Glaubt ihr noch an Die Liebe?

Ich persönlich glaube nicht an Liebe. Für mich ist Liebe ein Konstrukt, was Menschen sich ausgedacht haben, weil es sich schön anhört. In den allermeisten Fällen endet es aber für mindestens eine Partei in einer riesigen Enttäuschung.
Liebesbeziehungen sind meist endlich und nicht immer schön, das ist die Realität. Genießen kann man sie ja trotzdem.

@Michael05 für manche Menschen ist das die Realität. Es ist traurig, aber Fakt ist sicherlich, dass nicht jeder gleich fühlt, gleich empfindet und Beziehungen nicht für jeden gleich laufen.

Meiner Ansicht nach lässt sich daher auch die Frage ob es wahre Liebe gibt (ich weiß, ist hier nicht das Threadthema! Aber diese Frage wird ja auch immer wieder gestellt) so nicht beantworten.

Der eine Mensch erlebt sie und spürt sie, der andere nicht.
Alles ist Realität.

Die Frage ob man selbst daran glaubt, wie sie hier gestellt wurde, lässt sich natürlich schon stellen und beantworten. - Und die Antworten sind sehr interessant.

Wie immer kommts wohl auf die Erwartungen an, ob man noch an die Liebe glaubt oder nicht. So wie im Märchen ist sie sicher nicht. Und die Verliebtheitsphase mit Schmetterlingen im Bauch und rosa Brille auf der Nase ist endlich. Das ist klar. Danach wird es eher sowas wie eine tiefe Freundschaft mit Vertrautheit und Sicherheit. Ich bin jetzt 2 x auf die Nase gefallen. Aber aller guten Dinge sind ja 3. Inzwischen komme ich aber auch ganz gut allein zurecht mit meinen Kids.

Zitat von Ellip:

Danach wird es eher sowas wie eine tiefe Freundschaft mit Vertrautheit und Sicherheit.

Schon, aber nicht nur. Ohne körperliche Anziehung könnte ich die Beziehung nicht führen. (Selbst 24 Jahren) Es wäre sonst ja wirklich nur eine normale Freundschaft...

Zitat von thegirlnextdoor:

Ohne körperliche Anziehung

Ja, okay. Er sollte schon gepflegt sein und so ein oder 2 Hingucker bieten. Ich mag z.B. total einen knackigen Hintern. Aber den haben Männer ja meistens.

@Ellip mir ging es jetzt eher um das Gefühl der Anziehung. Also sich wirklich körperlich zum anderen hingezogen fühlen. Wenn das jetzt nach 24 Jahren weg wäre und es sich nur noch vertraut und freundschaftlich anfühlen würde, könnte ich die Beziehung so nicht mehr führen.
Ich denke, dass wenn man nach der Phase der starken Verliebtheit wirklich NUR noch Sicherheit und Freundschaft empfindet, etwas entscheidendes fehlt. Natürlich kochen die Hormone nicht 30 Jahre lang so hoch wie in den ersten drei Jahren, das ist klar, aber ganz weg sollten diese Gefühle dann auch nicht sein.

Zitat von thegirlnextdoor:

ganz weg sollten diese Gefühle dann auch nicht sein

Bist du denn inzwischen wieder glücklich in deiner Ehe?

@Ellip ja schon. An den Gefühlen fehlte es auch nicht, es waren andere Themen, die zeitweise wirklich massiv und sehr belastend waren. Das Forum half tatsächlich enorm bei der Lösung, es gab beim Querlesen so unglaublich viele gute Denkanstöße und Tipps.
Wenn wir uns getrennt hätten, dann auf jeden Fall nicht deswegen, weil die Anziehung/Attraktivität weg war. Das hätte dann ganz andere Gründe gehabt.

Also ich glaube nicht an die Liebe, sondern ich weiß, dass es sie gibt! Und das es das Schönste ist, für das es sich zu leben lohnt. Gehe seit bald 16 Jahren den Weg mit dem wunderbarsten Menschen auf der Welt. Wir haben eine große Familie und es ist sicher nicht immer leicht, aber: Ohne Liebe könnten wir dieses Leben gar nicht leben.

Der Begriff Liebe ist sehr vielschichtig. Jeder versteht etwas anderes darunter. Oft wird Liebe auf ein Gefühl reduziert, hier gerne mit dem Zusatz, Gefühle sind nicht verhandelbar. Dabei wird außer Acht gelassen, dass Liebe auch eine Entscheidung, ein Bekenntnis, eine Lebenshaltung ist, die das Wohl des Partners über das eigene stellt. Leider ist es heute scheinbar schwer, dass sich zwei Menschen finden, die genau das für einander leben wollen. Es ist analog zum Gefangenendilemma (für die, die es kennen).

Zitat von Wasabix:

Selbstfürsorge, sich nie mehr komplett abhängig machen. Und mit Realismus drauf schauen.

Ich lese oft hier im Forum das viele die Gewichtung in Richtung Selbstliebe legen. Das hat aber einen Preis.
Habe heute im ps Podcast von Lisa Fischbach den zu-denken-gebenden Satz gehört: Die Menschen heute haben eine starke Singlekompetenz, das führt dazu, dass die Ansprüche an den Partner steigen. (in etwa)

Zitat von thegirlnextdoor:

Kann mir gut vorstellen, dass da unter der Belastung mit den Kindern einiges verlorengeht, wenn man sich vor den Kindern erst 2-3 Jahre kannte...

Wir haben sehr schnell Kinder bekommen, sie haben uns aber immer nur einander näher gebracht. Wenn man die Belastung gemeinsam trägt, oder noch besser einer für den anderen, dann kann es klappen.

Zitat von Ellip:

Wie immer kommts wohl auf die Erwartungen an, ob man noch an die Liebe glaubt oder nicht. So wie im Märchen ist sie sicher nicht. Und die Verliebtheitsphase mit Schmetterlingen im Bauch und rosa Brille auf der Nase ist endlich.

Unsere Verliebtheitsphase war gar nicht so stark ausgeprägt, (wie z.B. in einer Beziehung vorher). Ich bin froh, dass die Zeit der Beziehungsanbahnung mit überschwänglichem Bangen, Freude, etc. vorbei ist, und kein Thema in meinem Leben ist. Verliebtheit, körperliche Anziehung, Teamfähigkeit und Freundschaft hat sich von Anfang an die Waage gehalten.

Zitat von Ellip:

Aber aller guten Dinge sind ja 3.

Ja. Bei mir war es auch die 3. Beziehung, nachdem die ersten zwei ein reiner Krampf waren.

Zitat von Thomi:

Wir habe sehr schnell Kinder bekommen, sie haben uns aber immer nur einander näher gebracht. Wenn man die Belastung gemeinsam trägt, oder noch besser einer für den anderen, dann kann es klappen.

Respekt, das kenne ich selten so.
Hut ab, dass es bei euch so funktioniert hat!

Zitat von thegirlnextdoor:

Respekt, das kenne ich selten so.

In meinem Bekanntenkreis gehen auch gerade einige Beziehungen zu Grunde und andere sind sehr unglücklich. Aber hier im Forum ist es arg gebiased. Ein großer Teil der Menschen lebt eine oft recht lange Zeit glücklich miteinander. Auch nach einer Trennung hat das gemeinsam Erreichte in meinen Augen einen großen Wert.

Zitat von Thomi:

Auch nach einer Trennung hat das gemeinsam Erreichte in meinen Augen einen großen Wert.

Das finde ich eine sehr gute Einstellung und so denke ich auch. (Mein Mann sagte das vor kurzem auch, dass er den Gedanken schlimm fände, die gemeinsame Zeit im Nachhinein zu entwerten.)

Zitat von Thomi:

Ein großer Teil der Menschen lebt eine oft recht lange Zeit glücklich miteinander.

Glücklich, oder auch abwechselnd glücklich, mit Höhen und Tiefen. So würde ich bei uns sagen. Ich bin froh, dass wir - auch mit Hilfe des Forums - jetzt an der Trennung vorbeigeschrabbt sind. Denn wirklich gewollt hätten wir sie beide nicht.

Zitat von thegirlnextdoor:

Glücklich, oder auch abwechselnd glücklich, mit Höhen und Tiefen. So würde ich bei uns sagen. Ich bin froh, dass wir - auch mit Hilfe des Forums - jetzt an der Trennung vorbeigeschrabbt sind. Denn wirklich gewollt hätten wir sie beide nicht.

Mich hat das Forum auch vor schwerwiegenden Fehlern bewahrt. Durststrecken kommen immer mal vor. Man kann sich dann die Frage stellen, ob es sich lohnt alles hinzuschmeißen, oder ob nicht etwas an einem selbst liegt. Liebe ist besonders auch Trotzdemliebe. Nicht weil jemand so gut aussieht, so nett ist, und so gut im Bett. Schönheit vergeht und das andere ist auch manchmal vergraben von einem Berg von Alltag, Sorgen, Arbeit, Pflichten.

Liebe führt dazu den Partner bei all dem nicht aus den Augen zu verlieren. Ihm immer wieder die Priorität einzuräumen, die er inmitten des ganzen Anderen, was die Welt zu bieten hat, verdient.

Zitat von Birkai:

Vielleicht begegnet sie mir ja noch einmal ganz zufällig, wie beim letzten Mal.

Hundertpro!

Zitat von Thomi:

Dabei wird außer Acht gelassen, dass Liebe auch eine Entscheidung, ein Bekenntnis, eine Lebenshaltung ist, die das Wohl des Partners über das eigene stellt.

Wundervoll...
Danke!