@Ema
Was Du schreibst über Deine eigenen diesbezüglichen Erfahrungen, das könnte ich zumindest sehr ähnlich selber auch schreiben.
Es ist ja nicht so, daß ich sagen würde, reinfallen verboten! oder selber schuld (um Schuld geht es auch hier nicht). Nur ist mir in dem Fall erschienen, daß die Vorzeichen doch mehr als deutlich waren. Es kann auch sehr viel subtiler und hintergründiger ablaufen.
Womit wir wieder bei der Frage wären, ob man überhaupt mit vollster Absicht hereingelegt wird oder sich letztlich eben selber auf den Leim geht.
Ich glaube nämlich, daß zumeist KEINE bewußte Absicht dahintersteckt, zumindest nicht am Anfang. Wenn man von jenen Fällen einmal absieht, wo sich jemand durch Liebes- oder TollS.vortäuschungen einfach etwas unter den Nagel reißen will.
Sondern vielmehr erscheint es mir so, daß da zunächst durchaus auch beim anderen vulkanartig Gefühle ausbrechen können, die nicht lediglich gespielt sind, auch wenn der Ausdruck bisweilen stark überhöht sein kann. Das eigentliche Spiel beginnt oft erst später, wenn der Ausbruch schon vorbei ist und dann nur noch so getan wird, als ob noch alles am Glühen wäre, um eben den anderen am Glühen und Flammen zu halten, weil man sich davon etwas verspricht. Sobald derjenige nämlich selber nicht mehr verwickelt ist, sein Gefühlsrausch abgeklungen ist, kann er spielen, wie er möchte, kann alle Spieße umdrehen, ja kann auch sang- und klanglos plötzlich abhauen, weil in ihm nichts mehr ist, das an einem hängt. Und das scheint mir das Fatale an der Geschichte zu sein. Zuerst ein großes Feuer, das aber lediglich eine Stichflamme ist, die den anderen vollkommen entzündet, aber selbst bald wieder verlischt. Während der Entzündete hilf- und heillos weiterbrennt, bis er vielleicht schlimmstensfalls nur noch Asche ist.
Wie Du weißt, glaube ich, mißfällt es mir ja sehr, hier von Narzissten, Psychopathen usw. zu sprechen. Das ist auch vollkommen uninteressant und bedeutungslos. Sondern worum es geht, sind die Strukturen, die hier dahinterstecken, unter anderem die plötzliche heftige Emotionalität. Und dies, scheint mir, führt dann auch zu diesem Flächenbrand in einem selber, zu dem Gefühl, etwas Derartiges noch nie erlebt zu haben (was oft ja auch richtig ist, weil die Emotionalität, so kurzfristig und wechselhaft sie sein mag, eben eine andere ist als bei einem Durchschnittsmenschen).
Ich glaube also, daß letztlich dieser heftige Brand, der in einem entfacht wird, das wesentlichste Problem ist. Wodurch immer er auch ausgebrochen sein mag. Die Ölfässer stehen zumeist im tiefsten und verborgensten Keller, und es ist nicht so einfach, die so wirklich zu entdecken und auszugraben.
Ich halte es zwar für wichtig, die Dinge auch etwas zu analysieren (in einem selber), überhaupt, wenn etwas ohnehin sehr offen zu Tage liegt. Aber irgendwann wird wohl nichts anderes bleiben, als es gut sein zu lassen. Und was man vor allem nicht machen sollte, ist, den anderen, den Täter in Grund und Boden zu analysieren. Mir ist nämlich kein Fall bekannt, wo eine zusammengezimmerte Fremderkenntnis der Selbsterkenntnis überlegen gewesen wäre und jemanden tatsächlich weitergebracht hätte.
Weißt Du, woran ich bei solchen Fällen immer erinnert werde, wenn ich wie nie zuvor, sofort ganz vertraut, unvergleichlich usw. höre? An diese Dualseelengeschichten, die manchen das rechte Rettungsboot zu sein scheinen, um die Illusionen nicht nur aufrechterhalten, sondern sie sogar ins überirdisch Sinnvolle, ja Unausweichliche hochspiritualisieren zu können.
Und wenn jemand auf ein recht einfaches und von Anfang an durchschaubares Strickmuster hereinfällt, dann denke ich unweigerlich an diese Kaffeefahrten und sonstigen Einmaligkeitsangebote. Manipulationen kommen ja nicht nur in Liebesdingen vor, sondern gehören zum Alltag. Und wenn nun jemand ein allheilmitteliges waschechtes Eselshaarkissen mit Binsenfüllung zum einmaligen Sonderpreis von unschlagbaren 2.999,90 Euro erwirbt und sich auch noch über die dazugeschenkte esoterische Kaffeetasse mit aufgepinselter numerologischer Glückzahl mit staunendem Glücksblick freut, so mag man sich über eine solche unverfrorene Hinterhältigkeit, kommt sie einem zu Ohren, auch aufregen und sie für das Allerletzte halten, aber zugleich wird man auch dem Käufer eine gewisse Naivität - wenn nicht einen leisen Anflug von haarsträubender Dummheit - nicht absprechen können.
Die Schule des Lebens ist manchmal hart, aber man wird in ihr nichts lernen, wenn man nur dem Lehrer auf die Schuhe schaut.
In diesem Sinne liegt es auch mir fern, auf jemanden Steine zu werfen. Nur glaube ich, daß bisweilen deutlichere Worte hilfreich sein können. Denn gerade das ist der Vorteil einer Außenbetrachtung.
28.01.2018 02:47 •
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