Hallo zutraulich!
Die Angst vor dem Alleinsein ist menschlich. Schließlich sind wir soziale Wesen, die aufeinander angewiesen sind. Und nach Trennungen fühlt man sich wie abgeschnitten von allem und allen. Man ist innerlich wie ein kleines Kind, das ganz, ganz viel Trost braucht, weil ihm etwas sehr Schlimmes passiert ist. Leider ist man kein Kind mehr, das sich so oft es das braucht (zur Not Tag und Nacht) in die trostspendenden Arme der Eltern flüchten kann, dort weinen kann und so lange gehalten wird bis es etwas besser ist. Freunde können einem so etwas nur bedingt geben. Und der Partner, dessen Umarmung einen wirklich trösten könnte, ist nicht mehr da.
Da ist es nur verständlich, dass Du Dich nach jemandem sehnst, der Dich hält, auffängt und tröstet. Nur meist funktioniert das nicht. Entweder man gerät an jemanden, der mehr von einem will als man geben kann (man kann nämlich fast nichts geben). Das ist zum einen nicht ok gegenüber diesem Menschen, und zum anderen wird einem das schnell zu eng und man lässt es wieder und schlägt sich zusätzlich noch mit Schuldgefühlen herum, weil man diesem Menschen weh getan hat. Oder man gerät an jemanden, der nur seinen Spaß haben will, und wird zwangsläufig zusätzlich verletzt, weil dieser Mensch einem nicht wirklich das gibt, was man braucht. Hinterher bleibt oft ein schales Gefühl, benutzt worden zu sein. Nur in dem seltenen Fall, dass man auf jemanden trifft, der in der gleichen Situation ist, gibt es eine Chance, dass es funktionieren könnte, wenn man sehr ehrlich zueinander ist und einen ein überwiegend freundschaftliches Gefühl verbindet. Dann kann man sich eventuell gegenseitig für eine Weile eine Stütze sein. Aber auch da ist das Risiko von zusätzlichen Verletzungen groß, da es immer passieren kann, dass einer von beiden mehr empfindet.
Außerdem macht man sich mit so etwas zu sehr abhängig von einem anderen Menschen, der seine eigenen Interessen verfolgt, die nicht mit den eigenen übereinstimmen (müssen), und der damit immer in gewisser Weise unberechenbar bleibt. Und wenn man so instabil ist wie es nach einer Trennung normal ist, dann sollte man keine zusätzlichen Risiken eingehen.
Daher mein Rat: Lass lieber die Finger von anderen Männern, auch wenn es schwer fällt. Aber versuch so viel Trost wie möglich von Freunden und Familie zu bekommen. Oder auch von einem Haustier. Gerade Hunde können sehr trostspendend sein. Und man kann auch einfach in einem Tierheim nachfragen, ob man einen bestimmten Hund regelmäßig ausführen kann. Allein die Freude des Tieres, wenn es einen sieht, kann einen schon ein wenig aufmuntern. Oder bitte Freundinnen, Dich in den Arm zu nehmen und zu drücken, so oft es geht. Oder lass Dich mal ein Wochenende von Deiner Mutter umsorgen.
Und tröste Dich selber. Nimm die kleine Verlassene in Dir an die Hand und frag sie, was ihr gut tun würde, und dann erfüll ihr alle Wünsche, die Du ihr erfüllen kannst. Geh mit Dir so liebevoll um, wie Du mit einem kranken Kind umgehen würdest.
Hm ... ich versuche auch, vieles von dem Beschriebenen zu tun (außer das mit der Familie, da ich keinen Kontakt mehr zu ihr habe) ... aber es fällt schwer. Und ich sehne mich auch nach jemandem, der mich auffängt. Mein Trostbedürfnis ist manchmal so groß, dass ich es kaum ertrage. Das Alleingelassensein im Schmerz ist furchtbar. Aber ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es besser ist, wenn ich wieder mehr Ruhe in mir selber finde und mich nicht gleich vom Nächsten abhängig mache.
Ich schicke Dir auch eine warme, weiche Kuscheldecke und drücke Dich! gusi