Liebes Forumsgemeinde! Folgende Situation: Ich bin seit nun mehr 5 Jahren in Beziehung zu einer Frau, die von Anfang an nicht leicht war, da wir in vielen Punkten unterschiedlich sind (Sie ist z.B. ein Familienmensch, ich habe aufgrund schlechter Erfahrungen wenig Bezug zur Familie, sie neigt zu Grübeleien, ich zu Emotionalität/Impulsivität oder auch beruflich sind wir in unterschiedlichen Sparten unterwegs). Was uns eint, sind die gegenseitige Treue/Zuverlässigkeit, großes Bedürfnis nach körperlicher Nähe (bei ihr mehr Kuscheln, bei mir mehr S.), diverse Hobbys, politische Ansichten und Lebenseinstellung, zuweilen auch der Humor und leider - eine hohe Verletzbarkeit.
Konnten wir am Anfang der Beziehung die Unterschiede noch ausgleichen, kommt es seit ein, zwei Jahren wiederholt zu teils heftigen Streits. Dabei ist mir aufgefallen, dass die Anlässe meist eher banal sind, jedoch rasch zu einer Eskalation mit Beleidigungen und gegenseitigen Verletzungen führen. Über unsere Wünsche/Bedürfnisse haben wir schon sehr viel geredet, kennen auch die Schwächen des jeweils anderen sehr gut.
Eine solche Schwäche von mir ist zum Beispiel, dass ich schlecht mit Zurückweisungen umgehen kann, insbesondere S.. Fühle mich dann abgelehnt, wertlos, schlecht bis hin zu körperlichen Symptomen wie Brustenge und Übelkeit. Das weiß meine Partnerin und trotzdem wehrt sie meine Annäherungsversuche immer mal wieder brüsk ab. Jetzt muss man dazusagen, dass ich natürlich auch ein hohes S. habe, könnte auch nach fast 5 Jahren noch so gut wie jeden Tag. Bei ihr ist das deutlich schwächer ausgeprägt. Wir hatten bei einem unserer Streits deshalb mal vereinbart, dass ich mich darauf verlassen kann, 3x pro Woche auf meine Kosten zu kommen, damit ich als triebstärkerer Partner nicht immer das Gefühl habe, dass sie allein über unser S. bestimmt (bzw. wann es stattfindet). Es reicht nämlich schon, wenn sie mich mit der Vorliebe für eine bestimmten Spielart in der Hand hat, die sie nicht ganz teilt (hat nichts mit Gewalt zu tun, das nur am Rande). Dennoch ergreife ich ab und an noch die Initiative, weil ich es mir nicht verkneifen kann und bin dann verletzt, wenn sie mich abweist. Dann kommt es wie zuletzt schon mal vor, dass Sätze wie Das find ich zum Kotzen fallen. Daraufhin verlässt meine Partnerin das Bett und schläft im Wohnzimmer, weil sie ihrerseits gekränkt über diese Aussage ist, die sie auf sich bezieht (nicht auf den Akt der Abweisung). Sie zahlt es mir heim, indem sie mir am nächsten Morgen sagt, in solchen Situationen wisse sie nicht mehr, wie es um ihre Gefühle steht und ob unsere Beziehung eine Zukunft hat. Ich bin also noch mehr verletzt und ziehe mich zurück. Dann kommt sie aber auf mich zu und bedrängt mich, ich solle aus meinem Schmollwinkel raus, schließlich habe sie allen Grund verletzt zu sein und nicht. Es fallen dann Sätze wie Du lässt mich absichtlich schmoren, Wegen dir lande ich noch in der Psychiatrie oder Du kannst ohnehin nichts außer zu schmollen. Wenn es gut geht, gelingt es mir, sie des Zimmers zu verweisen, wenn es schlecht geht, werde ich laut und sage, dann solle sie sich eben einen anderen Mann suchen. Sie hat ja schon öfter zu mir gesagt, wenn ich so ticken würde wie sie wäre alles viel einfacher und die Beziehung sei so schwer für sie, weil ich so oft was anderes will und sie es mir aber unbedingt rechtmachen will. Es folgt eine mehrstündige Funkstille.
Nach ein paar Stunden kommt sie dann meist wieder angekrochen, streicht mir übers Gesicht und meint, dass sie ohne mich doch sehr traurig wäre. Und dass sie Angst vor dem Alleinsein habe.
Dann geht alles wieder 7-10 Tage gut und beim nächsten Streit eskaliert es von Neuem. Was können wir dagegen tun? Dieses Hamsterrad dreht sich jetzt seit über 2 Jahren, wobei die Abstände zwischen den Streits variieren und zwischen einer Woche und 14 Tagen liegen. Dann muss jeder von uns erst wieder Kraft schöpfen.
Natürlich habe ich schon über Trennung nachgedacht, aber dafür sind wir viel zu eng miteinander. Wir wissen alles vom jeweils anderen, kennen jeden wunden Punkt, haben schon vieles zusammen erlebt und auch gemeistert. Das schweißt auch irgendwo zusammen. Nur im Konfliktmanagement sind wir ganz schlecht. Meine Partnerin zählt zudem nicht zu den Frauen, die kommunikativ sehr begabt sind. Sie ist Technikerin, arbeitet in einer Männerdomäne.
Tja, was tun? Danke euch.
24.10.2019 12:04 •
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