Sie hat, wenn ich richtig gelesen habe, ihm ein Buch geschenkt und einen Tisch für beide reserviert. Von ihm kam... nichts.
Liebe TE,
halt durch. Zumindest bis zum nächsten Therapietermin. Danach siehst Du klarer.
Für mich als Laien sieht das von außen aus wie der klassische bricht unter seiner selbst gewählten Verantwortung zusammen, weil er sich für den Starken hält-Mann aus.
Der wurde merkwürdig, als die Anzahlung geleistet war und das Projekt Hausbau unausweichlich vor seiner Brust lag. Und fing dann an, an Dir rumzumäkeln, Dich klein zu machen und sich selbst als perfekt darzustellen. Das ist eine klassisch männliche Überforderungssituation. Dein Instinkt, dass er kalte Füße bekam, war vermutlich goldrichtig. Als Frauen würden wir dann im Team agieren, uns Mut zusprechen, Lasten verteilen und Verbündete suchen. Aber einige Männer (mit so einem war ich auch Mal zusammen und auch bei mir war es der, der im Bett am besten war) sehen gleichzeitig nur sich selbst in der Verantwortung, sehen in Dir den Grund, warum sie das alles jetzt quasi allein wuppen müssen, reden Dich klein, damit sie sich stark fühlen können, und können eins absolut nicht brauchen: Eine Frau die ebenfalls etwas gebacken kriegt und ihnen in ihrer seelischen Not und Überforderung etwas abnimmt. Das selbe gibt's auch bei überforderten Müttern. Denen darfst Du auf keinen Fall beim Baby helfen. Weil sie sonst Dir gegenüber als die Versager(innen) dastehen, als die sie sich insgeheim fühlen.
Bei solchen Männern wird empfohlen, Ihnen auf gar keinen Fall etwas abzunehmen oder Hilfe anzubieten oder sie auf ihr bescheuertes Verhalten anzusprechen, sondern ihnen den Rücken zu stärken und ganz sanft auf ihre Ausbrüche zu reagieren. Mit Sätzen wie Ich verstehe, dass Du bei all den Schwierigkeiten mit den Fliesen gerade so gestreßt bist. Aber ich bewundere Dich so dafür, dass Du das machst und hinbekommst. Ich könnte das nicht. Und ich habe volles Vertrauen, dass Du das hinbekommst. Ich mach Dir derweil was zu essen.
Aber, ganz ehrlich, ich hab das bei meinem wegen jedem Pups ausflippendem und mich klein redenden Kerl auch nicht gekonnt und bin mit ihm nicht mehr zusammen.
Im Grunde geht es darum, das was er sich mit seinen Ausbrüchen nimmt (Druck ablassen, sich groß fühlen, indem er Dich klein macht, sich Platz schaffen, damit Du ihm nicht auf die Finger schauen oder es besser hinbekommen kannst als er und er sich als Versager fühlt) ihm proaktiv zu geben. Indem Du behauptet, dass er etwas kann, was Du niemals könntest, weil das angeblich Männer anspornt und ihnen den Status gibt, den sie brauchen, um sich überforderndem Streß und hoher Verantwortung auszusetzen ohne auszuflippen. Und dann ordentlich loben, wenn er was (auf seine Weise, ganz allein) geschafft hat und auf keinen Fall die schiefe Fliese oben rechts bemerken oder gar anbieten, dass Du das mal eben ausbessern könntest.
Wenn Du das leisten kannst, hast Du mit Deinem Freund einen Mann, der sich wie ein Löwe für Dich in jede Gefahr und jede Verantwortung wirft und dann ordentlich abliefert. Aber im Team mit ihm etwas gemeinsam und gleichberechtigt machen und gemeinsam Erfolge und Niederlagen durchstehen, geht mit solchen Menschen nicht. Die bekommen sich nur motiviert, wenn sie Probleme Indiana Jones Style mäßig angehen können.
Also rechne damit, dass Du bei jeder Krankheit, bei jeder Schwangerschaft, bei jedem Jobverlust oder anderen großen Dingen die gleiche Unterstützung leisten musst. Nicht, indem Du wirklich mithilfst, sondern indem Du sobtust, als wäre nur er in der Lage, etwas richtig und gut zu machen und Du voller Lob und Hochachtung für all die tollen Dinge, die er für euch schafft.
Kannst Du das?
17.05.2019 18:25 •
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