Ich glaube, der gestrige und heutige Tag war ein ziemlich finsterer- und wichtiger gleichzeitig. Klar hätte ich das für mich ausschwitzen können und beispielsweise der ein oder anderen Ecke hier im Haus wieder neuen Glanz verleihen können mit Wedel und Lappen, lernen oder mich mal wieder an meinen Kunstkram machen. Hätte. Statt in einem Forum herumzuhängen. Aber das Ding war, ich war so unglaublich fertig, müde und traurig. Und so aufgerieben. Ich hab ständig das Gefühl, es zerrt von allen Seiten an mir. Diese Gefühl, alle erwarten von mir, dass ich jetzt aber mal richtig loslege wieder- endlich. Nachdem ich sie mit meiner Heulerei . hm. enttäuscht habe? Meine liebste und beste Freundin ist seit ihrem Besuch letzten Herbst sehr distanziert. Ich hab gesagt, sie soll besser mal nicht vorbeikommen, wiel es mir nicht sooo klasse geht. Dass ich mit Schüttelfrost und Weinkrampf auf dem Sofa lag, war zu viel für sie, glaube ich. Ich war immer ihre Große und Starke, die mit den Scherzen, wenn es ihr schlecht ging, mein Mann und ich waren für sie das große Vorbild, SO wollte sie es auch einmal haben. Ich war zwar in ihren Augen die schlechteste Hausfrau ever, da ist sie Miss Perfect, aber ansonsten war ich ihre . naja. halt das Vorbild. Und dann das Wochenende, an dem sie dann trotzdem kam und mich heulend, kotzend und frierend vorgefunden hat Freitag nachts. Klar hab ich trotzdem noch gekocht, als es wieder aufwärts ging und wir waren auch in der Sauna, aber ich glaube, das war too much. Ich mache mir deswegen Vorwürfe. Aber da ging nichts mehr an dem verdammten Abend, ich konnte einfach nicht mehr.
Und ich würde so so so gerne wieder einfach loslegen und so sein, wie ich gerne sein möchte. Meine Sachen schreiben. Malen. Modellieren. Meine Unterrichtsstunden entwerfen. Manchmal zwickt es mich richtig, weil ich merke, was da alles raus möchte, was ich könnte, wie ich durchstarten könnte, wie ich losleben könnte.
Und dann kriegt mich so ein Abend wie gestern und ich kann nicht mehr aufhören zu heulen.
Ich hatte in den vergangenen zwei Jahren und bis heute so oft so verdammt schwarze Momente, in denen ich nicht mehr weiter konnte und dann einen Pakt mit mir geschlossen habe. Komm großer schwarzer Vogel von Ludwig Hirsch war immer mein Lied, in der Zeit als ich dachte, mein Mutter muss sterben vor zwei Jahren und als der bescheuerte Zeckerich keine Entscheidung getroffen hat.
Du machst noch ein bißchen weiter und noch ein bißchen. Und noch ein bißchen. Das waren so schwarze Zeiten, dass ich dachte, ich ertrinke. Ich hab damals Grundschul- AGs jeden Nachmittag unterrichtet, vorher und nachher meine Kurse hier zuhause, hab für Töpfermärkte gearbeitet, war jedes Wochenende in Bayern bei meiner Mutter und in den Ferien. Ich bin ein paar Mal fast auf der Autobahn eingeschlafen. Das war alles wie ein Alptraum. Und dann. hat es sich in Sonnenschein aufgelöst. Wir waren zusammen. Wir konnten uns immer sehen, wenn es ging, immer telefonieren. Das war wie Auftauen. Ich hab Stück für Stück meine inneren Barrieren aufgegeben, hab so oft gedacht- oh, ich kann wirklich vertrauen. Das meint er ernst. Und dann. dann letztes Jahr der Abend, an dem ich am Esstisch in Cardiff saß und so fassungslos geheult habe. Und er hat mich nur beobachtet und ich hab gemerkt, wie mir der Rotz aus der Nase gelaufen ist und ich keine Luft mehr bekommen habe. I want to leave, I want to go, hab ich gesagt, I just want to disappear, just let me go. Oh, don`t make a fuss, hat er gemeint, that doesn`t mean anything, just get a grip and be yourself again. What do you mean, hab ich gefragt. Get a grip, hat er gesagt, what we`re good at is a good f., don`t you agree, nothing wrong with that. Nein, hab ich gesagt. Und dann hat er sich vorgebeugt und gesagt- we are so
much alike- you are
me,
exactly me- just me but with a
cunt. All you want is a
f. buddy and
that was what we had. Ich war so entsetzt, dass ich einfach auf und davon bin nach Hause.
Und dann hab ich Blödi noch eine Runde gebraucht, um auszusteigen. Kopf an die Wand schlag.
Ich hab ja nie
50 Shades Of grey gelesen, aber ich ahne, dass das SM auch ganz ohne Handschellen und anderes schnödes Zubehör geht, das kann man prima nur psychisch hinkriegen. Und rückblickend muss ich leider sagen, dass das bei mir der Fall war in den letzten Jahren. Selbst wenn der Film damals in meinem Kopf ein anderer war- was hinterher geblieben ist, ist wirklich eine üble Geschichte.
Das muss ich mir alles verzeihen. Weitergehen.
Und verflixt, ich glaube, heute bin ich einen Schritt weiter gegangen.