Liebe Moon, liebe Christina,
ja, ich kann Dich so gut verstehen. Auch mir ging es so, daß ich nach achteinhalb Jahren von meiner Frau sozusagen von heute auf morgen verlassen wurde. Dies ist jetzt auch 4 Wochen her. Mein Gott erst vier Wochen!?
Eine Welt, die doch einst so heil und glücklich zu sein schien, bricht einfach in sich zusammen. Die Fragen, die einem dabei hochkommen, kennst Du wohl zur Genüge.
Einen Vorteil habe ich Dir gegenüber. Meine Frau zieht 600 km weit weg.
Anfangs hatte ich auch jeden Tag und jede Stunde das Bedürfnis, auf die eine oder andere Art Kontakt mir ihr zu suchen. Im innersten meines Herzen wußte ich eigentlich schon, daß es alles vorbei war, auch wenn ich mir immernoch einen bunten Strauß Hoffnung zusammengestellt hatte.
Aber wir wollten beide eine Kontaktsperre. Welch ein gräßliches Wort für eine noch gräßlichere Sache. Es ist, als schneidest Du Dir einen Teil Deiner selbst ab.
In den ersten Tagen glich das der absoluten Höchststrafe.
Wir haben in unserer gemeinsamen Zeit jeden Tag min. einmal telefoniert, wenn ich auswärts tätig war. Und wenn es auch nichts besonderes zu erzählen gab, so war es doch ein Grund, die Stimme des anderen zu hören.
Jetzt aber mit etwas Abstand muß ich sagen, daß es wahrscheinlich gerade der Abbruch der direkten Verbindung war, der mir half. Jeder direkte Kontakt hat mir einfach nur weh getan. Immer wieder wurden die Wunden aufgerissen.
Nur durch den Abstand und dieses bitterharte Schweigen sah ich eine Chance, daß ich mit der Situation besser umgehen könnte. Und dies war auch so.
Was nun die Frage der Freundschaft nach der Partnerschaft angeht, so kann ich für mich nur sagen, daß dies auf unabsehbare Zeit nicht in meinen Möglichkeiten liegt. Es war einfach zuviel zwischen uns, als das man das jetzt so auf ein Maß zurückführen könnte, daß wir einen unbeschwerten Umgang miteinander hätten.
Die Menschen sind da unterschiedlich. Doch wenn der Kontakt für einen der beiden Beteiligten schmerzlich ist, warum muß man das dann halten?
Meine Frau war 8 einhalb Jahre meine Gefährtin durch viele Unebenheiten des Lebens. Sie wird immer ihren Teil in meinem Leben einnehmen. Das werde ich nie vergessen. So ist es auch in Ordnung. Aber nun geht es darum, meine Zukunft zu gestalten. Sie würde mich in der Vergangenheit haften lassen und ich würde immer wieder an diese Zeit denken. Für meine Zukunft würde ich mir Hürden aufbauen, die nicht nötig sind und an denen ich dann möglicherweise noch hängen bleibe.
Christina, überlege Dir gut, was Du machen möchtest. Wenn es wirklich keine Hoffnung mehr gibt, so mußt Du Dir gut überlegen, was Du an Schmerz bereit bist zu ertragen und ob es notwendig ist.
Ich wünsche Dir, daß Du den Mut und die Kraft findest, die Du auch in der nächsten Zeit noch brauchen wirst.
Hier werden Dir viele Leute beistehen und Dir immer ein offenes Ohr und manch gutes Wort entgegenbringen, wie Du ja auch schon erfahren hast.
Sei nun lieb gegrüßt
Nordlicht
01.10.2002 04:56 •
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