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Habe ich mich so in ihm getäuscht?

Ema
Zitat von hatdazugelernt:

und ich hab in Gedanken das alles dem Unsäglichen erzählt,

ich vermisse ihn. Ich bin fürchterlich traurig oft. Ich denke mir dann zwar- ok, reiß dich zusammen, Haufen zu tun, brauchst dein Hirn, der Kerl ist es nicht wert... Aber dann bin ich traurig.


Dem, dessen Name nicht genannt werden darf?

Kenn ich. Alles.

Kennst du das auch:

Manchmal habe ich ganz lichte Momente. Als würde mir jemand anders gerade meine ganze absurde Geschichte erzählt haben und ich denke nur: Nee, oder? So einen Sch.eiß macht irgendjemand mit? Nicht ernsthaft, oder?

Und macht es nicht nur mit - er trauert auch noch? Wie jetzt? Darum, dass der Blödsinn endlich vorbei ist?

Und bei diesem Licht betrachtet, sind sie das alle, diese Geschichten hier: Total absurd.

Es sind so etwas wie Augenblicke der kurzen Erleuchtung.

Dann übernimmt wieder irgendeine bekloppte Biochemie die Regie und erzeugt seltsame Dinge wie Sehnsucht (nach dem Folterknecht, der eigentlich auch wiederum nur ein armes Sch.wein ist - wie man selbst - gefangen in seiner eigenen, ganz persönlichen Hölle), Trauer (um die vergangene Quälerei?), Wehmut (um die Selbsterniedrigung?) und der klare Moment wird in irgendeine dunkle Ecke des eigenen Selbst verscheucht.

Aber hey: Er war kurz da!
Und man kann ein paar Tränchen weinen und denken: Er wird wiederkommen. Und das nächstemal verweilt er ein bisschen länger. Ganz bestimmt. Es gibt ihn, diesen Teil in uns, der ganz klar sieht. Messerscharf.
Und der uns zeigt: Maja. Alles, was uns leiden lässt, ist nur Maja.
Wir erzeugen den Blödsinn selbst. Wir können es auch wieder lassen.

Ich hatte gerade so einen lichten Moment. Deshalb kann ich gerade so geschwollen daherschwafeln.

Ich lege aber für später schonmal das Taschentuch in Griffweite.

04.01.2018 23:02 • x 1 #106


hatdazugelernt
Ja. Mußte grad loslachen und wünschte, ich hätte jetzt ein Glas Rotwein statt gesundem, die geistige Leistung eventuell ankurbelndem Kräutertee.
Ja, kenne ich, Ema. Alles. genau die Gedanken.
Ich stelle mir manchmal vor, ich würde meinem Ich von vor über 10 Jahren meine Geschichte erzählen. Dem Ich, dass drei Kinder zuhause hatte, in drei Elternbeiräten war, dauernd Besuch hatte, die Ratgebertante schlechthin war, dem Aussehen nach definitiv an liebt mich wie ich bin, zu was anderem hab ich keine Zeit und wie schreibt man bitte Frisör geglaubt hat, immer Kuchen im Ofen hatte und dauernd im Garten gewerkelt hat. Dem Ich würde ich dann erzählen- ja weißt du, in ca 10 Jahren wirst du bißchen schniefend in einer Prager Altbauwohnung über einem Englischordner sitzen, nachdem du grade kurz mit deinem Ex telefoniert hast, der gerade am Filmekucken mit seiner Next war und du wirst deswegen so schniefen, weil du deinem lover hinterher trauerst, der ein psychopathischer walisischer Exbulle ist und dich vier Jahre lang königlich gestresst hat. Ja genau, ihr wart auch wochenlang mit seinem Wohnmobil in Frankreich unterwegs, nachdem ihr euch grade das zweite Mal gesehen habt und dann warst du am Boden zerstört, weil er sich nicht zu dir bekennen wollte bladibla und als du dann ihn in Wales besucht hast. Ja, lass gut sein, würde das Ich von vor 10 Jahren sagen, verA.en kann ich mich selbst, aber coole Geschichte. Meine Güte. Sag mir nur, wann ich genau all die vielen Gehirnzellen verloren habe und wie das zuging, bitte- du Geist aus der Zukunft.
Und dann würde es sagen- he, nett dass wir uns unterhalten haben, Geist, aber ich hab jetzt zu tun. See you.
Und dann würde ich gerne mit dem Ich vor über 30 Jahren um diese Zeit zusammen sitzen, das gerade den Erzeuger der noch im Werden begriffenen Tochter abserviert hat und fröhlich erklärt hat, es wird das alles locker wegstecken und schaffen- lieber kein Kerl als ein blöder- und tschüß. Das Ich, das keinen Pfennig in der Tasche hatte, keinen Job, kein Nichts, aber trotzdem irgendwie nicht den Mut verloren hat.Oder nur manchmal. Diesem Ich wäre all der walisische Blödsinn nicht ganz so surreal, aber dafür die Heulerei jetzt. Reiß dich zusammen, Geist aus der Zukunft, würde es vielleicht sagen- Blödsinn haben wir doch schon immer gemacht, aber deswegen muss man doch nicht so am Boden zerstört sein. Das ist doch keiner wert. Wie war er denn so, der lover, würde das Ich noch neugierig fragen, denn es hatte oft nur Unsinn im Kopf.
Und dann würde ich noch gerne das Ich in 20 Jahren treffen, wenn es das dann noch gibt. Du, Ich aus der Zukunft, würde ich dann fragen, was ist eigentlich aus dem Kerl geworden? Muss dich nicht interessieren, würde es sagen, mach mal deinen Kram. Kriege ich eigentlich alles auf die Reihe so wie ich es geplant habe, würde ich dann fragen? Nicht wenn du so weiterschniefst, würde es sagen. Ähm, hattest du noch. Spaß, also bis heute, du Ich aus der Zukunft? Liegt an dir, würde es sagen, liegt ganz allein an dir jetzt.

Ich kann auch nur so geschwollen und surreal daher quatschen, weil ich vom Lernen gaga bin.

05.01.2018 00:00 • x 4 #107


A


Habe ich mich so in ihm getäuscht?

x 3


V
mit dir würde ich so gerne mal einen abend bei rotwein verbringen
@hatdazugelernt und dann alle diese gedanken .. und ich wette wir würden uns an den kopf greifen und fragen, wo der wohl damals war , der kopf .. gott sei dank haben wir ihn jetzt so langsam wieder

prag ist so eine schöne stadt und die tschechischen knödel sind lecker , lass es dir schmecken

05.01.2018 12:03 • x 2 #108


hatdazugelernt
Ich stell schon mal ein paar Flaschen bereit, eine reicht da nicht...

Ich liege gemütlich warm im Bett und es zieht wie Hechtsuppe durch das Uraltfenster herein. Irgendwie hat man hier dauernd eine Türklinke oder gleich einen Fensterflügel der Hand wenn man zu energisch auf und zu machen will.
Meine WG Genossen und ich haben zum Einstand unseres Monats hier in der Küche fröhlich unser jeweiliges Kleingeld verpokert.
Ich war gar nicht so übel. Und danach waren wir Bratwurst essen in der Kneipe am Fluss.
Ich hab keinen Fatzen gelernt heute abend, aber dafür meinen Mitbewohnern deutsches Liedgut der niedersten Sorte näher gebracht.
Morgen wird es wieder ernst. Und strebsam.

Und ich hatte eigentlich keine Lust, an den Idioten zu denken.

Ich hab hier nur knapp die Hälfte des kranken Mists erzählt der da abging - und der mir jetzt erst so recht dämmert.

Für die Weinkrämpfe, Magenkrämpfe, Herzrasen, Kotzerei, Suizidgedanken und Schockzustände aller Art möchte ich ihm aber gerne einen dermaßenen Tritt in die Weichteile verpassen, dass er sie sich umhängen kann. Vor allem für die Schoten jetzt im Dezember!
Für die Minderwertigkeitsgefühle, die Angst und Verunsicherung,die ich mühsam ablegen muss jetzt.
Die ich aber wieder ablegen WERDE.

Ich hoffe, ich kann hier weiterschreiben, auch nachdem ich weiß dass ich mich in ihm getäuscht habe...

07.01.2018 22:47 • x 1 #109


Ema
Zitat von hatdazugelernt:

Ich hab keinen Fatzen gelernt heute abend, aber dafür meinen Mitbewohnern deutsches Liedgut der niedersten Sorte näher gebracht.

Ich hoffe, ich kann hier weiterschreiben, auch nachdem ich weiß dass ich mich in ihm getäuscht habe...


Darf ich mitsingen?

Ich kann nicht singen. Aber ich singe gerne. Und laut. Vor allem nach ein paar Gin-Tonic

Und ich bestehe darauf, dass du weiterschreibst!

07.01.2018 22:54 • x 2 #110


hatdazugelernt
Ich halte in einer Stunde meine ersten 60 min Unterricht, mir ist schlecht und alle sprechen Englisch im Büro, gleich sprechen alle nur noch Tschechisch.
Oder was auch immer.
Ich weiß gar nicht mehr wie Liebeskummer geht.
Oder auf dem Sofa die Taschenücher vollrotzen. Ich will nach Hause....

10.01.2018 08:18 • x 3 #111


K
Zitat von hatdazugelernt:
Ich halte in einer Stunde meine ersten 60 min Unterricht, mir ist schlecht und alle sprechen Englisch im Büro, gleich sprechen alle nur noch Tschechisch.
Oder was auch immer.
Ich weiß gar nicht mehr wie Liebeskummer geht.
Oder auf dem Sofa die Taschenücher vollrotzen. Ich will nach Hause....

Du lehrst Liebeskummer?

10.01.2018 08:20 • x 1 #112


hatdazugelernt
Das könnte ich freihändig.
Nö, es ist past perfect continuous, leider.
Und statt vor Wochen rumzuheulen hätte ich die Lehrproben üben können
Waah. Jetzt. 60 Minuten Schwitzen.

10.01.2018 09:37 • #113


Eisbeere
Improvisieren, phantasieren, philosophieren. Egal was, hau rein. Jdte do plného! - Geh in die Vollen.

10.01.2018 21:22 • x 1 #114


hatdazugelernt
Die erste von vier Wochen Kurs geschafft und heute abend ist frei. Kein Ordner, kein PC, kein Buch, kein Nix. Wir hatten heute schon Fantasien von unserem Samstag vormittag- im Bett liegen, mit einer Tasse Kaffee, im Bett frühstücken, im Bett bleiben.
Lange im Bett bleiben.
Das Bett bis mittags nicht verlassen.

Ich war jetzt fünf Tage unter Daueradrenalin und Spannung- wir waren meist um sechs Uhr schon am Küchentisch gesessen und haben gelernt oder noch an einem Stundenentwurf gearbeitet- und sind nach sechs erst heimgekommen, haben danach noch gelernt und sind um 10 Uhr ins Bett gefallen- für mich ist das wie in einer eher surrealen Zeitschleife gelandet zu sein, nichts hat mit dem Leben vorher zuhause zu tun. Das WG Leben mit vier lustigen Typen, dazu unser Schulweg über die Moldau, der ständige Input in der Schule, das ganze Geblödel und Gestresse, das irre Pensum an essays und Tests, die vielen neuen Leute, nahezu keine freie Minute- das war wie eine Schocktherapie für mein Gehirn. Und Gefühlsleben.
Ich war vor Wochen so weit, dass ich stolz war wenn ich mal nicht geheult habe und vielleicht mal kurz nicht an ... den Idioten gedacht habe.
Ich hatte am Donnerstag die üble Grammatikstunde schlechthin vorzubereiten- ich und das will future - kein gutes Team. Die, die vor mir dran war, hat ihre Stunde nach 25 Minuten in den Sand gesetzt und ich musste ihre Zeit mit übernehmen und anknüpfen. Das Arbeitsblatt, das sie austeilen sollte, hatte sie vergessen- und das war der Ausgangspunkt meiner Stunde. Und ich hab das Arbeitsblatt an der Tafel grad kurz improvisiert, paar Scherze gemacht und die Stunde durchgezogen. 110 Minuten mit Spiel, Spaß und Spannung, fiesen Fragen von den Schülern und den Tutoren zur Beurteilung hinten im Raum. Sorry, dass ich damit langweile, aber ich war danach high vor Erleichterung. Wow, ich habs doch noch bisschen drauf! Ich bin gar nicht so verhärmt , mausgrau und unfähig.
Ich kann mich toll fühlen auch ohne den Idioten.

Ich hab das im Dezember verschriebene Antidepressivum vorsichtshalber nicht vor dem Kurs angefangen zu nehmen, weil ich mir nicht sicher war wie sich das mit Stress verträgt. Es ging mir ja auch schon besser- kann sein, dass nach dem Kurs hier nochmal ein Loch droht, aber das sehe ich dann, jetzt momentan geht es mir gut.

Und weil ich mich wieder so nett berappelt habe und man das scheinbar aus der Ferne riechen kann, sind auch wieder Anklopferle gekommen. Entweder hat der Typ alle naslang eine neue simkarte, oder mein smartphone rafft das mit dem Blocken nicht. Ich hab nur in der Vorschau 0044 gesehen und how is it going? und es ungelesen gelöscht. Armleuchter. Der hat den Kurs selbst gemacht und weiß dass ich jetzt nach Woche 1 auf Hochtouren über s WE am essay schreiben bin, wie manipulativ ist das denn.
Ich hab vor ein paar Tagen geschrieben, dass ich nicht die Hälfte von all dem Psychomist erzählt habe, der gelaufen ist. Nur um einen Einblick zu geben wie der Depp tickt, eine kleine Geschichte.
Ich hab vor über einem Monat angefangen, einer Frau aus Kanada zu schreiben. Ich bin seit Ewigkeiten auf einer international penpalsite. Okay, also eine Witwe, 60, Kanada, hat mich angeschrieben und wir haben uns sporadisch und so lala interessant unterhalten. Ich dann ja eher aus Liebeskummergründen eher schreibgehemmt und verhalten und sie so über ihre Hunde, Bücher, Kräutertöpfe und den vielen Schnee in Kanada.
Am Montag hab ich eine Mail bekommen, in der wieder mal Schnee geschaufelt wurde , bis das Ganze auf einmal kursiv wurde und ein vollkommen abgedrehter Absatz kam, in dem Dr Whos blaue Policebox, ein Eichelhäher und andere Dinge vorkamen. Entweder Frau Witwe hat sich einen gesüppelt oder...Oder halt das Offensichtliche.
Psycho halt, fehlt nur der Duschvorhang und bisschen Musik.
Ich hab es fünfmal gelesen vor dem Löschen. So viel Andeutungen auf einmal kriegt nicht mal eine vollkommen zugekoks.te kanadische Witwe hin.
SO tickt der.
Kann man kaum erzählen, eigentlich.
Bloß weg damit.

13.01.2018 00:20 • x 4 #115


E
Ich finde es toll, was du erlebst und freue mich mit dir, dass es dir gut geht und du dich ganz neu entdeckst.

13.01.2018 06:30 • x 3 #116


Eisbeere
Kurs halten. Gefühlschaos als Wunder begreifen, Wankelstimmungen als Dauerzyklon auffassen, in der Tiefsee der erlebten Grausamkeiten irgendwie durchwanken. Ziel nicht aus den Augen verlieren. Auch wenn die Masten, Schoten und die Segel brechen - das stehst du durch!

13.01.2018 10:26 • x 2 #117


hatdazugelernt
Ich hab heute bis abends an dem verd. essay gearbeitet und war dann mit den anderen aus. Und hatte einen dicken fetten Kloß in der Kehle und hätte am liebsten geheult. Und zwar richtig. Teils aus Wut- über die blöden Andockversuche und teils aus... Trauer. Ich dachte auf einmal, so muss es sich anfühlen, wenn man einen geliebten Menschen eingeladen hat und wacht dann am frühen Morgen auf und neben einem liegt ein garstiges Schwein im Bett. Das seine Borsten überall verliert und... stinkt. Ich musste erst grinsen und dann heulen auf dem Heimweg. Whats wrong, hat einer meiner WG-Kumpel gesagt. Ach nix, hab ich gemeint. Und dann sind wir Arm in Arm heimgegangen- er gleichgeschlechtlich und 20 Jahre jünger als ich und ich mal wieder am Heulen. Du schaffst doch den Kurs , keine Sorge, hat er gemeint.
Wir haben uns noch Schokolade vom Kiosk geholt und bis eben NICHT gearbeitet sondern einen ganz besonders grottenschlechten Horrorfilm geschaut. Manchmal tuts noch verdammt weh. Als würde man Feuer einatmen und alles krampft sich zusammen.
Was weh tut ist, dass man erkennt, man hat bereits angefangen loszulassen. Dass es vorbei ist und schon das nächste Kapitel angefangen hat. Dass nichts mehr zu lieben da ist. Nichts mehr zu vermissen. Dass man schon spürt man kann ohne den Menschen glücklich sein. Warum ist man dann eigentlich nochmal traurig statt einfach nur erleichtert?
Ich mag zum Beispiel überhaupt nicht daran denken, mich wieder zu verlieben. Irgendwann. Kann schon sein, dass das wieder geht. Aber ich mag das nicht mehr, glaube ich. Nicht mehr so verletzbar sein, bitte. Nicht mehr das Gefühl haben, jedesmal so dahinzuschmelzen, so die Abwehr und Vorsicht aufzugeben.

Was verrückt ist- ich kann mich nicht richtig an sein Gesicht oder seine Stimme erinnern, so als wenn mein Gehirn das gelöscht hätte. Und die Sachen, an die ich mich erinnere, sind so unwirklich, die könnte ich mir auch ausgedacht haben.
Ich hatte ihn so fürchterlich lieb, so ganz und gar und mit allem Drum und Dran. Und jetzt ist er halt einfach nur ein Depp, den man schnellstens vergessen muss.
Ich wäre einerseits wieder gern die vollkommen verliebte und verpeilte Frau von vor ein paar Jahren, die den Typen am Bahnhof geküsst hat und andererseits dann doch viel lieber wieder ich wie ich jetzt bin.

Zeit zum Schlafen.
Ich hab manchmal Angst und fühl mich alleine, ehrlich gesagt. Auch wenn ich denke, ich krieg das alles hin - das mit dem Rest meines Lebens und das Beste aus mir herausholen und so. Aber manchmal, so wie grade, wäre mir zum Heulen. Und ich würde gerne jemand vollplaudern, wie es so ist hier und was ich morgen noch alles schreiben muss für den blöden essay- naja... und dann kommt mir, dass das außer mir kein Schwein interessiert. Naja, und dann schlafe ich eine Nacht drüber und es geht vorbei?

14.01.2018 01:11 • x 7 #118


E
Liebes.

Deine Sätze lösen in meinem Inneren einiges aus.

Trauer ist ein so schwieriger und anstrengender Prozess.

Du sagst es so treffend.
Als würde man Feuer einatmen. Das trifft es. Alles brennt. Nichts mag es zu löschen. In solchen Momenten war ich nur Trauer. Nichts hatte mehr Platz. Es lähmte mich. Ich gabe stundenlang geweint und mich vollkommen zurückgezogen. Eingeigelt.
Ich musste lernen, mich von ihnen nicht beherrschen zu lassen und doch Platz dafür zu lassen. Also bewusste Zeiträume dafür freizuhalten. Das half. Fiel mir aber außerordentlich schwer. Mir hat Schreiben geholfen.

Keinen dieser Texte könnte ich jetzt noch schreiben. Der Schmerz ist dort. Er auch. Es gibt schwarzweiße Erinnerungen in meinem Herzen, die ich mir verboten habe.

Arbeit hilft mir auch sehr. Neue Herausforderungen. Das gelang mir aber erst sehr viel später.

Du bist so viel besser darin als ich. Da, wo du bist, war ich erst nach einem Jahr.

Eine feste und ganz liebevolle Umarmung für dich.

14.01.2018 06:55 • x 2 #119


Eisbeere
Schön ist, daß du was tust und arbeitest, da vergeht dir der Kopf. Ein garstiges Schwein im Bett, nicht schlecht, dazu einen passenden Horrorfilm. Ein garstiges Schwein im Bett und grottenschlechte Horrorfilme, das sind die bestimmenden Faktoren in deinem Leben.

Einmal befand ich mich wegen einer Fortbildungsveranstaltung auf einer Ausflugsburg, Schreckenstein hieß das glaub ich. Mir wurde angedroht, den Hummer öffnen zu müssen, das konnte ich nicht. Dazu stellte sich ständig ein grunzendes, pechschwarzes Borstenvieh (allerdings ohne Borsten) neben mich, das mir als osttibetanisches Kampfschwein vorgestellt wurde. Ich hab das Schwein an dem Abend lieben gelernt, weil ich das Grunzen echt nachvollziehen konnte.

Wenn du einmal lernst loszulassen, dann bist du eine Rakete die vorwärts kommt, das andere kannst du abschreiben. Du solltest dich vielleicht in der Form befreien (loslassen), indem du deinem Ex einen neutralen Brief schreibst und dich für die Zeit mit ihm bedankst. Gebracht hat es dir gleichwohl etwas, dafür ist die herzzerreißende Traurigkeit in der du schwimmst, genug Beweis.

Ich hab mal in München die Unterhaltung zweier älterer, wohlhabender Damen (Pelzmantel) auf dem Weg zum Nationaltheater miterlebt. Sie unterhielten sich darüber, welche tollen Urlaube sie früher verbrachten. Eine wollte die Vorzüge Japans schildern, die andere versuchte das auch. Vorzüge Japans fielen allerdings keiner von beiden ein.

Wie war das noch in Japan. Wo waren wir da, was hat's da alles gegeben? Ach ja, rosafarbendes Toilettenpapier gab's da., sagt die eine unvermutet. Rosafarbenes Toilettenpapier ist das einzige, woran man sich noch erinnert. Dieses traurige Beispiel auf die Kulturgeschichte wollen wir nicht auf die Beziehungswelt übertragen.

Wie warm, wie schön, wie nah. Sich an die richtigen, die schönen Momente im Leben zu erinnern, ist eine der schönsten Freuden und Tugenden, die das Leben für uns bereit hält. Warum lassen wir es nicht dabei, indem wir mehr und mehr davon haben wollen. Das Mehr liegt im endlos Schönen, das in einer kleinen Begebenheit liegt. Es muß nicht jeden Tag die gleiche sein.

Trink ein Glühwein auf dich; echt fruchtbar, wie du dich freiwillig in Seelenqualen begibst. Für dein Kopfkino würde ich sogar Eintritt bezahlen. Mir gibt deine Schilderung über das Erlebte mehr, als das Erlebte selbst wert ist. Versuch dich einfach daran zu erinnern, wie schön es war für dich. Genieße die Freude an die schönen Momente ein Leben lang, das ist doch die schönste Rache.

Sei friedlich und freue dich ein Leben lang, indem es dich gibt. Das andere, das ist Raketentreibstoff für dich. Nun die Schlußfrage: Was sagt denn das garstige Schwein zur Nacht? Kommen in dem Horrorfilm auch echte Leichen, blutige Laken, jede Menge Hackebeile und im Dunkeln gespenstisch blitzende Augen vor? Dann schreib doch selbst, gute Autoren werden im Genre gesucht.

14.01.2018 12:30 • x 3 #120


A


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