Hallo, ich bin 34 Jahre und bin fast 10 Jahren mit meiner Freundin zusammen. Anfang Jänner hatten wir unser 10. Jubiläum (Kennenlerntag). Daraufhin habe ich ein Abendessen mit Übernachtung in der Nähe von uns gebucht und sie eingeladen mit dem Plan ihr einen Heiratsantrag zu machen. Ich dachte mir die Beziehung ist super, es ist meine Traumfrau und 10 Jahre ist lange genug zum sich sicher zu sein. Ringe gekauft. Anzug in die Reinigung und los ist es gegangen. Wein und ein dreigängiges Menue. Wir haben gelacht und ich glaube in der Vorfreude meines Antrages habe ich sie geliebt wie noch nie.
Nun ja ich bin ganz klassisch niedergekniet und habe ihr den Antrag gemacht. Und dann ist die ganze Blase geplatzt. Es ist ein ganz unaufgeregtes Nein geworden und ein paar Sätze wie Das würde die Magie zerstören und die Lockerheit nehmen . das brauchen wir nicht. Ich bin dann eigentlich nur neben mir gestanden und hab sie ungläubig angesehen. Sie ist ins Zimmer, ich bin spazieren gegangen und dann auch ins Zimmer. Die Blicke der anderen Gäste und Kellner war eine Erfahrung für sich. Im Zimmer haben wir kein Wort mehr gesprochen. Wir sind intim geworden (ging von ihr aus) und ich bin ziemlich leer eingeschlafen. An nächsten Morgen sind wir (wieder wortlos!) ohne Frühstück zurückgefahren.
Es hat dann eine ganze Woche gedauert bis wir wieder über das Thema geredet haben. Sie wollte nicht ich habe aber trotzdem darüber geredet und ihr gesagt, dass ich ihre Entscheidung akzeptiere. Sie hat mir dann noch erklärt, dass für sie heiraten nur Sinn machen würde falls wir Kinder haben und die haben wir ja noch nicht. Sie würde mich trotzdem lieben und nie einen anderen Mann wollen. Dann haben wir wieder wie vorher weitergelebt. Ihre Lockerheit war allerdings wie verschwunden. Sie hat begonnen mich zu kritisieren (was in den ganzen 10 Jahren davor weniger war wie die nächsten zwei Wochen) und kontern war nicht angesagt weil es dann gleich in einen Streit gemündet hat.
Irgendwie hat sich unsere Beziehung wieder erholt und wir sind ziemlich schnell wieder in einen respektvollen (aber auch etwas emotionslosen) Umgang übergegangen. Dann bin ich in das HomeOffice gekommen. Durch das alleine Zuhause zu sein bin ich immer mehr zum Nachdenken gekommen. Das Nein hat mich einfach nicht losgelassen. Gedanken wie Noch bleibt sie bei mir bis ein anderer Mann auftaucht und vieles mehr haben mich gequält. Ich war dann eine Zeit lang ziemlich daneben. Die Tage waren dann Zoom Meetings und Grüblerei vollgepackt. Gleichzeitig habe ich mich dabei ertappt, dass ich bei den Zoom Meetings mit den weiblichen Kollegen viel lieber konferiert habe und viel mehr auf das Aussehen geachtet habe wie sonst und auch ziemlich viel Gedanken entwickelt habe die ich davor nie hatte. Peinlicherweise habe ich sogar versucht eine Kollegin auf einen Drink einzuladen und musste mir eine schnippische Bemerkung anhören, dass das berufliche unprofessionell sei (was auch stimmt). Ich habe dann auch unter Vorwand Isolation begonnen alle Frauen die ich kenne und die mir nur mehr oder weniger gefallen haben anzurufen und zu fragen wie es geht. Das hat zu nichts geführt, weil die ja alle ein Leben haben.
Dann habe ich die Freundin meiner Frau die auch nicht weit von uns wohnt beim Spazieren gehen getroffen. Wir haben kurz geredet und ich habe sie auf einen Kaffee eingeladen. Sie hat die Einladung angenommen und es war dann eigentlich eine sehr nette Unterhaltung. Ich habe sie immer als eine sehr attraktive Frau empfunden aber interessiert hat sie mich noch nie. Dieser eine Kaffee hat dann mein Interesse geweckt. Ich habe dann vorgeschlagen, dass wir doch öfters spazieren gehen könnten oder einen Kaffee trinken könnten, da man ja kaum mehr Menschen direkt trifft. Das hat sie bejaht und wir haben angefangen regelmäßig am frühen Nachmittag zusammen Kaffeepause zu machen. Meine Motivation war unendlich groß. Stets unter dem Motto wie kann ich subtil aufmerksam sein, versteckte Komplimente machen und sie beeindrucken. Ich habe sie runter und rauf gegoogelt und bis auf eine Musikliste von ihr nicht viel gefunden. Einzelne Musikstücke habe ich dann aber immer wieder bei ihren Besuchen gespielt und sie als meine Musik vorgestellt. Das hat ihr sichtlich gefallen. Meine Freundin hat sich mit einem Kuss in der Früh verabschiedet und ich habe mich dann sofort gedanklich vorbereitet auf den Kaffee. Was kann ich heute für ein verstecktes Kompliment machen? Wie kann ich noch aufmerksamer sein usw.? Das krasse war auch, dass ich immer besser gelaunt war. Die Beziehung zu meiner Freundin ist wieder so wie früher (sehr locker) geworden und unsere Intimleben intensiver. Eigentlich ein Zeitpunkt in unserer Beziehung wo alles gepasst hätte bzw. hat.
Trotzdem habe ich mich entschieden alles Mögliche zu tun um die andere Frau zu beeindrucken. Mich in den Unterhaltungen bemüht, ihre Standpunkte bekräftigt, ihr auch kleine Komplimente gemacht (meistens ihren Intellekt betreffend). Langsam ist der Umgang immer lockerer geworden. Sie hat mich als aufmerksam und toll bezeichnet (was dazu geführt hat, dass ich mich kaum noch zurückhalten konnte). Ich habe begonnen sie unabsichtlich zu berühren oder mich während dem Besuch nicht mehr auf einen Stuhl sondern direkt neben sie aufs Sofa zu sitzen. Als wir uns dann endlich geküsst haben und intim geworden sind war ich unendlich glücklich. Die ganze investierte Energie ist freigesetzt geworden.
Das mein Vorhaben nicht so subtil, sondern offensichtlich war ist mir dann auch klar geworden. Sie hat lachend erzählt, dass sie auf keinen Fall so etwas wie eine Affaire mit mir wollte. Ich hätte ihr überhaupt nicht gefallen. Aber mein ständiges bemühen und meine Aufmerksamkeit haben nach und nach all ihre Abwehrmechanismen ausgehebelt. Sie meinte, dass sie sich dann auch schon innerlich entschieden hätte und eigentlich nur darauf gewartet habe bis es dann endlich passiert ist.
Das Ganze geht inzwischen drei Monate und ist sehr intensiv. Inzwischen ist es eine Affaire wo auch Gefühle sehr stark mitspielen. Das krasse ist, dass sich die Beziehung zu meiner Freundin auch so gut ist wie schon lange nicht mehr. Es ist so als ob ich jetzt nichts mehr zu verlieren habe und alles locker sehe und viel mehr genießen kann. Auch die intimen Momente mit meiner Freundin.
Lese ich dieses Forum hier, dann gehen ja diese Geschichten meistens nicht so gut aus. Irgendwann kommen die Affären raus, es gibt schlechtes Gewissen und viel Schmerzen. Nur solche Gedanken habe ich überhaupt nicht. Ich fühle mich gut, genieße die Affaire, und habe genau Null schlechtes Gewissen. Im Prinzip passt mir mein Leben genauso wie es jetzt ist. Es stört mich nicht einmal der Gedanke, dass die Affaire aufliegen könnte (was sie allerdings nicht tun wird). Dann hätte es halt heraus müssen so what? Das sind meine Gedanken. Inzwischen frage ich mich schon ob ich ein schlechter Mensch bin, dass ich mir keine Vorwürfe mache und hoffe, dass die Situation so lange wie möglich so bleibt wie sie ist.
Auf der anderen Seite findet man hier eigentlich auch Affairen wo alle damit zufrieden waren. Zumindest solange sie nicht aufgeflogen sind. Teilweise Affairen die sogar öfters aufgeflogen sind. Da stellt man sich dann fast die Frage warum man eine Affaire aufliegen lässt? Wollte das einer der Affaierenbeteiligten unterbewusst weilt er ein schlechtes Gewissen hatte? So schwierig ist es ja nicht, dass geheim zu halten.
Ich denke mir selbst, dass die Affaire eigentlich für alle Beteiligten positiv ist. Die wo die Affaire haben geniessen sie, holen sich Gefühle, Liebe, Zärtlichkeit mit einem weiteren Menschen (warum soll die Zärtlichkeit nur für einen Menschen reichen) und die Nicht-Wissenden haben einen glücklichen und zufriedenen Partner der dadurch auch positiver auf sie zukommt.
Ich weiß, sehr langer Text. Aber ich wollte das endlich einmal niederschrieben und vielleicht gibt es ja hier auch Frauen oder Männer die mit (eventuell langjährigen) Affairen glücklich sind und die Moral ablegen konnten und das Ganze Thema positiv sehen können?
03.09.2020 12:02 •
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