Zitat von unfassbar: Aber die Art und Weise, wie es hier gelaufen ist, geht garnicht! Er kann seine Frau nicht einfach innerhalb einer Stunde so abservieren, sie mit ihren Fragen, Ängsten und Sorgen stehen lassen und zu seiner Neuen abhauen. Das geht gar nicht. Das ist überhaupt nicht fair und in diesem Fall würde ich auch nicht mehr fair spielen.
Geht nicht, ist unfair, im höchsten Maße unempathisch und rücksichtslos, aber es passiert und das wohl öfter als man glaubt.
Er lernt ein neues Häschen kennen und auf einmal mutiert er vom soliden Familienvater und Ehemann zum jugendlichen Liebhaber, der sich enorm aufgewertet fühlt. Natürlich kommt eine große sxuelle Komponente dazu, denn das neue Weibchen, das vermutlich deutlich jünger sein wird, wirkt natürlich sehr animierend.
Er hat einfach mir nichts Dir nichts die Rollen getauscht und hat naturgemäß ein völlig anderes Lebensgefühl. Auf einmal ist der alte Schwung zurück, auf einmal fühlt er sich wieder lebendig, das Neue ist hochspannend und reizvoll und er glaubt, das geht nun ewig so weiter. Mit 50 fange ich ein neues Leben an!
Tja, blöd, daheim hockt die altbekannte Ehefrau, mit der er leider verheiratet ist. Aber kein Problem heutzutage, man geht einfach und stolpert unbedacht in ein neues Leben. Dieser öde Alltagskram mit den Sachen daheim und überhaupt diese elend langweilige Leben, was er nun mit Füßen tritt, interessiert ihn null die Bohne. Denn er LEBT jetzt, vorher war das Leben eingeschlafen im Alltagstrott.
Wer weiß wie lange er die Neue schon kennt?
Meiner Freundin ging es genauso. 3 Kinder, von denen damals zwei noch in die Schule gingen, die Tochter studierte bereits. Und eines schönen Nachmittags, als meine Freundin auf der Couch lag und die Nachwehen eines Migräneanfalls auskurierte, kam er angetrabt und sagte: Wir müssen reden. Ich ziehe aus.
Das war's. Sie hatte keine Ahnung. Dass die Ehe nicht die beste war, merkte sogar ich als Außenstehende, aber dass er einfach so gehen würde, hätte niemand geglaubt. Natürlich hatte er eine neue Freundin, die im eigenen Haus lebte und deren Kinder aus dem Haus waren. Er hatte dort das Obergeschoß praktisch für sich und dazu kam die Rundumversorgung garniert mit gaaaanz viel Liebe und Zuwendung. Der war auch innerhalb kurzer Zeit weg, packte eine Tasche und verschwand. Den Kindern sagte er es erst gar nicht. Warum auch? Das könnte unangenehm sein und womöglich ein schlechtes Gewissen hervorrufen, aber dafür hat er jetzt doch keine Zeit.
Meiner Freundin war klar, dass sie den Cut wollte, so bald als möglich. Sie mietete sich eine Wohnung und kümmerte sich maßgeblich um den Verkauf des nun zu großen Hauses, denn auch die Kinder würden in wenigen Jahren flügge werden und auch ums Ausräumen. Gnädiger Herr kam mal vorbei, räumte was rum und ging nach 2 Stunden wieder.Ein gutes Jahr später die Scheidung. Zum Glück hatte sie nach 9 Jahren Erziehungszeit wieder mit dem Arbeiten angefangen. Aber er kümmerte sich fortan auch kaum mehr um die Kinder. Sie waren ihm schlichtweg egal und er zahlte wirklich nur das, was er zahlen musste.
Den Rest brauchte er für sein neues Leben und für sich, denn er ist geizig.
Die Tochter wollte gerne ein Jahr im Ausland studieren. Wer suchte eine Wohnung in Edinburgh, wer organsierte das alles und wer zahlte es? Meine Freundin. Er wusste nicht mal, wann seine Tochter ins Ausland gehen würde und schrieb sie mal an, wann sie denn nach Schotlland gehen würde. Antwort: Ich bin schon 6 Wochen da.
Es ist unfassbar, wie manche Männer ihr altes Leben abstreifen und ad acta legen. Sie sind wahrlich Chamäleons. Er hätte der Tochter problemlos ein paar Hundert Euro geben können, als Starthilfe, aber wieso denn? Besser so, dann blieb das Geld bei ihm.
Gab es ein Happyend? Ja und nein. Die Tochter erkankte in Schottland an Darmkrebs, sie hatte bereits seit der Pubertät Morbus Crohn und war einige Monate nicht reisefähig. Die Mutter verbrachte viel Zeit in Schottland. Wie sie das mit der Arbeit regelte, ist mir heute noch ein Rätsel. Dann kam sie zurück und lebte leider nur noch einige Monate. Eine geplante Chemotherapie wurde begonnen, aber es war schon klar, dass der Krebs massiv gestreut hatte. Das arme Mädchen starb mit 23 zu Hause.
Wie meine Freundin das überlebt hat, weiß ich auch nicht, aber sie wirkte unglaublich stark. Eine normale Beisetzung auf einem Friedhof kam nicht in Frage, denn meine Freundin hasst aufgrund eines Kindheitstraumas Friedhöfe. Um die Beisetzung kümmerte sie sich und der Vater war nicht mal beim Trauergottesdienst anwesend, aber auch nicht erwünscht.
Vermutlich ist er der perfekte Verdränger.
Und meine Freundin? Sie stabilsierte sich, kam mit dem Verlust der geliebten Tochter einigermaßen zurecht, aktivierte Kontakte zum Beispiel mit ihrer Schwester, machte einen Malurlaub in Italien, ging in einen Yogakurs. Und lernte dort ihren zweiten Mann kennen, mit dem sie nun schon einige Jahre verheiratet ist. Sie wurde wieder glücklich, trotz allem und weinte dem untauglichen Ex keine Träne mehr nach.
Und er? Viel ist nicht bekannt, denn er zog einige Kilometer weg, aber die Söhne haben noch einen losen Kontakt mit ihm. Das neue Glück hielt leider nicht was es versprach. Es war nach einigen Jahren zu Ende und er zog in eine andere Stadt und lebt nun allein. Ich mochte ihn noch nie und außerdem ist er potthässlich, aber das sieht jeder anders.
Auch Dir wird es wieder besser gehen, eines Tages, denn das Glück besucht mal den einen, dann aber den anderen und kein Glück hält ewig, am wenigsten das stürmische, denn das ebbt auch schnell wieder ab.
Dir steht auf alle Fälle Unterhalt zu und er wird zahlen. Ihr hattet Euch dieses Modell gemeinsam überlegt und daher steht Dir auch Dein Teil zu.
Du bist nicht die Einzige, der das passiert und Du wirst trotz des Schocks und des Kummers wieder auf die Füße kommen.
Auch Dir steht ein Stück vom Kuchen zu, sowohl materiell als auch emotional.