Ich sehe das so wie Blechpirat.
Auch ich bin mal für ein paar Tage ausgezogen um Ruhe ins Hirn zu bekommen. Er hat die
Kontaktsperre nicht wirklich eingehalten, aber mehr aus organisatorischen Gründen. Wie es halt manchmal so ist, aber auch das hat mir dann gezeigt, dass er unselbständig oder total verwöhnt ist, und daran mussten wir auch arbeiten.
Patricksans, in diesem Gefühlszustand bin ich fast 6 Monate herum gelaufen. Und die Wut hat sich langsam aber stetig die 2 Jahre davor aufgestaut.
Ich hasste ihn, weil er wurde wie er wurde, für alles, sein ewiges Gemaule, seine ewigen Einmischungen, seine Faulheit, seine Eingefahrenheit, seine Langweiligkeit, seine Bevormundung, seine Wutausbrüche. Hassen ist ein starker Zustand, aber es ist ein anderer Hass, eher unbändiger Zorn. Wie konnte er nur so ein dämliches Ar..loch werden, was bildet der sich ein, was glaubt der wer er ist. Sieht der denn nicht das wir vor die Hunde gehen? Wie kann man nur so selbstzufrieden, blind und taub sein. Der merkt einfach nicht, dass er unser Leben mit seinem Verhalten mit Vollgas an die Wand fahren wird.
Die Krönung kam dann als er anfing in meinen Sachen zu schnüffeln. Da war die Axt am Baum, aber richtig. Ich habe noch nie in meinem Leben so einen Wutanfall bekommen und noch nie jemanden so zusammen geschrien, runter gemacht, zusammen gefaltet, gefressen durchgekaut und ausgekotzt.
Und dann bin ich ausgezogen um zur Ruhe zu kommen.
Das Problem bei einem selbst ist, man steigert sich selbst immer mehr in die Wut rein, die Gedanken drehen völlig am Kabel. Weil man keine Antworten und Gründe hat. Man gibt sich selbst Antworten, interpretiert und spinnt sich alles möglich selbst zusammen. Die Wut wird noch größer. Da tut die Ablenkung durch jemanden anderes sehr gut, ist Balsam für die Seele und das Kopfkarusell. Aber diese Ablenkung ist auch nur ein Selbstbetrug. Alk. oder Affäre, beides ist nur Selbstbetrug.
In der Zeit als ich weg war versuchte ich heraus zu finden ab wann es anfing schief zu laufen. 2 Jahre vorher ging es eigentlich los. Und ich versuchte heraus zu finden wie ich mich eigentlich verändert habe. Wo habe ich angefangen mich zu verbiegen und es auf keine Diskussion ankommen zu lassen weil ich seinen Wutanfällen, seinen kleinen Boshaftigkeiten, seinem ewigen Geschmolle aus dem Weg gehen wollte. Es war mir zu anstrengend. Sicher, als wir zusammen kamen waren wir beide sehr extreme Persönlichkeiten. Ich die Partymaus, Hansdampf in allen Gassen, berühmt berüchtigt. Er introvertiert und so furchtbar ordentlich und korrekt. Wir haben es geschafft uns anzupassen und einzufügen, anders funktioniert eine Beziehung ja auch nicht und im Endeffekt tut man es ja auch gerne, eine Beziehung bedeutet Veränderungen, innere Ruhe und Geborgenheit. Aber dann hat sich die Balance verschoben, wir waren nicht mehr auf Augenhöhe, ich gab in meiner unendlichen Freundlichkeit viel zu oft nach und passte mich an. Und er hat das schamlos ausgenützt. Nicht absichtlich, aber für ihn wurde die Bestimmerrolle immer mehr zur Selbstverständlichkeit, ich hatte ihm so vieles überlassen, und ich wurde immer mehr vor vollendete Tatsachen gestellt. Gott sei Dank hat sich mein Ego dann mal ganz klar zur Wort gemeldet. Und von da an krachte es nur noch und mündetet dann nach einem riesen Geschrei und Tränen darin das ich ins Hotel gezogen bin.
Es ist ein bisschen wie ins Kloster gehen, wenn man so ehrlich zu sich selbst ist macht man eine Bilanz der letzten Jahre. Und man findet auch seine eigenen Fehler. Es war für uns beide gut so. Jeder konnte für sich Bilanz ziehen. Unterm Strich war es ein einziges Trümmerfeld, aber ich zog wieder ein.
Das ist jetzt 6 Monate her. Die ersten 2-3 Monate waren für uns beide sehr anstrengend. Neue Aufgabenverteilungen im Alltag, neue Umgangsformen, neue Kommunikationstechniken. Und von meiner Seite aus alles bisherige abzuhaken, zu vergessen und zu verzeihen. Ein großer Berg an Aufgaben. Und alles andere als leicht.
Aber es hat sich Ruhe und Harmonie eingestellt. Menschlich sind wir uns wieder sehr nahe gekommen.
Wir hatten in den 2 Jahren vor dem Supergau genau 2 mal S.. Weil ich nicht wollte. Weder mit ihm noch mit sonst wem. Mir war es einfach völlig vergangen, weil ich innerlich so zornig und enttäuscht war.
Und die letzten 2 Monate haben wir uns auch auf diesem Gebiet wieder angenähert. Ich habe mich einfach darauf eingelassen und es war und ist wie damals als man sich fremd war. Weil wir uns fremd wurden.
Warum ich mir die Arbeit gemacht habe? Weil noch was da war, 14 Jahre gemeinsames Leben mit allen Höhen und schlimmsten Tiefen. Wir haben ein gemeinsames Zuhause und jeder ist für den anderen das Zuhause, und irgendwo war ein kleines Lichtlein mit Liebe und Vertrautheit.
Ich will nicht leugnen, dass es für mich schwieriger gewesen wäre unsere Familien mit der Trennung zu belasten als ihn sitzen zu lassen. Aber auch das spielt nun mal eine Rolle, vor allem wenn die Familien so dicke sind wie die unsrigen.
Kurz vor der Auszeit habe ich mich auf Wohnungssuche begeben. Ich wollte nicht unvorbereitet sein im Falle des Falles. Ich fand eine ganz tolle. Ein richtiger Glücksgriff. An dem Tag, als es so furchtbar knallte unterschrieb ich den Mietvertrag. Ich ging in meiner Wut aus dem Haus, zum Vermieter und bat ihm mir den Mietvertrag zu geben. Ich behielt sich vorsichtshalber noch 3 Monate, obwohl ich schon wieder Zuhause war und wir an unserer Beziehung arbeiteten. Die Geschichte hat mich neben den grauen Haaren und schlaflosen Nächten auch noch eine Menge Geld gekostet. Ich gab die Wohnung ja dann zurück und der Vermieter hat viel Herz und Verständnis bewiesen. Aber nur weil sie immer noch leer stand. Ich hatte sie nie eingerichtet. Ich hatte eine total leere Wohnung für 3 Monate und bin nur hin und wieder hin gegangen um im Garten Ruhe zu tanken, durchzulaufen und um für mich zu erspüren ob es sich richtig anfühlt, wo ich jetzt stehe, mehr Zuhause bei ihm oder doch schon mehr in einem neuen Leben. Es gab in diesen 6 Monaten genau 3 Vorfälle wo ich es die ersten Minuten zutiefst bereute geblieben zu sein. In diesen Minuten war ich wieder äußerst zornig und rasend vor Wut. Aber ich habe auch gelernt, dass ich mich nicht von solchen Minuten beeinflussen lassen darf. Der Kopf muss erst mal wieder runter kühlen, dann wird versucht sachlich zu kommunizieren, Dinge immer wieder nachzufragen und im Gegensatz auch neu zu formulieren, so lange bis beide verstanden haben was der andere wollte. Denn das was der eine hört, ist selten das was der andere sagt. Wenn man das mal begriffen hat, dann wird einiges leichter im Leben.