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Heute - Fühle mich ausgetauscht und zurückgelassen

Mimose
Gestern Tag 71,...


Ich bin ein Sezierer.

Da liegt dieses tote Karnickel vor mir auf dem Tisch und ich nehme jede
einzelne Faser auseinander.
Es ist erstaunlich, was ich da so alles zu Tage befördere.

Gestern hab ich festgestellt, herausgefunden, dass Du Dich schon viel
länger mit irgendeinem Typen getroffen hast, als Du zugegeben hattest.
Und nicht nur einmal...zum Kaffee...

Es ist so, dass gewisse Begebenheiten wie eine Endlosschleife durch
meinen Kopf laufen...immer wieder mit vorherigen...oder denen danach,
abgeglichen werden...und dann...irgendwann, geht die rote Lampe an...
und ich weiß auf einmal Bescheid.

Doch warum tue ich das?

Sicher, eine Erklärung ist, niemand wird gern hintergangen.
Und die Frage, wie das alles so plötzlich kommen konnte, stellt sich
unweigerlich.
Aber die Antwort ist ja, kann nur sein: Es kam nicht plötzlich!
Nur für mich/uns kam es plötzlich.
Das ist ja das Wesen des Hintergehens.

Irgendwie das hässlichste Vieh, das ich kenne.
Aber da sind wir alle hier uns ja einig.

Ich wollte aber auf was anderes hinaus.

Eben noch hat hier jemand die Frage gestellt, wann wir endlich wieder
unser Leben leben...und ich hab ja geantwortet:
Wenn wir es zulassen, fürchte ich!

Das war genauso gemeint!

Zuerst beginnt die Odyssee der tausend Fragen.
Der Versuch zu begreifen.
Der Versuch zu verstehen, was eigentlich nicht zu verstehen ist.
Die Quadratur des Kreises!

Dann parallel dazu die Trauer, der Schmerz.
Die Wut, die Enttäuschung, die Selbstzweifel.
Und wieder: Warum fühlen wir uns so?
Und warum habe ich nichts gemerkt?
Und wie konntest, ausgerechnet Du, sowas tun?
Was habe ich falsch gemacht?
Was habe ich übersehen?
Wo liegt meine Schuld?

Und dann:
Jetzt will ich nicht mehr.
Ich kann nicht mehr.
Ich will auch wieder leben!

Doch dann:
Aber, ich verstehe es immer noch nicht.
Was ist da eigentlich passiert?
Wo hab ich versagt?
Was ist mit meiner Wahrnehmung?
Kann ich mir überhaupt noch trauen?

Und wieder:
Wie war das nochmal...damals...?
War da nicht dieses komische Telefonat?
Schon Monate vorher?

Und das sezieren geht weiter!
Bis.................ja, bis was eigentlich?

Bis ich auf alle Fragen eine Antwort habe?
Die werde ich nicht bekommen!
Weiß mein Kopf!
Aber mein Herz ist so dumm...nein, nicht dumm...
es kann ja nicht denken, das arme Ding.
Es ist halt irgendwie, zurückgeblieben.

Und hier schließt sich der Kreis, wieder.
And round...and round...and round...

Bis wir es zulassen, fürchte ich!




M.

19.07.2013 08:21 • x 1 #121


A
Hm .... mit dem Zulassen ist es so eine Sache ...

Auch ich habe mich schon oft gefragt, wann ich wieder das Leben unbeschwert genießen kann.

Der große Knall Jetzt ist die Welt wieder in Ordnung wird nicht kommen, fürchte ich. Auch wenn ich es gern so hätte.

Das Leben kommt auf leisen Pfoten zurück. Jeden Tag ein klitzekleines Stückchen.
Auf einmal verändert sich der Blick ... das, was vorher uninteressant schien oder nicht gefallen hat, wird lebendig und bekommt wieder Farbe.

Eigentlich ein schöner Prozess - wenn er nicht so schmerzhaft wäre. Aber wir kriegen das schon hin!

19.07.2013 08:35 • #122


A


Heute - Fühle mich ausgetauscht und zurückgelassen

x 3


Mimose
Ja, Angie...natürlich.

Es wird nicht der Big bang sein...
aber das Zulassen ist, denke ich, dennoch,
eine mehr oder weniger,
bewusste Entscheidung.

Oder eine Notwendigkeit.
Als Voraussetzung, dass überhaupt was
auf leisen Pfoten daher kommen kann.

LG M.

19.07.2013 08:52 • #123


A
Hallo Mimose,

ich bin absolut deiner Meinung.

Loslassen und zulassen sind das wohl das Schwierigste von allem. Vertrauen in die Zukunft, das Altbewährte verlassen. Die Angst zulassen und loslassen ...

Ja, es stimmt, es fängt vermutlich mit der bewussten Entscheidung, dem Wunsch an - damit der Prozess überhaupt in Gang kommt ... Schritt für Schritt.

19.07.2013 09:53 • #124


Mimose
Gestern Tag 72,...

Kriecht eine Schnecke über eine Terasse.
Kommt der Bewohner, nimmt die Schnecke
und wirft sie im hohen Bogen
aus seinem Grundstück hinaus.

Ein halbes Jahr später klingelt es bei ihm an der Türe.
Steht da die Schnecke und sagt:Ey, was sollte das denn gerade?



Ich glaube, die Schnecke und ich, wir haben ein ähnliches Zeitgefühl.

Während Du ja schon längst über alle Berge bist,
hab ich Mühe, mir selber zu folgen.
Dahin zu folgen, wo ich, vielleicht vor Jahren schon, hätte sein sollen.

In einem Märchen heißt es:
Wenn der, der in Dir zerbrochen,
da stehet und weilet,
erwarte nicht, dass er heilet.
Den See hat er zu überqueren, den See der Erinnerung.
Und den ganzen, tiefen See der Erkenntnis.!

Oh ja.
Jetzt bin ich endlich mitten in einem Abenteuer!

Ich kann mit riesengroßen Schlangen kämpfen. (Meinen Gedanken)

Muss Stürmen und Wellen trotzen. (Dem Alltag)

Werde hinterrücks von fiesen Piraten angegriffen (Die Erinnerungen an Dich)

Komme in dichte Nebel, in denen ich nicht weiß, wo ich bin (Meine Angst vor der Zukunft)

Und muss, zu allem Überfluss auch noch ein Leck in meinem Boot flicken (Meine Selbstzweifel)

Bei aller Anstrengung und Angst,
muss ich sagen, so als Abenteuerheld fühlt man sich schon toll!
Oder kann man.

Kann man auch nicht.

Man kann auch untergehen.

Eine Frage des Willens?

Der inneren Bereitschaft?

Des Charakters? Der Vorgeschichte?

Wahrscheinlich.


Nun, ich gebe jetzt, als offiziell anerkannter Held, noch ein Geheimnis preis:
Wenn in meinem Abenteuer mal Flaute ist,
dann penn ich.
Wird aber später immer rausgeschnitten!


Die Reise geht weiter!


M.

20.07.2013 16:54 • x 1 #125


L
Wow Mimose
Du tapferer Held, ich begleite dich und kämpfe Seite an Seite mit dir..bis sich eines guten Tages unsere Wege trennen...
Liebe Grüsse aus Köln

20.07.2013 17:56 • #126


Z
Respekt!

Auch hier in Frankfurt wird gekämpft...
Immer noch und manchmal wieder von vorne. Auch
bei Schnecken gibt es bedonders langsame Exemplare...

LG
Zebra

20.07.2013 21:55 • #127


Mimose
Hey...

Ganz liebe Grüße an meine beiden Mitstreiter.

Ein Hallo und Danke nach Köln,
und ein ebensolches nach Frankfurt!

Ja, Deutschland ist gefährlich!

M.

21.07.2013 08:47 • x 1 #128


Mimose
Gestern Tag 73,...


Blöd, auf dem Bahnsteig zu stehen und der Zug rast an einem vorbei,
weil er an dieser Haltestelle schon längst nicht mehr hält.

Das einzig coole war der Windhauch und das zischende Geräusch.

Aber so insgesamt war es dann schon eher doof.

Mann möchte noch nachrufen:Hey, du Ar..., ich hab ne Fahrkarte!

Interessiert aber keinen.



Tja, gestern hab ich wieder viel an morgen gedacht.
Der Tag, den es ja eigentlich noch gar nicht gibt.
Und wenn er dann da ist, dann ist ja schon wieder heute.
Und ich denke wieder an morgen.

Was wird sein?
Werde ich jemals wieder lieben?
Werde ich mich jemals wieder so verbunden fühlen?
Will ich das überhaupt?
Kann ich das?

Wird mich jemals wieder jemand lieben?
So, wie ich bin?
Mit allen Ecken und Kanten und Macken?
Gerade noch hat mich jemand deswegen verlassen.

Also besteht wohl keine Chance.
Kopf in den Sand...

Aber, habe ich nicht auch verlassen?
Schon vorher?
Es nur nicht so genannt?
Habe ich nicht laut und deutlich nein! gesagt zu Deinen Plänen?
Doch, habe ich!

Warum habe ich?
War ich dumm?
Oder war da was zwischen uns, was von Beginn an da war, aber erst zum
Ende hin in Erscheinung getreten ist?

Ja, da war was!

Von Beginn an.

Keiner von uns beiden wollte/konnte es sehen.
Unser blinder Fleck.

Er war auch in unserem Bild...nur nicht zu sehen...bis jetzt!

Und das ist heute!



M.

21.07.2013 21:07 • x 1 #129


S
Hallo Mimose, ich hinke nur 6 Tage hinter dir her und du schreibst mir an vielen Stellen aus der Seele. Ich versuche das Gestern zu verstehen, das Heute zu überstehen und frage mich immer wieder, was das Morgen mir bringen wird. Ich hoffe immer wieder darauf, dass es endlich besser und erträglicher wird und ich frage mich, wie ich mir die Hoffnung auf eine positive Zukunft aufbauen kann. Mich hat mein Freund nach 14 Jahren wegen einer anderen Frau verlassen. Mit dieser Frau hat er mich fast zwei Jahre betrogen. Nun wohne ich alleine mit unserem kleinen Kind in einem fast neuen Haus und frage mich, wie ich es schaffen soll mir ein neues Leben aufzubauen. Wie hälst du es aus?

21.07.2013 22:01 • #130


Mimose
@specht

Ich muss!

Einzige Erklärung.

Wir halten es aus, weil wir müssen.
Es gibt keine andere Option.

Und ich bin davon überzeugt, dass wir alle wachsen werden daran!
Das ist natürlich mit Wachstumsschmerzen verbunden.

LG M.

23.07.2013 09:46 • x 1 #131


Mimose
Gestern und vorgestern. Tage 74 und 75,...


Der Sonntag war ein typischer.

Trotz oder gerade wegen des blauesten Himmels, den man sich
vorstellen kann, hingen da Gewitterwolken in meinem Kopf fest.

Natürlich war es schön am See...schwimmen macht Spaß, die Natur ringsumher auch.
Nette Menschen dort...ganz ruhig und achtungsvoll.
Ja, da gehöre ich schon hin!

Aber alleine?






Und gestern der Montag. Tag 75.

Ein sehr stiller Tag. Aber ein guter!
In der Stille drückte sich eine Gelassenheit aus.
Ein bei-mir-sein!
Ein Tag mit magischen Momenten, sozusagen.

Mit diesem Gefühl ging einher, dass die Wut sich distanzierte.

Und das führte mich zu folgenden Fragen:

Bin ich immer dann besonders wütend, wenn ich nicht nah genug bei mir bin?
Oder bin ich nah bei mir, wenn ich wütend bin?

Ich glaube, beides ist richtig.

Wenn ich die Wut und die Enttäuschung spüre, wenn sie da sind, dann bin ich bei mir.
Wenn ich sie nicht spüre, weil sie einfach nicht da sind, bin ich auch bei mir.
Wenn ich sie nicht spüren würde, obwohl sie da sind, dann wäre ich nicht bei mir.



Gestern haben wir zum ersten Mal gespürt, dass wir okay sind, so wie wir sind.
Wir haben gesehen, dass wir viel zu geben haben.
Dass wir dabei nichts verlieren, sondern nur gewinnen.
Und wir mussten erkennen, dass es wohl Menschen gibt, die das,
was sie erhalten haben, als nicht ausreichend erachten.
Aber wir haben gesehen, dass dies nicht auf unsere Defizite zurückgeht.
Dass wir vollwertig sind und bleiben, so wie wir sind.

Das ist eine Wahrheit, die es nur gilt, zu erspüren!



Nur ist gut, Klugscheißer...dahinter steckt harte Arbeit!



Ja, aber wenn, dann!


M+M.

23.07.2013 10:14 • x 1 #132


Mimose
Gestern und vorgestern, Tage 76 und 77,...




Gestern wurde ich, ohne Wissen der beiden Protagonisten, Zeuge eines Gespräches:




Hier, ich übergebe ihn Dir. Du bist dran!

Und, wie war es so?

Ach, Du kennst ihn ja.
Selbst wenn ich komme, hat er immer was zu meckern!


Was soll ich denn erst sagen?
Wenn ich komme, geht jedesmal die Welt unter!

Ja, wenn Du kommst, verstehe ich das ja, aber doch nicht,
wenn ich da bin!
Mit dem ist doch irgendwas nicht ganz richtig!


Das kannst Du laut sagen!
Nee, besser nicht, sonst hört er das noch.
Und Du kannst Dir sicher vorstellen, was dann los wäre.
Da möchte ich dann nicht 24 Stunden bleiben.

Um Gottes Willen!
Nein, lass uns lieber leise reden.
Sag mal, redet der bei Dir auch so wenig?


Wenig?!
Gar nicht!

Was macht er denn bei Dir?
Also, wenn ich da bin, geht er ja wenigstens raus und fährt irgendwo hin.


Du Glücklicher!
Ich häng mit dem immer in der Bude rum.
Er geht höchstens mal was einkaufen.
Oder ruft jemanden an.

Und spricht er dann auch nicht?

Doch dann schon...klar!
Aber was, das willste nicht hören!

Was denn so?
Komm, ich bin neugierig!


Ach, immer dasselbe. Letztendlich.
Ich mein, seine Gedanken sind ja an sich nicht verkehrt.
Und er hat ja auch in vielem Recht.
Aber hilft ihm das?

Ja, bei mir auch. Da sind dann nur andere Untertöne drin.
Der kann ja auch ganz witzig sein.
Gestern meinte er, ein Apfel falle niemals zweimal vom Baum!


Tz...ja das kenn ich von dem.
Weißt Du, das ist auch nicht das, was mich stört an ihm.
Was mich aber jedesmal ärgert ist, dass er sich
immer wieder selber im Weg steht.
Was hätte der nicht alles schon erreichen können!

Ja...das sehe ich auch so!
Na, komm, ich muss los!
Vielleicht macht es ja doch irgendwann nochmal klick bei ihm?
Du, ich wünsch Dir was, ja?


Ja, du...ich Dir auch.
Ciao!





Ich entschuldige mich in aller Form, dass ich dieses Gespräch belauscht habe.
Ist eigentlich nicht meine Art, aber ich konnte einfach nicht anders!
Und das ich es dann auch noch öffentlich mache.

Aber wann hat man schon mal die Gelegenheit Zeuge eines Gespräches zwischen
Guter Tag und Schlechter Tag zu werden?

Die geben sich bei mir nämlich immer die Klinke in die Hand.



M.

25.07.2013 07:21 • x 1 #133


Mimose
Gestern Tag 78,...


Wie ist das Leben so als Single?

Jetzt, wo einigermaßen bei mir angekommen ist, dass dies ja nun den Ist-Zustand darstellt?

Na, mal sehen, was haben wir da?

Ich bin frei und kann tun und lassen, was ich will.

Muss niemandem gegenüber Rechenschaft ablegen.

Kann treffen, wen, wann, wie und wo ich will.

Gut.

Aber.

Zunächst einmal fühle ich mich nicht als Single, sondern schlicht und ergreifend allein.
Keine Gefährtin mehr an meiner Seite.
Keine Vertraute, mit der ich alles teile.

Aber, könnte ich das überhaupt zulassen?
Jetzt schon?
Auch wenn der Wunsch da ist?

Und da fällt mir auf, ich bin weder das eine noch das andere.

Ich bin getrennt und alleine, aber noch lange kein Single.
Ich bin immer noch besetzt. Von Dir!

So eine Art Zwischenuniversum, ein Übergang.
Eine Katharsis gewissermaßen.
Der gebundene Mensch wird zum alleinigen und wieder zum gebundenen.

Mensch, hätte ich das alles gewusst, als mir die Verlockungen einer
Bindung angepriesen wurden,
ich wäre alleinig geblieben.

Um so in einem Zustand des Sehnens nach Verbindung zu bleiben.
Denn jetzt ist mit Dir auch das Sehnen fort.
Oder,
es ist nicht fort, aber es trägt ein anderes Gewand.
Ein Trauerkleid gemacht aus Angst und Deinem Namen.


Aber, bevor ich jetzt ganz abschweife:

Was ich eigentlich damit sagen will, es gefällt mir nicht!
Dieser Zustand frei und doch besetzt zu sein.
Es kotzt mich an.
Auf deutsch!

Es ist kacke!


M.

26.07.2013 14:11 • x 1 #134


J
Wir halten es aus weil wir müssen...So sieht es aus und egal WIE die Partner waren...sie fehlen einem doch und wenn es nur aus Gewohnheit heraus ist...das macht es nicht besser!

Wünsche allen Kämpfern, Leidenden, Trauernden trotz allem ein erträgliches Wochenende .-)

26.07.2013 14:23 • #135


A


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