Hallo Jules,
erstmal mein Mitgefühl... nach 9 Jahren ist das schon heftig, sowas an den Kopf geknallt zu bekommen.
Auf der anderen Seite.... 9 Jahre lang habt ihr euch vor aller Welt versteckt, hattet nur euch selbst... Respekt dafür, dass ihr das so lange durchgehalten habt. Das geht nur, wenn beide etwas wirklich wollen.
Ich glaube, was bei religiösen Familienkonflikten immer gern vergessen wird, ist, wie sehr sie darunter gelitten haben muss, permanent zwischen Familie und Partnerin zu stehen. Ins Blaue vermutet: Großfamilie, sehr, sehr enge Familienbande, Familie ist das Wichtigste?
Und dann stell dir mal vor, du musst dich jahrelang fragen, ob du stark genug bist, dieses Band, was dir sehr viel bedeutet, zu zerreißen. Du warst vielleicht die treibende Kraft, hast gemacht, getan und gekämpft - ihr Kampf war ein innerer. Und auch der hat sicherlich sehr viel Kraft gekostet. Die sie aufgewendet hat. Für dich, für euch.
Für mich liest sich das so, dass deine Freundin irgendwann einfach unter der psychischen Last zusammengebrochen ist. Und jetzt versucht sie, das 'normale' Leben, dass ihre Familie sich für sie wünscht, zu leben. Mann, Kinder, Haushalt.
Ich glaube, all das, was sie jetzt sagt und tut, das, was dich so sehr verletzt, tut sie bloß, um sich selbst zu schützen, 'stark' zu bleiben und nicht einzuknicken.
Dennoch möchte ich auch nochmal ganz fett unterstreichen, was VictoriaSiempre geschrieben hat.
'Alles' für eine Person zu geben, das ist niemals gut.
Wie die anderen lege auch ich dir nahe, Konsequenzen zu ziehen. Kein Kuscheln. Getrennte Betten.
Um deinetwillen.
Beim kuscheln wird das Hormon Oxytocin ausgestoßen. Wenn das ausbleibt, ist das für den Körper eine Art Entzug. Dadurch, dass ihr weiter miteinander kuschelt, wird das Hormon, unabhängig von der Situation, weiter produziert.
Tu dir selbst einen Gefallen und meide die körperliche Nähe, das tut nur weh.
Ich bin ziemlich sicher, dass sie all das berührt, was du sagst und tust. Nur nicht in der Weise, die du bezweckst.
Das Problem mit Dingen, die wir haben können, ist genau das - wir können sie haben. Das macht es uninteressant.
Ob ihr Weg der richtige ist, muss sie wissen, sie allein. Wie du bezweifle ich das zwar, aber du hast ja selbst schon gemerkt, dass du sie nicht mehr erreichst und alles, was du sagst, sie nur noch weiter wegdrängt.
Du schreibst, dass sich alles beruhigen soll - aber das wird nicht passieren. Ihre Familie wird sich nicht ändern. Sie konnte einen konstanten psychischen Druck nicht mehr ertragen. Dieser Druck wäre immer da.
Du musst jetzt deinen Weg gehen. Nimm alte Hobbies wieder auf, knüpfe neue Kontakte, belebe alte wieder. Schau auf dich und such dir Dinge, die dich beschäftigen, ablenken und wieder glücklich und eigenständig machen.
Alles Gute.
18.10.2017 09:28 •
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