Ihr Lieben!
Ich bin verwirrt. Vielleicht erinnern sich noch einige an mich?
Während Corona habe ich 2020 ein Jurastudium begonnen. Nun bin ich kurz vor dem Abschluss. Wie ist bei Juristinnen üblich ist, besuche ich seit September ein Repertorium.
Dabei gibt es einen netten Repetitor. Nennen wir ihn für die Geschichte Jan. Da ich mittlerweile verheiratet war und aus dieser Ehe ein kleines Kind hervorgegangen ist, besuche ich das Rep vor allem Ding online.
Aufgrund von Baumaßnahmen hatte ich neulich kein Internet. Ich schrieb meinem Repetitor, dass ich mich verspäteten würde, da ich mit Rechner und Büchern noch umziehen müsste. In der Pause schrieb er mir zurück und machte Witze darüber, dass ich ihn bei meiner Oma anschaute. Hieraus ergab sich eine Konversation. Am nächsten Tag erschien sein Kollege nicht zum Unterricht. Er schrieb mich erneut an und fragte, ob wir wirklich kein Lehrer hätten. Ich antwortete. Jan erzählte mir, dass er gestern mit dem besagten Kollegen ein trinken war. Bis dahin habe ich immer noch gedacht, dass aufgrund der Tatsache, dass ich älter bin ich vielleicht sowas wie „ die verantwortungsbewusste Mutti bin“. Danach kam einige Wochen Nix. Dann hat er mich gefragt, wie mir der Kurs gefallt. Da ich schon einiges ausprobiert habe und er wirklich fachlich gut ist, habe ich ihm das gesagt. Er hat dann weiter mit mir geschrieben. Aber es kamen keine Gegenfrage. Ich nahm das als Desinteresse. Habe ihm das auch vernünftig und ehrlich so gesagt. Und habe ihm gesagt, dass er mich “warmhalten” muss und auch nicht aus Höflichkeit mit mir reden muss. Aber habe auch zugeben, dass ich gerne mit ihm rede. Er hat sich dann entschuldigt und mir seine Seite per Sprachnachricht erklärt. Irgendwann hat er, ohne weitere Gegenfragen, mir seine Ikea- Möbel geschickt. (Nein. Das ist kein Euphemismus.) Worauf hin ich ihn anrief und fragte: „Sag mal Jan, was machen wir hier.“ Seine Antwort war, dass ich mich „nicht geschmeichelt fühlen müsste“ und wenn, dann würde es erst akut werden, wenn er mir Bilder von sich „*beep* vom Strand“ schicke. Er hat mir dann wieder geschrieben.
Ich möchte nicht die Frau sein, die nach jeden Strohhalm greift, aber zwischen uns er hat es mir schon angetan. Es gab selten ein Mann, den ich so faszinierend fand nicht nur fachlich unheimlich begeistert. Nein, er hat mit mir eine Art zwischen menschlich umzugehen, die ich sehr anziehend finde. Wir haben, wenn er nicht ein Blödmann auf den sozialen Medien ist, einen total lockeren entspannten Umgang.
Im Oktober war mein Kind eine Woche bei seinem Vater. In dieser Zeit hatte ich also frei. Blöderweise kollidierte diese Zeit mit den Ausbrüchen des Krieges in Israel. Meine Freundin lebt seit 15 Jahren in Israel, und als die Evakuierungsflüge los ging, fragte sie mich, ob ich sie vom Flughafen abholen könnte. Natürlich sagt man da nicht nein. An dem Tag, als sie ankommen sollte, war auch mit den anderen Studenten eine Party geplant, bei den alle eingeladen waren. Meine Freundin sollte einem Ort, wo die Party war an dem Flughafen ankommen. Sie kam natürlich nicht an. Also hatte ich mich sozusagen fertig gemacht für umsonst. Ich dachte: „wenn du schon mal da bist, dann kannst du dir auch die anderen angucken und mal gucken was so geht.“ Als ich den Raum betrat, stand mein Schwarm Jan in der Ecke und teilte B. aus. Vor ihm stand natürlich ein Menschentraube. Ich legte meine Tasche und Mantel ab und suchte mir eine Ecke und quatschte mit ein paar Leuten, die ich kannte. Jan sah mich aus seinem Augenwinkel und kam zu mir rüber. Er unterhielt sich lange mit mir. Ich meine auch, dass er mich immer im Blick hatte. Er stieß auch immer mal zufällig an mich ran. Als gehen wollte, umarmte er mich. Durch die Umarmung konnte ich sehen, dass eine andere Kommilitonin fast die Augen raus fielen. Ich bin der Meinung, dass er mir auch einen Kuss auf die Wange gegeben hat. Ehrlich ich weiß es nicht mehr.
Das einzige was komisch war, war, dass ein anderer Kommilitone mich zu einem Spiel Beer Pong aufforderte. Und ich ja keinen Schlafplatz hatte. Ich habe dann dankend abgelehnt. Jan war da ein wenig verwundert. Ich erklärte ihm die Situation und witzelte dann: „Ja. Sonst hätte ich bei dir auf der COUCH schlafen müssen.“ was nicht bedeutete, dass ich mit ihm schlafen sollte, sondern was einfach nur heißen sollte: „Bitte bedenke das von 12 bis Mittag.“ seine Antwort war, dass der andere Kollege auch eine Couch hätte und wenn alle Stricke reißen, würden wir die Stühle im Seminarraum zusammen stellen. Das war offensichtlich zeitlich vor den Kuss auf die Wange.
Seit dem Schreiben wir immer mal wieder. Neulich hat er mir juristisch sehr aus der Patsche geholfen. Ich habe ihn zum Dank auf ein B. eingeladen. Er hat auch zugesagt. Gestern habe ich ihn mal wieder angeschrieben. Wie gesagt, es geht hin und her, aber nicht tagtäglich. In der Unterhaltung habe ich nach einem B. gefragt. Er meinte, dass er zum Fußball will am Sonntag, jetzt am 12.11. Aber auch Corona hätte, ich habe es als komplette Abfuhr genommen. Morgen habe ich bei ihm Rep. Habe ich mich komplett blamiert? Meint ihr, dass ich es zu den Akten legen soll?
08.11.2023 14:48 •
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