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Habe ich mich so in ihm getäuscht?

hatdazugelernt
Ich habe nach gefühlten 100 Stunden das Unknown Language Journal fertig geschrieben, gespeichert und zum Drucken fertig.
Ich hab rote Augen und einen schwirrenden Kopf.
Ich bin so fertig dass ich heute dreimal geheult habe.
Vor Frust über word auf dem PC.

14.01.2018 23:38 • #121


hatdazugelernt
Morgen beginnt die letzte Kurswoche und bisher hab ich weder etwas versemmelt, vergessen oder versiebt. Alle Lehrproben und Abgaben bestanden und den mir im Magen liegenden Aufsatz hab ich eben fertig geschrieben. Jetzt nur noch zwei Lehrproben, ein essay und die Abschlußprüfung.
Als ich hier in Prag aus dem Bus gestiegen bin, hatte ich das Gefühl, ich hatte die blödste Idee schlechthin, mir statt einer Therapie, vielleicht noch einer Kur hinterher und jeder Menge Ruhe einen vierwöchigen Intensivkurs anzutun. Mit 90 Prozent Anwesenheitspflicht, Prüfungen und selbst unterrichten müssen.
Ich bin so schnell und unsanft aus meiner Taschentücher vollrotzenden Trauerkloßsofaidylle herauskatapuliert worden dass mir ganz schwindlig war.
Im Dezember war ich so geschockt, unglücklich und am Boden zerstört (mal wieder!) , hatte Panik, Herzrasen und Weinkrämpfe, konnte mich auf kaum etwas konzentrieren. Wenn ich so darüber nachdenke, könnte ich diesem elenden Sch.wein gleich noch ein paar wohlgezielte Tritte verpassen- und zwar für jede schlaflose Nacht. Für jeden Abend mit Magenkrämpfen. Für den Morgen am Münchner Hauptbahnhof damals an dem er am Telefon mit mir Schluss gemacht hat- und ich mitten am Bahnsteig stand, keine Luft mehr bekam vor Heulen und ich danach noch das komplette Besuchsprogramm bei meiner Mutter durchziehen mußte und erst nachts um zwei wieder zuhause war. Was er auch wußte- aber nee, der Zeitpunkt war wohl irgendwie passend für ihn. Warum sensibel sein, wenn man auch ein grausamer Armleuchter sein kann. Dafür könnte ich ihn wirklich treten. Und für alle Gelegenheiten, in denen ich neben der Spur, geschockt oder zutiefst gekränkt war. Und mich noch nach ihm gesehnt habe- wie absolut gehirnamputiert war ich denn bitte.
Der Typ hat all seine Kreativität und seine skills darauf verwendet, mich nach allen Regeln der Kunst zu manipulieren und zu kontrollieren.
Wäre ich bei wachem Verstand denn auf die Idee gekommen, mein Leben von einem zwölf Jahre älteren walisischen Furz mit toxischer Gattin von der er nicht loskommt kontrollieren zu lassen?!? Weil es so schön ist, im *beep* irgendwo in Wales zu picknicken und danach auf seiner verdammten Heizdecke vor mich hinzusieden? Und dem alten Deppen die leidenschaftliche und fantasievolle Geliebte zu geben, weil er angeödet von seinem gemütlichen Pensionärsleben samt tennisspielender und Hund spazierenführender Gattin war und mal wieder bißchen Action, Drama und Kiste wollte. Da könnte ich gleich wieder nachtreten.
Aber anders als früher. Irgendwie ist der Blick mehr von außen auf die Geschichte und nicht mehr mit der heißen Wut und den intensiv bitteren Gefühlen. Es ist mehr....ach du meine Güte, sag mal warst du denn total vernagelt?! Und manchmal kommt dann wieder eine Tränenflut hoch, aber eher um es zu verarbeiten und aus dem System zu bekommen.

Ein lieber und kluger Mensch hat mir gesagt, es könnte vielleicht gefährlich sein, diese Geschichte mit Leistung die ich jetzt bringe zu kompensieren. Das stimmt, da ist schon eine Gefahr.
Aber wenn einem so dermaßen das Selbstwertgefühl in Grund und Boden gebombt wurde wie mir in den letzten vier Jahren, braucht es einfach mehr als -lehn dich zurück, tu dir was Gutes und lass es mal ruhig angehen, um aus dem Gedankenkarussel auszusteigen und wieder zu leben anzufangen.

Ich war auf einmal nach so langer Zeit glücklich, weil ich tolle Menschen getroffen hatte.
Ich war glücklich, weil mir eine Stunde gut gelungen ist.
Ich war müde weil ich zu lange gelernt habe am Vorabend.
Ich war angeschlagen weil ich zu lange feiern war.
Ich war euphorisch weil ich etwas ganz besonders gut geschafft habe.

Und nicht:
Ich war glücklich weil ich ihn gesehen habe.
Ich war glücklich weil er angerufen hat.
Ich war angeschlagen, weil ich nicht schlafen konnte wegen ihm.

Auf einmal hab ich mich wieder gespürt, ohne seinen Einfluss. So nervös bin ich, wenn ich Angst vor einer Stunde am nächsten Tag habe. So hellwach bin ich morgens wenn ich mich auf den Tag freue. So fühlt sich mein Körper an, wenn ich gut gegessen und gut geschlafen habe. So laut kann ich lachen wenn es etwas saukomisch ist.
Und nach und nach wurde es weniger und weniger was er beeinflußt hat.
Ganze Stunden und manchmal fast Tage waren zeckenfrei.
All die Leute hier kennt er nicht und hat nie von ihnen gehört, ich hab ihm nie von ihnen erzählt.
Die Kneipen und Plätze sind nur meine, an ihn erinnert hier nichts.

In in meinem Bett hier möchte ich schon mal gar nicht. Erstens ist es zu klein, zweitens hab ich keine rechte Zeit und drittens- mal ganz ehrlich- das ganze 6- und Leidenschaftsgedöhns war eigentlich ultraanstrengend.
Und nicht so mein Stil. Ich kuschel eher ganz gerne mal lieb, ja- und dann auch mal mehr und leidenschaftlicher, aber das ganze Drumherum war eher bißchen creepy und inszeniert, das war gar nicht wirklich ich. Deswegen, vermisse ich nicht.
Das Andere, was ich vermissen könnte...die lieben und so innigen Momente...da mag ich nicht daran denken. Das muss ich auch nicht jetzt.
Das sind dann immer so die Zeiten, in denen in mir so ein Riesenkloß an Trauer und Tränen ist. Wenn mir gerade so eine Szene einfällt, in der wir...schnell weg. Muss nicht sein jetzt.

Wenn ich so hier die Geschichten im Forum lese, denke ich immer, es waren wahrscheinlich nicht viele hier die Versuchskaninchen in einem so abgedrehten Drehbuch wie dem seinen. Ich hab keine Lust mehr, das aufzuschreiben. Oder zu analysieren. Ich bin nur froh, dass ich aus dem raus bin.

28.01.2018 23:01 • x 7 #122


A


Habe ich mich so in ihm getäuscht?

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hatdazugelernt
Eigentlich habe ich den Kurs genauso geschafft wie ich es mir vorgenommen habe- fast ein bißchen besser. Wenn ich mal so ein bißchen stolz darauf sein darf... Und ja, das muss ich mir ehrlich eingestehen, ich war auch bißchen verächtlich unterwegs, wenn ich an des Zeckerichs grausige Schilderungen so eines Tesol- Kurses dachte, wie anstrengend die sind, wie sehr mich das überfordern wird, wenn ich keine Hilfe habe- bis zu seinen absolut blöden Bemerkungen, dass der Kurs ja für Muttersprachler ist und ich ja allenfalls- wenn er jetzt mal ehrlich ist- Sprachniveau B2 habe, allerhöchstens schwaches C1. So ein Depp, ich hab in B2 und C1 unterrichtet und ich war jetzt auch nicht die Schmach der Kompanie und hab die Stunden geschafft. Und zwar auch noch 60 Minuten über Idioms, würde ich nie mehr tun, aber ich bin durchgekommen. Der Zeckerich war einfach vor zwei Jahren während seines Kurses faul, hat sich nicht vorbereitet und dann waren alle anderen schuld- die Tutoren, das Kursprogramm... Und dann mußte man am Telefon herumschniefen und es an mir auslassen. Schwächling. Weichei. So typisch wieder mal. Und auf meinem Englisch herumzuhacken ist auch so typisch. Ich war zwar die Tollste, Beste, Schlaueste- aber nur solange man mich durchkontrollieren und gängeln konnte.
Soweit so kindisch. Aber wenn man das gesamte Selbstwertgefühl so dermaßen im Keller hatte, ist bißchen Kopfhoch und Stolz erlaubt, hab ich beschlossen.

Und jetzt bin ich wieder zuhause. In den letzten beiden Tagen geht es mir so lala- ich hab schon damit gerechnet und mich innerlich gewappnet.
Ich habe mir mein Tagebuch des letzten Jahres durchgelesen und bin ehrlich gesagt erschrocken darüber, wie sehr ich mich geschämt und mich selbst dafür gehasst habe, dass es mir so schlecht ging. Die Tage, in denen ich würgend und zitternd mit Herzrasen herumgesessen bin und mich oft nicht erinnern konnte, wie ich in die Arbeit gekommen bin. Man hätte mir den Führerschein entziehen und mich ins Bett packen sollen, stattdessen hab ich mir noch in den Hintern getreten und mich eine dumme Kuh geschimpft und heulend die Anmeldung für den Kurs bestätigt und mir tagtäglich gesagt, dass ich mich nicht hängen lassen darf, nie und nimmer.
Wenn man von jemandem physisch verletzt wird- vermöbelt mit blauem Auge und ein paar gebrochenen Rippen, dann wundert man sich ja eigentlich nicht, wenn`s weh tut hinterher.
Die fürchterlichen Symptome letztes Jahr waren die Folgen davon, dass mich jemand seelisch so richtig vermöbelt hat und das auch noch mit so einer perfiden Grausamkeit, dass ich mich ehrlich gesagt frage, ob es ihm Spaß gemacht hat oder ob er einfach nicht darüber nachgedacht hat.
Die Nummer im Dezember auf meinem Sofa, mit Liebesschwüren währenddessen und der Aufzählung warum und wie sehr er mich liebt und warum wir zusammengehören und dass ich es ihm bittebitte glauben soll- und dann eine halbe Stunde später kaltlächelnd in der Küche bei einem Kaffee mir zu sagen, dass er mir noch nicht einmal Loyalität versprechen kann. Und ich steh da und versuche mir nichts ankennen zu lassen. Und er beobachtet mich dabei. Mein Gott, wie muss er sich dabei gefühlt haben- da hat er es doch echt in mühevoller Kleinarbeit geschafft, eine echt nicht blöde, ansonsten starke und kreative Frau so unter seiner Fuchtel zu haben, dass sie ihm in so einer Situation nicht schlicht und einfach eine knallt und ihm zeigt wo die Haustür ist.
Und danach kocht er noch für meine Töchter, umarmt die und spielt den lieben Dingsda von der verregneten Insel. Ich könnte die beiden Mädels zum Desinfizieren bringen lassen, so sehr ekelt es mich noch in der Erinnerung daran.
Das war seelisch Vermöbeln. Klar gings mir danach schlecht. Das hat mir so weh getan, dass ich Tage später laut heulend dasaß und hätte schreien können vor hilfloser Wut und vor Schmerz. Und vor Scham darüber. Und die Szene, den verdammten Tag, das werde ich mein Leben lang nicht vergessen.
Irgendwie schon der Lord Voldemort unter den Affärenheinis.

Ich habe jetzt noch drei Wochen bis zum nächsten Kurs und den werde ich hoffentlich genauso gut durchziehen. Diesmal muss ich mir wenigstens über die Sprache keine Gedanken machen, akzentfrei deutsch ist jetzt nicht so das Problem für mich. Und wenn ich diese Sprachanalysen auf Englisch geschafft habe, dann klappen sie auf deutsch wohl auch.

Ich war gestern das erste Mal wieder arbeiten und hab mich gefreut, wie sehr mich die Kinder vermisst haben. Ich hatte leider nur zwei Hände und jeweils zwei Seiten und konnte nicht neben jedem Kind sitzen und Händchen halten im Stuhlkreis- aber die kleinen wilden Kerle waren glücklich, mich wiederzusehen. Und ich auch. Ich hab mich an die Male erinnert im September und dann wieder im Dezember, an denen ich mich oft fast an meinen Tränen verschluckt habe und mir gedacht habe- bloß nichts anmerken lassen, einfach durchziehen, einfach weitermachen- und dann ist ein Tag nach dem anderen im Kindergarten vergangen und ich hab es durchgehalten. Ich war keinen Tag krank. Ob das gut war oder nicht, weiß ich nicht. Mir hat es viel bedeutet, dass er es nicht geschafft hat, mich so klein zu bekommen, dass ich zuhause bleibe.
Ich hab an den Nachmittag bei meiner Mutter im Biergarten denken müssen. In dem selben Biergarten in dem er mir gesagt hat er möchte dass wir Partner sind und zusammen leben. Und wie ich vor meiner Mutter in meine dämlichen Würschtel mit Kraut geheult habe, weil er mir eine halbe Stunde vorher am Telefon gesagt hat, dass es das jetzt war mit uns beiden. Oh for f.cks sake, don`t make a fuss. Und ein paar Wochen danach kriecht er glatt wieder an und schafft es wieder, dass ich ihm vertraue. Schon ein kleines Kunststück. Da hat er mich genau da gepackt, wo mein Stolz liegt und wo ich am verletztlichsten bin und mir demonstriert wie sehr er mich doch unterstützen und mir helfen möchte bei meinen beruflichen Plänen. Nicht ohne mir vorher liebevoll klargemacht zu haben, wie sehr ich ihn aber auch brauchen werde, ihn den großen Zampano.

Ich bin über das würgende, verzweifelte Gefühl hinaus. Ich weiß auch, dass ich weitergehen kann und schon am Weitergehen BIN. Dass ein neues Kapitel angefangen hat.
Ich muss trotzdem oft heulen. Ich kann es mir aber mittlerweile verzeihen und denke mir- das ist in Ordnung jetzt. Das ist in Ordnung, wenn du traurig bist. Das ist keine Schwäche. Das ist normal. Ich werde mir Stück für Stück und Tag für Tag mein Leben und meine Stärke zurückerobern. Mein Lachen. Meine Pläne. Ich werde mich nicht verkriechen. Ich werde den Kopf oben behalten.

Ich werde es auch einmal schaffen, die liebevolle und vertrauensvolle Seite in mir wieder anschauen zu können, ohne innerlich zusammenzuzucken und Angst zu bekommen, dass ich wieder verletzt werden könnte.
Die Frau, die jemanden umarmt und angelächelt hat, ihn gestreichelt und geküsst hat und fast übergeflossen ist vor Liebe und Zärtlichkeit und kurz hinterher einen dermaßenen Magenhaken bekommen hat- und noch nicht einmal das Gesicht verzogen hat dabei. Dieses Schwein. Die Fähigkeit, mich öffnen zu können, will ich nicht verlieren.

Ich kann das alles hier schreiben mittlerweile. Vielleicht mußte es mir so schlecht gehen wie letztes und vorletztes Jahr, um endlich zu lernen, ehrlicher mit mir umzugehen, keine Ahnung.

07.02.2018 11:36 • x 9 #123


A
Liebe Hatdazugelernt, ich habe eben deinen Ganzen Verlauf gelesen. Ich habe geweint und gelacht und mich irgendwo wiedergefunden. Bitte schreibe weiter! Ich wünsche dir eine wunderschöne Zukunft !

07.02.2018 20:09 • x 4 #124


hatdazugelernt
Ich habe gerade oft das Gefühl, als würde alles, was sich in den letzten Jahren immer schneller um mich gedreht hat, langsam stillstehen und ich könnte es jetzt langsam schaffen, mir ehrlich anzuschauen, was mich verletzt hat. Und beim Anfang beginnen, bei dem, was so schmerzhaft war, dass ich es mir damals gar nicht ansehen wollte.
Beim wirklichen Anfang.
Nach 20 Jahren Ehe, so viel Wochenendehenjahren, so viel Stress und Pubertät mit drei Kindern, hatten wir eine gute Zeit, mein Mann und ich. Wenn jede Ehe, jede Beziehung ein Leitthema hat, so war unseres vielleicht die Freundschaft, die uns verbunden hat seit wir Teenager waren. Wir hätten mehr reden sollen, denke ich. Oder auch mal streiten sollen. Aber das konnten wir nicht so recht. Ich, weil ich nur zu gut kannte, wie Eltern sind, wenn sie streiten und er, weil er es gar nicht kannte. Wenn ich eher emotional, chaotisch und sprunghaft war, dann war mein Mann das blanke Gegenteil. Ich hab meine Bilder mit Hammer und Nagel gut gelaunt in die Wand gekloppt und mehrere hinterher gut sichtbare Anläufe gebraucht, während er mit Wasserwaage, Bohrmaschine und Dübel einen Aufhänger in die Wand gebastelt hat, an dem man auch einen Ochsen aufhängen hätte können. Während er Gottseidank Steuer und Finanzen im Blick hatte, war mein Beitrag zur alljährlichen Steuererklärung ein Quittungenwust. Wenn man mich ungehindert hätte schalten und walten lassen, wären wir mit einem halben Dutzend Kindern und einem Zoo an Haustieren geendet und wenn ihn eines genervt hat, dann meine Begabung, alle möglichen und unmöglichen Menschen in unserem Haus zu versammeln, die gerade jemanden zum Reden brauchten, auch wenn noch nicht einmal ich sie richtig mochte. Oder meinen Hang zu unlukrativen Jobs aller Art zwischendurch, zu Überstunden ohne Ende, weil ich wieder mal nicht nein sagen konnte. Wir waren wirklich sehr unterschiedlich. Aber ich hab ihn so liebgehabt. Wenn ich ehrlich bin- ich hab oft Leidenschaft vermisst. Ich bin eine ziemliche Kuschel- und Schmusetante- und egal ob wir jetzt ein Jahr oder 11 jahre oder 20 Jahre verheiratet waren, ich hatte diesbezüglich immer eher Unsinn im Kopf und jede Menge blühender Fantasie.
Aber grad zum Schluss- ich fand, wir hatten uns großartig zusammengelebt.
Und dann hatte er sich in seine Sekretärin verliebt. Ich hab das nicht ernst genommen, nicht zu der Zeit, nicht nach all dem was wir gemeistert haben, nicht nach der Nähe zwischen uns immer noch und unserer so tiefen Verbindung. Klar hab ich bemerkt, dass sie sich an ihn rangeschmissen hat- aber ich hab es einfach nicht ernst genommen. Diese hohle Partygeplauder, die Designerjeans, die vielen Falten im Gesicht nach dem Runtergehungere, die gebleechten Zähne und die Forellenbrüstchen (garantiert von Meisterhand gemacht)- also nee, kann nicht sein. Und ich hatte mich noch so um sie gekümmert, als es ihr schlecht ging und sie hatte gesagt, ich sei ihre beste Freundin- so gemein könnte doch im Leben keine Frau sein. Dachte ich. Es kann doch keine ernsthaft bei mir in meinem Haus sitzen, meine Nudeln essen und gleichzeitig meinen Mann abgreifen wollen?
DAS war der status quo, als ich dem Zeckerich anfing zu schreiben. Er muss sich königlich amüsiert haben über meine Fassungslosigkeit, als ich realisiert habe, dass das in der Tat geht. Und ihn noch als Ratgeberonkel sah. Ja, ich schlage grad selbst die Stirn an die Wand ob meiner Blödheit.
Was hab ich Wochenenden lang durchgeheult in der Zeit, als wir realisiert haben, dass wir uns zwar lieb haben, aber mein Mann eine Tür nach der anderen zugemacht zwischen uns. Keine Küsse mehr. Keine Zärtlichkeiten mehr. Kein 6 mehr. Keine Gespräche mehr.
Ich war wie erstarrt, so geschockt und verletzt.

Ich weiß, dass er nicht glücklich ist und er sagt auch immer wieder, dass er mich so sehr vermisst. Ich weiß aber nicht, was er vermisst. Mich als seine beste Freundin? Die Sicherheit und Vertrautheit, die wir hatten? Über die letzten Monate und Jahre hinweg hat er immer mal wieder signalisiert, dass er gerne er wieder zurück kommen möchte.
Und dann denke ich mir- ja, und dann ist er zurück.
Was denkt er dann, wenn er mich umarmt? Dass er die andere Frau vermisst?
Was denkt er, wenn wir miteinander schlafen? Daran, was sie gemacht, getan, gesagt hat?
Dass er das vermisst?
Vergleicht er uns? Ist er unglücklich dabei? Bin ich der Trostpreis? Die Vernunftlösung?
Und was denke ich? Denke ich an einem Freitag abend an Gin und Tonic in der Küche und einen wilden Kuss unter viel Gelächter?
Kann man wirklich noch einmal zurück zueinander finden nach vier Jahren?
Ich glaube nicht, und wenn- ich kann noch nicht einmal darüber nachdenken.

Ich kann nur sagen, dass ich es mir jetzt erst eingestehe, wie sehr es mich verletzt hat, das Ganze. Das ist eine Premiere. Vielleicht hilft es mir weiter auf meinem Weg.

08.02.2018 00:40 • x 10 #125


Pinie
Wundert mich wenig, dass du völlig angeschlagen warst, als er in dein Leben kam.
Und es ist eine heftige Geschichte, sich von dir trösten lassen und gleichzeitig deinen Mann anflirten. Heftig würdelos das Ganze.
Du bist seit einigen Tagen darum gekreist, hier nicht offenbaren zu wollen, was genau mit dir los war.
Ich finde es super, dass du über den Schatten springen konntest.

Für den Waliser war es mit der Kenntnis der Vorgeschichte easy, dich zu verführen. Dennoch war es ok zu vertrauen. Nur die Bedürftigkeit aus der heraus dies geschah war zu dem Zeitpunkt sehr hoch m.M.n.
Damit das Vertrauen vielleicht etwas zu blind.

Dicke Unarmung.

08.02.2018 05:39 • x 3 #126


M
Zitat von hatdazugelernt:
Ich hab meine Bilder mit Hammer und Nagel gut gelaunt in die Wand gekloppt und mehrere hinterher gut sichtbare Anläufe gebraucht, während er mit Wasserwaage, Bohrmaschine und Dübel einen Aufhänger in die Wand gebastelt hat, an dem man auch einen Ochsen aufhängen hätte können.

So war es bei uns auch
so ein Dejavue gefühl, als würdest du mich und mein ehedings beschreiben, er der vernunftbegabte, ich die kreative mit viel Unsinn im Kopf. Ich hoffe für mich, er kommt nicht in 4 Jahren angeschlichen und will da anknüpfen, wo er mich im Okt 17 verlies

08.02.2018 07:24 • x 2 #127


onlysad66
Hallo - ich habe deine Geschichte jetzt schon öfter gelesen und finde deinen Schreibstil ganz toll - trotz dem ganzen Mist, den du erlebt hast.. wir sind im selben Alter und auch ich hatte schon ähnliche Situationen wie du - Situationen in denen einen das Entsetzen packt... aber das Leben ist eben so. Ich hab auch viel dazugelernt in all den Jahren. Du hast dir zu viel gefallen gelassen von ihm - im Nachhinein weißt du jetzt hoffentlich, dass man nicht alles schlucken darf - sonst geht das perfide Spiel immer weiter. Solche Typen sind einfach nur abartig und krank. Ich möchte mir nicht ausmalen was wäre, wenn man so einem Typ total hörig wäre bzw. den Absprung nicht schaffen würde - da würden sicherlich noch einige Grenzen überschritten werden, keine Ahnung - man wäre dann wohl reif für die Klapse..

Ich wünsche dir von Herzen, das alles wieder besser wird. Du bist auf einem guten Weg. Ich selber habe immer - wenn der erste ganz ganz schlimme Schmerz vorbei war - mich wieder irgendwo angemeldet und versucht, mich ein wenig mit flirten abzulenken. Auch wenn mir noch gar nicht richtig danach war.. zumindest knüpft man ein paar neue Kontakte und schreibt mal hier mal dort. Es lenkt einen auf jeden Fall zeitweise von dem ganzen Mist ab. Und nach einiger Zeit kommt dann wieder jemand, der einem ganz gut gefällt. das war zumindest bei mir immer so.

Wenn es dir wieder viel besser geht, solltest du ein Buch schreiben über dein Leben - wie schon gesagt du schreibst so spannend - ich würde es sofort kaufen

08.02.2018 13:05 • x 4 #128


hatdazugelernt
Danke für die lieben Wünsche, das bedeutet mir gerade sehr viel.
Es gibt Tage, an denen ich wieder hoffnungsfroh und gutgelaunt bin, aber dann auch Tage, an denen ich nur heulen könnte und unendlich müde bin.
Das Schreiben erleichtert mich irgendwie, deswegen bin ich froh wenn ich es hier machen kann ohne blödes Gefühl und schlechtes Gewissen.

08.02.2018 17:10 • x 1 #129


hatdazugelernt
Kann mir einer meine Hände festhalten? Ich würde gerne eine ausführliche Mail an den Zeckerich schreiben. Warum, weiß ich nicht. Ich bin wütend und vermisse ihn noch nicht einmal. Aber ich würde so gerne....jetzt schreiben.... oh verflixt.

09.02.2018 23:48 • x 1 #130


Ema
Zitat von hatdazugelernt:
Kann mir einer meine Hände festhalten? Ich würde gerne eine ausführliche Mail an den Zeckerich schreiben. Warum, weiß ich nicht. Ich bin wütend und vermisse ihn noch nicht einmal. Aber ich würde so gerne....jetzt schreiben.... oh verflixt.


Nicht schreiben! Nix!
Halt die Pfötchen unter Kontrolle! Beschäftige sie. Mit irgendwas.

Denk an Folgendes: Nichts, was du schreiben könntest, rein gar nichts, kann so böse, giftig, treffend oder gemein sein, wie - gar nichts schreiben.

Er lacht sich ins Fäustchen, verstehst du?
Allein wegen der Aufmerksamkeit, die du ihm zuteil werden ließest, wüsste er, dass er dich emotional immer noch fest am Wickel hat.

Den Gefallen willst du ihm nicht tun!

Das willst du dir nicht antun!

09.02.2018 23:59 • x 4 #131


Ema
Wenn du mir nicht glauben willst, dann glaube Heinrich Heine:

Der Brief, den du geschrieben, 
er macht mich gar nicht bang; 
du willst mich nicht mehr lieben, 
aber dein Brief ist lang.

Zwölf Seiten, eng und zierlich! 
Ein kleines Manuskript! 
Man schreibt nicht so ausführlich, 
wenn man den Abschied gibt.

10.02.2018 00:13 • x 9 #132


E
Zitat von hatdazugelernt:
Kann mir einer meine Hände festhalten? Ich würde gerne eine ausführliche Mail an den Zeckerich schreiben. Warum, weiß ich nicht. Ich bin wütend und vermisse ihn noch nicht einmal. Aber ich würde so gerne. jetzt schreiben. oh verflixt.

Das kenne ich nur zu gut.

Mir hat geholfen *nachzuforschen,warum ich das tun wollte.
*ihm zu schreiben und nicht abzuschicken.
*zu weinen und zu vermissen in dem Moment.
*Tagebuch.
*und alles andere, was kompensiert.

Gleichzeitig aber auch aushalten geübt. Das war schwer für mich.

Drücker für dich

10.02.2018 06:48 • x 1 #133


onlysad66
Ich kann dich soooo gut verstehen. Ist ähnlich wie bei mir. Fernbeziehung mit Afrikaner in Athen. Sonne Strand und Love beinahe 3 Jahre - jeden Tag telefoniert. Bis er sich ohne Grund nicht mehr gemeldet hat. Ich wusste sofort das wars - kein Herzinfarkt oder Schlaganfall waren die Ursache. Ich habe mich auch totgestellt und alles mit mir selbst ausgemacht. Ging mir ganz schlecht und es war nicht einfach. Alles das passierte letzten November. Hat mir dann Weihnachtsgrüsse geschickt und sich ab und an wieder gemeldet. Echt krank.So bitte antworte ihm NICHT. Setze deine Energie lieber da hinein, jemand neues kennenzulernen. Das ist viel effektiver.

Ich habe jetzt wieder jenanden, der nicht weit von mir weg wohnt. Das ist auch schön, weil man kann auch öfter sehen als bei einer Fernbeziehung. Ich habe keine Lust mehr zu trauern - nee - ab und an überkommt mich noch die Enttäuschung, aber dann freu ich mich wieder, dass alles soweit wieder gut läuft. Mach doch ein Wellness Wochenende und Lenk dich so gut es geht ab. Schreiben kannst du hier und nicht ihm.

10.02.2018 10:20 • x 2 #134


Pinie
Huuuh.
Hatdazugelernt, moin erstmal. Wie is dein Kampf ausgegangen?
Egal wie, wir schnacken weiter, ok?

10.02.2018 10:53 • x 2 #135


A


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