Hallo zusammen,
eigentlich bin ich eher eine stille Mitleserin, bräuchte aber dennoch nun einmal selbst eine Einschätzung von euch.
Ich bin derzeit so unglücklich mit meinem Leben und meiner Ehe und könnte Rat gebrauchen.
Vielen Dank vorab fürs Lesen und für eure Meinungen .
Zunächst einmal zu mir und zum eigentlichen Problem:
Ich bin w29 (deutsch) und mein Mann m28 (irakisch). Wir sind seit 4 Jahren zusammen, davon fast 2 Jahre verheiratet, wir haben keine Kinder.
Derzeit bin ich leider arbeitslos, habe eine Ausbildung im kaufmännischen Bereich absolviert und finde momentan einfach keine neue Stelle (wir wohnen in einer kleineren Stadt, in welcher aktuell nicht so viele kaufmännische Stellen ausgeschrieben werden).
Ich habe bisher unzählige Bewerbungen versendet, hatte auch diverse Vorstellungsgespräche und Probearbeiten aber leider ist es bisher noch zu keiner neuen Festanstellung gekommen.
Mehrere Zeitarbeitsfirmen sind ebenfalls mit im Boot, welche bisher leider auch kaum bis gar keine Stellen im kaufmännischen Bereich anbieten können. - Liegt vermutlich an der aktuell angespannten wirtschaftlichen Lage?
Die aktuelle Situation belastet uns sehr und es kommt zu häufigen Auseinandersetzungen zwischen meinem Mann und mir, oftmals des Geldes wegen. Er wirft mir vor, ich würde mich nicht genug bemühen und nur auf der faulen Haut liegen und ihn arbeiten lassen. Was er nicht sieht: In der Zeit, in der er arbeitet, mache ich den Haushalt und schaue nach neuen Stellen und schreibe Bewerbungen.
Er ist KFZ-Mechatroniker und macht mich dafür verantwortlich, dass er kein Geld für seinen Meisterkurs sparen kann, weil er mich mit aushalten muss.
Kürzlich ist mein Arbeitslosgengeld I ausgelaufen und ich habe einen Antrag auf Bürgergeld gestellt, welcher aufgrund der Tatsache, dass er arbeitet und somit keine Bedürftigkeit vorliegt, abgelehnt wurde.
Ich musste mich mit ihm familienversichern, um weiterhin krankenversichert zu sein, was auch schon ein Drama war.
Er wollte mich nicht mit in seine Krankenversicherung aufnehmen, da das ja eine super tolle Prognose für die Zukunft sei und ich mir dann ja gar keine Mühe mehr geben würde, um einen neuen Job zu finden, wenn es so bequem ist.
Er drohte mir sogar damit, dass er selbst kündigt, damit ich Anspruch auf Bürgergeld bekomme und meine eigene Krankenversicherung somit vom Staat weiter gezahlt werden würde.
Nach langen Diskussionen war er so gnädig, mich mit in die Familienversicherung aufzunehmen.
Er droht mir recht häufig damit, selbst zu kündigen, damit er dann auch mal zu Hause auf der faulen Haut liegen kann und damit ich dann gezwungen bin, einfach irgendeinen Job auszuüben, z.B. als Reinigungskraft oder bei einer Fastfoodkette - das sind immer seine Vorschläge.
Ich möchte natürlich gerne in dem Bereich arbeiten, in dem ich auch ausgebildet wurde und in dem ich Erfahrungen habe.
Ich möchte ungern einfach irgendwelche Hilfsjobs annehmen, aus Furcht davor, dass ich dort hängenbleibe und dann in meinem eigentlichen Beruf nicht mehr Fuß fassen kann.
Als ich noch erwerbstätig war, habe ich sämtliche Kosten getragen: Miete, Strom, Telefon, Internet, Hausratversicherung, GEZ etc. Ab und an hat er die Hälfte der Kosten übernommen aber eher unregelmäßig. Mein Vorschlag, einen Dauerauftrag einzurichten, um mir monatlich die Hälfte der Wohnkosten zu überweisen, stieß auf taube Ohren.
Er hat lediglich den Einkauf bezahlt und sich noch beschwert, dass ich diesen auch öfters übernehmen soll.
Und selbst in der Zeit, in der ich mein eigenes Geld verdient habe (Vollzeitstelle), gab es ständig Streitereien des Geldes wegen.
Wenn ich mir etwas von meinem erarbeiteten Geld gekauft habe wie z.B. neue Schuhe oder Make-up, durfte ich mir anhören, ich würde das Geld zum Fenster rauswerfen und das sei alles unnötiger schei. - so wie er es nannte.
Das ging sogar irgendwann so weit, dass ich Dinge, die ich gekauft oder bestellt habe, vor ihm versteckt habe oder erstmal im Auto zwischengelagert habe und es erst in die Wohnung brachte, als er nicht zu Hause war.
Einfach, um den ständigen Nörgeleien etwas aus dem Weg zu gehen.
Selbst während meiner Arbeitslosigkeit ließ er mich sämtliche Kosten mit dem geringen Arbeitslosgengeld zahlen, was ich bekam. Miete, Strom, Telefon, Internet etc., sodass mir kaum noch Geld bis Ende des Monats übrig geblieben ist, wenn überhaupt.
Und er beschwerte sich weiter, dass ich ja nie den Einkauf übernehmen würde. (Ja, genau. wie denn).
Da mein Arbeitslosgengeld aufgrund der Tatsache, dass ich die Unterkunftskosten trug, immer recht zügig zu Neige ging, musste ich ihn regelmäßig anbetteln, mir bitte etwas Geld zu geben, damit ich mir Dro. kaufen kann (Hautpflegeprodukte oder Waschmittel etc.). Oftmals entstanden daraus wieder Diskussionen, dass man das alles nicht bräuchte und es unnötig sei. (Kurze Info hier: Wir haben kein gemeinsames Konto, jeder hat sein eigenes, deshalb muss ich ihn regelmäßig darum bitten, mir Geld zu geben für die Dinge des täglichen Bedarfs, was er ganz gern verneint).
Die aktuelle Situation geht mir wirklich an die Substanz, die Arbeitslosigkeit macht mir zu schaffen und auch seine ständigen Nörgeleien sind unerträglich.
Er sagt mir oft, dass es ein Fehler war, mich zu heiraten und dass er dumm war, zu mir zu ziehen.
Er wollte nie, dass es so weit geht wie heiraten, er wollte einfach nur ein guter Freund sein - das waren genau seine Worte.
Ich muss mir häufig Dinge anhören, die mich sehr verletzen und die mich an unserer Ehe zweifeln lassen.
Seine Launen sind wirklich fürchterlich und er wird oft aggressiv, vor allem wenn er hungrig ist und lässt seine Launen immer an mir aus.
Als sei ich der persönlicher Boxsack und das Ablassventil für Frust und Stress.
Wenn wir uns streiten, wirft er mir extra Dinge vor, die mich verletzen und sprachlos machen, damit ich endlich den Mund halte.
Unsere Beziehung war von vornherein irgendwie mit Problemen behaftet, seine Eltern waren nicht mit der Beziehung einverstanden aufgrund der religiösen und kulturellen Unterschiede. Es gab ein Zerwürfnis zwischen ihm und seiner Familie und sie hatten ca.2 Jahre keinen Kontakt. Langsam nähern sie sich wieder an und seine Familie nimmt unsere Ehe hin.
Ich glaube insgeheim macht er mich dafür verantwortlich, dass es diesen Bruch mit allen gab. Weil ich bin ja diejenige, für die er seine Familie sozusagen verlassen hat.
Ich erkenne den Mann, den ich kennen gelernt habe und in den ich mich verliebt habe, nicht wieder.
Anfangs führten wir eine Fernbeziehung (200km) und haben uns nur am Wochenende gesehen. Er brachte mir immer Blumen mit und kleine Geschenke, schenkte mir Aufmerksamkeit und war hilfsbereit.
Ich war glücklich und dachte wirklich zu dem Zeitpunkt, ich habe den Mann meines Lebens gefunden.
Aber seit der Hochzeit und insbesondere seit meiner Arbeitslosigkeit habe ich Seiten an ihm kennengelernt, die mich wirklich zutiefst beunruhigen und schockieren.
Egal welches Problem besteht, ich bekomme dafür die Schuld zugewiesen. Eine konstruktive Kommunikation und das Reden über Probleme ist mit diesem Mann einfach nicht möglich, er wird direkt ruppig und blockt ab. Sein respektloses Verhalten mir gegenüber ist wirklich schlimm.
Aktuellstes Beispiel: Gestern Abend habe ich die Wäsche aufgehängt, er kam von der Arbeit nach Hause, hat sich hingesetzt und sein B. getrunken und am Handy gescrollt. Wir hatten Reste von Sonntag übrig, ich bat ihn, den Teller mit Essen bitte schonmal in die Mikrowelle zu stellen, damit wir direkt essen können, wenn ich fertig bin mit der Wäsche.
Und wieder begannen die Diskussionen. Er wollte partout nicht den Teller mit Essen warm machen, das sei ja meine Aufgabe und warum ich denn gegen 17 Uhr Wäsche mache, ich hätte doch den ganzen Tag dafür Zeit gehabt.
Ich fragte ihn, wo denn bitte sein Problem sei, einfach einen Teller in die Mikrowelle zu stellen und er antwortete das Problem steht vor mir - damit meinte er wieder einmal mich.
Ich habe manchmal echt das Gefühl, ich bin mit einem Kleinkind verheiratet. Schatz wo ist das und das Schatz ich hab Hunger, mach mir was zu essen. Dieser Mann ist erwachsen und erwartet, dass ich ihn bediene, er sitz am Tisch und wartet auf das Essen und ich stehe in der Küche und bereite es zu.
Wir bekommen uns oft auch wegen des Haushalts in die Haare, weil er der Meinung ist, dass er ja schon arbeiten geht und mit dem Hund raus geht und alles andere dann meine Aufgabe sei.
Selbst als ich noch Vollzeit berufstätig war, blieb das Meiste des Haushalts an mir hängen. Nach der Arbeit noch Essen kochen, Spülmaschine ein und ausräumen (ich erinnere mich nicht, wann er das zuletzt gemacht hat) usw.
Wenn ich dann aber mal kaputt von der Arbeit nach Hause kam - 15 Minuten früher als er - und auch mal kurz auf dem Sofa saß zum Durchschnaufen nach einem harten Arbeitstag, hieß es nur wie es gibt noch kein essen und du hast nichts gekocht? Und dann war die schlechte Laune wieder vorprogrammiert und der Rest des Abends im Eimer. Aber er ist auch nicht in der Lage sich selbst etwas zu Essen zu kochen. Hat er gar keine Lust drauf.
Dann esse ich halt gar nix. Und der Boxsack Ehefrau bekommt wieder die schlechte Laune ab.
Ich habe zunehmend das Gefühl, dass er so langsam sein wahres Gesicht zeigt und mich eigentlich gar nicht liebt.
Bekannte von mir sind der Meinung, dass er mich nur für die Erlangung der deutschen Staatsbürgerschaft gebraucht hat - welche er kürzlich beantragte.
Kein liebevolles Wort, keine netten Gesten, kein Verständnis oder emotionale Kommunikation keine Bereitschaft, an Problemen zu arbeiten, geschweige denn darüber zu sprechen.
Und dann wundert er sich, warum ich keine Lust mehr habe, mit ihm intim zu werden.
Das ist auch ein riesiges Problem in unserer Ehe, er hat ein viel höheres S. Bedürfnis als ich.
Bekommt er nicht, was er will, straft er mich mit noch schlechterer Laune und Ignoranz und sagt mir, ich solle mich ja nicht wundern, wenn er irgendwann zu anderen Frauen geht.
Oftmals lasse ich es einfach nur über mich ergehen, damit das ständige Bedrängen und Betteln endlich aufhört und die Stimmung nicht wieder kippt und ich wenigstens ein paar Tage Ruhe vor seinen Grapschversuchen habe.
Vorspiel gibt es keins, alles sehr lieblos und mechanisch. Hauptsache er hat bekommen, was er wollte und ist zufrieden. Ob ich dabei Spaß habe oder wie es mir geht, spielt keine Rolle.
Ich sehne mich so sehr nach emotionaler Nähe, Verständnis und guten Gesprächen, einer Leichtigkeit und der Freude am Leben.
Eine Beziehung oder Ehe sollte doch eine Bereicherung sein und man sollte sich gemeinsam als Team den Widrigkeiten des Lebens stellen.
Oder bin ich da zu Gutgläubig?
Das kann doch nicht mein Leben sein oder? Ich bin so unglücklich und weiß nicht, wie lange ich das alles noch aushalten kann. Ich bin ehrlich, ich habe Angst vor einer Trennung aber auch Angst, mein restliches Leben so verbringen zu müssen. Ich habe nicht viele Freunde und auch kaum Familie, ich fühle mich bereits in der Ehe so furchtbar einsam.
Was soll ich tun? Habt ihr einen Rat für mich?
Hat das alles noch Sinn?
Vielen Dank fürs Lesen bis hierher und sorry, dass das alles so lang geworden ist.
Ich habe leider niemanden, dem ich mich anvertrauen kann und musste mir einfach meinen Frust und meine Traurigkeit einmal von der Seele schreiben.
Liebe Grüße
wickedwitch
11.09.2024 08:14 •
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