89

Heute - Fühle mich ausgetauscht und zurückgelassen

Mimose
Hey sally...

Ja, wir können sehen, wie Dein Boot schwankt.

Deutlich.

Aber wir werden Dich nicht untergehen lassen.
Da kannst Du schon mal sicher sein.

Dennoch müssen wir reden!

Die Haut vom Herzen kratzen, diese Formulierung hat eine so tief in sich liegende Verletzung,
wie es tiefer kaum noch geht.
Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen...Die Haut vom Herzen kratzen...meine Güte...ich bin erstaunt und gleichzeitig schockiert.
Was musst Du für ein wunderbarer Mensch sein, denke ich so...und wie kann
man Deine Liebe nicht verstehen, einfach wegwerfen?
Das geht doch gar nicht! Nach rein menschlichem Ermessen.

Ich muss da noch etwas drüber nachdenken...

..und das werde ich!

M.

08.08.2013 00:43 • #211


A
@Sally,

das Wort Loslassen habe ich bei meinem vorherigen Beitrag vergessen. Nicht nur aushalten, hinnehmen, akzeptieren - sondern vor allem auch loslassen. Das Wort hört sich so gut an und irgendwie auch einfach. Und überall kann man es nachlesen: Man soll loslassen.

Nein, auch ich kann nicht einfach loslassen. Wie soll das gehen ... So, ich lasse jetzt los, trauere noch ein bisschen und dann ist gut?
Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass man AKTIV eine Liebe loslassen kann. Ich glaube, es muss einfach Zeit vergehen, leider viel Zeit.

Mir drängt sich mittlerweile die Vermutung auf, dass loslassen im Grunde nichts anderes ist als entwöhnen. Eine Sucht aufgeben. Eine Sucht muss man auch loslassen. Als ehemalige Raucherin weiß ich, wovon ich spreche. Nur mit dem Unterschied, dass ich meine Zig. nicht wirklich geliebt habe.

Das Loslassen macht mir am meisten Probleme. Ich hänge an meinem Ex-Mann, wir hatten schöne Zeiten, wir haben 15 lange, gemeinsame Jahre (nach Ende des Satzes fällt mir auf, dass ich haben und nicht hatten geschrieben habe). Es fällt mir irrsinnig schwer zu sagen, das war's, es wird nichts mehr - und ich merke, wie sich innerlich dagegen immer wieder alles sträubt, ich kann mir wirklich vorstellen, wie dein Herz blutet. Ich weiß, dass ich es muss - aber im Grunde möchte ich nicht loslassen, ich möchte eigentlich, dass es wieder so wird wie es war.

Aber es geht wohl nicht. Das ist das Einzige, was ich mittlerweile weiß. Vielleicht ist das der Anfang vom Loslassen, keine Ahnung. Es braucht alles Zeit, Zeit, Zeit ....

Wir müssen wohl noch ordentlich schippern ... mein Gefühl sagt mir, dass alle unsere Lichtlein ganz schön schwanken ...

Viele Grüße
Angie C

08.08.2013 11:35 • #212


A


Heute - Fühle mich ausgetauscht und zurückgelassen

x 3


L
Ach, ich bin euch so dankbar - für eure Worte, die meine Gedanken und Gefühle spiegen. Ich bin sprachlos, überfordert mit mir. Kann nicht fassen, dass ich aus dieser Traurigkeit nicht herauskomme - nach all der Zeit. Trotz Hilfe. Ja, ich weiss jetzt, dass ich so sein darf wie ich bin und dass es wohl einfach seine Zeit dauert. Die Wunden werden heilen - irgendwann....auch wenn sie immer wieder aufgekratzt werden...
So lange bleibe ich bei euch, irgendwo zwischen euch, wenn ich darf - immer noch ohne Licht. Ich finde keine Farbe, die zur Zeit zu mir passt...

Ahoi, liebe Grüsse aus Köln

08.08.2013 12:24 • #213


E
Der Verrat eine mögliche Fortsetzung:

Der Smutje aber schloss die Tür hinter sich, die von der anderen Seite überhaupt nicht an die Vorhölle erinnerte, die sich dahinter befand. Ganz im Gegenteil die Tür wirkte ein bißchen bieder, aber auf eine angenehme Art und Weise.

Schnell noch die Zähne putzen, eine ordentliche Dusche würde es erst zu späterer Stunde geben, und dann auf zum Rapport dachte er bei sich und war froh, wenigstens diesen widerlichen Geschmack im Mund für eine gewisse Zeit los zu werden.

„Und“ fragte sie „hat er den Köder geschluckt?“
Der Smutje schaute etwas unentschlossen drein und antwortete zögerlich: „Er schien verwirrt. Wollte es wohl nicht ganz glauben...“

„Das sind sie alle am Anfang.... verwirrt“ erwiderte sie leise, „aber hielt er es für möglich? Das ist die Frage.“

Der Smutje überlegte kurz... „Doch, er hat es geglaubt.“
Er hat geglaubt, daß die Liebe ihn verraten hat.“

„Er wird noch viel Zeit brauchen“, könnte er sie mehr zu sich selbst, als zu ihm murmeln hören.
„Nun gut“, sie sprach wieder lauter, „Es bleibt wie gehabt, Du stellst ihm auch heute das schimmlige Brot und das abgestandene Wasser hin.“

„Uns geht langsam das Brot aus“, meinte der Smutje und kratzte sich am Kopf. „Ich verstehe wirklich nicht, was das eigentlich soll. Seit Wochen backe ich dieses schlechte Brot und lasse es extra verrotten, obwohl wir doch die schönsten Kuchen und den besten Wein in der Kombüse haben. Und dazu immer nur Wasser, fades, abgestandenes Wasser! Wie soll er denn da wieder zu Kräften kommen und uns zu dem Schatz führen?“

„Ich habe Dir doch gesagt, wir würden viel Brot brauchen“, erwiderte sie leicht verärgert. „Was meinst Du denn, was passiert, wenn Du ihm den Kuchen und den Wein bringen würdest?“

Und wieder kratzte sich der Smutje am Kopf. Das sie auch immer auf die idiotischen Läuse zu seiner Verkleidung bestand, als wären dieses abgewetzte, nach Alk. und Muff riechende Gewand nicht schon schlimm genug.

„Es würde ihm besser gehen“ antwortete er „und wir kämen endlich an den Schatz!“

„Einfaltspinsel!“
„Jetzt arbeiten wir schon so lang zusammen und Du hast noch immer nichts gelernt“, sagte sie lachend.
„Das ist nicht wahr!“ empörte sich der Smutje lauter als er es eigentlich wollte. „Er würde statt des Kuchens auch nur verschimmeltes Brot schmecken.
Und der gute Wein wäre wässrig.“

Sie lächelte geheimnisvoll.

„Perlen vor die Säue geworfen“ fügte er hinzu, stolz, daß ihm das Sprichwort eingefallen war.

Sie lächelte noch ein wenig geheimnisvoller und antwortete sanft „ja, auf die meisten träfe das zu...

Aber nicht auf ihn.“

Und wieder kratzte der Smutje sich. Diese Drecksläuse!

„Für viele schmeckt der Kuchen nach verschimmeltem Brot und der Wein wird zu Wasser. Sie sehen die Sonne und wünschen sich doch den Regen. Es ist leichter so.

Für manche aber ist es noch ein bißchen komplizierter als das, sie brauchen das Brot, das echte, verschimmelte, denn der Kuchen, dieser hinterhältige Kuchen, könnte wie ein solcher schmecken.

Es wäre nicht auszudenken, was das bedeuten könnte.“

Erneut kratze der Smutje sich, diesmal waren es aber nicht die Läuse.
Smutje, der ein großer Kuchenesser war, konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie ein Kuchen, der saftig und frisch schmeckte, nicht helfen sollte. Ein Kuchen, der wie verschimmeltes Brot schmeckte, ja, das war natürlich eine andere und keine feine Sache. Dass es einem davon nicht besser ging, das leuchtete ein. Aber ein großer, schöner Kuchen womöglich mit einer dicken Schokoladenglasur so wie er in der Kombüse stand, wie um alles in der Welt konnte daran etwas verkehrt sein.

„mhm?“ sagte der verunsicherte Smutje und schob zweifelnd „bist Du Dir sicher?“ hinterher.

Da aber lachte sie laut: „was ist denn schon sicher?“

„Also ich glaube nicht, daß er zu denen gehört, die sich etwas vormachen. Er ist zynisch, sicher, aber seine Trauer die ist echt.“

„Ach Smutje, aber genau das ist es doch! Wir haben doch schon so oft darüber gesprochen. Erinnere Dich, was ich Dir über das Gefühl des Untröstlichseins erzählt habe...

„Ja, aber wenn man untröstlich ist, dann schmeckt der Kuchen doch wie altes schimmliges Brot, oder nicht?“ fiel er ihr ins Wort.

Sie aber fuhr geduldig fort, „ja aber schon die Aussicht darauf, dass der Kuchen wie ein Kuchen schmecken könnte und sei es erst übermorgen, führt die Untröstlichkeit ad absurdum und das mein lieber Smutje, läßt die Untröstlichkeit, die nämlich in Wahrheit eine fürchterliche Zicke ist, sich keineswegs gefallen.
Nur wer ihr genug Raum gibt, wer genug altes verschimmeltes Brot isst, nur der...“

„Was für ein doofes und fürchterlich gemeines Konzept“ fiel ihr Smutje abermals ins Wort.

„Vielleicht. Ich bin mir da gar nicht so sicher.“

„Es wird jedenfalls Zeit für Deinen nächsten Besuch bei ihm. Und falls er wieder aufmüpfig wird, dann hau ihm kräftig eine runter.“

„Aber ich mag doch niemanden schlagen“, jammerte Smutje. „Und schon gar nicht, wenn sie am Boden liegen und gefesselt und geknebelt sind.“

Aber, erwiderte sie sanft, das ist es, was Du tun mußt, wenn Du ihn ein wenig gern hast, dann mußt du genau das tun.

„Warum, denn aber?“ greinte er.

„Weil er es selbst gerade nicht kann.“

„Und nur so werden wir den Schatz finden.“

„Und Du meinst das klappt?“

„Nach jedem Schlag wird es ein bißchen besser.“

„Und vergiß nicht, das Tonband mit den lauten Trinklieder anzustellen“, rief sie ihm noch hinterher, während Smutje sich mit einer neuen Portion altem schimmligen Brot wieder zu ihm unter Deck begab.

08.08.2013 20:11 • x 1 #214


Z
Gute Nacht ihr Tapferen,
schwanke auch zur Zeit... Loslassen ist das möglich?
Wie...wann... womit? Immer wieder ist er da, kommt er
wieder in meine Welt und zerrt an der Kruste auf der Wunde.
Rein mental... nicht persönlich.

Solange ihr noch mitpaddelt kommt es mir ganz normal vor,
dass ich nicht loslassen kann/mag... Was wird wenn ihr ankommt
und es nur noch rot blinkt. Blöde Gedanken... Es soll ja besser
werden mit der Zeit und kein Dauergepaddel... Aber ich
würde euch vermissen....

Danke an alle...

In Erwartung eines neuen Tagebucheintrages von Mimose
und/oder Fortsetzung folgt...

Gute Nacht!
Mitschwankende aus Frankfurt[/i]

08.08.2013 21:23 • #215


J
E-Claire;

lese oft mit - muss jetzt aber mal sagen: nicht schlecht!
da habe ich was zum denken!

Gute Nacht ihr Lieben!

08.08.2013 21:37 • #216


S
Ihr lieben Mitpaddler und Liebenden

@Mimose: Danke für deine Worte... bin gespannt ob und was dir noch einfällt zum aufgekratzten Herzen.

@Angie: Ja, das Wort Sucht trifft es gut. Ich glaube, es gibt eine körperliche Sucht nach dem einen Menschen. Dass man am Abend spürt dass er fehlt. Und am Morgen nach dem Aufwachen einen als erstes die Erkenntnis trifft, dass der geliebte Mensch weg ist. Dann, wenn das Herz noch weich und schutzlos ist, von der Nacht.
Und dann gibt es die seelische Entwöhnung. Diese dauert für mich sehr sehr viel länger. Ich denke dauernd an meinen liebsten Menschen. Spreche in Gedanken mit ihm, erzähle ihm von meinem Tag. Lache mit ihm.
Und nein Angie, es geht nicht. Es ist nicht mehr möglich, eine Beziehung mit ihm. An diesem Punkt bin ich mittlerweile auch. Und weisst du was? Wir können stolz sein drauf! So weit sind wir schon gekommen Aber ich würde meinen liebsten Menschen gerne fragen: Warum nicht ich? Warum hat es nicht gereicht dass ich dich so sehr liebte?

@lost: Lass dir Zeit mit der Farbe. Wir sehen dich und lassen nicht zu dass du uns abhanden kommst - auch ohne Licht.

@Zebra: Loslassen... vielleicht, irgendwann? Vielleicht geschieht es unmerklich, in ganz kleinen Schritten und man merkt erst, wie weit man schon entfernt ist, wenn man zurückblickt?
Wir sind alle noch hier... am paddeln. Ich seh dein schwankendes rotes Licht! Und auch du wirst wieder Land sehen. Wie wir alle, da bin ich mir sicher. Aber es scheint, als ob wir erst die Erfahrungen auf hoher See machen müssen. Bis dahin geben wir uns Halt und passen aufeinander auf.

Ich blinke gelb in die Nacht und verschwinde in meiner Schlafkoje, im Wissen, dass ihr alle da draussen seid.

Liebe Grüsse, Sally

08.08.2013 22:07 • #217


Mimose
Gestern und Vorgestern, Tage 91 und 92,...


Der Verrat ( Fortsetzung Teil 2 )


Der Smutje drehte sich unruhig im Schlaf hin und her.
Seit 16 Tagen geht das nun schon so.
Er bringt ihm das schimmelige Brot und das abgestandene Wasser.
Aber dennoch war dem Gefangenen kein Wort über den Schatz zu entlocken.

So konnte das doch nicht weitergehen.
Was für ein sturer Hund.
Er würde sie morgen darauf ansprechen. Der Plan muss geändert werden!
Dann schlief er ein.

Bring ihm das Brot und das Wasser, sagte sie forsch zum Smutje.

Herrin, ich habe nachgedacht. Vielleicht sollten wir ihm doch von dem Kuchen und dem Wein geben,
um ihn gefügig zu machen.
Ich bin sicher, er wird dann nachgeben!

Was bist Du bloß für ein törichter Klumpen Mensch!

Aber es sind 16 Tage vergangen, in denen er einfach alles isst und
trinkt, was wir ihm hinstellen. Und er beklagt sich mittlerweile nicht einmal mehr. Er nimmt es einfach hin.

Ja, er ist sehr leidensfähig. In der Tat.

Ein harter Hund. Nicht einfach zu knacken! Ich glaube, Euer Plan wird scheitern!

Er ist nicht hart. Ganz im Gegenteil.
Nur, da sein innerer Schmerz so groß,
so übermächtig für ihn erscheint, ist all das an Leid, was von außen kommt,
dagegen klein und geradezu banal.

Aber worauf wartet er denn? Wo, zum Teufel, soll das denn hinführen?

Er wartet darauf, dass die Haut am seinem Herzen nachwächst oder er stirbt!
Wird das eine nicht passieren, passiert eben das andere. Und das weiß er!

Gut, Herrin, Ihr kennt ihn sehr gut..., aber...!

Sie wandte sich ein wenig ab und sprach leise vor sich hin:
Ja, ich kenne ihn sehr gut. Ich liebe ihn...

Herrin?

Sie sammelte sich wieder und sah den Smutje mit aufgerichtetem Blick an.

Herrin, ich bin es leid. Ich werde ihm heute Kuchen und Wein bringen!

Dann sag mir, du großer Erfinder des Fintenreichtums, was passieren wird!

Na, er wird gefügig werden. Besänftigt. Und uns endlich zu seinem Schatz führen!

Im Gesicht des Smutjes bildete sich ein Lächeln ab, der Triumph des kleinen Mannes.

Gut, ich werde Dir gestatten, ihm Kuchen und Wein zu bringen. Es ist
töricht von mir, dies zu tun, denn ich weiß, was passieren wird.
Aber mein Verlangen Dir zu zeigen, dass ich Recht habe, wiegt größer.
Geh!


Auf der andere Seite der Türe, im Verlies:


Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich nun schon hier war.
Die Sonne mag so zweimal zehn Finger an und wieder ausgegangen sein.

Da kam der Smutje wieder herunter. Wie jedesmal, dreimal täglich, stolperte
dieser Idiot beinah über den Treppenabsatz.

Ich hatte mir mittlerweile untersagt, ihn anzusehen oder mit ihm zu sprechen.
Jedes mal fing ich eine. Das tat weh und ich mochte das nicht.
Also, Blick nach unten...so das ich sein überaus hübsches Gesicht nicht sehen konnte.
Pah! Ihr werdet mich nicht kleinkriegen!

Aber was war das?

Was war das für ein Geruch?

Ich konnte es nicht glauben, vor mir stand ein Kuchen und ein Krug feinsten Weines.
Ich blickte nun doch zu ihm auf.
Er sah mich an und lächelte verschmitzt. Mit den Augen deutete er auf die Köstlichkeiten.

Meine Denkmaschine, die eben noch in stumpfer Hinnahme vor sich hingähnte,
sprang mit einem Mal wieder an und lief auf Hochtouren.

Was sollte das? War Sonntag?
Oder hatte ich Geburtstag? Oder war ihnen einfach das schimmelige Brot ausgegangen?

Nein, jetzt weiß ich!
Sie wollen mich locken. Mich an selige, längst vergangene, glückliche
Zeiten erinnern, um mich zu quälen. Sie wollen meinen Schmerz so vervielfachen.
Sie wollen, dass ich in Erwartung auf die Freiheit, diesen Kuchen esse, den Wein trinke
und sie zu meinem Schatz führe.
Oh, wisst Ihr was, Ihr einfältiges Volk?
Das war ein Fehler!

Es vergingen Stunden, in denen ich mit mir rang.
Der Geruch und die Aussicht darauf, mir diesen wunderbaren Kuchen einzuverleiben und eben diesem zu widerstehen,
waren eine Herausforderung. Oh ja!
Aber in mir wohnte ein Herz ohne Haut.
Und ich konnte spüren, wie dieses arme Ding mit dem Mute eines Riesen,
noch immer tapfer vor sich hin pocht, damit ich am Leben blieb und wie einsam es war, so klein, so schutzlos und allein.
Man mag mich verraten, aber mein Herz bekommt Ihr nicht!
Nein!
Ich musste nur daran denken, schon war mir dieser Kuchen und der Wein völlig egal.

Irgendwann dann krachte die Türe auf und der Smutje ebenso hinterher.
Er stolperte hinunter, setzte die Arme empört auf seine Hüften und sah mich fragend an.
Warum esst und trinkt Ihr das nicht?

Ich schwieg einige Sekunden, um den Spannungsbogen zu erhöhen.

Weil, mein Herr. Es tut mir leid, aber ich bin untröstlich!



M.

09.08.2013 10:35 • x 1 #218


Mimose
Gestern Tag 93,...


Kennt Ihr das?

Ihr werdet, natürlich zufällig, von allen versetzt.
Alle geplanten Verabredungen platzen.
Und plötzlich fühlt man sich wieder wie der letzt übrig gebliebene Mensch
auf diesem Kack-Planeten.

Alle sind irgendwie, irgendwo in Gesellschaft.

Nicht, dass das der Realität entspräche, aber davon rede ich auch nicht.

Ich rede einzig und allein von diesem Gefühl, das sich allmählich
in einem breit macht.
Es muss was frühkindliches sein.

Plötzlich bin ich beleidigt, werde aggressiv.
Ich gehe einkaufen und diese Mist-Tüte reißt.
Beinahe hätte ich meinen Einkauf da liegen gelassen. Aus lauter Trotz!

Plötzlich redet man mit allen Dingen.
Natürlich nur, wenn sie wieder was falsch gemacht haben.

Du Kack-Fahrrad!
Du Mist-Schlüssel! Wieso fällst Du schon wieder runter?

Ich bringe den Müll runter und stelle kurz eine leere Flasche auf die Treppe.
Ich sehe sie scharf an. Wehe, Du fällst um!
Sie wackelt, diese PET-Dinger haben ja so gut wie keinen Schwerpunkt mehr.
Ich bedrohe sie mit Blicken...na, komm, mach doch, wenn Du Dich traust!
Ha! Ich hatte Dich auch gewarnt.
Sie blieb stehen.
Blöd nur, als ich wieder rein kam, hatte ich die Flasche vergessen und
trat sie um, so dass sie 25 Stufen hinunterpolterte.

Das machte einen gehörigen Krach und...es kam, wie es kommen musste.

Ah, Guten Morgen, Frau...wie geht es Ihnen?
Alles klar?
Ja, bei mir auch. Danke.
Ja, ich wünsche Ihnen auch ein schönes Wochenende.
Ob ich das letzte Nacht gehört habe?
Nein, der schon wieder?
Ja, das tut mir leid.
Nein, bei mir hört man nix...ich bin ja leise.
(Da ist ja keiner, arghhhh!)

Gott sei Dank können Sie nicht hören, was ich gerade denke, Sie....

Gott, lass mich gehen jetzt. Ich muss in meine Wohnung und was umhauen!

Wieso? Wieso? Wieso?

Und jetzt gesellen sich Pitsch und Patsch auch noch dazu.
Na danke, jetzt ist das Desaster komplett.
Pitsch ist der Gedanke an Dich und Deinen Neuen.
Und Patsch ist der Gedanke an mein kleines, armseliges Leben.

Die beiden haben echt Spaß miteinander da oben in meinem Kopf.
Pitsch ist so einer mit ner ganz fiesen Lache und Mundgeruch.
Und Patsch ist eine Nervensäge mit faulen Zähnen.
Er spuckt beim reden.

Wahnsinn, denke ich so, während die beiden sich in meinem Gehirn auf
der Couch fläzen, wer so alles bei mir wohnen darf.
Warum schmeiß ich die beiden nicht einfach raus?

Aber dann bin ich ja noch alleiner.

Trotzdem. Die beiden müssen verschwinden.

Egal wie.

Vielleicht heut Nacht, wenn sie pennen.



M.

10.08.2013 18:59 • x 1 #219


B
Mimose,

lebst du gerade mein Leben?

Eigentlich sollte das Wochenende von Freitag bis Sonntag gefüllt sein - wäre da das Wort eigentlich nicht. Absage hier, Absage da.

Ich fühle mich wie so eine alte Jungfer, die zuhause ihre Katzen hütet und lila Wände hat.

Einkaufen und die Tüte nach Hause tragen, war dann auch bei mir ein Highlight
Ach ja, ich habe wenigstens eine gute Sache noch für mich gemacht: Durch die halbe Stadt gefahren, um in einem Studio meiner Fitnesskette Yoga zu machen.
Morgen dann vielleicht zum Tanzkurs?

Ach, keine Ahnung.. bin genervt und gefrustet... (ja nicht die positiven Gedanken vergessen)...

10.08.2013 19:16 • #220


Z
Na Mimose das ist ja ein tolles Wochenende...
Solche hatte ich auch schon inkl. dem Gedanken-
gut. Exakt!

Und irgendwie alleine in der Gesellschaft. Sieht natürlich
von aussen in keinster Weise so aus fühlt sich aber innen
genau so an.

Frust, Aggressivität und Genervtheit von
meiner Umwelt und mir selbst sind bei mir
dieses Wochenende zu Gast.

Und weiter paddeln wir im Kreis...

Gute Nacht ihr lieben Leidensgenossen!

Ahoi aus Frankfurt

10.08.2013 20:41 • #221


L
Ahoi, Pitsch und Patsch, Mimose und ganz liebe Grüsse aus Köln an all die anderen Boote um mich herum..ohne euer buntes Blinken wärs hier viel zu oft ganz schön finster

10.08.2013 21:03 • #222


Mimose
@all Paddler!


Aber in der Finsternis leuchten unsere Lämpchen besonders hell!



In diesem Sinne, liebe Begleiter...

Die Reise geht weiter!



M.

10.08.2013 21:45 • #223


S
Moin liebe Paddler,

es ist schon erstaunlich wie man zusammen durch die gleichen Empfindungen geht. Ich fühl mich heute dermaßen allein, es tut schon körperlich weh. Ich weiß so gar nicht wohin mit mir. Alle Freunde in Partnerschaften, mit Kindern und ich sitz hier ... allein. Ich schaff es nicht mal mich abzulenken. Renoviere grad meinen Flur und reiße mechanisch Tapeten ab. Denk über mich nach, was will ich ? Wer bin ich eigentlich? Und meinen Innenleben zuckt mit den Schultern, schaut ein bissl bedröppelt in die Gegend und senkt dann die Augen. Traurig macht mich das. Ich hab das Gefühl mein Herz, meine Seele, mein ich sitzen in meinem inneren Wohnzimmer und stimmen ein Trio der Tränen an. Echt bitter was so eine Trennung in einem auslöst. Ich konnte mich früher immer gut allein beschäftigen, hatte auch in meiner vorigen Beziehung viel Zeit mit mir allein, weil er selbständig war und viel arbeiten musste. So abgrundtief allein hab ich mich nie gefühlt. Allerdings hab ich mich damals auch nie gefragt, wer ich bin und somit auch nicht festgestellt, daß ich keine Ahnung hab. Ich glaub ich geh wieder ins Bett...

Traurige Grüße
Sanny

11.08.2013 08:29 • #224


S
Liebe Paddler

Könnt ihr keine alten Freundschaften reaktivieren? Gibts niemand in eurem Umfeld welcher trotz Familie Zeit für euch hätte? Neues Hobby, Verein? Mir tut das fast körperlich weh, eure Beiträge zu lesen. Und ja, ich kenne es auch. Zu gut.
Ich bin gestern spontan mit ner Arbeitskollegin an ein Fest gegangen. Habe sie am Freitag einfach gefragt ob sie Lust dazu hat, weil wir auf Arbeit übers Wochenende gesprochen haben und sie meinte, sie hätte noch nichts grosses vor. Sie hat sich sehr drüber gefreut und wir hatten nen netten Abend.

Wie steht ihr eigentlich zu Medikamenten? Ich denke mir manchmal, dass Antidepressiva in unserer Situation gut wären, einfach um das Leben wieder aufzubauen. Durch den Schmerz, den Verlust muss jeder selber durch. Aber ein AD könnte helfen neue Sachen in Angriff zu nehmen wo's einem dann im eigenen Leben wieder besser geht.

Sonnige Grüsse, Sally

11.08.2013 10:58 • #225


A


x 4




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag