Lieber @binIdiot
ich musste erst einmal durchatmen und deine Wörter einsacken lassen. Denn meine erste Reaktion kennst du ja schon. Ich kann dich nur nach dem, was du selber schreibst, kennenlernen. Und dabei gibt es ein paar auffällige Kriterien, wie zum Beispiel, aus wessen Perspektive wird geschrieben; von wem ist Hauptsächlich die Rede; was ist der Tenor der Aussagen, also in welche Richtung tendieren sie, etc.
Das hat ganz viel mit einem Eindruck zu tun, der durch das Ausgedrückte hinterlassen wird.
Du hast dich ja auch ein bisschen durch die Threads gelesen. Dann kennst du den Unterschied, wenn jemand immer nur die Perspektive des Anderen beschreibt. Die bekommen erst einmal zu hören, dass sie erst einmal herunter kommen sollen und herausfinden sollen, was sie selber wollen.
Bei dir ist es umgekehrt. Du schreibst ganz viel von dem, wie du die Sache siehst, empfindest und wünschst, aber kaum etwas gibt einen Hinweis, dass auch du deine Freundin verstehst oder überhaupt richtig kennst. Ich frage mich, ob du deine Freundin in ihrer ganzen Person und in ihrem Charakter überhaupt wahrnehmen kannst.
Das ist jetzt nicht böse gemeint. Überhaupt nicht. Immerhin bist du durch die Situation mit deinem Vater sehr belastet und durch deine Ex wohl auch sehr geprägt.
An dieser Stelle greifen dann die bereits gegebenen Kommentare, dass du wohl noch nicht genügend Abstand von deiner Ex bekommen hast und die Situation mit ihr noch nicht bearbeitet hast. Da scheinen zu viele Übertragungen auf deine Freundin statt zu finden.
Aber deine Freundin ist nicht deine Ex. Anscheinend ist sie das genaue Gegenteil. Sie ist ruhig, verständig und hatte sehr viel Geduld mit dir, obwohl du überhaupt keine mit ihr hattest, soweit es ihren Ex betraf. Jetzt musst du fast genauso viel Geduld wie sie aufbringen, damit sie im Laufe der Zeit wieder Vertrauen dir gegenüber aufbauen kann.
Das geht aber nicht von heute auf morgen. Vertrauen ist ein sensibles Pflänzchen, das gut gehegt und gepflegt werden will. Ungeduld, Unverständnis, Mißtrauen sind schwere Schuhe, die alles zertrampeln können.
Du darfst Geduld haben. Sie möchte doch mit dir zusammen sein.
Auch wenn ihr euch eine Zeit nicht physisch sehen könnt, so heißt das bei ihr nicht, dass dann auch ein innerer Abstand eintreten wird. Im Gegenteil. Es kann euch eine wunderbare Basis des Vertrauensaufbaues schaffen. Wir leben in einer Zeit der fortgeschrittenen Technik. Da musst du nicht wochenlang auf einen Antwortbrief warten. Es geht schnell, sekundenschnell, um sich auszutauschen, immer wieder, zwischendurch, sowie es passt und auch der Wunsch danach ist.
Wenn du aber nur physische Nähe akzeptieren kannst als ein Zeichen von 'sich Nahe sein', dann übst du eine Art Nötigung aus. Du erlaubst ihr indirekt kein eigenständiges Leben ohne von dir Ärger zu bekommen, weil du Ängste schiebst. Hier darfst du noch ordentlich Vertrauen zu dir und zu ihr entwickeln.
Aus deiner Beschreibung heraus lese ich echt nichts, weshalb du diese Panik schieben müßtest. Allerdings hat dein Verhalten in der Vergangenheit sie schon etwas weggeschubst, obwohl du sie eigentlich an dich binden wolltest.
Vielleicht solltest du eine neue Frage aufmachen, in der Art wie: ich meine es im Grunde unglaublich gut mit meiner Freundin, liebe sie über alles und sie mich auch, aber ich bräuchte Hilfe, wie ich es ihr in einer Form zeigen kann, die sie genau so versteht.
Das ist ein verbreitetes Phänomen, dass man zwar etwas gut meint, dies aber ganz anders bei dem / den anderen ankommt.
Dort könntest du dich in deinem Verhalten reflektieren und Rückmeldungen bekommen, wie das jeweils auf andere wirkt, obwohl es im Grunde gut gemeint war. Und du könntest Hinweise bekommen, was du für dich ändern könntest oder solltest, damit euere Beziehung die positiven Veränderungen aufsaugt.
Okay, hier im thread geht es auch. Wichtige Tipps sind bereits gegeben worden.
Und ganz wichtig, auch wenn du es nicht so empfinden magst: auch aus der Ferne über Textmeldungen oder Telefonate kann man sehr wohl spüren, ob und wie sehr sich jemand verändert hat, z.B. geduldiger wurde; nachfragt, wie es dem anderen geht; auf den anderen eingeht; sich kleine Aufmerksamkeiten zukommen läßt (Herzchen, Smilies. ), etc.
Du wirst es vielleicht sogar genießen lernen
28.06.2018 22:17 •
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