Hi, auch ich verfolge das Forum regelmässig, hab mich selbst aber noch nicht zu Wort gemeldet. Nun, ich habe eine ähnlich Geschichte hinter mir. Zwar waren's bei mir keine acht Jahre, aber auch lange genug, um meinen Selbstwert zu schädigen.
Mittlerweile ist der aber wieder ziemlich in Ordnung. Ich muss allerdings sagen, die Trennung liegt nun auch über zwei Jahre zurück. Und in dieser Zeit gab's immer auch wieder Phasen, wo ich dachte, jetzt bist du überm Berg und dann kam wieder ein Rückschlag. Nun, seit gut einem halben Jahr ist nun keiner mehr gekommen und daher bin ich auch überzeugt, dass ich den Turnaround definitv geschafft habe. Ich fühle mich sogar stärker und selbstbewusster als zuvor, weil ich gerade auch in dieser Missbrauchsbeziehung viel über mich selbst lernen konnte.
Zu deiner Frage wegen dem Selbstwert. Wie auch bei gewöhnlichem Liebeskummer hilft vor allem Zeit. Der grundlegende Unterschied zu einer normalen Trennung und der Trennung bei einer Missbrauchsbeziehung besteht für mich in erster Linie darin, dass im engeren Umfeld die allermeisten Leute das nicht nachvollziehen können. Das hat bei mir dazu geführt, dass ich mich für meinen Schmerz geschämt habe. Es hatten ja alle gesehen, dass mit ihr etwas nicht stimmt und ich fühlte mich zusätzlich schuldig, weil ich es soweit habe kommen lassen. Weil ich all die Demütigungen und Erniedrigungen über mich habe ergehen lassen. Wie krank die ganze Beziehung war, wurde mir deshalb auch erst nach und nach bewusst.
Wie schon geschrieben wurde, kann jeder in eine solche Beziehung geraten. Und dass du nun dagegen geimpft bist, ist von sehr hohem Wert. Bei mir war's so, dass der Impfstoff allerdings eine Zeit brauchte, bis er sich völlig entfalten konnte. Ich war gerade im ersten Jahr nach der Trennung sehr anfällig dafür, wieder in sowas ähnliches zu geraten und musste wirklich aufpassen.
Was mir geholfen hat, waren gute Gespräche, immer und immer wieder. Es waren Kleinigkeiten, z.B., wenn mich mein dreijährige Patenkind voller Freue umarmt hat, wenn ich zu Besuch ging. Da dachte ich mir immer, ok, es gibt nichts ehrliches als Kinder und sie hält mich noch für genau so liebenswert, wie bevor das ganze passiert ist. Mein bester Freund war auch klasse. Aber der Prozess war lange bei mir und ich hab auch immer wieder Fehler gemacht, wodurch die Reise zurück zu mir ins Stocken geraten ist. Das soll nicht heissen, dass es bei dir auch so sein wird. Aber versuch nichts zu erzwingen. Nimm dir die Zeit. Acht Jahre sind lange. Es bleibt zu wünschen, dass du in wenigen Monaten wieder ganz bei dir bist. Setz dich aber nicht zusätzlich unter Druck, wenn es länger dauern sollte.
Alles Liebe.
12.12.2017 18:59 •
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