Halbzeit

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Hallo,

6 Monate sind es jetzt her. In weiteren 6 Monaten werden wir geschieden sein. Der richtige Zeitpunkt zum Brainstorming.

In den letzten Tagen gehen mir die vergangenen Monate immer wieder durch den Kopf. Ich lese durch, was ich damals geschrieben habe und bin stolz drauf, dass und wie ich diese Zeit durchgestanden habe. Ich weiss, dass es die schlimmste Zeit meines bisherigen Lebens war, dass ich noch nie solche Schmerzen hatte, noch nie so viel geweint, so orientierungslos, so am Boden zerstört, ganz nah am Abgrund.
Aber ich habe es geschafft. Es wird jetzt bergauf gehen.
Und trotzdem bin ich mir bewusst, dass das Erlebte mich für immer prägen wird, meine Ex an einer kleinen Stelle meines Herzens verweilen wird, ich ihr niemals in die Augen werde schauen können, ohne dabei zu fühlen, dass sie ein besonderer Mensch für mich gewesen ist, und ich denke das ist auch gut so.

Daher akzeptiere ich auch, dass ich ab und an noch sehr traurig bin und viel an sie denken muss, dass es mich heute noch aus der Ruhe bringt, wenn ich mich mit ihr unterhalte, dass ich danach nicht einfach so den Hörer auflegen oder ins Auto steigen kann, als wäre nichts geschehen.

Ach, hätte sie am letzten Freitag doch nur nicht gesagt, dass sie mich noch liebt.

taka

17.11.2003 11:08 • #1


E
Hallo taka,

dass es mich heute noch aus der Ruhe bringt, wenn ich mich mit ihr unterhalte, dass ich danach nicht einfach so den Hörer auflegen oder ins Auto steigen kann, als wäre nichts geschehen.

Du hälst mich bestimmt für bescheuert, aber ich sage Dir: Genieße diesen Abschied, bevor Deine Gefühle erkalten. Ich kenne die Zeit danach, die Zeit wo man nicht mehr weinen kann, noch sehr gut. Ich habe das mehrmals erlebt in den letzten 10, eigentlich 3 Jahren. Aber ich habe mich auch mehrmal wieder heiß verlieben können. Die Trauer ist ähnlich intensiv wie die Verliebtheit, nur unter anderem Vorzeichen. Die Gleichgültigkeit ist dagegen eiskaltes Vakuum.

Ach, hätte sie am letzten Freitag doch nur nicht gesagt, dass sie mich noch liebt.

ja so sans... die Weiberleuts. Und auch viele Männer. Stimmungen... Aber der Eigenwille und die Verletzungen sind stärker als diese momentanen Gefühle, die in diesem Moment ernst gemeint und ehrlich sind, im nächsten Moment aber Schnee von gestern.

cu

18.11.2003 05:02 • #2


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Halbzeit

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Hi ,

Nee, für bescheuert halte ich dich bestimmt nicht, ganz im Gegenteil.
Aber ich wünsche mir eigentlich nichts sehnlicher, als dass sie mir gleichgültig wird, im Bewusstsein, dass ich eine schöne Zeit mit ihr verbracht habe. Nicht mehr und nicht weniger.
Aber geht das überhaupt? Nicht mehr trauern, nicht mehr wehmütig an sie denken müssen, sondern einfach alles nur als einen Teil meiner Vergangenheit ansehen, ohne dass es weh tut? Leider kann ich nicht so recht daran glauben. Gestern kam mir irgendwie alles viel leichter vor; heute ist es schon wieder anders. Diesen Auf und Ab's kann ich nicht entfliehen, noch nicht? Ok, die grosse Leere ist weg, so langsam spüre ich das Leben wieder, und doch? Ein halbes Jahr ist vergangen, wie lange geht das noch so weiter? Manchmal finde ich, dass es schon prima läuft, ein anderes Mal überkommt mich wieder diese Ungeduld und ich zähle die Wochen meines Singledaseins nach, als wenn ich nicht wüsste, dass ich meinen eigenen Rhythmus eben akzeptieren muss. Aber ich weiss es, und doch hilft es mir nicht weiter.
Es kommt halt immer wieder vor, dass ich vom Gipfel wieder ins Tal rutsche, nur dass die Aufenthalte dort unten bedeutend kürzer sind und der Wiederaufstieg schneller vorangeht.
Vielleicht merkt meine Ex auch, dass es mir besser geht und will mich nicht ganz loslassen, daher die Aussage, dass sie mich noch liebt. Nicht weil sie mich zurückhaben möchte, sondern weil sie es nicht verträgt, dass sie nicht mehr die erste Geige spielt. Aber die Scheidung war doch ihr und nur ihr Wille. Und sie hat doch ihren Lover.

Ich habe also zur Zeit keine Angst vor einem Zustand ohne Gefühle, aber vielleicht nur deswegen, weil ich mir nichts genaues darunter vorstellen kann. Gefühlskälte ihr gegenüber?

Und ans heisse Verlieben mag ich gar nicht mehr so recht glauben.

taka, heute verwirrt. Sehr sogar. :-[












18.11.2003 14:53 • #3


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Hallo Taka,

Aber geht das überhaupt? Nicht mehr trauern, nicht mehr wehmütig an sie denken müssen, sondern einfach alles nur als einen Teil meiner Vergangenheit ansehen, ohne dass es weh tut?

JA, das geht. Nicht schon nach 6 Monaten, aber irgendwann auf jeden Fall.

Im Februar werden es bei mir 2 Jahre sein, seitdem mein Ex mich verlassen hat. Habe aber im laufe diesen Jahres bemerkt, dass es mir nicht mehr weh tut, wenn ich an unsere gemeinsame Vergangenheit denke. Zumindest nicht immer. Wir sehen uns zwischendurch immer mal, telefonieren öfter. Mal wegen der Kinder, der Finanzen, des Vereins indem wir gemeinsam sind. Oder wir treffen uns zufällig vor meiner Haustür.......sein Chef ist auch mein Hauswirt und ich wohne direkt neben der Firma.
Vor kurzem musste noch der Dachboden und die Garage entrümpelt werden....Altlasten aus unserer gemeinsamen Zeit. Haben das gemeinsam gemacht. Natürlich gab es da für mich Erinnerungen aus alten Zeiten. War schon merkwürdig. Hatte auch manchmal das Gefühl ihn umarmen zu müssen oder ähnliches. Hatte aber NUR etwas mit der Vergangenheit zu tun und nicht mit der Gegenwart. Hat auch nicht weh getan, war nur etwas verwirrend. Als er wieder weg war, hab ich kaum noch an ihn gedacht, sondern nur noch daran, dass diese Wohnung nun GANZ mir gehört.

Ich will damit eigentlich auch nur sagen, dass du irgendwann die gemeinsam verbrachte Zeit mit ihr, als einen Teil DEINES Lebens betrachten kannst, die nun zu DEINER Vergangenheit gehört. Und dass es irgendwann auch aufhört weh zu tun.

Ich finde es nur nicht schön von ihr, dass sie dir sagt, dass sie dich liebt, obwohl sie die Trennung wollte und auch noch einen Lover hat.

Und - verlieben wirst du dich auch wieder können.
Hab mich in dieser Zeit schon einmal nur oberflächlich und zweimal sehr intensiv verliebt, wenn auch nur einseitig....aber immerhin. Ich weiß aber, dass ich wieder zu diesen Gefühlen fähig bin, auch wenn ich nach einem halben oder dreiviertel Jahr Trennungszeit auch noch nicht dran glauben wollte. Aber die Zeit hat mich eines besseren belehrt. Und genau das ist es, darauf kommt es an - DIE ZEIT. Lass dir diese Zeit.

Auch diese Auf und Ab's werden nachlassen. Zumindest die, die mit der Trennung zu tun haben. Hab Geduld mit dir selbst und der Zeit. Glaub mir - es wird wieder besser.

Ich wünsche dir viel Kraft und Geduld.

Liebe Grüße
Wolfsfrau

18.11.2003 22:57 • #4