Da hast Du recht. Aber Du sollst ihn nicht bitten zu gehen.
Nur dieses Gefühl erleben dürfen. Für ihn ist es vielleicht eine Art Ausbruch. Aus dem Alltag, aus dem seit 17 Jahren gewohnten Leben. Was nicht heißt, dass das gewohnte Leben schlecht ist, bloß gibt es im gewohnten Alltag eben dieses Gefühl nicht mehr. Und manchmal vermisst man es so stark, dass man nicht standhalten kann, wenn tatsächlich ein Mensch daher kommt, der es auslöst. Was nicht daran liegt, dass dieser Mensch besser ist als der alte, bekannte Mensch, sondern eben nur neu. Aber wie gesagt, das kann nur funtkionieren, wenn Dein Mann bei Dir bleiben will. Wenn es eben nur dieses Gefühl ist, das ihn fesselt und nicht, wenn er die andere liebt oder verliebt ist. Klar, ein bisschen verliebt ist natürlich. Aber nur wegen des Gefühls, das ausgelöst wird. Nicht wegen ernsthaftem Ich will mein Leben mit jemand anderem verbringen.
Deine Bedenken gegenüber der anderen Frau, dass sie einfach nur benutzt würde... ja, irgendwie schon.
Aber mal angenommen, es ist nur eine Art Ausbruch und Dein Mann würde sich von Dir trennen um mit ihr zusammen zu sein. Dann würde er sich wahrscheinlich nur trennen, weil die momentane Situation zu belastend ist. Er tut Dir weh. Das weiß er. Vielleicht entstehen Streitigkeiten, Eifersuchtsszenen. Vielleicht ist es im Endeffekt das, was ihn wegtreibt. Dann würde er sich (wenn er konsequent wäre) sowieso wieder von der anderen trennen. Oder (wenn er nicht konsequent ist), er bliebe aus Bequemlichkeit mit ihr zusammen. Und es würden auch zwischen ihnen beiden Probleme entstehen, weil er vielleicht trotz Beziehung zu ihr Dein Wesen so schätzt, dass er mit Dir über wichtige Entscheidungen spricht, statt mit ihr. Dass Du sein Seelenverwandter bleibst. Das macht sie dann wiederum eifersüchtig..
Ich hab das Script auch nicht gelesen, niemand hat das. Ich denke nur darüber nach aus einer anderen Perspektive. Und alles sind im Prinzip nur Vermutungen. Du kannst besser beurteilen, ob es so sein kann, oder nicht. Du kennst ihn ja.
In der Zeit, in der er bei ihr wäre müsstest Du Dir allerdings einiges vornehmen. Du schreibst, dass es s.uell nicht so hundertprozent funktioniert. Daran müsstest Du arebiten. Er als Mann hat viele Pflichten erfüllt, die es für Männer gibt. Kind, Beruf, Haus, Familie. Und Du warst ihm in allen Dingen ein Partner auf den er sich verlassen konnte, mit dem er das alles realisieren konnte. Jetzt vielleicht will er die Kür. Und die kannst Du ihm genauso bieten, aber Du müsstest daran arbeiten.. Ich will Dir nicht zu nahe treten oder Salz in die Wunden streuen, aber es ist einfach so, dass die S. in der Partnerschaft eine große Rolle spielt und es schwierig ist, mit einem Mangel umzugehen. Gerade, wenn es von einer anderen Seite her angeboten wird. Das ist im Prinzip vollkommen natürlich. Euer Team ist normal es ist eine wundervolle Sache, aber es ist normal. Und normal Dinge bemerkt man zwar hin und wieder, aber man kann sich nicht vorstellen, wie sehr (!) man sie vermissen würde, wenn sie nicht mehr da sind. Das kann er nur merken, wenn er die andere Seite testet.
Im Grunde ist es eine Abkürzung des Entscheidungsprozesses. Er muss sich früher oder später entscheiden. Und wenn er unter Druck steht, ist das schwierig und zieht sich vielleicht über eine längeren Zeit hin. Dann gibt es Hoffnungen, Enttäuschungen, der Bogen spannt sich immer mehr, Du weißt nicht, woran Du bist, sie auch nicht. Und er sitzt mittendrin und kann irgendwann keinen klaren Gedanken mehr fassen. Dann wählt er vielleicht das einfachere, weil er die Situation einfach nicht mehr ertragen kann. Wenn er aber ohne Druck entscheiden kann und auch die Möglichkeit hat beide Seiten zu kennen, sagt er sich vielleicht: Ok, das ist schön und hat gut getan, aber mein Herz hat es nicht erobert.
Und wenn Du in der Zwischenzeit versuchst, Dich auch zu entwickeln, auch ein bisschen neu zu werden, wieder Neugierde weckst und vielleicht auch durch diese ganze vertrackte Situation an Stärke gewinnst, wird ihn das wahrscheinlich ziemlich beeindrucken und er wird sich für den Rest seines Lebens denken: Warum habe ich DAS bloß auf's Spiel gesetzt? Dann ist nicht er es, von dem alles abhängt, sondern Du warst es, die es möglich gemacht hat, wieder zusammenzufinden.
Doch Du kennst Dich, Deinen Mann, die Situation, Eure Vergangenheit. Ich weiß nicht ob es so funktionieren könnte, das kannst Du eher beurteilen. Es ist ja nur eine Möglichkeit von vielen, wie es kommen könnte. Ich für meinen Teil bräuchte dann allerdings totale Kontaktsperre in dieser Zeit in der er weg ist. Ich könnte nicht ertragen, ihn zu sehen, wenn er von ihr kommt oder zu ihr fährt. Ich könnte das Leuchten in seinen Augen nicht ertragen und seine Schmetterlinge, die er fühlt. Er wäre wahrscheinlich dann auch befangen und das Projekt würde wahrscheinlich merkwürdige Wendungen nehmen. Den Zeitraum bestimmst Du. Wann Ihr Euch wiederseht.
Es sei denn, er möchte tatsächlich wieder zurück kommen, dann natürlich gerne. Aber darüber muss er sich dann sicher sein. Es geht nicht, dass er ein Problem hat, wofür er Dich braucht. In dieser Zeit nicht, denn falls er sich für die andere entscheidet, könnte er es auch nicht so machen.
Vielleicht brauchst Du doch Kontakt, damit Du Dich nicht vergessen fühlst. Dann sollte er auch so fair sein und Deinen Wünschen entsprechen, denn Du solltest beim Erstellen der Regeln (die braucht man, um Missverständnisse zu vermeiden) der gewichtigere Teil sein, schließlich ist es für Dich am schwersten.
Ich versuche, die menschliche Natur zu verstehen. Wie ist es, wenn man etwas lange Zeit vermisst, das man dann plötzlich angeboten bekommt. Wie ist es, wenn man sein Leben lang arbeitet und einen Schritt nach dem anderen geht. Wie fühlt sich Vertautes an, wie Neues? Welche Reaktionen werden ausgelöst, wie geht man damit um? Wie reagiert der Mensch auf Druck? Wie verarbeitet man ein schlechtes Gewissen? Wie ist die Qual der Wahl und welche Faktoren können da etwas beeinflussen? Dabei klammere ich etwas aus, dass es hier um körperliche Nähe geht, denn das ist der Punkt, der so schwer ist für Dich zu akzeptieren. Da müsstest Du die Augen zu machen und einfach durch. Und dass das verdammt schwer ist, sollte er wissen. Und dass es später durchaus zur Sprache kommen könnte natürlich auch. Ich sag ja gar nicht, dass so ein Akt keine Spuren hinterlässt. Dessen muss man sich bewusst sein. Man müsste auch da einen Weg finden. Allerdings kommt Euch eben zugute, dass Ihr Euch so gute Freunde seid. Es gibt eine Verbindung zwischen Euch.
Sonst hätte er es Dir nicht nach 10 Wochen schon gesagt, sondern er hätte vielleicht versucht, Dich schlicht weg für die Zeit seiner Affaire zu betrügen (wie machen es andere Männer?). Aber er respektiert Dich, das ist wichtig.
Vielleicht könntest Du ihn ganz vorsichtig fragen, was er davon halten würde. Es wäre interessant, was er über so eine aktion denkt und vielleicht gewinnst Du allein aus seinen antworten darauf irgendwelche Erkenntnisse, die nützlich sein können.
Du schreibst, dass er wieder bei Dir ist. Hast aber das Gefühl, dass er nicht ganz bei dir ist. Sprecht Ihr darüber?
11.02.2003 10:19 •
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