Gestern und vorgestern, Tage 106 und 107,...
Ich merke, ich beginne Dich los zu lassen.
Woran ich das merke?
Eine gewisse Gleichgültigkeit macht sich breit in mir.
Selbst wenn ich an Dich denke.
Und gar, wenn ich an Dich und den Neuen denke, läuft es mir
nicht mehr nur heiß und kalt den Rücken hinunter.
Es ist nur eben noch so wie ein Schatten.
Ein Schatten, der sich an mir hochschleicht, ganz leise, damit
ich ihn nicht bemerke.
Damit er dann, unvermittelt, seine Fratze zeigen kann.
Er will mich erschrecken.
Aber er ist mittlerweile sogar sauer. Darüber, dass es ihm nicht mehr
so gelingt wie noch vor gar nicht allzu langer Zeit.
Er beginnt sich zu langweilen.
Es macht ihm keinen Spaß mehr.
Ich sei ein Spielverderber, sagt er.
Schließlich habe er keine andere Aufgabe als mich zu ängstigen.
Und wenn ich mich nicht mehr ängstigen ließe, dann, wo solle er denn
dann hin? Und was solle er stattdessen machen?
Dann.
Ich sage, dass es mich einen A. interessiert, was er denn dann
mache.
Soll er sich doch einfach verdrücken, der blöde Schatten.
Aber bitte, Du kannst auch gerne noch ne Weile bleiben.
Willste n B.ier?
Nimm Dir eins!
Du glaubst doch nicht etwa, dass ich für Dich auch noch zum Kühlschrank
laufe?
Ich bin ja sehr gastfreundlich, selbst zu den ungebetenen Gästen hier.
Ich mein, er kann ja auch nix dafür.
Es ist nun mal seine Bestimmung mich zu schmerzen.
Irgendwie teilen wir ja dann auch auf eine sehr komische Art und
Weise unser Schicksal.
Naja, wie auch sonst.
Gott sei Dank hab ich genug Humor, um das so stehen lassen
zu können.
Ich hab mal von nem Hai gehört, der, aufgrund eines viel zu kleinen
Aquariums, viereckig gewachsen ist.
Ob das mit dem Schatten auch geht?
Ich hab hier so ne blöde Gießkanne rumstehen.
(Obwohl ich gar keine Blumen habe)
Da steck ich den mal rein.
Mal schauen, was dabei raus kommt.
Könnte lustig aussehen.
Also, Du siehst...mein ehemals geliebter Mensch, Du trittst so ganz
allmählich in den Hintergrund.
In den Hintergrund meiner Schattenwelt.
Da, wo Du hin wolltest.
Ich hätte Dich niemals freiwillig dorthin verbannt.
Denn da ist gar nichts mehr.
Kein Begehren, keine Furcht, kein Bereuen.
Einfach nichts.
Aber Du hast es so gewollt.
Und ich hatte Dich gewarnt!
M.