Wunderschönen guten Abend zusammen.
Ich verstehe mich selbst gerade nicht und muss mir meine ganze Situation einfach mal von der Seele schreiben.
Bis Ende letzten Jahres habe ich (mittlerweile 32, m) neben dem Studium zwei Tage die Woche in einem kleinen Büro gearbeitet, wo ich sie (mittlerweile 26) bereits im Frühjahr 2017 kennengelernt habe. Wir verstanden uns von Anfang an super, haben uns oft in der Küche bei einem Kaffee unterhalten oder waren zwischendurch mal draußen spazieren. Privat haben wir eigentlich nie etwas unternommen und ich hätte auch nicht gedacht, dass sie Interesse an mir haben könnte, für mich war sie einfach in einer anderen Liga, wie man so schön sagt.
Nachdem ich das Studium abgeschlossen hatte, habe ich bei dem Unternehmen gekündigt und somit hatten auch unsere gemeinsamen Tage ein Ablaufdatum. Während der letzten Wochen/Monate dort bekam ich zunehmends das Gefühl, dass sie tatsächlich mehr von mir wollen könnte. Eines Abends trafen wir uns auf einige B. in einer Bar in der Nähe unseres Büros und blieben dort fast bis zur Sperrstunde, haben miteinander gelacht und uns einfach toll verstanden. Als wir die Bar verließen und feststellten, dass es mittlerweile richtig kalt war, beschlossen wir, uns nochmal kurz ins Büro ums Eck zu setzen und uns bei einem Kakao aufzuwärmen. In dieser Nacht küssten wir uns das erste Mal.
Wir verbrachten daraufhin viel Zeit miteinander und ich merkte schnell, dass es plötzlich sehr viele Konflikte gab. Sie war auf einmal sehr ungeduldig, schnell aufbrausend/wütend und es verging kaum ein Tag, an dem ich nicht ewig mit ihr über - für mich - Lappalien diskutieren musste. Diese Diskussionen dauerten teilweise mehrere Stunden an und kamen so häufig vor, dass ich bereits nach kurzer Zeit nurmehr entnervt und geschlaucht war. Ich konnte kaum glauben, wie viele Uneinigkeiten und Auseinandersetzungen es plötzlich zwischen uns gab, verstanden wir uns vorher doch so toll.
Nachdem sich auch nach mehreren Gesprächen die Situation nicht geändert hat, habe ich die Sache nach knapp drei Wochen beendet, da ich das so nicht länger aushalten konnte. Sie fand meine Entscheidung übereilt, sagte mir, dass sie finde, dass wir etwas ganz Besonderes haben, sie verliebt in mich wäre und ich das nicht so leichtfertig nach kurzer Zeit wegwerfen solle - mein Entschluss stand jedoch fest. Leider hat das ganze dann ziemlich hässlich geendet, es gab viele Vorwürfe, viel Wut und verletzte Gefühle - daran hatten wir beide Schuld. Jedenfalls war ich nach diesem Rosenkrieg - und vielen, vielen Anfeindungen Ihrerseits - froh, dass die Sache abgeschlossen war, ich raus aus dem Unternehmen war und ihr somit nicht mehr über den Weg laufen musste.
In den folgenden Monaten habe ich gelegentlich an sie gedacht und daran, wie schade es ist, dass das so dumm gelaufen ist, das Ende so furchtbar sein musste und wie es überhaupt dazu kommen konnte, da wir uns vorher ja so toll verstanden haben. Mitte März bekam ich dann nach knapp drei Monaten Funkstille eine Mail von ihr, in der sie sich entschuldigt hat. Ich habe ihr sehr kurz und knapp geantwortet, dass mir auch sehr vieles Leid täte und ich die Situation anders hätte handhaben sollen. Nicht mehr - für mich war die Sache nach wie vor abgeschlossen. Eine Woche später kam dann noch eine Mail, ob wir uns nicht spontan auf ein B. treffen wollen - ganz unverfänglich - sie bräuchte gerade meinen Humor. Ich sagte zu.
Sie hat mich an diesem Abend zu ihr eingeladen und bereits in dem Moment, in dem ich sie sah, in dem Moment, als ich ihre Wohnung betrat, die so unverwechselbar nach ihr roch, war ich ihr schon wieder ausgeliefert. Wir hatten einen tollen Abend und küssten uns, haben uns ausgesprochen und uns beide für viele Sachen entschuldigt. Sie merkte noch an, dass sie damals aufgrund privater Umstände eine sehr schwere Zeit hatte (was auch stimmt), die sie sehr mitnahm und dass sie deswegen sehr unrund lief. Und so begann es wieder .
Diesmal lief es toll und wir hatten eine sehr schöne Zeit miteinander. Und TROTZDEM war ich nach etwa zwei Wochen schon wieder am zweifeln. Ich weiß nicht, ob es daran lag, dass ich zu dem Zeitpunkt keine Beziehung wollte, oder ob ich generell ein Problem mit Bindungen habe (das habe ich bisher nie in Erwägung gezogen, da ich schon einige Beziehungen hatte und diese nie so problematisch begannen) oder ich schlicht und ergreifend nur sie nicht wollte. Aber mir wurde es einfach zu viel. Wir haben immer sehr offen miteinander geredete, daher habe ich ihr das auch nicht verschwiegen. Sie entgegnete, dass sie mich nicht nochmal verlieren möchte und absolut verliebt in mich wäre, dass sie auf jeden Fall eine Beziehung mit mir wolle. Da sich meine Zweifel aber nicht aufgelöst haben, fand ich es ihr gegenüber nicht fair, einfach so weiter zu machen, weshalb ich die Geschichte wieder beendet habe.
Kurz nach dem letzten Abschlussgespräch, das wir hatten, hat sie mir dann über WhatsApp geschrieben, dass sie die letzten Wochen extrem schön fand und viel an mich denkt. Sie wolle das aber nicht mehr, diese permanente Präsenz der schönen Zeit, wenn es doch nicht mehr ist. Und deswegen werde sie das alles jetzt hinter sich lassen und meine Nummer endgültig löschen. Nachdem ich schon dachte, dass ich irgendwann gerne wieder Kontakt zu ihr aufnehmen würde, weil wir uns ja sehr gern haben, habe ich sie gefragt, ob ich mich nicht mehr bei ihr melden solle, weil ihr das das Abschließen vielleicht erschweren könnte. Darauf bekam ich keine Antwort. Sie meinte nur, es wäre ohnehin nicht dasselbe, wenn ich mich nur mit ausdrücklicher Erlaubnis von ihr wieder melden würde - was auch immer sie damit meinte. Das war Ende April.
Wenige Tage später begann es, dass ich permanent an sie und unsere Zeit zusammen denken musste. Es vergeht keine Stunde, in der ich nicht an sie denke, kein Morgen, an dem ich auf mein Handy schaue und mich frage, ob sie mir vielleicht nicht doch noch etwas geschrieben hat. Mich macht das wahnsinnig und ich komme mir so unglaublich blöd vor, weil ich mich selber nicht verstehe. Ich weise sie zwei mal ab und vermisse sie anschließend wie wahnsinnig.
Ich habe mich seither nicht bei ihr gemeldet, weil ich das nicht fair fände. Sie möchte abschließen, was ich ihr verunmöglichen würde, wenn ich jetzt auf sie zu käme - nur um dann vielleicht wieder unsicher zu sein, das möchte ich ihr nicht antun. Und ich versuche einfach gerade, mir selber darüber klar zu werden, was ich eigentlich möchte und warum ich so fühle, wie ich fühle. Ich würde sie so unfassbar gerne einfach anrufen und ihr sagen, wie es mir geht, das sie mir fehlt, aber ich kann nicht. Ich würde mir so blöd vorkommen, weil ich mich ja selber nicht verstehe. Aber ich vermisse sie unfassbar. Ich vermisse, wie sie mich ansieht, ihr viel zu lautes Lachen, die seltsamen Gerichte, die sie manchmal für mich gekocht hat, die aber immer unheimlich lecker waren. Ihre Hibbeligkeit, ihre gut gelaunte Art. Ich muss so oft an die Sachen denken, die wir zusammen unternommen haben und an jene, die sie vor hatte mit mir zu machen, wenn wir zusammen sind. Mir ihre Heimatstadt zeigen, mich künstlerisch ein wenig bilden. Zusammen kochen, spazieren gehen und so vieles mehr.
Ich habe jetzt sehr, sehr, seeeeeehr viele Details und auch gröbere Vorfälle weggelassen, weil ich den Text zumindest *einigermaßen* kurz halten wollte, was mir offenbar trotzdem nicht gelungen ist
Und ich muss nochmal betonen, dass ich mir bei der ganzen Sache selber blöd vorkomme, weil ich so unentschlossen bin und nicht weiß, was ich will, denn normalerweise bin ich nicht so. Ich versuche trotzdem, das Ganze so gut es geht zu handlen und das Richtige zu tun, was bedeutet, mich nicht bei ihr zu melden, auch wenn es mich wahnsinnig macht. Ich hätte so gerne diese Erleuchtung, dass ich Ende April einfach nicht bereit für eine Beziehung war, nun aber realisiert habe, dass ich es mit IHR, und nur mit ihr, gerne eingehen würde. Dass ich ihr total selbstsicher gegenübertreten kann und ihr sagen, dass ich sie will, ohne Wenn und Aber. Und was, wenn sie dann nicht mehr so denkt? Was, wenn ich in einem Monat so weit bin, mich bei ihr melde und es dann zu spät ist? Was, wenn alle Gedanken, die ich mir gerade mache, absolut überflüssig sind, weil sie uns ohnehin keine weitere Chance mehr geben würde, da sie nicht noch ein drittes Mal verletzt werden möchte - was ich ihr natürlich absolut nicht verübeln könnte.
Ich habe einfach das Gefühl, dass mir die Zeit davonläuft. Dass ich mich besser heute als morgen entscheiden und bei ihr melden sollte, ihr sagen, wie ich mich fühle, bevor es zu spät ist. Allerdings wäre das egoistisch, denn nachdem ich sie schon zwei mal habe abblitzen lassen, möchte sie das Ganze vielleicht wirklich hinter sich lassen und es ohnehin kein weiteres Mal versuchen.
Vielen Dank fürs Lesen.
20.05.2019 19:06 •
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