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Heilt die Zeit wirklich die Wunden?

E
Hallo zusammen,

Mein Mann hat mich vor fast genau zwei Jahren nach 11 Jahren Ehe und zwei gemeinsamen Kindern verlassen, nicht ohne mir die Schuld in die Schuhe zu schieben und mich richtig psychisch fertig zu machen ... im Endeffekt kam raus (wie es wohl meistens der Fall ist) das er seine Arbeitskollegin doch zu sehr mochte und die Familie sitzen lassen hat! Da man sowas nicht macht wurde ich eben als Grund vor geschoben ....

Nun ja! Soviel dazu. Ich bin über ihn hinweg, möchte ihn nicht geschenkt zurück aber mein Problem ist dass ich glaub beziehungsunfähig geworden bin.
Ich hab so sehr gelitten, fast ein Jahr. Wirklich, solche Schmerzen hatte ich noch nie vorher in meinem Leben, ich hab ein halbes Jahr praktisch nicht am Leben Teil genommen. Nach einem Jahr ging es langsam wieder und ich dachte mir, so! Jetzt lebst dich mal aus ( wir waren sehr jung als wir zusammen kamen) hat auch geklappt - ist ja nicht schwer sag ich mal! Mein Problem ist nur dass ich totale Panik krieg wenn jemand was Ernsteres will, da mach ich total zu! Einmal mochte ich jemand total gerne, der wollte dann aber nicht so richtig und als ich erfahren hab dass er jetzt ne Freundin hat, war dieser unerträglich Schmerz wieder da. Ich dachte das darf nicht war sein - mit dem warst nicht mal zusammen und hast diese Gefühle wieder die dich lähmen, gegen die man nichts machen kann ... einfach nur ertragen.

Ich hab Angst alleine zu bleiben ... ich will wirklich wieder nen lieben Partner an meiner Seite,aber die Angst vor diesem Schmerz ist so groß

Wie war das bei euch? Warum ist das so schlimm bei mir? Hört das jemals auf? Das macht mich unglücklich, weil ich Angst habe alleine zu bleiben.

Und noch was, mein Selbstwertgefühl ist richtig kaputt. Ich brauch ständig Bestätigung, davon ist meine Laune abhängig. Das ist so anstrengend.
Was mache ich denn falsch?

Vielen Dank und liebe Grüße
Emma

17.11.2016 17:04 • x 2 #1


Charlotte12
Liebe Emma, genauso war und ist es bei mir: Vor fast zwei Jahren hat mich mein Mann verlassen, zuvor hat er mich monatelang betrogen und belogen. Auch mir gab er die Schuld an der Trennung - weil er sich so sicher innerlich wohler fühlen konnte. Wir waren 14 Jahre zusammen, 7 davon verheiratet.

Solche Schmerzen habe ich auch noch nie erlebt, noch heute überschwemmen mich, wie Blitze, tiefe Gefühle der Hilflosigkeit, der Sehnsucht und des Schmerzes. Kurz und heftig.

Ich habe ein wunderbares Mittel gegen den Schmerz gefunden: arbeiten. Ich worke ca. 14 Stunden am Tag, kann maximal 5 Stunden schlafen (darauf bin ich schon stolz, im ersten Jahr waren es nur 3 Stunden pro Nacht) und auf diese Weise bin ich durch die letzen 2 Jahre gekommen. Weil ich in der kreativen Branche tätig bin, habe ich wunderbare Dinge in dieser Zeit gestaltet, blicke also auf einen reichen Output zurück. Auch finanziell betrachtet.

Ich habe auch mein soziales Umfeld ausgebaut, mache viel mit meiner (großen) Familie, habe neue Leute kennengelernt, arbeite intensiv ehrenamtlich. Und sporte dreimal in der Woche, weil das meiner Seele gut tut. Meinem Körper auch, klar. Aber eine Beziehung ist unvorstellbar: Mir ist kein Mann über den Weg gelaufen, den ich oder der mich interessant fand. Wahrscheinlich weil ich innerlich verschlossen bin und das auch ausstrahle. Aber: Ich habe überlebt. Und dafür bin ich jeden Tag dankbar.

Ich habe auch Angst, alleine zu bleiben. Dass das so weitergeht wie in den letzten 2 Jahren. Obwohl ich im ersten Trennungsjahr eine Therapie gemacht habe (weil die Schuldzuweisungen voll triggerten und mein Herz die schei. glauben wollte), habe ich viel über mich gelernt, viel verarbeitet - aber bin innerlich wohl noch nicht so weit.

Ach ist das traurig, was eine Trennung alles zur Folge hat. Aber das ist das Leben.

17.11.2016 17:26 • x 2 #2


A


Heilt die Zeit wirklich die Wunden?

x 3


D
Liebe Emma,
ich kann mir das alles sehr sehr gut vorstellen, wie Du Dich fühlst.

Ich denke- auch wenn Du das jetzt nicht so siehst, weil es Dir im Moment nichts bringt- dass Du dringend eine psychotherapeutische Behandlung brauchst. Deine Sätze sind alle klar und von Verwirrtheit ist da keine Spur, Du hast Dich selbst genau beobachtet und die richtigen Schlüsse gezogen, die richtigen Fragen gestellt.

Du kommst aus diesem Kreis Deiner Gedanken sicher irgendwann selber auch raus- so wie ich Dich einschätze, aber viel schneller mit einem GUTEN Therapeuten.
Ich denke auch, dass Deine Gedanken nicht nur mit der Trennung zu tun haben, sondern viel tiefer sitzen von viel früheren Ereignissen in Deinen Leben. Nochmal, Du wirkst sehr analytisch aber stehst seit 2 Jahren quasi an.... gibt es da noch was anderes was Dich im Leben sehr enttäuscht oder sehr getroffen hat?

17.11.2016 17:28 • #3


Vielfaltsglück
Ich kann mich den anderen nur anschließen. Natürlich wird es mit der Zeit einfacher. Das ist nicht nur ein Sprichwort. Aber diese Zeit ist bei jedem anders.

Alles Liebe. Vielleicht hilft es schon zu wissen, du bist nicht allein damit

17.11.2016 18:48 • #4


O
Zitat von Emma82:

Ich brauch ständig Bestätigung, davon ist meine Laune abhängig.



Geht mir ähnlich.
Wobei es weniger eine ständige Suche nach positiver Bestätigung ist, als vielmehr ein rückversichern, eine Lage richtig einzuschätzen.
Man verliert ein Stück weit das Gespür für sein Gegenüber.
Wird unsicher, wenn Interpretationsspielraum entsteht.
Unklarheiten lassen sich nur schwer aushalten.
Das ist die größte Veränderung die ich an mir selbst beobachten kann.
Das ist leider für andere nur schwer nachvollziehbar und zuweilen nervig.

17.11.2016 20:33 • x 1 #5


E
Als erste Mal Danke für eure Antworten.
Es tut so gut zu lesen dass ich nicht allein mit sowas bin. Es ist einfach so dass Menschen die das nicht erlebt haben das nicht nachvollziehen können. Wenn ich Sprüche höre wie reiß dich mal zusammen oder jetzt ist es doch schon so lange her denk ich mir nur, glaubt ihr ernsthaft ich mach das absichtlich...? Würde nicht auch gern ohne diesen Schmerz leben? Ich finde es auch unglaublich wie tief Schmerzen gehen können ..
@Charlotte12
Solche Schmerzen habe ich auch noch nie erlebt, noch heute überschwemmen mich, wie Blitze, tiefe Gefühle der Hilflosigkeit, der Sehnsucht und des Schmerzes. Kurz und heftig.

Da kann ich mich absolut damit identifizieren! Genauso ist es auch bei mir.
Ablenkung klappt bei mir nicht sehr gut, bei mir ist es eher so dass mir alles sehr schwer fällt wenn ich diesen Stein auf dem Herzen habe!

@deepdown
Ich geht bereits seid zwei Jahren zur Psychologin, aber bin ja so wie es aussieht noch nicht sehr weit. Ich kann auch gar nicht sagen ob die einfach nicht gut ist oder ob diese Gefühle vllt immer bleiben

Auf jeden Fall kommt nach dem Trennungsschmerz, jetzt diese Angst und irgendwie hat man das Gefühl jetzt reicht es so langsam aber ich kann mich selbst nicht da raus holen ... ich weiß einfach nicht wie!

17.11.2016 20:58 • #6


Y
Zitat:

.....Nun ja! Soviel dazu. Ich bin über ihn hinweg, möchte ihn nicht geschenkt zurück aber mein Problem ist dass ich glaub beziehungsunfähig geworden bin.


vielleicht Angst, nochmal verletzt zu werden?
Ein Restrisiko bleibt immer, dass es auch schief gehen kann, wenn man sich (neu) auf einen Menschen einlässt. Du könntest dir mit dem Kennenlernen und Näherkommen Zeit lassen.....meinetwegen 5 Dates, in denen du viel mit dem Mann unternimmst, um zu checken, ob ihr wirklich eine Wellenlänge habt. Ich habe das so gemacht und bin damit gut gefahren.

Einmal wurde ein Typ nach dem 5 Date so richtig krass und ich war froh, dass nix gelaufen war....was für ein Idiot. Ein anderer Typ war plötzlich wieder mit seiner Ex zusammen und einer wollte sich nur von Mo bis Fr mit mir treffen, aber nie am WE, sehr verdächtig ^^. Ich habe die Treffen so gesteuert, wie es für mich gepasst hat....mit einem Typ habe ich mich nur zum Sporteln getroffen, wochenlang, immer am WE wandern oder radeln....wir mögen und schätzen uns und ja, auch ein bisschen mehr. Eine vorsichtige Annäherung war das.

Meine Trennung ist übrigens drei Jahre her und ich dachte anfangs never-ever.....mein Ex hat mir kurz nach der Trennung noch eins reingewürgt indem er sagte, er wüsste schon seit 10 Jahren, dass er mich nicht mehr liebt. Das hat mir extrem zugesetzt, da verliert man echt den Glauben an Liebe. Vor genau 10 Jahren hatte er sich etwas in eine andere Frau verguckt, sie sich aber nicht in ihn.....ich war dann gewissermaßen 2. Wahl, was er mir mit dem Spruch zu verstehen gab....Idiot!

17.11.2016 21:08 • x 2 #7


G
Zitat von ominöser-gast:

Geht mir ähnlich.
Wobei es weniger eine ständige Suche nach positiver Bestätigung ist, als vielmehr ein rückversichern, eine Lage richtig einzuschätzen.
Man verliert ein Stück weit das Gespür für sein Gegenüber.
Wird unsicher, wenn Interpretationsspielraum entsteht.
Unklarheiten lassen sich nur schwer aushalten.
Das ist die größte Veränderung die ich an mir selbst beobachten kann.
Das ist leider für andere nur schwer nachvollziehbar und zuweilen nervig.


Liegt vielleicht daran, dass man ein Stück seines Urvertrauen verloren hat? Die Unsicherheit schleicht sich ein, man hinterfragt sich selbst.

17.11.2016 21:13 • x 2 #8


Bukatcho
Zitat von Selbstliebe:
vielleicht Angst, nochmal verletzt zu werden?
Ein Restrisiko bleibt immer, dass es auch schief gehen kann, wenn man sich (neu) auf einen Menschen einlässt. Du könntest dir mit dem Kennenlernen und Näherkommen Zeit lassen.....meinetwegen 5 Dates, in denen du viel mit dem Mann unternimmst, um zu checken, ob ihr wirklich eine Wellenlänge habt. Ich habe das so gemacht und bin damit gut gefahren.


Der erste Satz ist der Schlüssel denke ich! Je älter man wird, um so schwieriger wird es. Ich bin in den Letzten 20 Jahren 3 mal auf die Bretter geschickt worden, das bleibt nicht ohne Folgen. Da überlegt man schon, lieber alleine zu bleiben um nicht mehr verletzt zu werden. So geht man diesem Restrisiko aus dem Weg! Dabei ist Zweisamkeit doch so schön!

17.11.2016 21:17 • x 2 #9


O
Zitat von Garamond:

Liegt vielleicht daran, dass man ein Stück seines Urvertrauen verloren hat? Die Unsicherheit schleicht sich ein, man hinterfragt sich selbst.


Ja, das ist es.
Man hinterfragt vielmehr die jeweilige Situation.
Kann man seinem Gefühl trauen?
Dann sucht man nach Wegen, Klarheit für sich zu schaffen.
Das ist anstrengend für jedes Gegenüber.

17.11.2016 21:36 • #10


R
Ich habe bis jetzt gute Erfahrung mit Meditation gemacht.

Man lernt ein wenig den Geist zu kontrollieren, die gewohnheitsmäßigen Gedanken(stränge) und unkontrollierten Reaktionen auf (beängstigende) Emotionen kennen.

Das ermöglicht dann tatsächlich ein gewisses Steuern der grundlegenden Funktions- und Verhaltensweisen.

Man kann also auch ein wenig in Richtung Mut und buntes Leben steuern.

Diese problematischen Schutzmechanismen nach einer katastrophalen Trennung erscheinen außerhalb willentlicher Kontrolle.
Is nicht ganz so.

Erst 2x 5 Minuten und dann langsam länger.

17.11.2016 22:02 • x 2 #11


L
Hi Emma.
Die Zeit heilt alle Wunden. Das ist definitiv so.
Was die Krise in Sachen Beziehungsfähigkeit aus einem macht? Das weiß ich selber noch nicht.
Flirten, kuscheln und S.? Ja.
Aber sobald es ernster wird? Lieber einen Schritt zurück.
Unter Umständen einfach Angst, wieder verletzt zu werden?
Oder Angst, die wiedergefundene Freiheit zu verlieren?

18.11.2016 06:37 • x 1 #12


Regibär
Du selbst bestimmst, ob diese Wunde heilt. ich habe selber ausprobiert, was passiert, wenn man das Ende einfach nicht akzeptiert und sich deshalb auch nicht mit den Ursachen für die Trennung auseinandersetzt. Nach 10 Jahren war ich immer noch nicht darüber weg. man muss die Sache verarbeiten, auch wenn es weh tut und irgendwann kommt dann der Punkt an dem man ganz gelassen sagen kann: Ja, so wie wir es da probiert haben, konnte es nicht klappen, weil ...! Es geht nicht um die Schuldfrage sondern darum, warum es zwischen uns beiden nicht klappen konnte. Dann hast du etwas wichtiges für die Zukunft gelernt und es hatte einen Sinn und du bist daran gewachsen. Ich habe das dann zum Anlass genommen, um an mir zu arbeiten, damit mir meine damaligen Fehler nicht noch einmal passieren. (Ich will lieber neue Fehler ausprobieren, ich glaube es gibt noch genügend andere).
Zitat von Goldwellchen:
Vertraue dir nur selber...

Ich möchte das nur gerne streichen. Keine Frage: Selbstvertrauen ist auf jeden Fall das Wichtigste! Wenn man das im richtigen Maße hat (nicht schüchtern, aber auch nicht übersteigert und rücksichtslos), dann kann man sogar etwas von dem Vertrauen an jemanden anderen verschenken. Natürlich nicht komplett, dann bleibt ja für einen selbst nichts mehr übrig und man ist völlig vom anderen abhängig. So etwas endet langfristig immer in einer Katastrophe für alle Beteiligten. Es muss die richtige Balnce sein zwischen Selbst- und Fremdvertrauen. Je größer das Selbstvertrauen ist, desto größer kann auch das Vertrauen in den Anderen werden.

18.11.2016 11:51 • x 3 #13


Annefred
Das ist sehr schön geschrieben ich wünsche mir das ich das auch alles schaffe und das mal sagen kann im Moment geht das nicht bin so verletzt worden das hat so einen Bruch in meinem Leben gemacht das ich das alles nicht verstehen kann

18.11.2016 11:57 • #14


Regibär
@Annefred
Ich kann deinen aktuellen Schmerz verstehen. Ich hätte es mir damals nicht im Traum vorstellen können, dass ich mich wirklich so komplett ändern würde. Ich wünsche dir viel Kraft. (Je länger es dauert, desto besser wird es am Schluss)

18.11.2016 12:11 • x 1 #15


A


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