Hallo, ich bin neu hier und möchte meine Geschichte erzählen. Ich bin ein Mann Ende 40. Seit 15 Jahren lebe ich mit einer ein paar Jahre älteren Frau zusammen. Vorher war ich jahrelang Single, wohlgemerkt einer, der keine OneNightStands oder sonstige Abenteuer hatte, und kam damit auch gut klar. Meine Frau lernte ich übers Internet kennen, allerdings nicht über eine Singlebörse oder ähnliches, sondern in einem Chatroom, in dem man sich einfach so über Gott und die Welt ausgetauscht hat. Wir verliebten uns und zogen dann recht schnell zusammen. Alles war ok, wie das so ist, im Lauf der Jahre ließ die Leidenschaft etwas nach, Alltag kehrte ein. Nach 2, 3 Jahren kam in mir das erste Mal das Gefühl auf, das sei alles okay und richtig so - ich konnte mir aber auch vorstellen, wieder alleine zu leben. Aber ich hatte die Verantwortung übernommen, mit ihr zu leben, und nur, weil es nicht mehr richtig TOLL sondern nur noch okay ist, trennt man sich ja nicht gleich. Nach 10 Jahren des Zusammenlebens erstarb auch unser Leben. Getrennte Schlafzimmer, weil der eine den anderen nicht beim Schlafen stören will. Unterschiedliche Schlafrhythmen, Schnarchen, etc. Dadurch also auch keine Begegnungen im Bett mehr. Sie verlor auch körperlich an Attraktivität, objektiv und auch für mich. War aber kein großes Problem, der Mensch hat gesunde Hände.
Der Alltag lief weiter, es war ein partnerschaftliches Zusammensein, als Paar, mit allem, was so dazugehört, halt kein S. mehr, immer weniger Austausch von Zärtlichkeiten. Ein halbes Jahr, bevor ich diese Frau kennenlernte, hatte ich in einem anderen Chatraum eine weitere Frau kennengelernt. Das war ein Chatroom, in dem es explizit um Seitensprung ging. Wir chatteten viel, wurden expliziter im Aussprechen unserer Wünsche, verstanden uns auch sonst sehr gut.
Begannen irgendwann, uns emails zu schreiben, zu SMSen, später zu telefonieren, uns Fotos zu schicken. Hatten darüber viele ero. Begegnungen, das Verhältnis und Vertrauen wurde immer enger und größer. Natürlich dachten wir darüber nach, uns mal für ein Abenteuer zu treffen. Es gab 2-3 konkrete Verabredungen, aber sie machte jeweils kurz davor einen Rückzieher. Dennoch wurden die Gefühle zwischen uns immer mehr. Ich versuchte kopfmässig, das nicht auch noch zu forcieren, weil ich mich soo sehr in der Verantwortung für die Frau fühlte, mit der ich zusammenlebte.
Schließlich gestand mir die heimliche Frau, daß sie in mich verliebt sei. Ich sagte, daß ich auch sehr viel für sie empfinde, es aber meiner Frau nicht antun könne, sie zu verlassen. Verantwortung und so. Und Feigheit. Ich lebte ja recht angenehm: ein trautes Heim mit Essen auf dem Tisch und gemeinsamen Urlauben, und für den S. per Telefon oder SMS die heimliche Frau.
Schließlich hielt diese meine ewige Abweisung nicht mehr aus und bat mich darum, daß wir den Kontakt abbrechen sollten, weil sie so nicht weitermachen und ihr Leben wieder gerade rücken müsse. Ich stand also davor, den besten und intimsten Freund zu verlieren, den ich seit 15 Jahren hatte. Dennoch akzeptierte ich ihren Wunsch, weil ich immer noch der Überzeugung war, meiner Frau eine Trennung nicht antun, sie nicht in diesen Abgrund stürzen zu können. Ich weiß doch, daß sie nicht alleine sein kann, und auch finanziell würde das sehr schwer für sie.
Ich litt sehr unter dem Verlust meiner Freundin. Dachte aber, ich würde irgendwie damit klarkommen. Zeit heilt alle Wunden, oder? Nach 3 Monaten meldete sich die heimliche Frau wieder bei mir. Es sei ihr sehr schwer gefallen und falle es immer noch, sich von mir zu trennen, aber es sei die richtige Entscheidung für sie gewesen, es gehe ihr jetzt gut, sie habe neue Leute kennengelernt, auch einen Mann, mit dem es sich recht gut anfühle, sie wolle sehen, was daraus werden könne. Sie wolle mich als Freund aber auch nicht verlieren.
Das war der Moment, in dem in mir alles explodierte und zusammenfiel. Ich habe wochenlang mit mir gerungen, versucht, mein Leben weiterzuleben, aber es ging nicht mehr, der innere Druck wurde zu stark, ich wußte, daß ich Gefahr laufe, die Liebe meines Lebens zu verlieren, wenn ich jetzt nicht handle, und es wurde mir so schmerzhaft klar, daß die Beziehung zu und das Leben mit meiner Frau schon sooo viele Jahre eine Lüge und eine Farce waren. Ich habe so sehr mit mir gerungen, versucht, es wieder runterzuschlucken, aber irgendwann ging es nicht mehr: ich sagte meiner Frau, daß ich mich von ihr trennen müsse, weil ich sie nicht mehr liebe.
Ich erzählte ihr natürlich nichts von der heimlichen Frau, die ich ihr stets verheimlicht hatte. Hätte ich ihr davon erzählt, hätte ich sie um unsere gemeinsamen Jahre noch mehr betrogen, als ich es eh schon getan habe.
Ja, ich habe sie in den Abgrund gestoßen. Wir wohnen jetzt noch zusammen, müssen erstmal eine Wohnung für sie finden. Nicht leicht. Und sie leiden zu sehen tut weh und macht mir Gewissensbisse ohne Ende, ich fühle mich so schuldig.
Der heimlichen Frau habe ich natürlich (per SMS) davon erzählt. Und sie ist sehr verletzt, daß ich erst jetzt, nachdem sie sich von mir getrennt hat, diesen Schritt getan habe. Sie will weiter ihr neues Leben leben, sie erträgt es nicht, zu sehen, erst jetzt von mir zu hören, was ich für sie empfinde und daß ich sie liebe. Sie hat sich wieder eine Kontaktauszeit erbeten. Sie sagt, ihre Gefühle für mich sei unter Wut und Schmerz verschüttet, sie brauche Zeit, eigentlich gehe es ihr (auch mit der neuen Beziehung) gut, und sie könne mir im Moment kein Freund sein.
Ich habe also meine Frau verlassen und ihr Leben zerstört und muss damit klarkommen, und ich bin kurz davor, meinen Seelenzwilling (denn das ist die heimliche Frau für mich) endgültig zu verlieren. Und wie ich das ertragen sollte, weiß ich nicht. Ich leide so sehr darunter, mir vorzustellen, sie nicht mehr in meinem Leben zu haben. Seelisch und körperlich am Ende. Total verzweifelt.
Das ist meine Geschichte. Sorry, daß sie so lange geworden ist.
Und das ist nur die Kurzversion.
10.01.2018 14:26 •
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