Heilt die Zeit wirklich alle Wunden?

C
Hallo liebe Community,

ich bin hier seit einiger Zeit stille Mitleserin und habe schon einige Beiträge gefunden, die meine Gefühlslage absolut wiederspiegeln und auch Antworten, die trösten und Mut machen. Und irgendwie habe ich nun auch das Bedürfnis, euch meine Geschichte zu erzählen, um mir ein bisschen Rat und Aufmunterung zu holen. Auch weil ich heute schon mehrmals kurz davor war, eine mir selbst auferlegte Kontaktsperre abzubrechen, denke ich, es ist besser, wenn ich lieber hier nieder schreibe, wie ich mich fühle.

Also: am Ostermontag d. J. habe ich (47) in einem Biergarten überraschend einen Bekannten wiedergetroffen, den ich eigentlich schon 30 J. kenne, aber davon fast 20 J. nicht mehr wiedergesehen hatte. Es wurde ein sehr lustiger unterhaltsamer Nachmittag und Abend (wir saßen fast 6 Std. zusammen) und ich war nach diesen Stunden total verzaubert. Wir haben dann die Handynummern ausgetauscht, um uns nicht wieder so lange aus den Augen zu verlieren. Nach ca. 1 Woche habe ich ihn dann angeschrieben, gefragt wie’s ihm geht und wir haben uns verabredet, um was trinken zu gehen. Bei diesem 2. Zusammentreffen hat er mir dann ehrlich davon erzählt, dass er mit jemandem zusammen wohnt, allerdings jeder seine Wege geht, es keine gemeinsamen Unternehmungen gibt, er aber in einer totalen finanziellen Abhängigkeit ist. Ich weiß, dass das für Außenstehende sehr abgedroschen klingen mag, aber es ist viel Wahres dran, da es viele Leute gibt, die wir gemeinsam kennen. Die ihn kennen, die die Partnerin kennen, und die mir gesagt haben, wenn er ginge, ginge er mit nichts, außer seinen Koffern. Warum das alles so ist, würde hier jetzt aber den Rahmen sprengen und tut im Grunde auch nichts zur Sache.

Nachdem ich wusste, dass er nicht alleine lebt, hatte ich mir fest vorgenommen, ihn nach diesem Treffen nicht wiederzusehen bzw. es bei einer Freundschaft zu belassen. Aber was soll ich sagen….es blieb nicht dabei. Ab diesem Treffen kam er ca. 6 Wochen lang fast täglich zu mir, blieb unter der Woche manchmal bis Mitternacht, samstags kam er gegen Nachmittag und blieb oft bis 3 Uhr morgens und 2 Mal sogar bis zum nächsten Tag mittags. Es schien ihm eine Zeit lang egal zu sein, was daheim passiert. Er hat alles riskiert und mir mehrmals gesagt, wie sehr er sich in mich verliebt hat. Da wir so viel Zeit miteinander verbringen konnten, hab ich mich auch nie wie die klassische „Geliebte“ gefühlt und manchmal regelrecht verdrängt, dass er nicht alleine lebt. Wir haben oft von einer gemeinsamen Zukunft geträumt, aber schon damals hat er mir manchmal vorsichtig zu verstehen gegeben, dass er im Augenblick keine Perspektive sieht, weil er alles verlieren würde und er gab auch zu, dass er mit 53 J. nicht nochmal ganz unten anfangen will.

Irgendwann gab es dann aber offenbar Krach daheim, weil seine Partnerin (verständlicherweise) das Gefühl hatte, dass es evtl. jemand anderen in seinem Leben geben könnte. Sie hat ihm dann gedroht, ihn vor die Tür zu setzen, wenn sie etwas herausbekäme. Ab diesem Zeitpunkt ist er vorsichtiger geworden bzw. hat in Ruhe mit mir darüber gesprochen, dass er nicht weiß, was er nun machen soll. Er könne nun nicht mehr täglich zu mir kommen, möchte mir aber auch nicht das Gefühl geben, dass er hier 1 x pro Woche für ein paar gestohlene Stunden vorbei kommt, wir möglicherweise S. haben, und er dann wieder gehen muss. Das hätte ich nicht verdient und dafür sei ich ihm zu wertvoll. Und ich wusste nicht, was ich ihm antworten sollte, denn natürlich wollte ich ihn nicht verlieren. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass nun alles von heute auf morgen vorbei sein soll. Und gerade, weil ich wirklich das Gefühl hatte, ihm etwas zu bedeuten, war es schwer, die Dinge nur aus Vernunft sein zu lassen. Also habe ich ihn weiter getroffen.

Seit Mitte Juni haben wir uns dann also im Schnitt 1 x pro Woche gesehen, an einem Tag des Wochenendes, aber dafür blieb er dann immer viele Stunden, meistens von nachmittags bis spät in die Nacht. Wir haben oft auch was zusammen unternommen, waren essen, zu Besuch bei meiner Freundin, usw. Bzw. gesehen habe ich ihn öfter, denn er ist Busfahrer und fuhr damals eine Stadtlinie auf der Strecke meines Arbeitsweges und ich bin zusätzlich zu unseren Treffen dann 2 oder 3 x pro Woche nach meinem Feierabend noch 1 Stündchen mit ihm durch die Gegend „getourt“ und wir konnten zumindest plaudern und flirten.

In all den Monaten hat er mir zwischendurch jedoch immer wieder vorsichtig gesagt, dass er aus verschiedenen Gründen leider keine Perspektive sieht, einfach keinen Ausweg aus seiner Situation weiß. Ich sagte irgendwann mal zu ihm (und ich habe versucht, es irgendwie lustig rüber zu bringen): „Ich glaub, du willst mich einfach nicht.“ Daraufhin meinte er: „Glaub mir, mit Wollen hat es nichts zu tun. Ich kann nicht.“ Trotzdem haben wir uns weiterhin getroffen.

Am 15.10. hatten wir noch ein schönes Treffen. Er kam so gegen 14 Uhr überraschend vorbei und blieb wieder bis tief in die Nacht. Wir waren abends schön essen, alles war – wie all die Monate – zärtlich und liebevoll. Freitags darauf, also am 21.10., rief er mich abends an, wir haben ein bisschen telefoniert und er meinte noch, dass wir uns samstags voraussichtlich sehen werden. Als dann samstags morgens schon kurz nach 9 Uhr mein Telefon geklingelt hat und seine Nr. auf dem Display erschienen ist, hatte ich mich noch gefreut, weil ich dachte, nun wird er mir sicher sagen, dass wir uns an diesem Tag sehen werden. Aber stattdessen kam völlig überraschend: „ Ich glaube, es ist besser, wenn wir uns nicht mehr sehen.“ Es war wie ein Faustschlag ins Gesicht, weil ich in dem Moment kein bisschen damit gerechnet hatte. Ich war absolut perplex, wusste gar nicht, wie mir geschieht. Ich hab ihn dann gefragt, ob er sich nach all den Monaten nun tatsächlich einfach so am Telefon von mir verabschiedet und was eigentlich seit gestern Abend passiert sei, denn zu diesem Zeitpunkt wollte er mich ja eigentlich noch treffen und schien relativ guter Laune zu sein.

Auf meine Bitte hin kam er dann vorbei, blieb 4 Stunden. 4 Stunden, in denen seine Stimmung auf und ab ging. Erst sagte er nochmal klar und deutlich, dass es besser sei, wenn wir uns nicht mehr sehen würden. Er habe im Augenblick 3 Baustellen: seinen Job (mit dem er nicht glücklich ist), seine Partnerin, die ihm Druck macht, und mich. Im Laufe der Stunden nahm er mich dann aber wieder in den Arm, hat mich einfach nur minutenlang wortlos gedrückt und ich hab mich hilflos gefühlt, wie ein kleines Kind und ihn gebeten, doch nicht einfach alles aufzugeben. Und letztendlich meinte er dann auch, dass er die Dinge zwischen uns nicht lassen möchte. Er schien in diesen Stunden absolut aufgewühlt und durcheinander, viel geraucht, nichts gegessen, Kaffee getrunken.

Irgendwann mussten wir uns verabschieden, weil ich an diesem Tag eine Verabredung mit einer ehemaligen Kollegin hatte, die ein Baby bekommen hat. Und auch wenn ich dafür überhaupt keinen Kopf hatte, wollte ich ihr nicht kurzfristig absagen, da wir den Termin über Wochen ausgemacht hatten.

Also ist er irgendwann gegen Nachmittag gegangen. Und wir waren verblieben, wie immer, wenn er gegangen ist. Wir haben uns lange geküsst, versprochen, dass wir smsen und telefonieren und als er ein paar Schritte von meiner Haustür weg war, hat er mir noch eine Kusshand zugeworfen. Und ich ihm auch. Unmittelbar danach bin ich dann völlig kopflos zu meiner Kollegin gefahren und habe den Nachmittag mit ihr verbracht, konnte mich aber im Grunde kaum konzentrieren. Und irgendwas hat mir gesagt: „Wenn du dich nicht mehr meldest, wird er es auch nicht tun.“ In der Nacht gingen mir dann all seine Worte durch den Kopf, seine vielen lieben Worte, unsere zig schönen Momente, aber gleichzeitig auch dieses mir immer wieder Klarmachen, dass er keine Perspektive sieht. Und vor allem die Tatsache, dass er sich eigentlich morgens am Telefon von mir verabschiedet und unsere „Affäre“ (ich hasse dieses Wort) somit beendet hätte, wenn ich ihn nicht gebeten hätte, nochmal persönlich vorbeizukommen.

Und ich habe in diesem Moment schweren Herzens beschlossen, mich nicht mehr von mir aus zu melden. Das war am 22.10., vor ca. 6 Wochen, und wenn ich ehrlich bin, bestand am Anfang die Hoffnung, dass es ihn wundert und er vielleicht irgendwann von sich aus nachfrägt, denn überhaupt nichts von mir zu hören….das kennt er normalerweise von mir nicht. Aber: auch er hat sich seither nicht wieder gemeldet. Irgendwie habe ich es bei unserem damaligen Abschied gespürt, aber je mehr Zeit vergeht, umso mehr macht es mir zu schaffen.

Ich war jetzt 6 Wochen tapfer, 6 Wochen in denen kein Tag vergangen ist, an dem ich nicht von morgens bis abends an ihn denke, und ich weiß es ist wohl besser so, denn er hat sich klar gegen mich entschieden. Aber ich frage mich: Heilt die Zeit wirklich? Ich vermisse ihn jeden Tag ein bisschen mehr, obwohl ich alles tue, um mich abzulenken. Ich gehe viel weg, treffe mich mit Freunden, lerne neue Menschen kennen….aber nichts hilft.
Es ist dieses „offene Ende“, was mir zu schaffen macht. Nicht zu wissen, wie es ihm geht, ob er noch an mich denkt, wie er es empfindet, dass ich nichts mehr von mir hören lasse, obwohl wir uns eigentlich nicht offiziell verabschiedet haben. Und inzwischen frage ich mich leider auch, ob ich mir seine Zuneigung nur eingebildet habe, ob er wirklich je in mich verliebt war… obwohl ich mir all die Monate so sicher war, dass sein Gefühl echt ist.

Ach je, ich könnte noch ewig weiterschreiben, aber es ist sowieso schon ein Roman geworden und ich hoffe, jemand von euch macht sich die Mühe, alles durchzulesen, mir seine Meinung mitzuteilen und mich seelisch-moralisch ein bisschen aufzubauen.

Ich danke euch schon mal vorab.

06.12.2011 20:26 • #1


C
Hat sich schon jemand meinen Roman durchgelesen? Denkt ihr, es war das Richtige, sich leise zu verabschieden und nicht mehr bei ihm zu melden? Und wie ist nach meinen Schilderungen euer Eindruck? Meint ihr, dieser Mann war wirklich in mich verliebt und hat nur keinen Ausweg gesehen? Bis vor kurzem war ich mir so sicher, dass seine Gefühle echt waren, aber nun wo ich nichts mehr höre, frage ich mich, ob ich vielleicht alles so rosarot gesehen habe.

07.12.2011 09:58 • #2


A


Heilt die Zeit wirklich alle Wunden?

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R
Ich denke schon dass seine Gefühle echt waren und wahrscheinlich noch sind. Wenn ich mir aber die Gesamtsituation ansehe kann ich gut verstehen dass er die Notbremse gezogen hat. So schön eine Beziehung auch sein kann, auch ich würde mich nicht ins absolute finanzielle Aus schiessen in der Hoffnung dass das alles schon irgendwie wird. In diesem Alter und der entsprechenden Lebenserfahrung hat man wahrscheinlich eher die Möglichkeit auch mal eine reine Kopfentscheidung zu treffen, hast Du ja auch getan. Er müsste dringend seine Baustellen erstmal schliessen und ich finde es eigentlich ok dass er Dich da jetzt noch nicht reinzieht, das könnte, wenn es wirklich schlecht läuft in einer echten Katastrophe enden.

07.12.2011 10:15 • #3


C
Danke ReCharge für deine Antwort. Auch wenn es mir nichts bringt, würde es mich einfach beruhigen zu wissen, dass ich nicht nur ein nettes Abenteuer für ihn war.
Einerseits überlege ich die ganze Zeit, ob ich ihm an Weihnachten einen Gruß schicken soll, aber andererseits habe ich Angst, dass selbst zu diesem Anlass nichts von ihm zurück kommt und ich denke, dass ich danach noch trauriger bin, als ich es sowieso schon bin.

Es war so schön, ihn nach all den Jahren wiedergetroffen zu haben...und ist nun schlimm für mich, ihn vielleicht schon wieder aus meinem Leben streichen zu müssen.

07.12.2011 10:29 • #4


J
Hallo cityfield!

Ich habe mir deinen Roman durchgelesen und kann sehr gut nachvollziehen, wie du dich jetzt fühlst. Bodenlos und leer.

Also, so wie ich es aus deinen Schilderungen gelesen habe, denke ich schon, dass es für ihn kein Abenteuer war. Sicher war er hin- und hergerissen zwischen seinen Gefühlen für dich und seiner Lebenssituation. Und sicher ist es ihm auch schwer gefallen, sich gegen dich zu entscheiden. Eine Kopfentscheidung, die das Herz bluten lässt.

Aber ich verstehe dich sehr gut, dass es dich wahnsinnig macht, nicht zu wissen, wie es ihm geht, ob er genauso leidet wie du, ob er an dich denkt, ob die Erinnerungen auch so schmerzen und ob er auch schon mehrfach das Handy in der Hand hatte und dir schreiben wollte. Ich weiß, dass die Ungewissheit zermürbend ist. Mir geht es genauso. Andere Situation, aber das Resultat ist das gleiche. Am Boden zerstört, der Schmerz der Erinnerung und des Verlustes ist omnipräsent. Morgens beim Aufwachen bis Abends beim Einschlafen. Man kann sich dem nicht entziehen, egal, was man tut. Ablenkung hilft mir jedenfalls kaum.

Hast du auch das Gefühl, du könntest dieses überwältigend grausame Gefühl nicht aushalten? Den Schmerz und die Trauer?

Bei mir ist es heute 36 Tage her - und es geht überhaupt kein bisschen besser. Und ich dachte auch, die Zeit würde die Wunden heilen. Langsam, aber jeden Tag ein Stückchen. Doch offenbar ist bei mir die Zeit stehengeblieben...

Das Schlimme ist auch, dass man endlich das Gefühl hatte, dass es sich mit demjenigen richtig anfühlt. Und dann bricht auf einmal die ganze Welt zusammen. Alles scheint sinnlos. Nichts macht mehr Freude.
Geht es dir auch so?

Mit wem kannst du darüber reden?

Mitfühlende Grüße
Juliane

07.12.2011 13:42 • #5


C
Hallo Juliane,

du beschreibst meine Gefühlslage auf den Punkt genau. Ich denke seit unserem letzten Treffen am 22.10. jeden Tag an ihn, morgens beim Aufwachen, tagsüber im Büro und abends daheim sowieso. Schlimm ist auch mein Arbeitsweg, denn er steckt voller Erinnerungen. Ich hatte ja in meinem Beitrag berichtet, dass er auf der Strecke als Busfahrer tätig war. Es war immer schön zu wissen, dass ich ihn auf jeden Fall nach Feierabend sehen werde, auch an den Tagen, an denen wir uns ansonsten abends nicht getroffen haben. Und wir hatten immer so viel Spaß, wenn ich mit ihm durch die Gegend gefahren bin. Er ist die Stadtlinie in einem kleinen Ort gefahren, welche abends kaum genutzt wurde. Oft waren wir ganz allein im Bus. War eine verrückte Zeit.
Inzwischen arbeitet er jedoch nicht mehr für das Busunternehmen und immer, wenn ich abends nach Hause fahre und beim Umsteigen den Stadtbus sehe, kämpf ich mit den Tränen.

Im Augenblick denk ich ständig daran, ihm an Weihnachten einen Gruß zu senden, aber letztendlich ist es wahrscheinlich keine gute Idee.

Reden kann ich mit meiner besten Freundin darüber. Ich glaube, sie hört sich meine Gedanken inzwischen schon zum 227. Mal an J

Gab es bei deiner „Geschichte“ einen richtigen Abschied? Oder kam das Ende auch ähnlich wie bei mir, d. h. hattet ihr eigentlich vor, euch wiederzusehen und dann hat sich keiner mehr gemeldet?

07.12.2011 14:16 • #6


U
Hallo Cityfield,

leider bist du an jemanden geraten, der in einer festen Beziehung ist und anscheinend auch noch finanziell abhängig.

Kann mir vorstellen, dass da schon Gefühle für dich sind, aber vergiss nicht, dass eine gewachsene Beziehung ein sehr starkes Band hat und sich daraus zu lösen, ist nicht einfach.

Liebe muss wachsen und Garantien gibt es nie.

Mein Mann ist gegangen, obwohl auch er quasi von mir finanziell abhängig war (er ist 47, also auch kein Jungspund mehr) nur eine Sporttasche mitgenommen.

Hier war die Liebe wohl größer als unser gemeinsames Leben.

Ist vielleicht naiv von mir, aber wenn es einen so richtig erwischt hat, gibt es immer Wege.

Er hat den Weg zu seiner Frau gewählt.

Sicher mag er dich sehr sehr gern, aber gereicht hat es leider nicht für dich.

Die Zeiten, wo Männer als auch Frauen sich der Liebe versagen sind lange vorbei, da zählen keine Kinder, keine Jahre, kein Geld..
Kannst du ja hier zur Genüge nachlesen.

Sorry, will dir die Hoffnung nicht nehmen, aber je eher du dich von ihr verabschiedest, desto schneller gehts wieder aufwärts!

GLG




Da war die neue Liebe stärker

07.12.2011 14:41 • #7


J
Ja, wie Thomas D. schon sagte Der Faden der Erinnerung schmerzt mit jedem Stich. Die Wunden heilen nicht. - es ist die reinste Folter!

Wir waren nicht lange zusammen, aber es gibt fast nichts, was mich nicht irgendwie in irgendeiner Weise doch an ihn erinnert. Ich drehe fast durch! Keine Ahnung, wie ich das aushalten soll. Es raubt mir fast den Verstand. Manchmal sitze ich da und kann nur mit dem Kopf schütteln - immer weiter - weil alles so unglaublich weh tut und ich nicht fassen kann, was das aus mir gemacht hat.

Wir hatten einen Abschluss. Er hat Schluss gemacht, hat mich dann noch zum Abschied gedrückt (3 mal - es war schrecklich - mir kommen jetzt noch die Tränen) und ist dann gegangen. Wir haben nichts vereinbart. Einen Tag vorher - da stand noch auf der Kippe, wie's mit uns weitergeht - sagte er, wenn wir die Beziehung nicht weiterführen könnten, würde er gern mit mir befreundet bleiben, weil er mich ja trotzdem mag.
Aber wir haben keinen Kontakt mehr. 36 Tage ohne ein Lebenszeichen von ihm. Und ich weiß nicht, ob er nicht schreibt, weil er mir Zeit geben will oder weil er selbst noch Zeit braucht oder ob er einfach mit mir abgeschlossen hat und sein Leben weiterlebt wie vorher. Wie bei dir - die Ungewissheit nagt an mir. Ich würde ihn so gern fragen, wie er fühlt. Aber das tue ich natürlich nicht. Nur das Kino im Kopf zeigt mir die schrecklichsten Szenarien. Er hat mich schon abgestempelt, hat eine Neue, feiert und lebt glücklich. Nicht, dass ich ihm nicht wünsche, glücklich zu sein. Aber es tut so weh, dass er (vielleicht) glücklich ist und ich leide so wahnsinnig. Es wäre so als hätte es ihm nie so viel bedeutet wie mir.
Wie gesagt, das ist mein Kopfkino. Ich WEISS es ja nicht.
Aber es tut sooooooo weh!

Wegen Weihnachtsgruß und so: Ganz ehrlich - ich würde es nicht machen. ER ist schließlich gegangen. Also würde ich auch von IHM erwarten, dass er mal einen Gruß schickt. Schließlich war es seine Entscheidung, die gegen dich ausfiel. Daher würde ich nicht auf ihn zugehen, wenn von ihm nichts kommt.

Auch wenn ich weiß, dass es in den Fingern juckt.
Aber stell dir vor, es kommt nichts zurück. Oder nur Danke, dir auch - gefühllos, unterkühlt. Das ist wie ein glühendes Messer in deiner Brust. Es reißt selbst die dünnste Haut, die sich über der Wunde bis dahin gebildet hat, wieder auf. Und du wirst es bereuen, es getan zu haben.
Oder was, wenn er schreibt Ich vermiss dich so - was dann? Was hast du davon? Er kann nicht, aber du machst dir doch wieder Hoffnung (Vielleicht merkt er ja mit der Zeit, dass er doch nicht ohne mich kann?!).
Und was sagst du, wenn er fragt, wie's dir geht? Willst du ihm sagen, wie du leidest? Oder willst du lügen und erzählen, wie super alles läuft?

Ist doch alles Mist! Ich glaube, das braucht Zeit. Die Wunden müssen heilen - vorher macht jedes Wort alles zunichte, was du dir bis dahin wieder aufgebaut hast. Es ist so schwer, jeder Tag. Aber jeder Tag ist auch ein Tag weiter weg vom Erlebten. Und ein Tag weiter in Richtung Heilen.
Erst dachte ich, ich möchte weiterhin Kontakt zu ihm haben, habe geschaut, was er in Facebook schreibt - aber das hat mich jeden Tag auf's Neue verletzt und niedergeschlagen. Irgendwann hab ich kapiert, dass ich wirklich(!) abschließen muss - kein Facebook, keine sonstigen Stöbereien, um irgendwas rauszufinden. Es tut einfach nur weh.
Wir arbeiten leider in einem Gebäude. Gestern kam er in das Büro, in dem ich auch gerade stand. Es traf mich wie ein Blitzschlag. Bis dahin ging's mir gestern einigermaßen gut. Danach war alles hin. Nur, weil ich ihn kurz gesehen und seine (unerhört betörende!) Stimme gehört habe. Es war als würde alles in mir explodieren und lichterloh brennen.
Ich wünschte, ich müsste nicht hier arbeiten.

Daher verstehe ich sehr gut, wie's dir mit dem Stadtbus geht. Es ist wirklich grauenhaft. Und keiner kann sich da so reinversetzen, der das noch nie erlebt hat!

Er parkt in der TG neben mir. Wie vorher auch. Als wäre nie was gewesen. Ob für ihn alles weitergeht wie vor unserer gemeinsamen Zeit? Was denkt er, wenn er morgens kommt und neben mir einparkt? Tut es ihm weh, mein Auto zu sehen? So wie es mir das Herz rausreißt, seines neben meinem stehen zu sehen. Ich möchte es anfassen (total bescheuert). Ich sehe den Beifahrersitz und denke daran, dass es mein Platz war und dass er bei mir vorm Haus geparkt hat und nie wieder tun wird. Ich war so verliebt, es hat sich so wahnsinnig richtig angefühlt - nach so vielen Jahren mal wieder. Und das ist das Ende. Der Kloß im Hals nimmt mir fast die Luft zum Atmen...!

07.12.2011 14:57 • #8


U
Nichts macht die Birne so weich und schwachsinnig, wie Verliebtsein!

Wenn du das hier in ca. 6 Monaten liest, bekommst du nen Lachkrampf.

Das heißt nicht, dass ich nicht GENAUSO fühle!

07.12.2011 15:07 • #9


C
Juliane, wie gesagt, du schreibst mir aus der Seele. Ich melde mich evtl. heute Abend oder morgen mal per PN bei dir. Ich bin im Augenblick im Büro und „stehle“ mich immer nur ganz kurz ins Forum, aber ich kann nicht in Ruhe schreiben, weil ich immer aufpassen muss, dass niemand zur Tür hereinkommt und meine privaten Aktionen hier sieht J

Und auch dir Uli, lieben Dank für deine Antwort. Das ist genau das, was meine engste Freundin auch vermutet. Sie sagt mir immer, sie sei überzeugt, dass seine Gefühle ehrlich waren, aber es habe am Ende wohl nicht für mich gereicht.

07.12.2011 15:09 • #10


J
@Uli
Ich glaube schon, dass in einem halben Jahr die Welt anders aussieht - aber ich bin mir sicher, dass ich nicht drüber lachen werde.

07.12.2011 15:17 • #11


J
@cityfield
Ja, kannst dich gern jederzeit melden! Würde mich freuen!

07.12.2011 15:30 • #12


C
Hallo Juliane, du hast eine PN

07.12.2011 21:25 • #13


R
Hallo cityfield,

Das ist eine harte Situation, aber du hast dich richtig entschieden dich nicht mehr beim ihm zu melden. Das es an dir nagt, das kein Ende ausgesprochen wurde, glaube ich, denn die Ungewissheit zerrt an einem. Aber da du einen Schlussstrich für dich gezogen hast und den auch so gut einhälst, denke ich dass du schon mit allem mit der Zeit abschließen kannst, auch wenn es nicht einfach wird, aber du schaffst das!

Da er ja mit einer anderen Frau liiert ist und auch finanziell abhängig macht es das Ganze ja auch kompliziert. Es ist besser das du das für dich beendet hast, auch wenn es nicht leicht ist. Ich denke auch das du kein Abenteuer für ihn warst und er schon Gefühle für dich hat. Es hat eben nicht sein sollen und das zu verstehen ist schwer

Aber du hast den richtigen Schritt getan. Und es wir dir wieder besser gehen, auch wenn der Weg mal länger dauern kann.
Schreib dir hier ruhig alles von der Seele, egal wie lang, mir hilft das gut und hier hat immer welche die zuhören und jeder kennt den Kummer den verlassen oder verlassen werden mit sich bringt.

Ich wünsch dir alles alles Gute und viel Kraft, die hast du, sonst hättest du nicht loslassen können, also weiter so

08.12.2011 11:32 • #14


C
Hallo Ranne,

ja, ich habe es nach unserem letzten Treffen zwar geschafft, mich nicht mehr zu melden, aber anfangs war es wohl verbunden mit der Hoffnung, dass er irgendwann nachfragen wird und ich ihm fehle, wenn er gar nichts mehr von mir hört.
Nun realisiere ich immer mehr, dass ich ihn wirklich endgültig verloren habe und ich nehme an, deshalb geht es mir jetzt schlechter wie die ersten Tage nach unserer „offenen Verabschiedung“.

Und die Frage, ob ich ihm vielleicht doch nicht so viel bedeutet habe, wie ich dachte, lässt mich nicht los. Weil man es einfach nicht wahrhaben möchte, dass der andere es schafft, sich einfach nicht mehr zu melden. Obwohl ich es ja auch hinkriege....aber wenn er wüsste, WIE?! Mit welchem Kummer

Aber ich halte durch, denn Gott sei Dank gewinnt trotz aller Traurigkeit der Stolz. Er wollte mich einfach nicht....das scheint Fakt zu sein. Und ich möchte nicht um eine Liebe betteln und kämpfen müssen.

08.12.2011 12:08 • #15


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