Guten Morgen @Maraa
Weißt du, ich will dir den Kerl überhaupt nicht ausreden.
Ich finde es toll, wie du ihn nicht gleich aufgibst. Du magst ihn, das ist wunderschön.
Btw: Wie lange wart ihr eigentlich ein Paar?
Was mir Bauchschmerzen macht, ist was ganz anderes, nämlich die Dynamik zwischen euch, die Machtverteilung zwischen euch, die Erwartungen, die Instabilität deines Ex. Und hier ist halt jetzt ganz wichtig, wie du dich postitionierst, so wird deine Beziehung (falls es zu einem Revival kommt) aussehen.
Ich hätte mich da in deinem Alter auch dagegen gewehrt, aber man darf die Liebe nicht überbewerten. Auch wenn es sich so anfühlt, es wird wieder einer kommen, den du genauso liebst. Du musst auch nicht für die Liebe kämpfen, sie soll dein Leben bereichern, wenn eine Beziehung dauernd Kraft kostet, läuft was falsch. Manchmal trennt man sich trotz Liebe, weil andere Dinge nicht stimmen. Eine andere Userin hat mal sinngemäß geschrieben: Dann hab ich lieber LIebeskummer, weil der geht erfahrungsgemäß vorbei, als in einer Beziehung stecken zu bleiben, die mich kaputt macht.
Also, die Dynamik, die ich gerade zwischen euch erkenne (bitte überleg dir ganz genau, ob das vorher auch schon so war, ich glaube da schon ein paar Anzeichen bei dir zu lesen, wenn ich es auch nicht so krass sehe wie Arnika. Dieser Dynamik und damit ihm, musst du ganz klare Grenzen setzen, sonst wird die Rollenverteilung eben so bleiben.
Ich fass es nochmal zusammen, nimm mir meinen Roman nicht übel:
1. Konfliktlösungsverhalten: alles Hinschmeißen, wenns nicht läuft, flüchten. Ja, jeder von uns hat gelegentlich das Gefühl, alles hinschmeißen zu wollen, jeder von uns hat manchmal das Gefühl, zu recht oder unrecht, dass ihm alles über den Kopf wächst. Trotzdem würde ich nicht mit jemandem zusammensein wollen, der dann jedesmal die Beziehung hinschmeißt. Da solltest du ihm in meinen Augen ganz klar eine Grenze setzen, dass er in der Hinsicht genau noch EINE Chance bekommt. Du kannst hier und anderswo dutzendfach nachlesen, wie eklig on-off Beziehugen sind, und es wird mit jedem mal schmerzhafter. Sowas hinterläßt dicke, fette Narben.
Auch das Konfliktlösungsverhalten, dass er bei eurer Wohnsituation gezeigt hat, ist ziemlich mangelhaft. Kann ich schon verstehen, dass er nicht gleich springen will, sobald deiner Mutter oder ihrem Freund irgendwas einfällt. Dann muss man halt entweder eine Lösung finden (z.B. ich reserviere jeden Freitag zwei Stunden für den Kram, den rest der Woche will ich meine Ruhe davon), oder eben die Konsequenzen ziehen und ausziehen. Auch das solltest du klar machen, dass dir dieses Verhalten (nicht auf Lösungsvorschläge eingehen, aber auch keine Konsequenzen ziehen) nicht gefällt, und dass sich da was tun muss.
Dass er sich dann in Dro. flüchtet, macht die Sache natürlich nicht besser.
2. Erwartungen an dich (bzw. Frauen allgemein), Vorstellungen von Beziehung und Liebe, Eifersucht:
Die erste und letzte, die Eine... Puh... Da hängt der Hammer ganz schön hoch, was? Stand jetzt würde ich nicht mehr mit jemandem zusammen sein wollen, für den ich das bin... Dem kann doch ein Mensch gar nicht gerecht werden! Und was da an Erwartungen dran hängen... z.B. dass du mindestens ganz lang trauerst und ganz lang brauchst, bis du dir den nächsten angelst, und dann bitte auch was festes, keinen ONS... Und genau das ist passiert: Du hast nicht seinem Bild entsprochen, und jetzt ists Kagge. Er hat es ganz klar formuliert: Es ist ihm wichtig, sehr wichtig, dass du seinen Erwartungen entsprichst. Wenn nicht, dreht er am Rad. Nix bedingungslose Liebe. Nix du darfst dich entwickeln. Du wirst hoffentlich noch viele Dinge tun, die er von dir nicht erwartet hat. Und das ist gut und wichtig!
Außerdem spricht da ganz viel Eifersucht aus ihm, und mit jemand eifersüchtigem zu tun zu haben, ist echt nicht schön. Auch dem solltest du in meinen Augen einen Riegel vorschieben.
Zum Thema Machtgefälle und Frauenbild: Wenn ich dich richtig verstanden hat, hat er entschieden, dass das zu viel für dich ist, mit Ausbildung und Zusammenziehen. Das ist echt nicht nett oder fürsorglich, das ist übergriffig.
5. Verantwortung übernehmen.
Ich glaube, da brauch ich nimmer viel dazu zu sagen. Er macht Schluss, aber trägt die Konsequenzen (Kontaktabbruch, kein S. mehr, keine Verpflichtung deinerseits) nicht.
Er findet die Abmachungen so wie er sie bei dir zuhause getroffen hat blöd, aber ändert sie weder, noch kündigt er sie. Bzw. kündigt dich gleich mit, war die Sache nicht besser macht.
4. Belastbarkeit
Wenn sich jemand bei emotionalen Problemen in Dro. flüchtet, sagt das schon ganz viel aus.
Dieses Problem kann euch noch ganz schön auf die Füße fallen. Ich meine, das was er gerade durchmacht, sind ja jetzt keine Riesenmegaprobleme. Klar, nicht schön, sicher belastend, aber alles mehr als lösbar. Und er steigt da schon aus. Wenn ihr Familie habt, vielleicht einen Kredit abzubezahlen, dann schauts nochmal ganz anders aus. Wenn er dann die gleichen Problemlösungsstrategieen anwendet, wie jetzt, dann gute Nacht.
Ich sehe gerade, zum Thema Machtgefälle und der Dynamik, die sich gerade aufbaut, hat Arnika schon viel treffendes geschrieben. Lass dir das auf der Zunge zergehen. Ich befürchte auch, dass du ihn mit der momentanen Taktik zwar zurückbekommen kannst, aber dann ist in meinen Augen eine gesunde Beziehung auf Augenhöhe ziemlich unwahrscheinlich.
Der vielleicht wichtiste Punkt ist, dass er dir bis hierher jede Möglichkeit genommen hat, die Beziehugn aktiv zu gestalten. Er scheint alle Entscheidungen zu treffen. Momentan kämpfst du dafür, dass er dich zu seinen Bedinungen zurück nimmt. Falscher Ansatz. Wenn er wirklich will, soll er um eine zweite Chance kämpfen.
11.06.2021 07:06 •
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