Hallo liebe Forumsteilnehmer,
bis vor Kurzem glaubte ich, relativ gut zu wissen, wie intensiv und schmerzhaft Liebeskummer werden kann und glaubte auch, mithilfe meiner bisherigen Erfahrungen einigermaßen für die Zukunft gerüstet zu sein. Und dann kam die Trennung der letzten Beziehung, die so kurz (sie dauerte ein knappes halbes Jahr) wie schön, besonders und verheißungsvoll war. Die Trennung löste die wohl bisher schwerste persönliche Krise meines Lebens aus, wobei verschiedene Faktoren und eine Menge alter unverarbeiteter Themen, die hervorbrachen, eine Rolle spielen. Ich bin dabei, mir therapeutische Unterstützung zu suchen, um diese Krise zu verarbeiten.
Während der akutesten Phase des Schmerzes habe ich unter anderem mithilfe der Beiträge hier im Forum gelernt, dass ich mit dem, was in mir vor sich geht, nicht der einzige Mensch auf der Welt bin, dass ich nicht zwangsläufig verrückt werde, obwohl es sich manchmal so anfühlt, dass es keine Schande ist, sich so zu fühlen und letztendlich, dass es irgendwann Hoffnung auf Besserung gibt.
Dafür, dass es dieses Forum gibt und dass so viele Menschen, die ähnliches durchlebt haben, sich hier engagieren und ihre Erfahrungen und gegenseitigen Beistand teilen, bin ich sehr dankbar!
Ich möchte hier nicht zu detailliert auf meine persönlichen Schmerzempfindungen in Zusammenhang mit der Trennung eingehen, sondern mehr auf einen Teilaspekt, der mich vielleicht noch einige Zeit begleiten wird: dass ich in meinem Schmerz so blind war, dass das gegenseitige Einverständnis einer Trennung „im Guten“ mit dem Ziel, einen freundschaftlichen Kontakt aufrecht zu erhalten, durch Verhaftung in meinem Trennungsschmerz, zeitweise Unfähigkeit, die Beziehung loszulassen und durch mein resultierendes Verhalten, gefährdet und schließlich gänzlich vereitelt wurde.
Bevor ich zum eigentlichen Thema komme, möchte ich kurz etwas den Hintergrund beleuchten. Vergangenes Jahr habe ich eine Frau kennen gelernt und wir sind innerhalb weniger Wochen zu einem festen Paar geworden. Unsere Beziehung war vom ersten Moment an außergewöhnlich vertraut, innig und harmonisch. Die Kompatibilität in unseren Einstellungen, Interessen, Denk- und Lebensweisen uvm. war außergewöhnlich stark. Aufgrund unserer jeweiligen privaten und beruflichen Verhältnisse (ich hatte mich kurz zuvor selbständig gemacht, sie war in ihrer Region durch verschiedene Faktoren ebenfalls gebunden) war zunächst und auf absehbare Zeit nur eine Fernbeziehung möglich. Weil die Distanz (etwa 150 km) nicht übermäßig groß und wir beide mobil waren, konnten wir uns an den Wochenenden regelmäßig sehen. Dennoch begann meine Exfreundin bereits in den ersten Wochen der Beziehung dieses Thema häufiger anzusprechen. Ich hegte den Wunsch nach einem gemeinsamen Lebensmittelpunkt ebenfalls, war aber zurückhaltender mit konkreten Vorstellungen, nicht zuletzt weil auf meiner, ihrer oder beiden Seiten durchaus einschneidende Veränderungen und Kompromisse der Lebensplanung nötig gewesen wären. Ich denke, uns war beiden klar, dass neben den intensiven Gefühlen und der großen Kompatibilität zwischen uns auch Zeit nötig gewesen wäre, um das notwendige Vertrauen und eine gewisse Sicherheit in einen so großen Schritt zu gewinnen.
Die Geduld scheint uns im Lauf der Zeit jedoch irgendwie abhanden gekommen zu sein. Wenige Monate nach unserem Kennenlernen wurden die Aussichten auf ein Zusammenleben zu einem regelmäßigen Thema zwischen uns. Dazu beigetragen hat sicherlich auch, dass ich zunehmend gestresst durch die berufliche Verantwortung war. Der häufige Ortswechsel strengte mich (und ich glaube sie auch, auch wenn sie das so nicht explizit sagen wollte) ebenfalls an.
Letztendlich wäre ich bereit gewesen, meine Selbständigkeit aufzugeben und zu ihr zu ziehen (dazu fühlte ich mich nicht gedrängt, auch wenn meine Ex-Freundin diese Variante favorisierte; Mir erschien sie selbst als die erstrebenswerteste, auch wenn ich vieles aufgegeben und ein großes Risiko auf mich genommen hätte). Auch wenn ich entschlossen war, hemmten mich die Unwägbarkeiten, Risiken und die Komplexität des Ganzen. Meine Exfreundin äußerte zwar Verständnis für meine Zweifel und meine Zögerlichkeit, nach 3-4 Wochen verlor sie jedoch anscheinend den Glauben daran, dass ich es umsetzen würde und äußerte Enttäuschung. Meine Stimmungslage und mein Energielevel waren zu diesem Zeitpunkt und danach an einem Tiefpunkt und ich ging zunehmend in Resignation. Das alles belastete natürlich auch die Beziehung stark, doch für die nächste Zeit schienen wir das aushalten zu können. Meine Exfreundin versicherte mir mehrmals, dass sie mich und den Glauben an unsere Beziehung noch nicht aufgegeben hätte. Das konnte jedoch nichts daran ändern, dass ich mich innerhalb der Beziehung mehr und mehr in mich zurückzog und auch aufseiten meiner Exfreundin eine zunehmende Distanzierung wahrnahm, die meine Resignation noch verstärkte. Mir schien es aussichtslos, zu kämpfen und wusste nicht einmal, ob es daran lag, dass ich glaubte, sie nicht überzeugen zu können, oder dass ich schlicht nicht die Kraft dazu hatte. Meine Exfreundin regte schließlich ein Gespräch an, in dem sie zum ersten Mal ihre massiven Zweifel an der Zukunftsaussicht unserer Beziehung äußerte. Ich widersprach nicht, wollte mich aber auch nicht trennen. In der folgenden Woche teilte sie mir schließlich am Telefon ihren Wunsch mit, die Beziehung zu lösen. Es falle ihr schwer, sie möge mich noch, aber wolle nur eine freundschaftliche Beziehung mit mir (wie es bei ihr mit allen ihren bisherigen Exfreunden gut funktioniert hätte).
Ich musste mit diesem Schritt rechnen und wusste das. Dennoch traf es mich irgendwie unvorbereitet. Ich hatte mir keine Vorstellungen von den Konsequenzen gemacht und davon, wie sehr ich mich in der letzten Phase der Beziehung verstrickt hatte und emotional abhängig geworden war. Zum Zeitpunkt der Trennung war ich darauf bedacht, innere Widerstände fallen zu lassen und jegliches Drama zu unterlassen, um meiner Exfreundin und mir unnötiges Leid zu ersparen. Diesem Vorsatz sollte ich in der Folgezeit leider nicht gerecht werden.
Ich sah mich in einer Situation zurückgelassen, die wie die vor der Beziehung schien, doch es war ganz und gar nicht mehr das selbe. Ich hatte mich ernsthaft damit beschäftigt (wenn auch in der Umsetzung scheinbar zu zögerlich), das alles zu verlassen und jetzt behielt ich alles, mit dem Unterschied, dass ich mich ausgebrannt, niedergeschlagen und nun auch noch permanent unruhig und nervös fühlte.
Mit dem freundschaftlichen Kontakt meinte es meine Ex-Freundin ernst. Bereits wenige Tage nach der Trennung rief sie mich an, um zu hören, wie ich zurechtkomme. Ich war sehr gefasst und wir redeten über verschiedene Themen. Wir verabredeten uns für das kommende Wochenende wieder zum Telefonat. In der Zwischenzeit brach jedoch die Welt um mich herum zusammen. Im nächsten Gespräch war ich schon nicht mehr so gefasst. Ich schilderte ihr meine Gefühlslage und sie hatte Mitleid. Sie reagierte mit Verständnis, ansonsten aber kühl und distanziert. Sie verkniff sich offensichtlich einen Vorschlag, sich sonntags zum Spazierengehen zu treffen, im letzten Augenblick. Ich hätte sie ungeheuer gerne gesehen, war mir aber nicht sicher, ob es mir bei der Verarbeitung geholfen hätte, sie zu sehen und direkt mit ihr zu sprechen zu können, oder ob es meinen Schmerz nur verstärkt und womöglich der falschen Hoffnung auf eine Fortsetzung der Beziehung Antrieb verliehen hätte.
In der Folgezeit konnte ich mich mit nichts anderem beschäftigen als mit meinem unerträglich erscheinenden Trennungsschmerz, der durch den Wunsch und die wachsende falsche Hoffnung (oder Illusion?) nach einer Rückkehr in die Beziehung noch genährt wurde. Ich war depressiv verstimmt und gleichzeitig von unerträglicher Unruhe und Nervosität geplagt. Nichts machte mehr Sinn, nichts konnte mich erfreuen, alles fühlte sich unerträglich an. Ich fühlte mich innerlich zerschlagen und bekam Schlafstörungen und andere somatische Beschwerden, die alles andere noch verschlimmerten. In den kommenden 2-3 Wochen hatten wir vereinzelt Kontakt, der teilweise auch von mir ausging. Einmal schrieb ich ihr beispielsweise, dass ich mir wünschen würde, sie zu sehen. Das schien das Leiden kurzfristig zu lindern. Wir verabredeten uns ein paar Tage später zum Telefonat, um über das Treffen zu sprechen. Mittlerweile kehrten die Schmerzen und Ängste zurück, sodass es mir in meinem Zustand unmöglich erschien, ein Treffen zu überstehen bzw. zu verarbeiten. (Im Nachhinein glaube ich, ich hätte die Kraft aufbringen können und eventuell hätte es mir etwas in der Verarbeitung geholfen.) Meine Exfreundin signalisierte mir, dass sie immer weniger Verständnis für meinen Zustand aufbringen konnte. Ich wiederum schämte mich, dass ich nicht in der Lage war, loszulassen, was vonseiten meiner Exfreundin anscheinend als Unreife begriffen wurde. Anstelle des Treffens schlug ich vor, den Kontakt ruhen zu lassen, bis ich mich etwas beruhigt hätte.
Zwei Wochen später schienen mir mein Zustand und meine Sehnsucht unerträglich. Meine Gedanken kreisten zwanghaft um die Trennung, meine Exfreundin und unsere (verlorene) vermeintliche gemeinsame Zukunft. Ich fing an, einen Brief an meine Exfreundin zu formulieren, der eine widersprüchliche Mischung aus Liebesbrief und Bekundung meines Einverständnisses mit der Trennung werden sollte. Wider meiner besseren Einsicht, dass eine solch widersprüchliche Nachricht keinen positiven Effekt haben konnte, versendete ich den Brief. Wieder machte sich kurzfristig Erleichterung breit, jedoch bald gefolgt von einer noch größeren Besorgnis um die Rezeption bei meiner Exfreundin und dem scheinbar unstillbaren Bedürfnis, meiner Exfreundin explizit zu eröffnen, dass ich noch Gefühle, Hoffnungen und den Wunsch nach einer Fortsetzung hatte.
In dieser verworrenen Gemengelage entschied ich mich, einen ihrer Freunde, mit dem ich während der Beziehung gelegentlich Kontakt gehabt hatte, zu kontaktieren, in der Erwartung, dass das, was er mir sagen würde, mir etwas größere Klarheit bringen würde. Er schrieb mir, dass er bereit wäre, mit mir zu telefonieren und schlug den darauffolgenden Abend vor. Ich hatte im Hinterkopf, dass an diesem Wochentag meine Exfreundin und ihre Freunde sich für gewöhnlich zum Stammtisch trafen, ignorierte aber meine Bedenken, schließlich hatte er mir Datum und Uhrzeit bestätigt und geschrieben, dass er zuhause sei.
Ich rief ihn zur vereinbarten Zeit an, aber erreichte ihn zunächst nicht. Schließlich hob er ab, im Hintergrund war Betriebsamkeit zu vernehmen. Er hatte mich offensichtlich vergessen, aber stieg sofort ins Gespräch ein und fragte nach einer Schilderung meiner Situation. Ich erzählte von meiner Not und davon, dass ich mir nichts mehr als eine Fortsetzung der Beziehung wünschen würde. Er signalisierte Verständnis und ermutigte mich, sie noch einmal zu kontaktieren und das Thema anzusprechen. Offensichtlich hatte meine Exfreundin die Trennung bei ihren Freunden nicht allzu detailliert thematisiert. Das war natürlich der falsche Vorschlag gewesen, aber Öl auf mein Feuer, sodass ich sie unmittelbar versuchte, zu kontaktieren. Meinen Anruf blockierte sie, meine Textnachrichten aber, in der darum bat, über eine mögliche Fortsetzung zu reden, empfing sie.
Meine Exfreundin schrieb mir beinahe simultan zurück, aber ohne groß auf meine Nachricht einzugehen. Sie schrieb mir, dass ich ihre Grenzen überschritten hätte, dass sie große Bedenken und Angst wegen meines Zustands habe und verlangte die sofortige Zusendung von ihren Sachen und einem Schlüssel, die ich noch bei mir hatte.
Ich war im Schock, bat um Verzeihung für mein Verhalten und versicherte, ihr ihre Sachen zuzusenden. Mir war nicht bewusst, dass sich ihre Ablehnung nicht nur auf mein Festhalten an der Beziehung bezog, sondern dass sie vor allem in der Kontaktaufnahme mit einem ihrer Freunde den unverzeihlichen Vertrauensbruch gesehen hatte. Mir dämmerte erst einige Zeit später, dass sie anscheinend unmittelbar von dem Telefonat Kenntnis bekommen haben musste und darin eventuell einen (in)direkten Manipulationsversuch vermutete. In der Zwischenzeit schrieb ich ihr einmal, dass ich nach ihrer heftigen Ablehnung nun hoffentlich besser loslassen könne. In einer weiteren Nachricht bat ich noch einmal verzweifelt um Verzeihung und verurteilte mein Verhalten entschieden. Darauf antwortete sie mir, dass ich sie beängstige und sie sich vor mir schützen müsse. Es gebe nichts zu verzeihen, ich habe so gehandelt, wie es für mich richtig gewesen sei. Erst Tage danach dämmerte mir, dass der Anruf bei ihrem Kumpel und die für mich nicht ganz nachvollziehbaren, aber mit Sicherheit missverständlichen Umstände, letztendlich zum irreparablen Bruch des Vertrauens beigetragen haben müssen (und nicht nur meine naiven Versuche, an der Beziehung festzuhalten). Abgesehen davon, dass es zu spät war, wäre wahrscheinlich ohnehin jegliche Rechtfertigungsversuch sinnlos und ohne Effekt gewesen.
Ein paar Tage später erreichte mich ein Paket mit Sachen, die sie noch von mir hatte. Auch der ungeöffnete Brief lag dabei.
Der Schock, der absolute Kontaktabbruch und der Vertrauensverlust aufseiten meiner Exfreundin haben mir letztendlich Klarheit über die Unumkehrbarkeit der Trennung und die Notwendigkeit, loszulassen, gebracht. Die Schmerzen und die Trauer um die Trennung sind indes auch Wochen nach diesen Vorfällen noch immer vorhanden und brechen von Zeit zu Zeit akut durch. Auf eine kürzliche Nachfrage meinerseits antwortete sie mir, dass sie keinen weiteren Kontakt mehr möchte, was ich natürlich unbedingt respektiere.
Die Klarheit habe ich mir teuer erkauft. Die Schmerzen bleiben und der Effekt auf mein Selbstwertgefühl ist zusätzlich zur Trennungserfahrung verheerend. Mein Verhalten war dumm, verzweifelt, irgendwie pubertär und hat keine echte Rücksicht auf die Gefühle und emotionalen Auswirkungen bei meiner Exfreundin genommen. Andererseits denke ich, dass ich keinerlei schädliche Absichten verfolgt habe und das schädigende Potenzial meines Verhaltens äußerst begrenzt war. Es tut weh, aufgrund dessen von einer geliebten Person (ich versuche, sie von meiner inneren Projektion ihrer Person, nach der ich abhängig geworden bin, zu unterscheiden) unwiderruflich verurteilt und für potenziell gefährlich gehalten zu werden.
Die Vernunft und die geballte Erfahrung der Paartherapeuten besagt, dass ein Trennungswunsch unbedingt akzeptiert bzw. respektiert werden sollte. Rational habe ich dieser Maxime permanent zustimmen können und habe mich dennoch nicht so verhalten, obwohl ich mich ansonsten nicht unbedingt emotional impulsiv beschreiben würde. Ist es euch auch schon einmal ähnlich gegangen? Habt ihr ggf. Tipps zum Umgang mit und zur klaren Kommunikation in solch einer Situation? Wie würdet ihr das Geschehene bewerten und habt ihr ggf. weitere Anregungen?
Ich danke für eure Zeit und Geduld beim Lesen und freue mich auf eure Rückmeldungen!
Viele Grüße!
05.01.2023 16:42 •
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