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Habe ich mich so in ihm getäuscht?

hatdazugelernt
Liebe blackeyed- mach dich nicht klein. Es ist egal, ob du darüber schreibst oder sprichst, Hauptsache du verschließt es nicht in dir.

Für mich ist Schreiben das Beste, das schafft Distanz.
Ich kann nur von einem Tag auf den anderen leben und weitermachen und mich davon lösen, Stück für Stück.

Lass dich ganz fest drücken

22.12.2017 20:10 • x 2 #61


K
So, ich reihe mich dann auch mal in die Schlange ein: Den kenne ich auch!
Alle Jekyll and Hydes weisen dieselbe Eigenschaft auf, sie zehren davon, über andere Macht zu haben!
Das Ganze Hin und Her, ja und nein, ich liebe dich, nein, du bist es nicht wert, führt bei uns Frauen schließlich zur Abhängigkeit. Es wirkt wie eine Dro. und entsprechend schwer ist es, von solchen Exemplaren loszukommen.
Wie bei lebensrausch ( richtig?) sind bei mir auch Kinder betroffen und wir waren verheiratet.
Ich habe mehrere Runden gedreht, bis ich mich vor gut einem Jahr mit riesiger Anstrengung getrennt habe. Bis heute sind alle medialen Kontaktmöglichkeiten blockiert und Familie wie Freunde wissen, dass ich nur bei bekannte Nummern ans Telefon gehe.
Nach solchen Beziehungen ist man schwer traumatisiert und es ist auch ganz hilfreich, es auszusprechen! Mein Leben war fast bis auf die Grundmauern zerstört ( auch finanziell) und ich baue mit knapp sechzig Jahren von vorne wieder auf.
Liebe schau rein und hat dazugelernt, du solltest stolz auf deinen Humor und deine Kraft sein, den Kontakt nicht mehr zu suchen. Die Selbstvorwürfe zu lassen, ist der erste Schritt zur Regenerierung! Such dir Freundinnen, die dich dabei unterstützen, allein ist es wirklich schwer.
Mein Eindruck ist, dass besonders ( vormals) starke und unabhängige Frauen zu lange mit diesen Nullnummern Geduld haben, bis sie sich dann in einem Netz der Abhängigkeit wiederfinden.
Diese Männer sind auch nicht krank oder arm dran! Wenn jeder/jede, der Schlimmes in der Kindheit oder sonstwann erlebt hat ein solcher Mr. Jekyll and Mr. Hyde werden würde, wäre die Welt wirklich ein trauriger Ort!

22.12.2017 20:15 • x 4 #62


A


Habe ich mich so in ihm getäuscht?

x 3


K
Ich hatte übrigens die holländische Fassung davon

22.12.2017 20:18 • x 2 #63


V
Wieso hast du ihn geheiratet und warst solange mit ihm zusammen?
Nicht als vorwurf sehen es interessiert mich nur

Und wenn die nicht krank sind was sind die dann?
@kennich

22.12.2017 20:21 • #64


blackeyed
Zitat von hatdazugelernt:
Liebe blackeyed- mach dich nicht klein. Es ist egal, ob du darüber schreibst oder sprichst, Hauptsache du verschließt es nicht in dir.

Für mich ist Schreiben das Beste, das schafft Distanz.
Ich kann nur von einem Tag auf den anderen leben und weitermachen und mich davon lösen, Stück für Stück.

Lass dich ganz fest drücken


Danke Dir. Drück Dich zurück!

Vielleicht liegt es an der beschissenen Weihnachtszeit. Mir ging es nämlich schon besser.
Letztes Jahr um diese Zeit tanzte ich mit Jekyll und Mr. Hyde durchs Wohnzimmer, nachdem wir wie zwei kleine Kinder gemeinsam glückseligst unseren Weihnachtsbaum schmückten.
Ja, wir tanzten, obwohl er tanzen hasste. Bis er mich traf. Angeblich. Bis er mich traf, tat, sagte und konnte er so einiges nicht.
Ich hätte ihm das Leben und die Liebe eingehaucht, was seine Frau 20 Jahre nicht schaffte. Mit mir wäre nun alles möglich.

Wäre mir in diesen Tagen vor genau einem Jahr der Weihnachtsgeist der Zukunft erschienen und hätte mir gesagt, Paar Monate noch liebste Blackeyed, dann wirst Du leiden wie noch nie zuvor in Deinem Leben! - ich hätte den Typ ausgelacht und gefragt, ob er zuviel Glühwein intus hat.

Heute ist er wieder bei seiner Frau und tanzt mit ihr, weil ich es ihm gezeigt habe?
Ich weiss es nicht. Vielleicht tanzt er auch nie mehr wieder in seinem Leben.

22.12.2017 21:16 • x 3 #65


Pinie
Zitat:
Mein Eindruck ist, dass besonders ( vormals) starke und unabhängige Frauen zu lange mit diesen Nullnummern Geduld haben, bis sie sich dann in einem Netz der Abhängigkeit wiederfinden.

Menschen, die zum Machterhalt mit sämtlichen Mitteln in einer Liebesbeziehung vorgehen haben m.M.n. nur eine (dauerhafte) Chance bei Menschen, die zuviel an das Wohlergehen anderer denken und dabei noch furchtbar streng mit sich selbst umspringen.

Alle anderen sind beim ersten kompletten Austicker auf dem Baum. Sprich: denken an ihr Wohlergehen zuerst und merken daher, Hier stimmt was nicht. Das tut dann sicher auch weh, doch ist verschmerzbarer als 1,5 Jahre bis lebenslänglich.


Die Frage ist also: Was prädestiniert dafür, warum fährt man mit Strenge ein Programm gegen sich selbst, sich so einem Menschen so unterzuordnen?

Ich musste mir die Frage stellen, nachdem ich schmerzhaft aus einer Affärensituation aufgewacht war. Es gibt Anzeichen, dass der Mann sehr viel lügt in alle Richtungen und ein echter Kontrolletti noch hinzu.
Diese Affäre überhaupt einzugehen, hm. Naja gut, es gab soviele Umstände in meinem Leben, die dazu eine Rolle spielten. Schwamm drüber, Selbstüberschätzung.

Dann war ich schwer verliebt und merkte: Hoppla, das bekommt mir Null. Ich kann hier kaum noch was steuern. Ich ertappte mich, wie ich einem Freund in seine 2 Öhrchen jammerte. Och und dann ging es nochmal mehrere Wochen weiter.

Warum? Verlustangst. Ich litt unter schlimmst übelster Verlustangst. Wusste das und dennoch war es soso schwer einen Haken hinter den M.i.s.t zu setzen.

Ich habe großen Respekt vor allen Menschen, die nach längerer Zeit ihren Absprung schaffen und neue Wege erproben, sich selbst zu behaupten, wie vorbei und blackeyed, andere.

@hatdazugelernt
Genauso wie du das schreibst habe ich das erlebt, die Erinnerungen daran, was für Frechheiten der Mann sich rausgenommen hatte, das kam erst im Laufe der nächsten Monate hoch. Ich hatte eine Sehnsuchtsphase einen Monat nach der Trennung, heftig. War mir so komplett neu.
Traumatisch ist das Ganze, dabei hatte ich den Zeitraffer gewählt -keine 2 Monate.
Es gab bei mir auch schon frühere Beziehungen, die im Laufe des Kennenlernens perdu gingen. Alles ok damit.
Das hier war irgendwie anders. Ganz ganz anders.

Glücklicherweise hat mein Leben in einem anderen Punkt eine gute Wendung genommen.
Was mir von dem Affärenmann geblieben war: erhöhte Vorsicht beim Kennenlernen des nächsten Mannes. Das ist schon ganz ok so.
Auch weil Affärenmann irgendwie mein gesamtes Leben okkupieren wollte, ohne selbst zurück zu geben, war ganz seltsam mit ihm.
Andererseits bin ich auf einer anderen Ebene lockerer geworden in der jetzigen Beziehung. Sehe klarer, wie gut das tut und gleichzeitig, was für ein Bonus das ist- ohne den es auch ginge.

22.12.2017 22:16 • x 5 #66


hatdazugelernt
Zitat von Pinie:
Auch weil Affärenmann irgendwie mein gesamtes Leben okkupieren wollte, ohne selbst zurück zu geben, war ganz seltsam mit ihm.

Schön zusammengefasst, danke, das trifft es so, als wärst DU mit meinem walisischen Zeckerich zusammengewesen. Was nämlich erst einmal im Kleid des menschlichen Interesses und dann der Verliebtheit einherging, entpuppte sich dann als Besatzungsmacht in meinem persönlichen Leben. Mein Tagesablauf, mein Töpfer, meine Gedanken, meine Kinder, meine Freunde, meine Bilder, meine Zeit, meine Geduld, mein Lieblingscafe. Klar hatte ich den Eindruck, keiner kennt mich besser als er, er hat ja auch Ewigkeiten in meinen Gedanken herumgepopelt. Ich hatte den Eindruck als wäre ich 24 Stunden am Tag für ihn geöffnet.
Was du beschreibst, diese Sehnsuchtsphase, das hatte ich im August, nachdem ich von Wales zurückkam. Mir ist fast das Herz gebrochen, so kitschig das klingt. Mein Weihnachtsgeschenk an meine besten Freunde im Nachbarort ist deshalb so üppig ausgefallen dieses Jahr, weil ich ihre Gartenbank so häufig tränenverschmiert verunziert habe im August. Ich war zwar gleichzeitig wütend und hab behauptet, ihn nie mehr sehen zu wollen- aber ich hab ihn so vermisst. Ich gestehe hiermit, dass ich an seinem im Frühjahr hier vergessenen Pulli schnuppernd und heulend eingeschlafen bin und unzählige Mails kitschigsten Inhalts an ihn geschrieben aber gottseidank nie abgeschickt habe. Dann wurde es zwar besser und ich hab mich quasi in mein Schicksal ergeben, nie wieder lieben zu können (ich kann auch großes Kino, Casablanca Dreck dagegen) - aber schwupps, dann war er ja schon wieder da.
Dieses Mal, also das Event Ende November als er hier war- wenn ich mal ganz ehrlich bin- mein Körper und meine Psyche hat mir schon irgendwie gesagt, dass das nicht gut war. Er war einen Abend schon oben im Bett am Lesen und ich hab unten Hölzchen und Stöckchen sortiert und hatte es so gar nicht eilig. Noch untrüglicheres Anzeichen- ich schlafwandle wenn mich etwas aufregt oder beschäftigt. Oder auch mal so. War schon immer der runnig gag der Familie, seit Kindheit. Als er das letzte Mal hier war, bin ich unten auf dem Sofa aufgewacht. Zuletzt war das so, als ich mich damals von meinem Mann trennen wollte, da ist mein wacheres Ich auch nachtnächtlich zum Sofa unten gepilgert.
Und als Schluss war jetzt war ich wie betäubt und all die Symptome kamen -bladibla -und auch der ein oder andere bittere Tränenanfall, aber ich habe keine Sehnsucht nach ihm. Ich würde mich nur gerne wieder so glücklich fühlen wie in schönen Zeiten mit ihm. Riesenunterschied. Ich ahne, dass das ohne ihn auch möglich sein könnte.
Mir ist sonnenklar, dass das in Wellen verläuft, Gott ja das weiß ich- und wieder heftige Einbrüche passieren können, aber in mir ist irgendwas etwas gerissen, glaube ich. Ich glaube, er hat einen Schatten, aber einen gewaltigen. Ich mag mit seiner blöden Familie und ihm nichts mehr zu tun haben. Das nervt. Das ganze Drama nervt. Er nervt.
Ich hab noch was vor im Leben und ich werde gewaltig die Hinterbacken zusammenkneifen müssen, ob mit citralodingsda oder ohne, um den Ritt im Januar und dann im März mit der Fortbildung zu schaffen. Das durchtrieben mir bitte keiner. Zumal ich den ganzen Ratz noch alle selbst zahle, verflixt,
zufälligerweise bin ich nicht Gattin von Beruf- oder Rentner.
(Und ganz ehrlich, er sieht blöd aus beim 6, wenn man so von unten nach oben zu ihm schaut. Hängende Wangen und Schwerkraft und so. Jetzt nur mal so , um kurz vor dem Schlafengehen meine Restsehnsucht zu neutralisieren.Nur vorsichtshalber. Ja, und er hat total schwarze Schlitzaugen. Gefiel mir auch noch nie.)

@blackeyed- das böse fiese Erinnern, ich weiß. Ich weiß das so so gut. Aber denk nicht so böse über dich. Du bist nicht der Zombie in der Geschichte. Nächstes Weihnachten.... wird dann besser, oder?

23.12.2017 00:21 • x 5 #67


hatdazugelernt
Ich hab heute nicht den Schatten von dem gemacht was ich eigentlich geplant hatte. Also -großer Hausputz und zum inneren Weihnachtswichtel werden.
Aber ich hab mich ein Stück weiter entfernt vom heulenden Elend.


Ich hab keine Ahnung ob der Link funktioniert hier, aber das Lied von Cat Stevens *If you want to sing out* hab ich jetzt oft gehört.

23.12.2017 00:59 • #68


hatdazugelernt
Zum ganz großem heulenden Elend bin ich nicht wieder zurückgekehrt, aber ich glaube, mein Körper signalisiert mir seit zwei Wochen klar und deutlich, dass ich jetzt längere Zeit etwas an mir vorbeigelebt habe. Ich hab vorhin meine schwarze Lieblingsjeans aus der Bügelwäsche gekramt und die saß schon mal strammer. So richtig nett zu mir war ich auch schon länger nicht mehr, wenn ich mal ehrlich bin. Und so der ein oder andere Schwindelanfall könnte vielleicht auch daher gekommen sein, dass ich das mit dem Essen jetzt nicht gerade als Priorität gesehen habe. Und weil mir immer schlecht wird, wenn ich an den Zeckerich denke, jetzt nicht gerade vor Sehnsucht.
Von Augenringen mag ich gar nicht reden, da kann der Concealer heute abend mal zeigen, was er so drauf hat.

Der Zeckerich hat offensichtlich sich eine neue simkarte oder gleich ein neues Handy gegönnt zum Fest und mir gerade eine voicemail geschickt- netter Versuch, leider leider leider mußte sie ungehört gelöscht werden, mit +44 als Ländervorwahl schon gleich verdächtig. Die Queen wird`s nicht gewesen sein.

Ich lasse grad noch den Nagellack auf den Zehen trocken und trink ein bißchen Kaffee, später am Abend kommen die Kinder und wir machen es uns gemütlich.

Das ist jetzt der Tag und der Abend, vor dem ich schon Bammel hatte, ich geb`s ja zu. Egal, ob ich jetzt auf Weihnachten stehe oder nicht.

Naja, ich heule jetzt doch. Obwohl ich das nicht wollte. Ich heule, weil ich ihn mal so lieb hatte, dass ich immer Herzklopfen hatte, wenn er anrief. Weil ich mit ihm zusammensein wollte. Weil ich ihn so furchtbar lieb hatte. Ich hab es so ernst gemeint. Das muss ich mir anscheinend aus dem Hirn und dem Herz heulen, anders geht es scheinbar nicht.
Und dann geht es weiter, immer ein Tag nach dem anderen. Immer nur ein Tag und dann noch einer und noch einer, an dem ich es so gut zu machen versuche wie es halt geht.

Aber jetzt erst mal- ordentlich schneuzen und in die Weihnachtsklamotten werfen und ab geht die Luzi heute abend.

Danke für all eure lieben Worte, das hat mir furchtbar viel bedeutet in den letzten beiden Wochen.
Und Frohe Weihnachten!

24.12.2017 16:42 • x 8 #69


V
Trotzdem oder grade deshalb schöne weihnachten
Wir müssen doch alle tolle frauen sein dass wir soviel geben können
Lasst es euch heute abend besonders gut gehen

24.12.2017 16:56 • x 3 #70


hatdazugelernt
Ich habe mich gerade zumindest schon mal vier Stunden lang durch die pre course task für die Fortbildung geackert, falls das irgend jemanden interessiert. Ich sah mich fast schon in ca einer Woche im Bus den Laptop auf den Knien balanzieren und hastig die blöden Aufgaben bearbeiten. In ein paar Tagen geht es los! Jetzt realisiere ich das so allmählich! Ich werde einen Monat lang ständig in einer Gruppe sein, selbst täglich an der Tafel stehen, Prüfungen schreiben. Und weg von zuhause sein.
Ich hoffe, ich schaffe das.
Ich hab ja auch die Zugangsinterviews dazu bestanden.
Ich werde einen Monat nur Englisch sprechen und allen meinen Unterricht auf Englisch halten und meine Prüfungen auf Englisch schreiben.
Ich wohne in einer WG in der Altstadt, mit lauter Leuten zusammen, die ich nicht kenne.
Ich mußte gerade grinsen, als ich daran dachte.
Ich wollte immer so etwas machen, als die Kinder klein waren und jetzt mache ich es wirklich.
Ich brauch gewaltig Mut dazu.

Ich hab manchmal so ein komisch ernüchtertes Gefühl, als ob man mir einen Kübel Eiswasser übergekippt hätte. So als sähe ich den Zeckerich irgendwie von außerhalb unserer Geschichte, ohne den Kokon aus Gefühlen, Sehnsucht, Worten und Beteuerungen, den ich über die Jahre um uns gesponnen habe.
Was passiert ist.
Wie es passiert ist.
Was er gesagt hat.
Was wir getan haben.
Woran ich geglaubt habe.
Die Lieblosigkeit.
Die Ambivalenz.
Die Lügen.
Das, was ich nicht verstehe.
Mein Schweigen.
Mich letzten August, am Tisch, stehend, mit verschränkten Armen, ihm in die Augen schauend.
Er: Es ist immer noch alles unsicher.
Ich: Aber ich liebe dich, ich will mit dir zusammenleben. (Wie er eben gesagt hat, dass er genau das will)
Er: Wir sind kein Paar. Wenn du mich fragen würdest, ob ich dich genug liebe, um mit dir zusammensein zu wollen, würde ich sagen, ich weiß es nicht.
Und ich schweige und mein Herz klopft und ich denke, aber du hast doch gesagt, du liebst mich und wir sind ein Paar? Und ich schweige und ich lächle, sehe ihn an und denke, ich will weg, ich will weg, schnell schnell schnell, ich will weg, bitte lass mich weg. Ich will nicht weinen, das soll gar nicht passiert sein, das soll nie gesagt worden sein, warum sagst du das. Ich will nicht, dass du siehst, dass das weh tut. Aber warum machst du das. Du hast mich doch noch umarmt gestern und hast gesagt, wie sehr du mich liebst? Bitte, bitte, mir wird schwindlig, ich mag nicht weinen. Lass mich weg, bitte.
Ich sage, ich glaube ich muss bißchen raus.
Ich sitze danach am Fluss und mein Herz klopft in der Kehle und ich will weg. Oder ich will es verstehen. Ich kann es aber nicht verstehen. Ich will nach Hause und mich zusammenrollen. Warum ist er so, denke ich. Warum. Warum waren wir gestern noch bei seiner Schwester in der Küche und er hat erzählt, was wir in Korfu erlebt haben? Aber das macht doch alles keinen Sinn?
Ich komme wieder zurück und er steht am Herd und kocht. War`s gut draußen, fragt er und zwinkert. Gibt gleich Steak. Magst du einen Gin Tonic, ist ja schließlich Freitag abend. Our fun night.
Ich sage nichts und nicke.

Ich sage nichts. Nein, sage ich dann.
Doch, sagt er, genau das willst du auch. Ich kenne dich besser als du dich.Don`t you ever forget I know you better than anyone else does, darling.

Manchmal heule ich dabei Rotz und Wasser. Ich hab immer versucht, das zu verstehen. Den Umschwung, den kompletten break nach Monaten in denen er mich wieder und wieder beschworen hat, an eine Zukunft zu glauben, gesagt hat, dass wir ein Paar sind, dass wir zusammen gehören. In denen er meine Kinder kennen gelernt hat. In denen wir endlich so zusammensein konnten, wie wir es wollten, nach den schrecklichen Zeiten vorher.
Ich hab es mir so genau ins Gedächtnis gerufen und mir eingestanden, dass ich so verletzt war wie vielleicht selten vorher. Ich hab es so genau aufgeschrieben damit ich nie wieder in die gleiche Falle gehe und ihn wieder in mein Leben lasse. Nie nie wieder.
Damit ich ihn mir nie mehr zurechtlügen kann.
Damit ich ihn mir wirklich nie nie nie mehr zurechtlügen kann.

Und ich heule und heule dann und mach mir einen Tee und heule noch ein bißchen und dann fühle ich mich ein wenig mehr erleichtert. Das ist nicht glücklich oder fröhlich. Nur der Druck in der Kehle ist weg. Und ich spüre mich wieder. Mich. Meinen Körper. Meine Gedanken kann ich dann wieder hören. Was ich will. Der Schrecken ist weg.

Ich dachte, als ich der Therapeutin meine Story erzählte, dass ich . lächerlich bin? Mich zusammenreißen muss?
Abgesehen davon, dass das jeder muss- nein, sie hat gesagt, das war Gewalt. Das und andere Dingen in dieser Beziehung waren Gewalt.
Und warum hab ich geschwiegen, warum hab ich gelächelt, hab ich gesagt, warum hab ich nicht losgeschrieen und gesagt, er soll sich verziehen, ein für alle Mal?
Das weiß ich nicht, hat sie gesagt, aber vielleicht finden wir es heraus. Wollen Sie das herausfinden?
Nee, hab ich gesagt, nicht wirklich, aber ich denke, das sollte ich.

Warum fühlen wir uns so schwach und verletztlich, wenn wir eigentlich die Stärkeren, Mutigeren sind? Weil wir wirklich lieben, vertrauen, uns einlassen auf jemanden? Ehrlich sind?
Warum fällt es einigen von uns schwer, Grenzen zu ziehen, uns zu schützen?
Warum ist das so ein Lernprozess?

Mir geht es heute abend eigentlich gar nicht so schlecht.
Ich hab gelernt, dass ich manchmal einfach mal ein paar Strofen heulen muss und dass das ok ist.
Und dass dann wieder ich dran bin.

25.12.2017 22:24 • x 7 #71


hatdazugelernt
Ich mußte grad vorhin wieder grinsen über den Apokayptischen Reiter, dem ich die Zügel überlasse, wenn ich mich weiter auf den Zeckerich einlasse. Danke nochmal für das Bild, das trifft es so genau. Rückblickend ist der wirklich durch alle Bereiche meines Seelenlebens galloppiert und hat reichlich Verwüstung und Ruinen hinterlassen.

Ich hab mir Tee gemacht und angefangen, das letzte verflixte Kapitel für den Kurs zu bearbeiten, jetzt muss der ganze Ratz erst mal hochladen, Zeit genug für eine Pause.

Es sind über zwei Wochen kein Kontakt mehr und manchmal hab ich das Gefühl, ich atme ein bißchen freier. Also manchmal. Ich mag ihn noch nicht ganz loslassen, den Traum vom Glück...Der immer noch in einer Ecke meines Hirns ist. Das liegt an mir, ich muss das loslassen. Ist ein Stück Arbeit.

Und gemeinerweise beginnt diese Loslassearbeit genau dann so richtig wenn sich die ärgsten körperlichen Symptome gelegt haben, die ganz schlimmen Tränen langsam weniger werden. Vorher existiert man ja mehr oder minder von Kaffee zu Kaffee. Ich hab dann in der Vergangenheit schon den Fehler gemacht, mir nicht zu denken- oha, könnte echt ohne ihn gehen, mir geht`s ja wieder viel besser. Nee, ich hab dann eher angefangen, in die verkehrte Richtung zu hirnen, noch etwas klären zu wollen, auf seine Nachrichten zu antworten...Und zack, innerhalb kurzer Zeit waren wir wieder im alten Muster.

Was mir hilft- der Gedanke, dass eigentlich alles gut werden kann, wenn ich einfach...GAR NICHTS mache. Mich entspanne. das Gedankenkarussell auslaufen lasse. Aufhöre, herumzuhirnen, wo mein Fehler gewesen sein könnte, was ich machen muss, damit wir wieder zusammen kommen. Wie ich besser, cooler, fitter etc werden könnte...Einfach nichts, nur loslassen. Vielleicht auch mal bißchen heulen dabei, aber sonst nichts mache.
Was hatte ich denn stattdessen, wenn ich jeweils in die nächste Runde gestartet bin? Ständige Unruhe, Verlustangst, Stress. Klar- high emotions auf der eine Seite, aber irgendwie waren da immer gleich Tränen nicht so ganz weit und entspannt war ich weniger und weniger. Mal ohne rosa Brille betrachtet.

Diese ständige Unruhe zum Beispiel kannte ich vorher nicht. Ich war ja eher der Typ zum Beispiel der sein Handy unaufgeladen irgendwo zuhause oder in der Arbeit liegen ließ und dann einen Tag später oder länger verwundert auf ungefähr 15 dringlichste Nachrichten von ihm gestarrt hat. Weia, hab ich mir da nur gedacht, was ist denn jetzt los. Wochenenden und Ferien mit den kids waren komplett textfrei.Irgendwann ist das gekippt, denn- also da war ja immer irgendetwas Wichtiges das von ihm kam! Was Lustiges, was Verstörendes, was Provozierendes, was Liebes...Hauptsache, Handy ist ab jetzt am Körper. Das kommt mir zum Beispiel auch nicht mehr in die Tüte, das nervt nämlich. Und ist ein prima Kontrollinstrument und immer gut für eine Runde Extragrübeln.

Hätte man mich damals vor vier Jahren gefragt, was ich so brauche jetzt gerade- ich weiß nicht, ob mir er da vorgeschwebt wäre. Also wenn man ihn mal halbwegs entmystifiziert betrachtet.
Da mußte er schon bißchen Überzeugungsarbeit leisten.

Ganz auffällig war ja oft seine Art ziemlich aggressiv meine angebliche Arroganz und Überlegensheitsgefühl zu attackieren. Jaaa, Frau Künstlerin hat das ja nicht nötig, schaut natürlich nie fern, würde nie dies und das, muss immer alles extra intellektuell diskutieren, hat ja keine Ahnung davon wie ein Arbeiterkind in den 50iger und 60iger Jahren gelebt hat gähn bladibla. Muss immer schwarze Klamotten tragen und sich irgendwie besonders interessant fühlen... das war immer so halb scherzhaft, oft aber auch gemein und hat mich verunsichert.
Mir war eigentlich egal, ob er morgens Fernsehen geschaut hat oder ob Rugby sein Leben war teilweise oder was auch immer. Jedem Tierchen sein Plaisierchen, ich kann da prima leben lassen.
Ich leg mich auch gerne mal mit einem Kitschroman in die Wanne und trink mir dabei einen Rotwein.
Aber diese Herumanalysiererei und diese Attacken- nö, ist grad entspannt ohne.

Und die Leere. Doch, die merke ich. Aber komischerweise höre ich mich manchmal wieder besser. Sehe die Dinge wieder durch meine Augen.

Und wenn`s nachts ganz schlimm ist mal wieder, stelle ich mir mit aller Macht diese verdammte Heizdecke vor und das zusammenhängende Federbett. Mein Gott, was hab ich da geschwitzt.

Sylvester könnte nochmal tränenselig werden, aber vielleicht stelle ich mir dann einfach vor, wie er durch`s kalte, *beep* Wales schleicht und im Pub hockt und herumgrantelt, leg die Füße hoch und ...hab den Anfall schneller hinter mir.

26.12.2017 20:39 • x 5 #72


Ema
Hey, du Dazugelernte,
ich finde es fantastisch, wie du das machst. Ohne Witz.

Zitat von hatdazugelernt:
Ich wollte immer so etwas machen, als die Kinder klein waren und jetzt mache ich es wirklich.
Ich brauch gewaltig Mut dazu.


Ist mir schleierhaft, wie du so schnell nach der Trennung die Kraft dazu findest, aber ich finde es beeindruckend. Ich wünsche dir viel Kraft und den Mut, den du brauchst (aber den hast du ja ).

Zitat von hatdazugelernt:
Ich hab manchmal so ein komisch ernüchtertes Gefühl, als ob man mir einen Kübel Eiswasser übergekippt hätte. So als sähe ich den Zeckerich irgendwie von außerhalb unserer Geschichte, ohne den Kokon aus Gefühlen, Sehnsucht, Worten und Beteuerungen, den ich über die Jahre um uns gesponnen habe.


Darum beneide ich dich. Ich hätte auch gerne nen Kübel Eiswasser. Wo nimmst du den her? Wie schafft man es, den ganzen Kram mal wie von außen zu betrachten? Ich hab es oft versucht, ich schwör, aber irgendwie krieg ich es nicht hin.

Zitat von hatdazugelernt:
Ich: Aber ich liebe dich, ich will mit dir zusammenleben. (Wie er eben gesagt hat, dass er genau das will)
Er: Wir sind kein Paar. Wenn du mich fragen würdest, ob ich dich genug liebe, um mit dir zusammensein zu wollen, würde ich sagen, ich weiß es nicht.


Ach du shice! Was für perfide und gemeine Psychospiele! Noch gruseliger finde ich das da:
Zitat von hatdazugelernt:
Doch, sagt er, genau das willst du auch. Ich kenne dich besser als du dich.Don`t you ever forget I know you better than anyone else does, darling.


Im Kontext dessen, was passiert ist, hat es mich bei diesen Worten echt gegruselt. Das hat Stoff für nen Psycho-Thriller. Die ganze Schilderung ist gruselig.

Zitat von hatdazugelernt:
Ich hab es so genau aufgeschrieben damit ich nie wieder in die gleiche Falle gehe und ihn wieder in mein Leben lasse. Nie nie wieder.
Damit ich ihn mir nie mehr zurechtlügen kann.
Damit ich ihn mir wirklich nie nie nie mehr zurechtlügen kann.


Du hast es sehr gut aufgeschrieben. Und sehr plastisch. Und man fragt sich, wie man sich so jemanden je überhaupt zurechtlügen konnte. Aber ich weiß ja - es geht! Man kann sich offenbar irres Zeug selbst zurechtlügen.

Zitat von hatdazugelernt:
Ich dachte, als ich der Therapeutin meine Story erzählte, dass ich . lächerlich bin? Mich zusammenreißen muss?
Abgesehen davon, dass das jeder muss- nein, sie hat gesagt, das war Gewalt. Das und andere Dingen in dieser Beziehung waren Gewalt.


Sie nennt das Gewalt? Ich nenne das Psychoterror. Aber läuft vielleicht aufs Gleiche raus.
Das mit dem Sich-lächerlich-fühlen kenne ich auch. Ganz genau. Und das mit dem Sich-Zusammenreißen auch. Im Sich-Zusammenreißen könnte ich eigentlich mal irgendeine Auszeichnung beantragen. Das hab ich mein Leben lang betrieben wie ein preußischer Soldat oder so.
Nur diesmal hat es nicht mehr funktioniert. Monatelang (während das noch lief und ich schon spürte, dass es diesmal ans Eingemachte geht) dachte ich noch: Lächerlich! Du knickst nicht ein! Du knickst nie ein. Und schon gar nicht wegen Liebeskummer! Als nichts mehr ging, wirklich nichts mehr, hab ich aus alter Gewohnheit trotzdem noch zwei Monate durchgehalten. Das war dann schon nachdem ich es beendet hatte.
Und dann bin ich doch eingeknickt. Zum ersten Mal im Leben. Und ich dachte, ich hätte schon viel Schlimmeres erlebt.
Aber der Typ hat die Kruste geknackt und zwar gründlich.

Sch.eiße, hat das wehgetan! Aber jetzt gibt es schon Momente, da bin ich echt froh drum. Weil unter der Kruste Geheimnisse lagen, von denen ich selbst keine Ahnung hatte und die ich alleine nie entdeckt hätte, weil ich gar nicht auf die Idee gekommen wäre, danach zu suchen. Da hat es einen Panzerknacker gebraucht. Und den Job hat er verdammt gut gemacht.

Zitat von hatdazugelernt:
Und ich heule und heule dann und mach mir einen Tee und heule noch ein bißchen und dann fühle ich mich ein wenig mehr erleichtert.


Hee, das gehört auch zu meinen brandneuen Skills. Das konnte ich früher quasi gar nicht. Ich hab fast nie geheult, und wenn, dann hab ich tierisch Kopfschmerzen davon gekriegt.
Jetzt gar nicht mehr. Ich kann das voll toll inzwischen. Wenn's mich überkommt, dann heule ich ne Runde, fühle mich erleichtert, wische Tränchen ab und mache weiter. Hat was! Keine Spur von Kopfschmerzen

Zitat von hatdazugelernt:
Warum fällt es einigen von uns schwer, Grenzen zu ziehen, uns zu schützen?


Das ist ne gute Frage. Ich konnte Grenzen ziehen. Oh, ja! Meine Grenzen waren Festungen. Heute denke ich, dass da tatsächlich nie jemand so wirklich durchgekommen ist. Auch ich selbst nicht mehr übrigens.
Und dann kam er. Und er kam irgendwie spielend leicht da durch. Und ab dem Moment konnte ich dann offenbar gar keine Grenzen mehr ziehen. Über mehrere Monate. Dem Spuk dann doch ein Ende zu setzen hat mich mehr Kraft gekostet als alles, was man mir zuvor im Leben abverlangt hat (und so wenig war das gar nicht). Ernsthaft. Ein Kraftakt sondergleichen. Mysteriös, das alles.

Zitat von hatdazugelernt:
Ich mag ihn noch nicht ganz loslassen, den Traum vom Glück. Der immer noch in einer Ecke meines Hirns ist.


Oh weh! Sag nix!

Zitat von hatdazugelernt:
existiert man ja mehr oder minder von Kaffee zu Kaffee

Zitat von hatdazugelernt:
Muss immer schwarze Klamotten tragen und sich irgendwie besonders interessant fühlen

Zitat von hatdazugelernt:
ch leg mich auch gerne mal mit einem Kitschroman in die Wanne und trink mir dabei einen Rotwein.


Wir müssen uns mal aufn Kaffee (Rotwein?) treffen. Ich glaube, wir haben einiges gemein.

So. Genug die Zitierfunktion strapaziert. Obwohl ich echt noch einen Haufen dazu sagen könnte. Ich lass mal gut sein für heute.

27.12.2017 00:26 • x 3 #73


hatdazugelernt
Mist, war der Kurskram langweilig, aber ich nähere mich dem Ende. Sag ich mal so mutig, der morgige Tag bringt den Durchbruch.

Liebe @ema, danke für die lieben Worte. Und ich kann wirklich jede Menge Mut brauchen, körbeweise. Ich hab mich für die Fortbildung beworben als ich im Herbst mal wieder Aufwind hatte - und jetzt wird es durchgezogen. Ich war damals so stolz auf mich, dass ich die skype interviews hinter mich gebracht hatte und ich will mir das nicht verderben. Das ist eine gewaltige Motivation.

Mir ist so bewußt, dass ich am Anfang von einem Weg stehe, mich mal schwächer, mal stärker fühlen werde, mal wieder heulend im Bett liegen werde, mal wieder ....aber das kennst du ja. Das kennt doch jeder nach einer Trennung. Und dann kommt wieder eine Welle von Schmerz, weil man wieder ein Stück von diesem verdammten wir loslassen muss. Wieder so Stück, das man geliebt hat, das man als kleinen Schatz im Gedächtnis hatte, das einen mal gewärmt hat. Das man für wahr gehalten hat. Das Trauern, gegen das ich mich so gewehrt habe. Gegen das ich mich noch wehre. Ich werde bestimmt wieder irgendwo stehen und heulen, weil mir gerade eingefallen ist wie wir...wie er...

Ich kann über alles schreiben, das schafft für mich Distanz zwischen mir und dem Erlebten. Am besten noch auf Englisch, dann schafft die Fremdsprache noch einmal mehr Distanz. Tatsächlich bin ich am besten auf Englisch, wenn es um Dinge in meinem Leben geht, die ganz traumatisch waren, über die ich nie geredet habe. Über die ich nicht reden könnte vielleicht.
Der Kübel Eiswasser- es war alles einen Ticken zu viel diesmal. Der verbale, emotionale, physische und psychische Overkill. Und auf einmal siehst du die schwarzen Augen vor dir, die immer hochgezogene Augenbraue, hörst die Stimme, siehst den Mann vor dir, den Körper, die Hände, all die Szenen- und reißt irgendetwas. Und du denkst dir- nicht noch einmal so nahe sein und dann wieder Schmerz. Und nicht noch einmal auf jemand zufliegen- und dann wieder auf dem Bauch landen. Nicht noch einmal bis an deine Grenze getriggert werden und dann versuchen, damit klar zu kommen. Und dann kommen Szenen über Szenen in deine Gedanken- die häßlichen. Die, die du vergessen wolltest. Die grausamen Worte. Nicht unbedingt die gegen dich. Aber es beginnt sich ein anderes Bild zu formen.

Die Kruste knacken, was ein treffender Ausdruck. Ich weiß so genau, was du meinst. Und wie das weh tut.
Ich hab an diesem schrecklichen Abend am Tisch gesessen und hab so geweint, dass ich keine Luft mehr bekommen habe. DAS war mein Krustebrechen. Und er hat mich angesehen und beobachtet und gesagt- I can`t cope with that. You`re just tormenting yourself. Stop it. Das war der schlimme Abend. Wenn einem der Rotz aus der Nase läuft, man Schluckauf hat, man den Wein auf`s Tischtuch spuckt.
Und dann hab ich ihn ja nochmal in mein Leben gelassen- also wenn es da nicht Zeit für Eiswasser war, weiß ich es auch nicht.

Und dann denke ich- ja geh du mal durch Cardiff. Und sei in deinem Haus. Oder dings deine Ex. oder...mach was du auch immer machst. Ich lerne jetzt, kein Teil mehr davon zu sein. Du kannst die schwarze Katze am Ende der Straße treffen, die in dem Container wohnt. Sag ihr kein hallo mehr von mir. Schreib mir nie wieder vom Pub um die Ecke. Mach mir nie wieder Bilder in meinen Kopf. Bleib weg. Das ist gut so. Das ist gut so. Und dann kommen die Tränen und man denkt...aber wir, was ist mit uns? Was ist mit dem Tag, an dem wir....? Und dem Tag, an dem wir die lustigen Spuren in den Sand am Strand gemacht haben? Und meinem Stuhl in der Küche, auf dem ich immer gesessen habe? Was ist damit?
Oh- und wirst du das vermissen? Wirst DU das gar nicht vermissen? Hat dir das gar nichts bedeutet?
Der Abend, an dem du mir Yma o hydd übersetzt hast, das bedeutet dir gar nichts mehr?
Nein, das bedeutet nichts mehr. Das ist jetzt aus. ICH will, dass das jetzt aus ist.

Das preußische Generalsverhalten- das hat schon was für sich. Es schützt einen. Man hat den Kopf noch oben. Man macht noch ein bißchen weiter und versucht das Erlebte unter die Füße zu bekommen. Vielleicht noch mit Distanz im Herzen und im Kopf zu verarbeiten. Und dann erwischt es einen wirklich und mit aller Macht und es tut so unglaublich weh- ich weiß genau, was du meinst. Ich weiß so so so genau, was du meinst, @ema. Wirklich.

Warum ich hier schreibe. Mich hat es so schräg von hinten erwischt, das Ganze. Ich bin 51, ich hab drei Kinder, ich dachte immer...ach, ich dachte immer, man kann sich an mich wenden, wenn man mal Probleme hat, ich war doch immer so vernünftig. So beherrscht. So die gute Freundin, die den Überblick hat. Die Mama. Und die Witzige. Und die Starke.
Und dann sitze ich da, hab eine Sch.eißangst, fühl mich so ausgehebelt und so hilflos. Und denke, dann machst du halt weiter bis...bis wann? Eigentlich hast du keine Lust mehr. Aber die Kinder. Aber holla, die Kinder! Seit wann waren die denn egal? Nein, sind sie nicht, aber alles tut so weh, da hilft grad der leiseste Witz nichts und das größte Zusammenreißen auch nichts.
Deswegen schreibe ich hier.
Ich bin ziemlich froh darum.
Ich kann sagen, was weh tut und wenn es mal gar nicht mehr geht- und wenn es doch wieder gegangen ist- und dass ich glaube, es geht weiter. Ich glaub, mehr will ich gar nicht im Moment. Das ist schon Weitergehen genug, Tag für Tag.

27.12.2017 02:51 • x 3 #74


Lebensfreude
Du bist toll, Du machst das toll. Ich wünsche Dir Erfolg bei Deinem Kurs.

27.12.2017 03:10 • x 2 #75


A


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