Absolutes Gefühlschaos bei mir. ich habe das Gefühl, nie wieder glücklich sein zu können. Kann mir jemand von seinen Erfahrungen berichten und helfen?
Ich war eigentlich glücklich in meiner Ehe. Wir waren 8 Jahre verheiratet, dieses Jahr wären wir 13 Jahre ein Paar gewesen, wir haben zwei Kinder bekommen, haben ein Haus gekauft, zwei Autos, alles abbezahlt, finanziell sorgenfrei.
Ich war damals sehr verliebt in meinen Noch-Mann, als wir uns kennengelernt haben. Der Tag unserer Hochzeit war für mich der bis dato schönste Tag im Leben. Und es ging wunderschön weiter, wir haben das erste Kind bekommen, haben wunderschöne Urlaube gemacht. Dann kam das zweite Kindund es wurde schleichend unglaublich anstrengend. Der ganze Alltag drehte sich nur noch um die Kinder. Darum, wer erledigt was. Abends haben wir noch zusammen etwas gegessen, uns vor den Fernseher gehängt und sind erschöpft auf dem Sofa eingeschlafen.
Wir haben nach und nach aufgehört, mal etwas als Paar zu unternehmen. Wir haben uns keine Geschenke mehr zu wichtigen Anlässen gemacht, irgendwann haben wir aufgehört, unseren Hochzeitstag zu feiern. Kurzum: wir haben unsere Beziehung nicht in Ehren gehalten. Dazu kam, dass ich wegen des Berufs meines Mannes oft allein mit den Kindern war.
Irgendwann fing es bei mir an, dass ich morgens direkt nach dem Aufstehen bereits schlechte Laune hatte und absolut keine Lust auf den Tag. Ich habe mich morgens schon auf abends gefreut, wenn die Kinder endlich schlafen. Leider habe ich selber nicht gemerkt, dass daran etwas ganz und gar nicht stimmt. Ich dachte, so ist halt der anstrengende Alltag mit kleinen Kindern.
Meinem Mann ging es ähnlich, dazu kamen bei ihm noch berufliche Sorgen, die er mir aber zu dem Zeitpunkt nicht deutlich gemacht hat. Er hat später eingeräumt, dass auch er nicht gemerkt hat, wie schlecht es mir eigentlich ging. Und dass er sich keine Gedanken mehr um mich gemacht hat. Ich habe mir aber ähnlich wenig Gedanken darüber gemacht, wie ich meinem Mann eine Freude bereiten kann. S. gab es vielleicht noch einmal im Monat. Meinem Mann hat das sehr gefehlt, das hat er auch angesprochen. Aber ich habe einfach keine Lust mehr entwickeln können.
Dann ging es wieder aufwärts. Ich wollte nicht mehr morgens schon schlecht gelaunt aufwachen, sondern das Ruder rumreißen und mein Leben mit Mann und Kindern genießen. Ich habe angefangen, das Positive in allem zu sehen. Ich habe angefangen, dankbar zu sein, dass ich einen so tollen Mann und gesunde, lebhafte Kinder habe sowie einen sicheren Job habe. Ich konnte wieder lächeln, wenn ich an meinen Mann und meine Kinder gedacht habe. Ich dachte, wir wären wieder in der Spur.
Dann habe ich meine Affäre kennengelernt. Die bei mir einschlug wie eine Bombe.
Wir haben uns auf einer Party kennengelernt, auf der ich mit Freundinnen war. An dem Abend haben wir uns unterhalten und nur ein wenig geknutscht. Ich war zwar sehr erstaunt über mein eigenes Verhalten, ich dachte mir aber, Schwamm drüber und vergessen. Die nächsten Monate versuchte ich, ihn zu vergessen. Dies gelang mir nicht. Immer, wenn ich an ihn denken musste, bekam ich auch wieder Lust auf S.. Davon profitierte erst einmal mein Mann, aber leider nicht unsere Beziehung.
Ich recherchierte seine E-Mail-Adresse und nach ein paar weiteren Wochen schrieb ich ihm dann, und bekam Antwort. Bei den ersten Treffen haben wir geredet. Keiner von uns wollte wirklich eine Affäre oder Heimlichkeiten. Andererseits war die Anziehungskraft so groß, dass wir uns immer und immer wieder trafen und irgendwann auch körperlich wurden. Die Abstände zwischen den Treffen wurden immer kürzer, die Treffen selbst immer länger.
In der ersten Zeit habe ich alles vor meinem Mann zu verheimlichen versucht. Ich wollte mich nicht trennen, war aber dennoch mehr und mehr sehr gefühlskalt gegenüber meinem Mann. Wollte mich gar nicht mehr von ihm anfassen lassen. Bevor ich ihm alles beichten konnte, fand er es selbst heraus. Er war natürlich schockiert, sowas hätte er im Traum nicht von mir erwartet. Er fing an zu weinen. Das hatte mich sehr berührt und ich weinte mit ihm. Einen Nachmittag lang haben wir uns in den Armen gehalten und beide bitterlich geweint.
Danach fing er an zu fordern, dass ich den Kontakt zu dem anderen abbrechen sollte. Das habe ich verweigert, obwohl mir bewusst war, wie sehr das meinen Mann verletzte. Ich fühlte mich nicht in der Lage, den anderen zu verlassen, in dem Moment waren mir die Gefühle meines Mannes erschreckend egal. Ich traf mich weiter mit ihm.
Irgendwann stellte mein Mann mir ein Ultimatum. Ich sollte mich entweder für ihn entscheiden und den Kontakt abbrechen oder zu dem Neuen ziehen. Bis zum Abend des Ultimatums wusste ich nicht, was ich tun sollte. Natürlich liebte ich meinen Mann noch! Aber anscheinend nicht genug, um die Affäre zu beenden. Genau das sagte ich meinem Mann dann auch. Mein Mann sagte, das sei ihm zu wenig. Er wolle eine Frau, die hundertprozentig hinter ihm steht, die nur ihn liebt, die sich auf ihn freut, wenn er nach Hause kommt. Nachvollziehbare Wünsche.
Also zog ich aus. Nicht davon überzeugt, das richtige zu tun.
Als ich bei meinem neuen Partner einzog, brach ich heulend zusammen. Es fühlte sich nicht richtig an. Ich war drauf und dran, all meine Sachen wieder ins Auto zu laden und zurückzufahren. Aus irgendeinem Grund tat ich es nicht. Mein neuer Partner hat mir zugehört und mich getröstet. Dennoch packte ich meine Koffer über eine Woche lang nicht aus. Erst so nach und nach räumte ich meine Sachen in die neue Wohnung.
Jetzt wohnen wir hier zusammen. Es ist wunderschön mit ihm. Er ist sehr aufmerksam, er bringt mir kleine Geschenke mit, nix Teures, aber etwas das aussagt, ich habe an dich gedacht. Er plant ein Leben mit mir. Er kümmert sich um meine Kinder. Er unterstützt mich, wo er kann. Der S. ist fantastisch. Er gibt mir alles, was mir am Ende in meiner Ehe gefehlt hat.
Dennoch bin ich so unendlich traurig. Ich vermisse meinen Mann. Ich vermisse die Dinge, die wir früher gemeinsam unternommen haben. Ich vermisse ihn als Menschen, als Freund. Ich habe das Gefühl, dass ich etwas unerledigt gelassen habe. Ich habe nicht um meine Ehe gekämpft. Ich hätte alles versuchen sollen, sie zu retten, bevor ich mich auf etwas Neues einlasse. Ich hätte ihn nie so sehr verletzen dürfen. Ich hätte unser Haus nicht verlassen dürfen, für das wir beide gearbeitet haben.
Ich könnte jetzt so glücklich seinund bin es nicht. Ich bin verzweifelt
24.06.2020 11:37 •
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