpft. habe jedes einzelne wort in mich aufgesogen. DAS MUSS LIEBE SEIN, oder ? oder war es mehr als liebe - abhängigkeit ? deine worte gehen tief. irgendwer -war es hans kruppa ?- hat mal geschrieben:

Es gibt Zeiten,
da möchte ich
meine Gefühle anschreien:
Los jetzt,
kleidet euch in Worte!
Doch auf dem Ohr
sind sie taub
und bleiben
erbarmungslos *beep*.

wer immer das geschrieben hat, er hätte dich vorher lesen müssen. wie du schreibst, das bewegt. sicher, es ist auch deine tragik, die einen berührt, dein fast-das-leben-aufgegeben-haben.

deine gedanken und gefühle machen mir jedoch angst. niemals möchte ich so lieben. ich schätze mich nicht so kraftvoll ein, als das ich eine ende durchstehen könnte. ich habe schon oft geliebt, aber das, was du beschreibst, ist mir noch nie passiert. ich will niemals so den kopf verlieren, kein mensch soll mir je so nahe kommen.

lieber lukas, ich möchte jedoch wissen: wie geht es dir jetzt - wieder ein paar wochen später ? der arbeitskollege, in den du dich bis zur oberkante *lächel über den ausdruck* verliebt hast, erwidert er deine gefühle ?

in der hoffnung, dass es dir gut geht,

liebe grüsse von sophie

17.02.2002 16:08 • #9


E
Liebe Sophie,
vielen Dank für deine netten Worte. Wie es mir jetzt geht? Komisch ist mir zumute. Das Problem besteht darin, dass ich mich einfach viel zu schnell und viel zu intensiv verliebe und das ich dann umso tiefer falle, wenn meine Gefühle nicht so erwidert werden.

Die zentrale Frage ist doch die nach dem richtigen Weg zum Ziel. Immer weiter kämpfen und suchen oder sich einfach treiben lassen und darauf vertrauen, dass die große Liebe genau dann kommen wird, wenn man am wenigsten damit rechnet. Ich habe im letzten Jahr vor allem gelernt, dass fast niemand dazu geschaffen ist, alleine zu leben. Jede/r braucht jemanden zum leben und lieben. Und auf dieser verzweifelten Suche muss man immer wieder Rückschläge einkalkulieren und lernen damit fertig zu werden.
Gestern war ich wieder mit dem besagten Arbeitskollegen unterwegs. Wir waren zuerst essen und anschließend in der Disco. Es waren schöne, unglaublich intensive und wunderbare Gespräche zwischen uns und seine Blicke waren herzerweichend. Nachdem wir und vier Stunden unterhalten hatten mit einem konstanten Abstand von einem Zentimeter zwischen uns sind wir rausgegangen. Er lehnte sich an die Mauer und ich stand direkt vor ihm. Eine Frau kam zu uns und die erste Frage ihrerseits war, ob wir ein Paar oder gleichgeschlechtlich wären? Mein Herz klopfte wie verrückt. Endlich konnte ich meinem Kollegen auf diesem Wege mitteilen, dass ich gleichgeschlechtlich bin. Als sie ging habe ich ihm dann alles erzählt. Bis ins letzte Detail. Dass ich mich so abgrundtief in ihn verliebt habe und dass er mir nicht mehr aus dem Kopf geht. Er lächelte mich dabei einfach an und sagte nichts. Gegen 5 Uhr war Feierabend in der Disco. Wir standen vor dem Eingang. Dann fragte er mich ob ich noch mit zu ihm komme und einige Minuten später sagte er mir, dass ich auch bei ihm übernachten könnte. Ich sah mich am Ziel. Bingo, sechs Richtige, ich wurde high von diesem Glücksgefühl. Bei ihm angekommen tranken wir Kaffee und redeten wieder viel über eben meine Gefühle zu ihm. Um 7 Uhr sagte er mir dann, dass er sich geschmeichelt fühlt, weil ich mich in ihn verliebt hätte, aber er wäre hetero. Das wars dann. Ich stürzte ins bodenlose und ich konnte es nicht fassen. All meine Illusionen und Träume, mit denen ich mich seit Monaten über Wasser hielt, alles war plötzlich beendet. Ich bin dann sofort gegangen. Wollte nicht mehr bei ihm übernachten. Am Hauptbahnhof habe ich mich dann um 8 Uhr in eine Kneipe gesetzt und B. getrunken.

Aber inzwischen habe ich alles durchdacht und ich werde damit leben und klar kommen.

Aber die Frage bleibt:
Wohin soll ich jetzt gehen?
Soll ich wieder bei null anfangen und wieder auf díe Suche gehen, in der Hoffnung, irgendwo ein neues zuhause zu finden
oder
soll ich jetzt einfach aufhören zu kämpfen und mich treiben lassen, um zu sehen, wohin der Sturm des Lebens mich treiben wird?

WAS SOLL ICH TUN?

Alles Gute
Lukas

17.02.2002 20:34 • #10


E
Lieber Lukas,

ich glaube, es ist etwas sehr Wahres an dem, was Sophie geschrieben hat: So abgrundtief unglücklich kann dich nur ein mensch machen, den du grenzenlos geliebt hast. Und ich stimme im ihr überein: So sehr möchte ich nie einen Menschen lieben, dass er mich wirklich im Innersten treffen kann. Andererseits bedingt, denke ich, die Intensität des einen Gefühls die des anderen- und ohne das eine kann es das andere nicht geben. Sicher ist dein Leben ohne diese Fähigkeit schrankenlos zu fühlen schmerzfreier, aber es ist auch unglücklicher! Es hat weniger Tiefen, aber auch weniger Höhen! Für mich heißt das aber auch, dass nur jemand, der ganz unten war, ist oder sein kann auch nach ganz oben kommen kann.

[quote author=Lukas link=board=allgemeinesnum=1010952242start=0#9 date=02/17/02 um 20:34:14]
...Das Problem besteht darin, dass ich mich einfach viel zu schnell und viel zu intensiv verliebe und das ich dann umso tiefer falle, wenn meine Gefühle nicht so erwidert werden.
[/quote]

Wenn du ein Mensch bist, der zu wirklich tiefen Gefühlen fähig ist, dann gibt dir das die Möglichkeit, dein Leben in der vollen Bandbreite auszukosten- diese Möglichkeit haben rationalere Menschen nur bedingt. Was du jetzt erlebst, ist vielleicht einfach der Preis für das absolute Glücksgefühl, dass du ebenfalls erleben kannst. Bedenke, ob dir ein Leben im Mittelmaß wirklich angenehmer wäre??

Du hast einmal so intensiv geliebt- ich glaube, das ist etwas, was tief in deiner Persönlichkeit liegt und was du niemals verlernen wirst.
Ich wünsch dir, dass du das bald feststellen kannst,
Liebe Grüße,
phia

18.02.2002 15:39 • #11


E
Liebe Phia,
jemanden ganz intensiv lieben und damit alles zu riskieren, ja es ist ein Wagnis.
Heute morgen im Betrieb...
Wir sahen uns an, ein merkwürdiger Blick zwischen uns, ein Hallo und ich ging einfach weiter an ihm vorbei. Dabei schrie mein Herz und es sagte mir, gehe zu ihm, rede mit ihm, nimm ihn in den Arm...
Ich habe es nicht getan.
Die Sehnsucht klopft gerade wieder bei mir an. Ich werde sie heute mit ins Bett nehmen. Wie immer. Alles Gute.
Lukas

18.02.2002 18:17 • #12


E
Lieber Lukas,

Phia hat einige sehr liebe und fuer mich auch troestende Worte geschrieben.Ich hab so manches aus meinem Leben in Deinen Beitrag erkannt...so oft hab ich mich schnell verliebt,grenzenlos geliebt..konnte den Atlantik wegen jemanden ueberschwimmen,jede Liebe war ein einziger Sturm...und es tat dann immer unendlich weh wenn es nicht erwiedert war.So oft dachte ich das ich von der Sehnsucht sterben wuerde ..es war so verdammt,warum konnte ich nicht normal lieben und leben?
Aber mit so einem Leben hab ich mich immer richtig lebendig gefuehlt,und es war jedesmal das gleiche bewuste Risiko.

Jedoch,meine letzte Entaeuschung,denke ich,hat mir doch ein grosses Stueck meines selbst genommen...irgendwas in der Substanz ist nicht mehr wie frueher,das typische leuchten in meinen Augen ist nicht da...diesmal war wohl die erkannte Unbarmherzigkeit des Lebens staerker als meine Liebe.
Ich weis auch nicht ob es gut ist das wir uns begegnet sind...alles schoenes was ich bekommen habe,ist mir so brutal weggerissen worden...(das hatte wohl auch mit meiner Rueckkehr in die Heimat zu tun) ich hab monatelang nur so vor sich hingelebt,fast auswendig...
Jetzt geht es mir sichtlich besser-hab wieder meinen Humor gefunden,lerne neue Leute kennen,habe neue Plaene vor mir-es ist noch dieser bittere Geschmack geblieben...ich bin etwas vorsichtiger geworden.Und Vorsicht passte ja nie zu meinem spontanen Lebensstil.

Trotzdem -es war doch wiedermal eine tolle Erfahrung zu lieben.

Bleib so wie Du bist!

Alles Liebe
blue
Jeder Sandsturm hat ein Ende...er dauert nur noch bis ich den Himmel den ich Dir schenken wollte in meinem Herz aufgebe.
(der letzte Satz aus meinem Liebesbrief)


18.02.2002 19:38 • #13


E
Lieber Lukas,

Phia hat so viele liebe Worte geschrieben die mich auch getroestet haben.Ich hab so manches aus meinem Leben in deinem Beitrag erkannt.So oft hab ich grenzenlos geliebt,mich auch schnell verliebt...jede Liebe war ein einziger Sturm...und ich konnte wegen jemandem den Atlantik ueberschwimmen.Und wenn es dann nicht erwiedert war tat es sehr weh...ich dachte so oft ich wuerde sterben von dieser Sehnsucht.
Es war so verdammt bei mir...ich dachte jedes mal warum konnte ich nicht normal lieben und leben?

Doch grade diese Intensitaet hat mir das Gefuehl der Lebendigkeit vermittelt.
Jedoch meine letzte Entaeuschung hat mir,fuehle ich,ein groses Stueck meines selbst genommen...es fehlt was von meiner Substanz,das typische leuchten in meinen Augen ist nicht mehr da,ich bin vorsichtiger geworden und Vorsicht hatte selten was mit meinem spontanen Lebensstil zu tun.
Ich weis auch nicht ob es gut ist das wir uns begegnet sind denn alles schoene was ich genommen habe ist mir brutal weggerissen worden...(es hat wohl auch mit meiner Rueckkehr in die Heimat zu tun)die erkannte Unbarmherzigkeit des Lebens war doch staerker als meine Liebe.
Ich hab monatelang nur so vor sich gelebt,fast auswendig...
es war eine art von betaeubten Zustand.

Jetzt geht es mir wesentlich besser,ich hab wieder meinen Humor gefunden,lerne neue Leute kennen,baue mich wieder auf und fuehle wieder ein neues Leben,eine neue Chance und manchmal wenn sich eine Tuer nach Europa oeffnet spuere ich wieder ganz stark mein selbst,meine Kraft.

Es war trotzdem eine tolle Erfahrung wieder zu lieben.

Bleib so wie Du bist!

Alles Liebe
blue

Jeder Sandsturm hat ein Ende...er dauert nur noch bis ich den Himmel den ich Dir schenken wollte in meinem Herz aufgebe(aus meinem Liebesbrief)


18.02.2002 20:02 • #14


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Lieber Lukas,

Phia hat so viele liebe Worte geschrieben die mich auch getroestet haben.Ich hab so manches aus meinem Leben in deinem Beitrag erkannt.So oft hab ich grenzenlos geliebt,mich auch schnell verliebt...jede Liebe war ein einziger Sturm...und ich konnte wegen jemandem den Atlantik ueberschwimmen.Und wenn es dann nicht erwiedert war tat es sehr weh...ich dachte so oft ich wuerde sterben von dieser Sehnsucht.
Es war so verdammt bei mir...ich dachte jedes mal warum konnte ich nicht normal lieben und leben?

Doch grade diese Intensitaet hat mir das Gefuehl der Lebendigkeit vermittelt.
Jedoch meine letzte Entaeuschung hat mir,fuehle ich,ein groses Stueck meines selbst genommen...es fehlt was von meiner Substanz,das typische leuchten in meinen Augen ist nicht mehr da,ich bin vorsichtiger geworden und Vorsicht hatte selten was mit meinem spontanen Lebensstil zu tun.
Ich weis auch nicht ob es gut ist das wir uns begegnet sind denn alles schoene was ich genommen habe ist mir brutal weggerissen worden...(es hat wohl auch mit meiner Rueckkehr in die Heimat zu tun)die erkannte Unbarmherzigkeit des Lebens war doch staerker als meine Liebe.
Ich hab monatelang nur so vor sich gelebt,fast auswendig...
es war eine art von betaeubten Zustand.

Jetzt geht es mir wesentlich besser,ich hab wieder meinen Humor gefunden,lerne neue Leute kennen,baue mich wieder auf und fuehle wieder ein neues Leben,eine neue Chance und manchmal wenn sich eine Tuer nach Europa oeffnet spuere ich wieder ganz stark mein selbst,meine Kraft.

Es war trotzdem eine tolle Erfahrung wieder zu lieben.

Bleib so wie Du bist!

Alles Liebe
blue

Jeder Sandsturm hat ein Ende...er dauert nur noch bis ich den Himmel den ich Dir schenken wollte in meinem Herz aufgebe(aus meinem Liebesbrief)


18.02.2002 20:06 • #15


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