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Hat er mich je geliebt?

R
Es ist spät und ich liege wieder wach und kann nicht schlafen. Ich könnte behaupten, es läge daran, dass ich in den letzten Wochen zu oft nachts gearbeitet habe, aber das wäre nur die halbe Wahrheit. Und gibt das? Die halbe Wahrheit?

Ich bin traurig. Und wütend. Auf mich selbst. Weil ich im Selbstmitleid zu ertrinken drohe. Ich bin keine Frau, die einem Mann hinterher läuft, keine, die um einen Mann weint. Das dachte ich zumindest.

Ich hab es mit Alk. versucht, mit Partys, mit Flirts. Mit jeglicher Form von Ablenkung. Sport, Konzert, Comedyshow. Ich hab versucht darüber zu reden. Mit Freunden. Menschen, denen ich vertraue. Ich hab versucht, sämtliche Gefühle zuzulassen, hab mich viel zu oft in den Schlaf geweint.

Meine einzige Hoffnung scheint Zeit zu sein. Doch wenn ich an Zeit denke, muss ich schon wieder an ihn denken. Daran, dass ich mit ihm Kino war. Dass er zur Kassiererin gesagt hat: Wir möchten die Unendlichkeit der Zeit entdecken. Er ist ein verdammter Spinner, denke ich. Ein Träumer. Und der Mann, den ich liebe.

Ich hab ihn auf dem Weihnachtsmarkt kennengelernt. Vor einer gefühlten Ewigkeit. Bei unserem ersten Date hat er mir seine Teesammlung gezeigt. Ich muss noch immer lachen, wenn ich daran denke. Ich hatte von Anfang an das Gefühl zu ihm zu gehören. Er war der verlorene Teil meines Lebens. Ich bin Skeptiker. Er verträumt. Ich bin verschlossen, er offen. Ich bin launisch, er ausgeglichen. Ich bin organisiert, er ein Chaot. Ich bin ängstlich, er mutig. Ich konnte mit ihm wachsen. Und er hat etwas in mir gesehen, was ich selbst nicht erkennen kann.

Wir waren nie in einer Beziehung. Er hat es Affäre genannt. Ich wollte dem Ganzen keinen Namen geben. Wir beide haben viel gearbeitet. Hatten wenig Zeit. Der eigentliche Grund dafür, dass es keine feste Beziehung war, ist aber der, dass er, bevor er mich traf, eine Entscheidung gefällt hat. Er wandert im April nach Italien. Will sich auf die Suche nach sich selbst machen. Zu sich selbst finden. Das Gefühl von Freiheit entdecken.

Ein Jahr unterwegs, das ist sein Plan. Ohne Kontakt zu Familie und Freunden. Auf sich selbst gestellt. Er hat mich nie belogen. Bevor wir uns das erste Mal geküsst haben, hat er es mir gesagt. Mit Wehmut im Blick. Er hätte nicht geplant, sich jetzt noch auf eine Frau einzulassen.

Und ich war ihm längst hoffnungslos verfallen und wollte mich nicht mehr zurückziehen. Die erste Zeit war wunderschön. Alles war so verrückt. Ich war das erste Mal verliebt. Wir sind im Regen spazieren gegangen. Er ist mit einem Rucksack voller Essen zu mir gekommen. Ich hatte in seiner Gegenwart immer solche Bauchschmerzen, dass ich es kaum runter bekommen habe.

Er stand irgendwann mit einer merkwürdigen Flöte in der Hand vor meiner Tür. Sie hatte denselben Namen wie ich. Er sagte nur, dass er sie mitnehmen wolle, damit er Musik bei sich hat und dieses Instrument wäre genau das Richtige.

Der S. war unglaublich. Sowieso hab ich mich körperlich noch nie so sehr von einem Mann angezogen gefühlt. Wenn ich mit ihm zusammen war, hätte ich immer über ihn herfallen können.

Im Februar ist es kompliziert geworden. Ich konnte nicht mehr verdrängen, dass es bald vorbei sein würde. Hab ihm gesagt, dass ich verliebt bin. Er hat versucht, mir zu erklären, dass er es nicht zulassen kann, weil es sonst zu schwer sein würde zu gehen. Aus Angst ihn zu verlieren, hab ich ihn eingeengt, woraufhin er sich zurückgezogen hat.

Ich hab ihn gebeten, mich zu verlassen. Mir zu sagen, dass er mich nicht will. Aus Wut hab ich ihm vorgeworfen, dass er ja doch nur S. wollte. Er hat es nicht getan. Ist ruhig geblieben, hat mir meine Gefühlsausbrüche nie vorgeworfen, hat mir gesagt, dass ich weiß, dass es nicht nur S. war. Irgendwann in einem verzweifelten Moment, hab ich ihm eine Nachricht geschickt, dass ich nicht mehr kann und hab seine Nummer blockiert. Er hat es akzeptiert und sich nicht gemeldet.

Es war schrecklich. Nach einer knappen Woche hab ich ihn angerufen. Hab gesagt: Das ist gemein. Ich weiß, dass du noch hier bist und du fehlst mir. Er war überfordert. Hat mir erzählt, dass er vor ein paar Stunden an meiner Wohnung vorbei gefahren wäre und zu mir kommen wollte. Dass er es aber nicht noch schwerer machen will.

Ich wollte ihn ein letztes Mal sehen. Er saß im Auto, ist umgedreht und sofort zu mir gefahren. Es war abends. Kurz vor Mitternacht. Ich werde diese Nacht nie vergessen. Er hat nicht mit mir geschlafen. Ich hab nicht nach dem Warum gefragt. Vielleicht weil er nicht wollte, dass ich mich benutzt fühle? Ich weiß es nicht. Sein Körper wollte mich auf jeden Fall...
Er hat mich gehalten. Ich hab keinen Moment geschlafen. Wir haben uns angesehen. Er hat viel erzählt. Wollte nicht über seine Reise reden. Musste so vielen Menschen davon erzählen. War völlig ausgelaugt. Hatte sich am Tag zuvor von seinem besten Freund verabschiedet.

Am Morgen darauf, hätte ich sein Handy am liebsten gegen die Wand geworfen, als der Wecker geklingelt hat. Er ist wach geworden. Hat mich umarmt. Gehalten. Fast erdrückt. Hat sich dann ans Bett gesetzt. Ich konnte nichts denken. Musste ihn nur ansehen. Er ist nicht aufgestanden. Hat mich wieder umarmt. Nichts gesagt. Es hat eine Ewigkeit gedauert, bis er sich angezogen hat. Und selbst danach ist er wieder zu mir gekommen. Wir konnten uns nicht küssen. Es war alles so unwirklich. Irgendwann, eigentlich viel zu spät und ich bin sicher, dass er zu spät zur Arbeit gekommen ist, stand er in der Tür. hat mich angesehen und sich umgesehen. Ich hab gefragt: Hast du alles? Und das Letzte, was er zu mir gesagt hat, war: Ich hab nichts vergessen und trotzdem hab ich das Gefühl, dass ich etwas vergessen habe.

Was auch immer das bedeuten mag. Wahrscheinlich bedeutet es nichts. Frauen neigen ja immer zu Interpretationen. Aber ich liebe ihn. Liebe seine Spontaneität, die Wildheit, den Idealismus, den Wunsch die Welt ein kleines Bisschen besser zu machen.

Ich hab ihn losgelassen. Aber er hat einen Platz in meinem Herzen. Immer. Und das ist gut so. Doch wie werde ich diesen verdammten Liebeskummer los?

22.03.2015 01:36 • #1


M
Ich finde es klingt nach tiefen Gefühlen von beiden Seiten. Sehr echt. Sehr ehrlich.
Natürlich möchte man es festhalten aber man kann es auch als schönes Geschenk sehen.

Und trotzdem denkt auch in mir ein Anteil In my blueberry Nights begibt sich auch Norah Jones auf eine Reise aber sie schickt diesem Mann von jedem Ort an dem sie ist eine Karte (ohne Absender). Sie lässt ihn teilhaben auf ihrer Reise. Er reist mit...

22.03.2015 02:39 • #2


A


Hat er mich je geliebt?

x 3


R
My Blueberry Nights
Ich werde mir diesen Film in den nächsten Tagen ansehen. Hab noch nie davon gehört. Und irgendwie scheint er ja zu meinem Leben zu passen

Ich denke immer wieder darüber nach, warum er mir nie direkt sagen konnte, was er fühlt. All das, was er getan hat, spricht so sehr dafür, dass ich ihm etwas bedeutet habe.

Aber...
Warum hat er mich nie gefragt, ob ich auf ihn warte? Diese Frage geht mir nicht aus dem Kopf. Ich hätte es getan. Und ich hätte nicht mal ein Lebenszeichen erwartet... Doch er scheint mich nicht gewollt zu haben.

22.03.2015 02:55 • #3


Sheherazade
Zitat von Regenmädchen:
Warum hat er mich nie gefragt, ob ich auf ihn warte?


Weil jetzt etwas sehr Großes vor ihm liegt, was wahrscheinlich auch mit großen Veränderungen im Innen und Außen einhergehen wird... und er dir vielleicht keine (indirekten) Versprechungen machen wollte, von denen er nicht weiß, ob sie aufgrund der Zeit, die jetzt vor ihm liegt, erfüllbar bleiben... das glaube ich zumindest.

Deine Geschichte klingt wirklich sehr berührend und ich verstehe total, wie es dir jetzt geht, aber ihm scheint diese Reise im Moment einfach das Allerwichtigste zu sein - trotz Gefühlen und vielleicht sogar trotz Liebe.
Wer weiß, wie wichtig diese kommende Zeit nun für ihn ist... und wenn es wirklich Liebe ist, glaub mir, dann findet sich irgendwie und irgendwann ein Weg. Ich weiß, das ist im Moment wahrscheinlich wenig tröstlich...
Aber ich glaube schon, dass beidseitig tiefe Gefühle im Spiel sind, für manche Menschen haben die jedoch trotz allem nicht oberste Priorität...

22.03.2015 07:45 • x 1 #4


T
@Regenmädchen
Habe Deinen Text mit Tränen in den Augen gelesen.
Ich denke, da sind große Gefühle von beiden Seiten. Ich denke, das Schicksal wird euch nocheinmal zusammen führen, irgendwann.

22.03.2015 07:56 • x 1 #5


L
Zitat von Sheherazade:
Zitat von Regenmädchen:
Warum hat er mich nie gefragt, ob ich auf ihn warte?


Weil jetzt etwas sehr Großes vor ihm liegt, was wahrscheinlich auch mit großen Veränderungen im Innen und Außen einhergehen wird... und er dir vielleicht keine (indirekten) Versprechungen machen wollte, von denen er nicht weiß, ob sie aufgrund der Zeit, die jetzt vor ihm liegt, erfüllbar bleiben... das glaube ich zumindest.
:


Regenmädchen, du kannst gut schreiben, es hat mich zu Tränen berührt, so dass ich mich hier angemeldet habe, um dir was zu sagen.


Ich schliesse mich der Vermutung von Scheherazade an und gebe dir gleich einen Vergleich, damit du verstehst was die Scheherazade meinte und zwar wird das ein konkretes Beispiel aus meinem Leben sein. Ja, das Beispiel ist nicht eins zu eins auf deinen Fall übertragbar, aber damit will ich dir nur zeigen was Zeit mit einem machen kann.

Mein Ex hat sich von seiner Freundin getrennt, 2 Monate danach haben wir uns online kennengelernt. Ich werde jetzt nicht alles im Detail beschreiben, ist nicht nötig. Wo ich gemerkt hatte, dass er über seine Freundin nicht hinweg war, hatte ich ihm vorgeschlagen für 5-6 Monate zu verreisen, um sich zu sortieren. Ich war sehr stark in ihn verliebt. Aber ich sah, dass er noch an seiner Ex hing. Er hat eine Jobmöglichkeit im Ausland gefunden und hat mich gebeten auf ihn zu warten (mache bitte keinen Blödsinn = was gemeint war /trenne dich von mir nicht). Ich habe 6 Monate auf ihn gewartet. In der ersten Zeit hat er sich nicht mal bei mir gemeldet. Es war verdammt schwer diese Funkstille auszuhalten, aber ich dachte, er braucht ja Zeit für sich, lasse sie ihm. Nach einiger Zeit kam ein Anruf von ihm. Somit hat er Kontakt mit mir hergestellt und wir hatten ab da hin und wieder telefoniert und geschrieben. Als 6 Monate rum waren, kam er zurück. Und BÄM, ich musste wieder fesstellen, dass er seine Freundin nicht vergessen konnte (hat sich gleich bei der Freundin seiner Ex über seine Ex erkundigt und es gab weitere Indikationen, die dafür sprachen, dass er mit dem Herzen bei seiner Ex ist). Hier hatte ich einen grossen Fehler gemacht. Ich kämpfte um ihn. Die Gefühle für ihn waren unbeschreiblich heftig, ich konnte ihn einfach nicht loslassen.

4 Monate später hat er seinen Job um weitere 6 Monate verlängert. Ohne dies Mal vorher mit mir abgestimmt zu haben. Ich wurde einfach vor den vollendeten Tatsachen gestellt. Mein Verstand sagte zu mir:warte nicht mehr auf ihn, es wird nichts daraus. Das Herz wollte aber nicht mitspielen. Auch diesmal hat Er mich gebeten auf ihn zu warten wenn du mich wirklich liebst, wirst du auf mich warten. Weitere 6 Monate habe ich auf ihn wie treuer Hund gewartet. Fremde Männer haben mich überhaupt nicht interessiert. In meinen Gedanken war nur Er präsent.
Er kam nach 6 Monaten zurück. Eigentlich waren es 5 Monate, er hat seinen Vertrag wegen einem Vorfall im Job verkürzt.
Und da war er: Geheilt von seinem Liebeskummer, bereichert um Lebenserfahrung, verstärkt, selbstbewusster und... nicht mehr an mir interessiert.
Ich bin in dich nicht verliebt und ich befürchte, dass wenn ich mich anderweitig verlieben würde, würde dir das das Herz brechen.
Ich war geschockt. 1 Jahr gewartet. 1 Jahr. Um letztendlich das zu hören.
Ich war 35 Jahre alt /ein kritisches Alter für eine Singlefrau mit Familienplanung im Sinn/ als es mit dem Gedöns losging.
Bin nun 38 geworden. Die Trennung habe ich einigermassen verarbeitet (es bleibt noch ca. 5% von 100%, damit ich komplett sauber bin), aber der Schmerz und die Enttäuschung sitzt nach wie vor sehr tief drin. Und ich muss wohl mit der Familienplannung abschliessen. So kurzfristig werde ich keinen Mann, den ich lieben würde, kennenlernen und die biologische Uhr wird ja keine Verschnauffspause einlegen...

Ich finde daher es sehr mutig, wirklich sehr mutig von deinem Affäremann die Entscheidung so getroffen zu haben wie er es gemacht hat.
1 Jahr ist jede Menge Zeit. Und in dieser Zeit kann jedem von euch was anders begegnen oder /und die Zeit kann euch innerlich verändern, sehr stark sogar. Letzendlich kann es sein, dass ihr euch in 1 Jahr nicht mehr erkennen werdet, da ihr euch zu unterschiedlichen Persönlichkeiten entwickelt habt. Gerade aus diesem Grund ist es fair, kein Commitment abzugeben. Mein Ex war sehr egoistisch und dachte leider nur an sich, an seinen Vorteil...
Glaub mir, es ist eine gewaltige Enttäuschung nach so einem langen Warten doch ein Nein von ihm zu hören zu bekommen (er hat mich ja die ganze Zeit hingehalten) als von vornherein zu wissen, dass es nicht klappen könnte und das Leben daher ohne diese Person weiter zu leben. Ich habe fast ein halbes Jahr gebraucht aus einem tiefen Loch herauszukommen als wir uns getrennt hatten. Er dagegen hat 2 Wochen später nach dem Schluss -was ich mal später von ihm erfahren hatte -seine Neue kennengelernt, mit der er nun happy zusammen ist.

Es ist eine schmerzhafte Erfahrung, die du gerade machst, vor allem ich habe den Endruck, du bist noch jung. Aber diese Erfahrung wird dich prägen. Erstmal sei froh, dass du dieses Glück erlebt hast. Nicht jeder hat diese Chance im Leben. Ja, das tut dir jetzt arg weh diesen Menschen zu verlieren. Aber wenn ihr zusammengehört, werdet ihr euch wieder finden. Mach dein Leben jedoch von diesem Spruch nicht abhängig. Lebe dein Leben nach deinem Plan. Vielleicht hast du mal auch die Möglichkeit zu verreisen? Work und Travel? Oder was ähnliches?

22.03.2015 09:39 • x 1 #6


R
Ich danke euch. Besonders dir Labenia.
Vielleicht liebe ich ihn auch deshalb so sehr, weil er immer ehrlich zu mir gewesen ist. Nicht ein einziges Mal ein Versprechen, das nicht eingehalten wurde. Doch manchmal wünsche ich mir einfach, dass ich wütend auf ihn sein könnte, damit es leichter wird. Irgendwann. Ich weiß, dass das egoistisch ist.

Diese Nacht war grausam. Es ist so anstrengend im Bett zu liegen, die Augen zu schließen und nur ihn zu sehen, seine Stimme im Herzen zu hören und sich nichts weiter wünschen zu können als bei ihm zu sein. Das kennt wahrscheinlich jeder, der schon mal geliebt hat.

Ich hab ihm eine Nachricht geschickt. Und dieses Mal wirklich die letzte. Verdammt, das hoffe ich.
Ich weiß nicht, was ich dir bedeute. Oder nicht bedeute. Vielleicht will ich das auch nicht verstehen. Das spielt auch gar keine Rolle. Ich will nur, dass du etwas weißt. Falls du irgendwann zurückkommst und dich noch an meinen Namen erinnerst, würde ich dich und dein Leben liebend gerne kennenlernen. Du bist in meinem Herzen. Mein Leben lang. Meine Tür ist offen für dich. Der Weg ist das Ziel. Vergiss das nicht

Er hat mich nie irgnoriert. Und dieses Mal auch nicht.
Danke

Das war es. Bin ich jetzt enttäuscht? Hab ich mehr erwartet? Ich musste kurz überlegen, aber die Antwort ist nein. Ich bereue nichts. Und Danke zu sagen, hat für ihn und für mich einen hohen Stellenwert. Es bedeutet etwas. Und ich muss langsam wieder zu mir selbst finden. Das Chaos, das er in meinem Leben hinterlassen hat, will ich aber gar nicht mehr komplett sortieren. Denn gerade das fühlt sich so verdammt lebendig an.

22.03.2015 13:05 • #7


L
Zitat von Regenmädchen:
Ich danke euch. Besonders dir Labenia.
Vielleicht liebe ich ihn auch deshalb so sehr, weil er immer ehrlich zu mir gewesen ist. Nicht ein einziges Mal ein Versprechen, das nicht eingehalten wurde. Doch manchmal wünsche ich mir einfach, dass ich wütend auf ihn sein könnte, damit es leichter wird. Irgendwann. Ich weiß, dass das egoistisch ist.

Diese Nacht war grausam. Es ist so anstrengend im Bett zu liegen, die Augen zu schließen und nur ihn zu sehen, seine Stimme im Herzen zu hören und sich nichts weiter wünschen zu können als bei ihm zu sein. Das kennt wahrscheinlich jeder, der schon mal geliebt hat.

Ich hab ihm eine Nachricht geschickt. Und dieses Mal wirklich die letzte. Verdammt, das hoffe ich.
Ich weiß nicht, was ich dir bedeute. Oder nicht bedeute. Vielleicht will ich das auch nicht verstehen. Das spielt auch gar keine Rolle. Ich will nur, dass du etwas weißt. Falls du irgendwann zurückkommst und dich noch an meinen Namen erinnerst, würde ich dich und dein Leben liebend gerne kennenlernen. Du bist in meinem Herzen. Mein Leben lang. Meine Tür ist offen für dich. Der Weg ist das Ziel. Vergiss das nicht

Er hat mich nie irgnoriert. Und dieses Mal auch nicht.
Danke

Das war es. Bin ich jetzt enttäuscht? Hab ich mehr erwartet? Ich musste kurz überlegen, aber die Antwort ist nein. Ich bereue nichts. Und Danke zu sagen, hat für ihn und für mich einen hohen Stellenwert. Es bedeutet etwas. Und ich muss langsam wieder zu mir selbst finden. Das Chaos, das er in meinem Leben hinterlassen hat, will ich aber gar nicht mehr komplett sortieren. Denn gerade das fühlt sich so verdammt lebendig an.



Gerade aus diesem Grund hat er mir imponiert. Seine ehrliche Art und Zielstrebigkeit. Ehrlichkeit fällt einem nicht immer leicht, aber wenn diese von einem Mann aufgebracht wird, verdient er Respekt. Heutzutage ist Ehrlichkeit leider eine Seltenheit, weil sie mit einigen (oft gravierenden) Einbussen einhergeht, die keiner in Kauf nehmen will. Dazu fehlt vielen Männern schlicht und einfach Mut. Man fährt lieber auf eine egoistische Tour, die ausschliesslich auf blanke Vorteile aus ist.

Ich wünsche dir Kraft, gute Impulse, Geduld mit sich selbst und mit der Zeit.
Mich würde es freuen, wenn diese Story ein Happy End erfahren würde. Falls doch nicht, sei nicht traurig. Das Leben ist wirklich unberechenbar. Man weiss nie was es für einen bereithält.

22.03.2015 13:35 • #8


M
Ich mag den Austausch zwischen euch beiden

Zitat:
Ich wünsche dir Kraft, gute Impulse, Geduld mit sich selbst und mit der Zeit.
Mich würde es freuen, wenn diese Story ein Happy End erfahren würde. Falls doch nicht, sei nicht traurig. Das Leben ist wirklich unberechenbar. Man weiss nie was es für einen bereithält.


Ich seh es noch etwas anders: auch wenn ihr nicht wieder zusammen kommt, könnte man eure Geschichte als eine mit Happy end betrachten
Noch steht dem die Sehnsucht im Wege. Ich verstehe das...
Aber ein Happy end bedeutet nicht unbedingt eine Beziehung bis ans Ende aller Tage

Übrigens finde auch ich seine Ehrlichkeit super! Labenia, Du hast das gut beschrieben. Aber mir wäre ein Danke doch etwas dürftig, wenn ich das mal ganz zaghaft einbringen darf
Ich hatte einmal eine etwas ähnliche Liebesgeschichte...Ein paar Jahre her...Allerdings erkenne ich mich eher in Deinem Chaoten wieder und Dich erkenne ich in dem Mann, den ich liebte wieder. Wir versprachen uns nichts und waren auch verdammt ehrlich. Aber es kam von beiden Seiten trotz unserer Konsequenz doch mehr als ein Danke Es hindert ihn nicht an seinem Weg und es verspricht Dir auch nichts zukünftiges, wenn er sinngemäß geschrieben hätte: auch ich trage Dich im Herzen.
Das sind aber nur so meine Gedanken dazu. Ich erhebe keinerlei Anspruch dass meine Gefühle nun die richtigen sind...

Ich stelle mir inzwischen manchmal die Frage, warum ich mich nie in so einen Menschen verlieben könnte, wie ich es selbst bin- also in einen Mann wie Deinen Chaoten Dich berauscht das, so wie mich mein gut sortierter Mann berauscht hat... Vielleicht lebt jeder jeweils einen ungelebten Teil des anderen. Und anstatt sich eine Scheibe vom anderen abzuschneiden, sehnt man sich. Vielleicht solltest Du innerlich wilder sein, Dich auf die Reise begeben...Und vielleicht wäre es gut für ihn, ein wenig sesshafter wie Du zu werden?

.....

meine momentanen Gedanken dazu....

22.03.2015 13:51 • x 1 #9


R
@ Myblueberrynights

Ich stimme dir zu, dass seine Antwort etwas dürftig wirkt. Aber er hat ja auch nie behauptet mich zu lieben. Nur hat diese Liebe, auch wenn sie einseitig ist, für mich etwas Großes. Und deshalb wahrscheinlich auch jedes kleine Wort von ihm.

Es gibt viele Ansichten zum Thema glückliche Beziehung.
Gleich und gleich gesellt sich gern.
Gegensätze ziehen sich an.

Ich bin mir nicht sicher, auf welche Seite ich mich stelle. Aber Schubladendenken hab ich immer schon gehasst. Gedanken freilassen. Schubladen zu. Schrank in den Sperrmüll und die Gedanke sind frei und tanzen

Ich finde es wichtig, dass es zentrale Themen gibt, die verbinden. Zum Beispiel Ansichten zu Familie, Träume, Wertvorstellungen. Und wenn man eine Ebene gefunden hat (Er würde wahrscheinlich wieder von Schwingungen sprechen ) dann sind unterschiedliche Charaktere ein Abenteuer, das ich zu lieben gelernt habe.

Außerdem glaube ich, dass so etwas dich stark verändern kann. Zum positiven und negativen. Für mich war die Zeit mit ihm eine wertvolle Erfahrung. Und ich hab Seiten an mir entdeckt, die ich selbst nicht kannte.

22.03.2015 14:26 • #10


M
Zitat:
Ich stimme dir zu, dass seine Antwort etwas dürftig wirkt. Aber er hat ja auch nie behauptet mich zu lieben. Nur hat diese Liebe, auch wenn sie einseitig ist, für mich etwas Großes. Und deshalb wahrscheinlich auch jedes kleine Wort von ihm.


Das wollte ich Dir auch nicht absprechen! Überhaupt nicht. Darum schrieb ich ja, man könne eure Geschichte auch als Happy end betrachten.
Aber Deine Thread-Frage ist ja, ob er Dich geliebt hat (wissen kanns eh niemand), nicht, ob er Dich ehrlich nur umschwärmt hat oder dergleichen, wobei ja auch ich diese Ehrlichkeit sehr wertvoll finde!
Und wenn Du mich fragst, ob ich mich geliebt fühlen würde, wenn nur ein Danke käme, dann muss ich sagen, dass es mich zumindest sehr unsicher machen würde.
Dennoch finde ich die Haltung, die Du hast, genau die richtige!
Auch wenn er Dich möglicherweise nicht so liebt, wie Du ihn, so muss man das, was zwischen euch geschah, nicht entwerten! Es ist wertvoll. Auch wenn man es vielleicht nicht festhalten kann.

Und ohne jetzt etwas hinei interpretieren zu wollen- denn es sind nur meine Erfahrungen mit anderen Menschen,- ich habe in meinem Leben einige Menschen kennengelernt, die auf einem ich nenne es mal etwas spiritiuellem Weg waren...
Sie waren so liebevoll und so ehrlich wie Dein Liebster...
Aber wenn ich ehrlich bin, habe ich bei einigen von ihnen im Laufe der Jahre den Eindruck bekommen, dass sich hinter ihrer Haltung eine gewisse Angst vor Beziehungen verbarg. Und viele von ihnen wussten ganz genau, welch intensive Wirkung ihre Mischung aus Ehrlichkeit (wir versprechen uns nichts) und kurzen, schönen Begegnungen hatten. Sie hinterließen eine ganze Reihe unsäglich Verliebter...Ich meine das übrigens nicht anklagend.
Manche von ihnen genossen es sehr, Schwingungen wie Zauberer zu erzeugen und dann mit Rucksack weiter durch Indien zu ziehen.
Das ist ja auch vollkommen okay so aber wenn man sich in so jemanden verliebt, sollte man vielleicht nicht hoffen, dass so ein Mensch mit einem Mal sesshaft wird.
Ich kenne ein Mann, der bis an sein Ende genau so lebte.
Er zog durch die Welt, führte tiefsinnige Gespräche, berührte die Herzen und zog weiter...

Zitat:
Es gibt viele Ansichten zum Thema glückliche Beziehung.
Gleich und gleich gesellt sich gern.
Gegensätze ziehen sich an.


Meine Absicht war es gewiss nicht, eure Anziehung auf letzteres zu reduzieren. Das wäre ja zu einfach. Dann könntest Du Dich auch in jeden nächstbesten Chaoten verlieben. das ist natürlich Unsinn.
Aber Du selbst hast betont, wie sehr ihr euch unterscheidet und wie sehr es Dich anzieht.

Zitat:
Ich finde es wichtig, dass es zentrale Themen gibt, die verbinden. Zum Beispiel Ansichten zu Familie, Träume, Wertvorstellungen. Und wenn man eine Ebene gefunden hat (Er würde wahrscheinlich wieder von Schwingungen sprechen herz ) dann sind unterschiedliche Charaktere ein Abenteuer, das ich zu lieben gelernt habe.


Ja, da teile ich Deine Ansicht. Es spielt zu vieles mit hinein als dass man es auf einen einzigen Nenner bringen könnte. Aber dennoch kann es sich zuweilen lohnen, sich mal die einzelnen Bausteine anzuschauen, aus denen sich all das zusammen setzt.

Zitat:
Außerdem glaube ich, dass so etwas dich stark verändern kann. Zum positiven und negativen. Für mich war die Zeit mit ihm eine wertvolle Erfahrung. Und ich hab Seiten an mir entdeckt, die ich selbst nicht kannte.


Ja, ich wiederhole mich: in diesem Sinne ist es bereits jetzt ein Happy End

22.03.2015 14:54 • #11


L
Zitat von Myblueberrynights:

Ich seh es noch etwas anders: auch wenn ihr nicht wieder zusammen kommt, könnte man eure Geschichte als eine mit Happy end betrachten
Noch steht dem die Sehnsucht im Wege. Ich verstehe das...
Aber ein Happy end bedeutet nicht unbedingt eine Beziehung bis ans Ende aller Tage


Das gebe ich dir Recht. Diese Erfahrung hat dem Regenmändchen viele positive Gefühle geschenkt. Alleine dafür sollte man dem Leben dankbar sein. Kommt nicht oft vor. Bei vielen Menschen ist das Leben ganz strikt geregelt und ähnelt eher einem Sumpf: emotionslos, grau und trocken.
Plus man weiss nun durch diese Erfahrung was für einen Lebenspartner man an der Seite braucht.

Zitat:
Aber mir wäre ein Danke doch etwas dürftig, wenn ich das mal ganz zaghaft einbringen darf

Ich hatte einmal eine etwas ähnliche Liebesgeschichte...Ein paar Jahre her...Allerdings erkenne ich mich eher in Deinem Chaoten wieder und Dich erkenne ich in dem Mann, den ich liebte wieder. Wir versprachen uns nichts und waren auch verdammt ehrlich. Aber es kam von beiden Seiten trotz unserer Konsequenz doch mehr als ein Danke Es hindert ihn nicht an seinem Weg und es verspricht Dir auch nichts zukünftiges, wenn er sinngemäß geschrieben hätte: auch ich trage Dich im Herzen.
Das sind aber nur so meine Gedanken dazu. Ich erhebe keinerlei Anspruch dass meine Gefühle nun die richtigen sind...


Ich finde, er hat das richtige getan. Mehr als Danke zu sagen würde bei ihr unnötige Spekulationen, wilde Interpretationen und Hoffnungen hervorrufen. Gerade das war nicht seine Absicht, denke ich. Er weißt ja schließlich selber nicht was ihm die Zukunft bringt. Die Tür hat er offen gelassen. Komplett offen. Eben aus Ungewissheit. Und die kann zu-oder auch aufgehen. Das wird sich zeigen.
Ich deute seine Reaktion eher auf sein Verantwortungsbewusstsein hin.

Ich spreche natürlich aus meiner Erfahrung. Aber was mir diese letzte Zeit gelehrt hat ist, dass es besser ist nichts bedeutendes zu sagen als Liebesgeschwüre zu leisten, die keinen Wert hat. Schnelle Liebesbekundugen sind unzuverlässig, die oft genauso so schnell revidiert werden.

Zitat:
Ich stelle mir inzwischen manchmal die Frage, warum ich mich nie in so einen Menschen verlieben könnte, wie ich es selbst bin- also in einen Mann wie Deinen Chaoten Dich berauscht das, so wie mich mein gut sortierter Mann berauscht hat... Vielleicht lebt jeder jeweils einen ungelebten Teil des anderen. Und anstatt sich eine Scheibe vom anderen abzuschneiden, sehnt man sich. Vielleicht solltest Du innerlich wilder sein, Dich auf die Reise begeben...Und vielleicht wäre es gut für ihn, ein wenig sesshafter wie Du zu werden?


Warum meinst du er wäre ein Chaot? Den Eindruck über ihn habe ich nicht bekommen...
Wie auch immer. Ich denke, es ist was wahres dran was du sagst: wir lieben an einem das was uns selber fehlt. Ja, das stimmt. Und andererseits kommen wir deswegen zusammen weil uns was Gemeinsames verbindet.

22.03.2015 15:10 • #12


L
Zitat von Myblueberrynights:
Und ohne jetzt etwas hinei interpretieren zu wollen- denn es sind nur meine Erfahrungen mit anderen Menschen,- ich habe in meinem Leben einige Menschen kennengelernt, die auf einem ich nenne es mal etwas spiritiuellem Weg waren...
Sie waren so liebevoll und so ehrlich wie Dein Liebster...
Aber wenn ich ehrlich bin, habe ich bei einigen von ihnen im Laufe der Jahre den Eindruck bekommen, dass sich hinter ihrer Haltung eine gewisse Angst vor Beziehungen verbarg. Und viele von ihnen wussten ganz genau, welch intensive Wirkung ihre Mischung aus Ehrlichkeit (wir versprechen uns nichts) und kurzen, schönen Begegnungen hatten. Sie hinterließen eine ganze Reihe unsäglich Verliebter...Ich meine das übrigens nicht anklagend.
Manche von ihnen genossen es sehr, Schwingungen wie Zauberer zu erzeugen und dann mit Rucksack weiter durch Indien zu ziehen.
Das ist ja auch vollkommen okay so aber wenn man sich in so jemanden verliebt, sollte man vielleicht nicht hoffen, dass so ein Mensch mit einem Mal sesshaft wird.
Ich kenne ein Mann, der bis an sein Ende genau so lebte.
Er zog durch die Welt, führte tiefsinnige Gespräche, berührte die Herzen und zog weiter...


Krass.

Wie kommen solche Menschen mit ihren Gefühlen klar? Verlieben sie sich denn selber nicht? oder können sie ihre Gefühle gut beherrschen, nach dem Motto: was soll's, war ein schöner Abend gewesen, jetzt geht's weiter, an der nächsten Ecke warten andere, aufregende Treffen auf mich?

22.03.2015 15:19 • #13


M
Warum ich meine, dass er ein Chaot ist?
Regenmädchen schrieb es in ihrem ersten Post.

Zitat:
Ich finde, er hat das richtige getan. Mehr als Danke zu sagen würde bei ihr unnötige Spekulationen, wilde Interpretationen und Hoffnungen hervorrufen. Gerade das war nicht seine Absicht, denke ich. Er weißt ja schließlich selber nicht was ihm die Zukunft bringt. Die Tür hat er offen gelassen. Komplett offen. Eben aus Ungewissheit. Und die kann zu-oder auch aufgehen. Das wird sich zeigen.
Ich deute seine Reaktion eher auf sein Verantwortungsbewusstsein hin.


Ja, ich stimme Dir absolut zu aber diskutieren wir jetzt darüber, ob er eine ehrliche Haut ist und verantwortungsvoll gehandelt hat, oder über die Threadfrage, ob er sie liebt?
Ich halte es ja für durchaus möglich dass er sie liebt aber wenn er sie nicht liebt und nur eine wunderschöne Zeit mit ihr genoss und eben nichts weiter als das verspricht, dann ist das eine schöne Sache aber keine Liebe. Mehr wollte ich damit nicht sagen.

Zitat:
Ich spreche natürlich aus meiner Erfahrung. Aber was mir diese letzte Zeit gelehrt hat ist, dass es besser ist nichts bedeutendes zu sagen als Liebesgeschwüre zu leisten, die keinen Wert hat. Schnelle Liebesbekundugen sind unzuverlässig, die oft genauso so schnell revidiert werden.


Ja ich gebe Dir bedingt recht Es gibt noch etwas zwischen großen Liebesschwüren und einem Danke
Und- das ist aber nur meine individuelle Meinung- ich denke, eine Verliebtheit sollte schon bis zu einem gewissen Grad so irrational und verträumt machen, dass man zu dem Zeitpunkt der Verliebtheit wenigstens ein wenig dran glaubt, dass dies Liebe ist und dass sie vielleicht ein Weilchen andauert

Und bei aller Rationalität und Ehrlichkeit. Wenn Liebe vorhanden ist, braucht einen doch nichts davon abhalten zu sagen Ich trage Dich im Herzen.
Das verspricht ja noch nichts.
Es sagt ja beileibe noch nicht Ich werde Dich immer im Herzen tragen

22.03.2015 15:23 • #14


M
Zitat:
wir lieben an einem das was uns selber fehlt. Ja, das stimmt. Und andererseits kommen wir deswegen zusammen weil uns was Gemeinsames verbindet.


Sehr schön zusammen gefasst!

22.03.2015 15:24 • #15


A


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