Hallo Nicole!
Ich versuche, einen klaren Kopf zu haben und einen ganz anderen Ansatz zu liefern. Nimm es mir bitte nicht übel, wenn es dabei scheint, als bliebe die emotionale Seite etwas ausgeblendet, denn das ist meine Absicht.
Du schreibst sehr loyal von Deinem Mann, beschreibst ihn als Seelenverwandten und Freund. Du schreibst auch, dass es Euch BEIDEN schlecht geht, hast Dich also noch nicht vollkommen gegen ihn gestellt.
Du bist seine erste Frau und hattest anfangs bisschen Probleme. (Wann war anfangs? Wie lange?) Ihr ward 9 Jahre ohne Kinder, in der Jugend. Dann 5 Jahre mit dem ersten Kind, das war in Euren 20ern. Das erste noch Kleinkind, dann das zweite Kind. Ein Schulkind, ein fast-noch-Baby und es kommt der Hausbau. Ihr habt außerdem gerade oder vor kurzem die magischen 30 überschritten. Ganz nüchtern betrachtet: Was liest Du? Mit dem Gedanken, dass Mütter zwar 250% zwar als Mütter empfinden und aus Kindern unendlich viel Kraft schöpfen können, Väter aber nur max. 100% als Väter empfinden, weil die Symbiose nie so eng war. Sie lieben ihre Kinder, aber nie so, wie eine Mutter lieben kann. Wenn man jetzt ganz kliescheehaft ist, könnte das bedeuten, dass diese Geschichte von Frauen als wunderschön und romantisch empfunden wird, während sie für andere ein wundervoller Kraftakt war; in dem Sinne, dass das, was Ihr da geleistet habt schon ganz schön viel Energie gekostet haben muss. (Ich hab das meiste davon noch vor mir und ziehe meinen Hut!) Es sind so viele Entwicklungen, die man in einem so langen Zeitraum macht. Und es ist echt klasse, dass es so lange geklappt hat. Aber es könnte zeitweilig anstrengend gewesen sein.
Jeder geht anders damit um. Manche passen sich an, weil ihnen die Energie fehlt, sich selbst zu fördern und zu finden. Sie wissen gar nicht, was finde ich eigentlich schön, was tut mir gut? Mir ganz alleine, unabhängig vom anderen. Andere versuchen, sich ganz auf sich zu konzentrieren, weil das ihr Weg ist, das alles meistern zu können. Manche ein bisschen von beidem, das ist wohl das gesündeste, aber schwierig, die Balance zu halten.
Wenn er nun Dein Freund, Dein Seelenverwandter ist. Wenn Du es immernoch so empfindest und vor allem: Wenn ER es auch für Dich empfindet, Dir also alle Achtung, jeglichen Respekt entgegenbringt, Du sein einziger Seelenverwandter in der Form bist und er Dich als solchen in inniger Verbundenheit anerkennt, dann könntest Du es wagen, ihn gehenzulassen. Kurzfristig allerdings. Über einen Zeitraum, den Du bestimmst, denn Du bringst ein immenses Opfer und er ist Dir einiges dafür schuldig. (Diese Haltung sollte klar sein, jedoch bitte nicht überdimensional zum Ausdruck gebracht werden, das wäre sicher nicht gesund.) Vielleicht ein paar Wochen, vielleicht etwas länger... Je nach Verfassung. Ich glaube, es kann auch nur funktionieren, wenn er nicht wirklich verliebt! ist. Wenn er im Grunde bei Dir bleiben will, doch der Verführung nicht standhalten kann.
Im schlimmsten Fall kommt er nicht zurück. Aber im Ernst, wenn ein Mensch einem anderen Menschen möglich macht, etwas ungewöhnliches zu erleben, was empfindet dann dieser beschenkte Mensch?