Hallo!
Nach jetzt fast 12 Jahren Beziehung, liegt diese nun als Scherbenhaufen da.
Das Ganze tut weh.
Vor ca. 4 Wochen hatten wir wieder einen schlimmen Streit, bei dem Sie mit Worten und falschen Aussagen brutal war, und mein katastrophales Streitverhalten die extreme Eskalation auf die Spitze trieb. Sie war geflüchtet - ich wollte sie allerdings da auch irgendwie rausschmeissen. Seitdem leben wir getrennt.
Ich weiß nicht, ob ich in meinem ganzen Leben schon einmal so „rot“ gesehen habe. Es dauerte sogar ein paar Tage bis ich wieder so weit runter kam, dass ich erkennen konnte, was auch ich damit zerstört habe. Diese Schuld habe ich auf mich geladen und es tut mir leid so gewesen zu sein. Über eine Gewalt gegen Frauen Webseite, habe ich dann eine Hotline für Täter gefunden, und darüber jetzt ein Anti-Agressionstraining. Eine Therapie ist es dem Namen nach nicht. Auf der Visitenkarte der Kontaktperson steht Berater. Aber diese Gespräche helfen mir und mir wird vieles klarer.
Zwischenzeitlich habe ich mir selber die Frage gestellt, ob ich mir verzeihen könnte. Sie selber hatte früher schonmal gesagt dass sie nicht weiß wie verzeihen geht. Sie trägt noch soviele Altlasten (Familie, 2 gescheiterte Ehen, Expartner, etc.) mit sich rum, und kann diese nicht loslassen. Durch diese Gedanken habe ich das Buch Verzeihen in der Liebe gefunden. Ich finde diese Buch gut, konnte auch viele andere Fehler von mir entdecken, aber auch von ihr. Andere Punkte aus dem Buch hätte man vielleicht schon früher in Angriff nehmen können, wie z.B. eine Paartherapie.
Über Weihnachten war sie dann in der Wohnung, und ich woanders. Sie hatte mir vorher in Emails und einem Telefongespräch das Gefühl vermittelt, wieder einen Schritt aufeinander zu zugehen. Ich lies mich darauf ein. Statt nur für 2 Tage stimmte ich dann auch kurzfristig 3 Tagen zu.
Nach Weihnachten lief das Ganze dann wie folgt.
Vor dem Streit sagte Sie, dass sie die Monatsmiete für Dezember übernimmt. Nach dem Streit hatte ich mehrmals gefragt was mit der Mietezahlung ist. Am Montag nach Weihnachten stand der Vermieter vor der Tür. Er überreichte mir einen Brief und sagte dass mein Teil für die Monatsmiete Dezember fehlt. Sie hatte mit ihm schon vor Weihnachten telefoniert und mir nichts über diese Lösung mitgeteilt…
Für mich war das gefühlt ein aufgestelltes Messer, in das ich laufen sollte/musste.
Genau in diesen Geld-Themen liegt eines der großen Probleme unserer Beziehung s.u..
Auf eine kurze Email von mir zu dieser Miet-Situation, kam gar nichts. Auch kein Sylvestergruß, nichts. Am Neujahrstag habe ich dann eine kurze Grußsms geschickt. Zeitlich noch so eben am gleichen Tag kam eine kurze Antwort. Am Sonntag schrieb ich ihr, dass ich traurig über die Situation und den Verlauf unserer Beziehung bin. Sie antwortete in einer Art, in der sie sich vollständig über mich stellte. Ich hätte ja auch „nur“ einen Berater für mein Problem und keinen Therapeuten, und sie kritisierte, dass ich ausgrechnet dieses Buch als erstes ausgesucht hatte, nach allem was vorgefallen war...
Vielleicht hätte sie dieses auch über jedes Buch gesagt, dass ich aus den Tausenden hätte aussuchen können. Und dass ich mein eigenes Problem angehe, mich selber überwinde dieses einzusehen, und jetzt erstmal der Visitenkarte nach einen Berater habe, der sich ansonsten auch um richterlich Verurteilte kümmert, ist dann auch wieder nicht gut genug? Vielleicht ergeben sich ja noch weitere Ansätze für mich. Ich bin zumindest selber froh dieses in Angriff genommen zu haben, weil ich war wie ich nie sein will.
Da ab jetzt Beispiele unserer letzten Jahre kommen, ist es wohl auch interessant mal zu erwähnen, dass alle Beteiligten ab hier über 40 Jahre alt sind...
Wir sind beide Selbständig. Ich habe zweimal im Jahr eine Saisonzeit, in der ich das Geld für das ganze Jahr auf bescheidenem Niveau verdiene.
In den 12 Jahren hatte sie vielleicht nur über einen Zeitraum von 2 Jahren mal wirklich Geld auf bescheidenem Niveau erarbeitet. Sie hat jetzt mit einer weiteren Person seit 4 Jahren ein Geschäft, das nicht wirklich funktioniert. Alleine in den letzten 2 Jahren habe ich privat doppelt soviel Geld für Miete, Strom, Gas, Telefon, GEZ gezahlt. Lebensmittel habe ich noch nicht nachgerechnet, wird aber noch mehr sein. Wir leben in keinem Luxus, sondern sehr sehr bescheiden. Den Zahlen nach, ich etwas über dem Existensminimum, sie deutlich drunter. Diese Ungleichheit wollte ich öfters lösen. Z.B. über ein gemeinsames Konto, auf das jeder 500€ im Monat zahlt und die reale Minimal-Existenz damit für beide geregelt ist. Es würde einem hierbei sogar besser gehen, als wenn man alleine leben würde. Ihre Antwort war, dass dieser Betrag unverschämt hoch sei, dass ich dann ja Macht über sie erhalten könne… Ich hatte bis dahin bescheidene finanzielle Macht, und genau diese wollte ich gar nicht. Ich wollte eine gleichberechtigte Partnerschaft, in der man auch gemeinsam für die gemeinsame reale Existenz kämpft.
Zusätzlich musste ich mir bei meinen eigenen fin. Engpässen Sprüche anhören, wie Ich weiß auch nicht was Du mit Deinem Geld machst, such dir doch einen anderen Job, etc.
Wo mein Geld wirklich hinging ignorierte sie, bzw. diese Wohnung, eigentlich die günstigste Variante, war dann auch nur meine Idee, Telefon wollte ja auch nur ich. Im Internet gesurft hat sie dennoch Abends und an den Wochenenden. Wir gingen nie aus essen, hatten nie einen Urlaub, keinen Luxus, aber einmal 30€ für Grillfleisch für 2 Tage, war dann auch nur meine Idee und zuviel.
Sie versteht einfach nicht, dass das echte Leben auch auf bescheidenstem Niveau Geld kostet.
Aber ich habe nicht nur so gesehen Ihre Selbständigkeit mitfinanziert.
Zwischenzeitlich hatte ich auch immer wieder in Ihrem Einzelhandels-Geschäft geholfen. Es ist nicht so, dass sie dort so viel zu tun haben. Vielleicht im Jahresdurchschnitt 10 Kunden am Tag. Beide fahren eine 40 Arbeitszeit-Stundenwoche, als selbständige von Montags bis Samstags Mittag. Aber es gibt halt immer Dinge, für die sie keine Zeit, oder auch Lust haben. Beide, aber vorrangig ihr Geschäftspartner, haben keinen wirklichen Ehrgeiz, Antrieb oder gar die Kreativität um durch massiven Einsatz das Geschäft vorwärts zu bringen. Sie, bzw. hauptsächlich er, fahren hier mehr nach den Prinzipien morgen ist auch noch ein Tag, ich warte erstmal ab, man will ja auch noch was vom Leben haben… allerdings ohne Geld für die Existenz als Mensch neben dem Geschäft. Er wohnt halt auch noch, bzw. wieder bei seiner Mutter und hat keine großen realen Verpflichtungen, die dem Druck des echten Lebens entsprechen.
Ein Gespräch mit ihm im letzten Sommer war für mich sehr aufschlussreich. Er machte seine Mittagspause, ich wollte unser (ihrs und mein) Mittagessen zubereiten. Er saß in der Küche, hatte den Kopf nach vorne hängend und die Augen geschlossen.
Ich (leise) : Oh,XY schläft.
Er : Ich schlafe nicht.
Ich : Was ist los? Gestern Abend noch länger was gemacht?
Er : Nein. Ich denke nach.
Ich : Über was?
Er : Über Erfindungen
Ich : Über Erfindungen?
Er : Ja, ich will was erfinden womit ich die Welt verbessern kann
Ich : Aha
Er : Ach, ich habe schon soviel erfunden, z.B. dies das jenes…
(Anmerkung, er hatte vielleicht mal Ideen, das will ich ihm nicht absprechen, aber wirklich erfunden leider nichts)
Aufschlussreich für mich war hierbei, dass da ein Geschäft bis auf wenige Zentimeter vor den Baum gesetzt war, ich meine Partnerin nebenher finanzieren muss, und ihr Geschäftspartner rumträumt, statt den Karren(Geschäft) aus dem Dreck zu ziehen.
Neue Wege des Geschäfts waren dann Leistungen die ich auch mit einbrachte, bzw. dahin geführt wurde doch dieses zu machen. Das letzte war eine größere Sache, der E-Commerce. Hierfür mussten u.a. überhaupt erstmal ein Artikelstamm mit Warengruppen, etc. aufgestellt werden. Weil soetwas weit über kleine Gefälligkeiten hinausgeht, wollte ich in irgendeiner Form eine schriftliche Absicherung, einen Vertrag. Ich nannte Möglichkeiten wie Anstellung (vielleicht auch mit einer Förderung), Festpreis, Gewinnbeteiligung, Unternehmensbeteiligung, etc. Ab da wurde ich dann der Böse in deren Augen.
Ich verstehe ja dass meine Partnerin als Mensch einfach durch ist. Über 4 Jahre ohne einmal eine Woche frei für sich, ohne Geld, ohne Erfolg, ohne Perspektive sind zerstörend. Wir hatten in der Zeit auch nicht einmal eine Woche am Stück für uns beide. Aber wir hatten zwei Umzüge, bei denen den größten Teil natürlich ich geleistet habe.
Natürlich habe ich auch meine Probleme und Fehler. Es gab u.a. etwas was ich lange vor mir hergeschoben habe. In einem Stellvertreter-Streit gab es folgende Aussage von ihr : Du erledigst diese Sache jetzt bald, und dann trennen wir uns. Das ist jetzt kein Spaß“. Ich habe trotzig mit ja geantwortet, war natürlich auch irgendwie falsch, aber in einem Streit…
In einem Streit ein paar Wochen danach wieder das Gleiche.
Ursprünglich war mal vereinbart, dass während ich meine Sache erledige, sie das Finanzielle übernimmt. Aber es war natürlich so gelaufen, dass ich während dessen wirklich alles zahlen durfte. Auch eine 400€ Stromnachzahlung. Dabei wollte sie dann sogar auch noch dass ich ihre Krankenversicherung zahle. Als ich später mal fragte was das sollte, sagte sie dass es ein Test war...
Nachdem ich dann diese Sache ein paar Monate später erfolgreich erledigt hatte, und ich auch endlich mal ein Glücksgefühl hatte, erwähnte sie wieder diesen alten Streit, und dass dann die Beziehung ja nun vorbei sei.
Dieses hatte mir dann einfach nur den Boden unter den Füssen weggezogen. An diese Streite, bzw. diese Trennungssätze, hatte ich mich wirklich nicht mehr erinnert. Ich war dann in sowas wie einer Gefühlsstarre. Dennoch musste ich unser Leben weiter finanzieren…
Ja, ich habe mit Trotz auf diese Frage falsch reagiert, aber es waren doch ihre Worte, die sie mir in den Mund legte. Wo fängt sowas an?
In den Wochen danach wurde es noch schlimmer. Gefühlsrückzug auf beiden Seiten. Wenigstens konnte ich sie dazu bewegen die Lebensmittel zu kaufen. Aber jedesmal mit vorwurfsvollem Blick zu mir. Irgendwann nannte sie mich sogar einen Stalker… Ich weiß nicht, ob sie weiß, was sie damit behauptete und wie sie mich auch damit verletzt hat.
Das Ganze gipfelte dann in diesem Streit vor einem Monat. Ich wollte die finanziellen Dinge klären, war dieses aber auf der Gefühlsebene für beide Seiten falsch angegangen. Sie ignorierte dieses erst ein paar Tage. Das machte mich noch unruhiger, dann gab es eine heftige Diskussion mit Verletzungen auf beiden Seiten, und den größten Fehler von mir.
Der größte Fehler von mir ist mein Streitverhalten. Arbeitskollegen würden dieses nicht glauben. Eigentlich bin ich total ruhig, vorsichtig und zurückhaltend, immer kompromiss- und lösungsorientiert. Aber in den Streiterein mit ihr wurde ich laut und agressiv, habe Dinge gesagt die wirklich sch… waren, und habe sie hart an den Armen angefasst.
Ich wollte Sicherheiten. Sie wollte keine Lösungen für das reale private Leben, mir auf der geschäftlichen Ebene keine Sicherheiten geben.
Ich habe einfach nur noch das Gefühl gehabt, dass ich ihr Leben finanzieren soll, unentgeltlich und stumm für ihr Geschäft und ihren Geschäftspartner was leisten soll, und sie nur dafür mit mir zusammen war. Mit unwahren Behauptungen wurde ich dann noch zu einem Hauptschuldigen für ihre Situation gemacht. Ab da hatte ich einfach rot gesehen.
Das will ich nie wieder erleben. Da habe ich Angst vor mir selber. So bin ich nicht. Aber ich habe erkannt dass ich aktiv was dagegen unternehmen muss.
Am Tag danach habe ich noch Rechnungen an das Geschäft geschrieben.
Die ruhigsten Monate in unserer Beziehung waren die, in denen ich einfach alles bezahlt habe und stumm geleistet habe.
Ich mag zwar den nüchternen, sachlichen Zahlen und Zusammenhängen nach recht haben, aber dennoch bleibt auch eine Restunsicherheit in mir.
Tue ich ihr nicht vielleicht doch unrecht? Ich weiß es nicht.
Ich kann verstehen dass sie mir nach diesem schlimmen Abend erstmal nicht verzeihen kann - sowas will ich auch nur überlegt. Aber keinen Schritt wieder aufeinander zu? Bzw. nach dem ersten Schritt (Weihnachten in der Wohnung) wieder ein Messer aufstellen in das ich laufen musste, Informationen für eine sachliche Regelung, z.B. ihre Haustiere in der Wohnung, nicht zu geben? Eine Paartherapie lehnt sie ab.
Ich denke dass wir in einem Gewaltkreislauf lebten - jeder verletze abwechselnd den anderen. Aber Schuld bekam immer ich - sie hatte keine Fehler, und wenn einer mal nicht zu verleugnen war, erwähnte sie direkt „Schlimmere von mir und das Thema war durch.
Genau diesen Kreislauf will ich eigentlich durchbrechen. Aber wie soll das so möglich sein?
Es gibt sachliche Punkte die geklärt werden müssen. Selbst auf die Gefahr hin, dass es wieder als Gewalt von mir ausgelegt wird, habe ich sie jetzt zu einer endgültigen Trennung aufgefordert. Es müssen halt eine Änderungskündigung, meine finanziellen Forderungen, ihre restlichen Sachen in der Wohnung geklärt werden. Auf alles andere reagiert sie nicht, bzw. stellt sich wieder über mich. Kommt jetzt keine Reaktion, muss ich halt zu einem Anwalt gehen.
Klar, finanzielle Forderungen von mir sind bei einem nicht funktionierenden Geschäft sehr hart. Aber ich habe auch das Gefühl mich mitschuldig zu machen, soetwas weiter zu unterstützen. Damit sie sich problemlos das existenzielle Minimun (700€ / Monat) entnehmen könnte, müsste der Umsatz um 50% gesteigert werden. Und das nach 4 auslaugenden Jahren, bei so einem Geschäftspartner und ohne Änderungen? Halte ich einfach für absolut unrealistisch. Dann sehe ich eine Durchsetzung meiner Forderungen eher als Gnadenschuss.
Aber dennoch ist alles traurig. Ich habe in den letzten Wochen auch viele weitere Fehler von mir eingesehen. Da hätte ich auch so handeln können und dort so. Hier mal entspannter reagieren.
Je weiter wir uns entfernt haben, je schwieriger wurde ein erneutes aufeinander zu. Irgendwann war ich an dem Punkt, dass alles von mir falsch ist, egal was ich mache. Ich hatte meine eigene Motivation dann auch noch verloren.
Sie war halt meine erste wirklich lange Beziehung. Sie war die Frau mit der ich alt werden wollte und durch Höhen und Tiefen gehen. Ich mochte sie riechen.
Sie hatte in manchen Situation was magisches an sich, was mich verzaubert hat. Ein Strahlen in den Augen was mich einfing, ein Lächeln was mich erwärmte. All das hat sie leider über die letzten Jahre verloren.
Was hätte ich noch mehr machen können?
Ich hätte auf jedenfall vieles anders machen können.
Vielleicht sehe ich das heute auch zu eng. Zu kurzfristig, dieser Streit ist doch erst einen Monat her. Aber das Abwärts begann schon viel früher. Ich empfinde Trauer diese Anfänge nicht richtig gesehen zu haben und nicht richtig gehandelt zu haben. Ich empfinde Trauer nichts mehr ändern zu können.
06.01.2016 16:25 •
#1